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Ibuprofen oder Paracetamol für unter Zweijäh­rige

Medikamente im Test - Ibuprofen oder Paracetamol für unter Zweijäh­rige

Fieber. Soll es beim Kind gesenkt werden, helfen zwei Wirk­stoffe: Paracetamol und Ibuprofen.

Hat ein Kleinkind Fieber oder Schmerzen, lindern Paracetamol und Ibuprofen die Symptome wirk­sam und sicher. Eine Studie zeigt nun beide Wirk­stoffe im direkten Vergleich.

Zwei Wirk­stoffe stehen zur Wahl

Um Fieber und Schmerzen bei Kindern zu lindern, gibt es rezept­freie Mittel mit Paracetamol oder Ibuprofen als Zäpf­chen oder Saft. Mittel mit Paracetamol können ab der Geburt einge­setzt werden. Ibuprofen als Zäpf­chen kann Säuglingen ab drei Monaten gegeben werden. Seit Ende 2020 kann auch für Babys ab drei Monaten Ibuprofen-Saft rezept­frei abge­geben werden, zuvor durfte er erst ab sechs Monaten in der Selbst­medikation angewendet werden. Ein Saft soll in diesem Jahr erhältlich sein. Eltern haben dann für ihre Kinder ab einem Alter von drei Monaten die Wahl zwischen beiden Wirk­stoffen und Darreichungs­formen.

Laut Studien wirkt Ibuprofen etwas besser und schneller

Weil sie heraus­finden wollten, welcher der beiden Wirk­stoffe bei kleinen Kindern besser wirkt, haben Wissenschaftler aus Neuseeland 18 Studien aus sieben Ländern gesichtet. Diese beschäftigten sich mit Wirk­samkeit und Sicherheit von Ibuprofen und Paracetamol bei mehr als 240 000 Kindern unter zwei Jahren. Die Meta-Analyse ist im Fach­blatt Jama erschienen.

Ergebnis: Ibuprofen schneidet bei der fiebersenkenden und schmerz­stillenden Wirkung gering­fügig besser ab als Paracetamol. Bei der Verträglich­keit gab es beim kurz­zeitigen Einsatz der beiden Mittel keine Unterschiede. Die Daten­lage sei aber noch verbesserungs­würdig, so die Forscher. Für Säuglinge unter sechs Monaten sei sie für den direkten Vergleich sogar unzu­reichend.

Ibuprofen als Fieber­mittel

Die Studien befassten sich vor allem mit dem fiebersenkenden Effekt der Mittel. Ibuprofen zeigte dabei in den ersten 24 Stunden nach Anwendung eine etwas bessere Wirkung als Paracetamol: Der Anteil der Kinder, die in diesem Zeitraum schneller fieberfrei wurden, war höher. Ob dieser Unterschied zu Beginn der Behand­lung für Kinder und Eltern im Alltag spür­bar ist, bleibt fraglich. Im weiteren Verlauf – nach ein bis drei Tagen und darüber hinaus – waren keine Unterschiede zwischen den Wirk­stoffen mehr nach­weisbar.

Ibuprofen als Schmerz­mittel

Die schmerzlindernde Wirkung der Mittel hatten nur wenige der Studien im Fokus. Auch hier schnitt Ibuprofen 4 bis 24 Stunden nach der Einnahme etwas besser ab als Paracetamol. Da aber bislang nur wenige Vergleichs­daten vorliegen, ist dieses Ergebnis unsicher. Es sind weitere Unter­suchungen für eine abschließende Beur­teilung erforderlich, insbesondere zur direkten Schmerzlin­derung in den ersten vier Stunden nach der Einnahme der Mittel.

Darauf sollten Eltern achten

Kinder fiebern schnell, wenn sie krank sind. Das Fieber steigt oft rasch und recht hoch. Dem müssen Sie nicht sofort entgegen­genwirken. Säuglinge unter sechs Wochen sollten allerdings immer einem Arzt vorgestellt werden, wenn ihre Körpertemperatur über 38 Grad Celsius (rektal gemessen) ansteigt. Das sollten Eltern noch beachten:

  • Kinder unter drei Monaten sollten schmerzlindernde und fiebersenkende Mittel nur nach ärzt­licher Rück­sprache erhalten.
  • Beachten Sie, dass es bis zu einer Stunde dauern kann, bis die fiebersenkende Wirkung einsetzt. Um gefähr­liche Über­dosierungen zu vermeiden, dürfen Sie Paracetamol frühestens nach sechs Stunden erneut anwenden. Wenn Sie ihr Kind zum Arzt oder ins Kranken­haus bringen, sollten Sie die Ärzte unbe­dingt informieren, wenn sie ihrem Kind zu Hause bereits Paracetamol gegeben haben.
  • Bei Paracetamol ist die Grenze zwischen einer nützlichen und einer schädlichen Dosis sehr schmal. Für Kinder bedeutet dies: Es muss streng nach Körpergewicht dosiert werden. Die so ermittelte korrekte Dosierung muss unbe­dingt einge­halten werden, um eine Paracetamolvergiftung zu vermeiden. Zu viel Paracetamol kann die Leber schädigen.
  • Achten Sie darauf, dass Ihr fieberndes Kind ausreichend trinkt. Das ist besonders wichtig, wenn Sie ihm Ibuprofen geben. Wenn ein Baby oder Kleinkind nicht ausreichend trinkt oder wenn ein Kind durch Erbrechen oder Durch­fall viel Flüssig­keit verliert, können die Nieren Schaden nehmen.
  • Aus Studien an Erwachsenen ist bekannt, dass Paracetamol für manche Schmerzarten, etwa Schmerzen nach Verletzungen und Schmerzen in Gelenken, nicht so gut geeignet ist. Das lässt sich auch durch Dosiss­teigerungen nicht verbessern. Vermutlich ist Ibuprofen dann die bessere Wahl.
  • Die Autoren der Über­sichts­arbeit machen keine Angaben zur Darreichungs­form. Die Wirkung von Zäpf­chen kann unsicher sein, weil der Arznei­stoff nicht komplett ins Blut über­tritt und das Einführen eines Zäpf­chens bei Säuglingen Stuhlgang auslösen kann.
  • Um von einem Saft die richtige Menge abmessen zu können, liegt der Packung ein Mess­löffel oder eine Dosier­spritze bei. Diese Hilfen sollten Sie unbe­dingt benutzen. Klassische Löffel aus dem Haus­halts­besteck haben unterschiedliche Fassungs­vermögen – eine genaue Dosierung ist mit ihnen nicht möglich.

Arznei­mittel­bewertungen der Stiftung Warentest

Bewertungen zur Wirk­samkeit von 9000 Arznei­mitteln zeigt unsere Daten­bank Medikamente im Test. Sie enthält auch Kapitel zu allen Beschwerden, die bei Kindern häufig auftreten – wie Husten und Schnupfen, Fieber und Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Kleine Verletzungen oder Schürfwunden können Eltern selbst versorgen. Für diese Beschwerden haben wir die 80 besten rezeptfreien Medikamente für Kinder zusammen­gestellt. Sie hätten das Ganze lieber in Buch­form? Die besten Arznei­mittel zu über 50 Anwendungs­gebieten zeigt unser Ratgeber Medikamente für Kinder.

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