Wer einen „Blutverdünner“ einnimmt, der muss auch regelmäßig die Blutgerinnung messen. So war es jahrelang die Regel. Neue Mittel in Tablettenform sollten dies ändern. Wirkstoffe wie Apixaban oder Rivaroxaban ermöglichen eine Behandlung ohne regelmäßige Kontrolle des Quickwertes. Ob dies aber immer von Vorteil ist, wird in Expertenkreisen diskutiert.
Neue Gerinnungshemmer sind bequemer für den Patienten – können aber auch Nachteile haben
Weniger Kontrollen. Einerseits wurden die neuen oralen Antikoagulanzien wie Apixaban, Dabigatran, Edoxaban und Rivaroxaban gerade mit dem Ziel entwickelt, die Routinekontrollen, die bei der Gabe von Cumarinen (etwa Marcumar) erforderlich sind, zu reduzieren oder ganz überflüssig zu machen.
Blutspiegel schwer zu bestimmen. Allerdings kann man diesen vermeintlichen Vorteil durchaus auch kritisch sehen, denn es gibt Hinweise, dass die für eine optimale Wirksamkeit anzustrebenden Blutspiegel von einem Teil der Behandelten nicht erreicht werden. Es gibt aber keine allgemein anwendbare Methode, um dies zu überprüfen.
Schwere Nebenwirkungen möglich. So führte die Einnahme der neuen Gerinnungshemmer in zahlreichen Fällen zu schweren Blutungen. Grund war oft, dass die Nieren des Patienten nicht richtig funktionierten – über sie wird vor allem der Wirkstoff Dabigatran ausgeschieden. Das gilt zum Teil aber auch für die anderen Wirkstoffe.
Zeitweilige Kontrolle sinnvoll. Im Normalfall sind bei neuen oralen Antikoagulantien keine Blutgerinnungskontrollen erforderlich. In speziellen Situationen aber, etwa wenn es unter der Behandlung zu einer Thrombose oder zu Blutungen kommt oder eine Operation notfallmäßig durchgeführt werden muss, ist es sinnvoll und wünschenswert, die Blutgerinnung auch bei diesen Medikamenten zu überwachen, allerdings nicht routinemäßig und ständig.
Wie viel Gerinnungshemmer ist im Blut?
Spezifische Test-Sets für die neuen Blutgerinnungshemmer befinden sich noch in der Entwicklung. Wenn der Arzt es für unbedingt notwendig hält (beispielsweise bei einer akuten Blutung), kann er die Konzentrationen dieser Mittel im Blut aber auch jetzt schon mit Tests im Labor bestimmen lassen. Dabei sind jedoch zahlreiche Besonderheiten zu beachten.
Gegenmittel wenig erprobt
Bei Blutungen infolge von Überdosierung stehen für Apixaban und Rivaroxaban sowie für Dabigatran Gegenmittel zur Verfügung, mit denen im Notfall die gerinnungshemmende Wirkung wieder rückgängig gemacht werden kann. Diese sind jedoch noch wenig erprobt. Für Edoxaban ist noch kein Gegenmittel zugelassen.