
Aus der Puste. Betroffene können schon bei mäßiger Bewegung Symptome wie Atemnot verspüren.
Welche Behandlung ist bei chronisch verengten Herzkranzgefäßen wirksamer: Medikamente oder zusätzlich ein Herzkatheter? Eine Studie zeigt ein überraschendes Ergebnis.
Verengte Herzkranzgefäße führen zu Angina pectoris
Ärzte sprechen von einer stabilen Angina pectoris, wenn Symptome wie Engegefühl in der Brust, Beklemmung, Kurzatmigkeit immer bei körperlicher Anstrengung auftreten. Ursache sind Ablagerungen in den Gefäßen. Sie verhindern, dass der Herzmuskel ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Betroffene kennen die Schwelle, ab der Beschwerden auftreten, auch ist die Stärke der Beschwerden immer ähnlich. Um sie zu lindern und um Folgeerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen oder einen Herzinfarkt zu vermeiden, können Patienten nur Medikamente einnehmen oder zusätzlich einen minimalinvasiven Eingriff mittels Herzkatheter machen lassen.
Angina pectoris – stabile und instabile Form
- Koronare Herzkrankheit.
- Sie ist durch Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen gekennzeichnet, was als Arteriosklerose bezeichnet wird. Die Ablagerungen beeinträchtigen den Blutfluss, so dass bestimmte Herzmuskelbereiche nicht ausreichend Sauerstoff erhalten. Werden keine besonderen Anforderungen an die Herzleistung gestellt, bleibt das meist ohne spürbare Folgen. Erst wenn das Herz schneller schlagen oder gegen einen hohen Blutdruck arbeiten muss, macht sich die Mangeldurchblutung durch Beschwerden bemerkbar.
- Stabile Form.
- Treten die Beschwerden vorwiegend bei körperlicher Anstrengung wie etwa Treppensteigen auf und lassen in Ruhe nach, handelt es sich um eine stabile Angina pectoris. Auch psychischer Stress kann typische Beschwerden auslösen. Die Grenze der körperlichen Aktivität, bei der Beschwerden auftreten, und die Stärke der Beschwerden bleiben über einen längeren Zeitraum unverändert.
- Instabile Form.
- Die Beschwerden nehmen plötzlich zu, auch ohne Belastung. Auslöser: An einer Ablagerung in einem Herzkranzgefäß ist die dünne Haut an der Gefäßinnenfläche eingerissen und es hat sich ein Blutgerinnsel gebildet. Dieses engt die Ader so ein, dass die von dieser Arterie versorgten Gewebebereiche nicht genügend Sauerstoff erhalten. Es besteht die Gefahr, dass sich das Gefäß komplett verschließt oder das Gerinnsel mit dem Blutstrom weggeschwemmt wird und kleinere Blutgefäße verschließt. In dieser Situation muss sofort ein Notarzt eingreifen.
Konsequente Medikamententherapie wichtig
Ein akuter Angina-pectoris-Anfall kann mit Nitraten wie Glyceroltrinitrat und Isosorbiddinitrat als Spray oder Sublingualtablette schnell behandelt werden. Langfristig müssen Faktoren, die eine koronare Herzkrankheit verstärken, konsequent medikamentös behandelt werden: Dazu gehören hoher Blutdruck, erhöhte Blutfettwerte und Blutzuckerwerte sowie das Verklumpen von Blutplättchen. In unserer Datenbank Medikamente im Test finden Sie Bewertungen der Stiftung Warentest zur Eignung bestimmter Präparate. Doch reichen die Medikamente aus – oder bringt ein Kathetereingriff Betroffenen einen zusätzlichen Nutzen?
Katheter kann enge Gefäßstellen dehnen
Dieser Eingriff wird in Deutschland sehr häufig vorgenommen. Er kann ambulant oder im Krankenhaus erfolgen und dauert etwa eine halbe Stunde. Dabei wird ein feiner, dünner Schlauch bis zum Herzen geschoben. Durch einen Ballon an der Spitze des Katheters können enge Gefäßstellen gedehnt werden. Bei Bedarf kann zusätzlich eine Gefäßstütze, Stent genannt, gesetzt werden. Danach wird der Katheter entfernt (Was passiert bei einer Herzkatheter-Untersuchung?). Dass dieses Verfahren helfen kann, ist gut bildhaft vorstellbar und scheint plausibel: Verengte Herzleitungen werden freigeräumt. Aber werden dadurch auch langfristig Herzinfarkte und Todesfälle verhindert?
Erkenntnisse aus fünf Jahren Studiendauer
Umfangreiche Studie. Aufschluss gibt eine groß angelegte Studie mit rund 5 200 Patienten, an der Ärzte der Harvard Medical School in Boston beteiligt waren (Managing stable ischemic heart disease). Sie lief über einen Zeitraum von fünf Jahren und wurde im Fachblatt New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Mit und ohne Katheter. Die Studienteilnehmer – Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit und mäßigen bis schweren Angina-pectoris-Beschwerden – wurden zwei Gruppen zugeteilt: Die eine wurde so lange wie möglich rein medikamentös behandelt, die andere bekam zusätzlich einen Herzkathetereingriff. Waren die Beschwerden durch Medikamente nicht mehr ausreichend zu behandeln, wurde auch bei Patienten der ersten Gruppe ein Herzkathetereingriff vorgenommen.
Erkrankungsrisiko und Lebensqualität. Die Forscher werteten aus, wie sich die jeweilige Behandlungsstrategie auf Ereignisse wie Herzinfarkt, auf Krankenhausaufenthalte wegen instabiler Angina pectoris und kardiovaskulär bedingte Todesfälle auswirkte. Sie ermittelten auch, welche Lebensqualität die Probanden mit der Krankheit hatten.
Methoden etwa gleich effektiv
Fazit der US-Forscher: Keine der zwei Behandlungsmethoden erwies sich als deutlich wirksamer. Nach sechs Monaten erlitten 3 von 100 Probanden der Medikamentengruppe einen Herzinfarkt oder ein ähnliches Ereignis und etwa 5 von 100 in der Herzkathetergruppe. Nach fünf Jahren waren in der Medikamentengruppe 18 von 100 Patienten betroffen, in der Kathetergruppe rund 16. In beiden Gruppen verstarben gleich viele Personen: 5 bis 6 von 100. Bei den subjektiv bewerteten Angina-pectoris-Beschwerden und der krankheitsbezogenen Lebensqualität schnitten die Patienten der Herzkathetergruppe etwas besser ab, insbesondere diejenigen, die zu Studienbeginn deutlichere Beschwerden hatten.
Verschiebung des Katheter-Eingriffs erhöht nicht das Risiko
Daraus folgt: Wer die Beschwerden einer stabilen Angina pectoris gut mit Medikamenten kontrolliert, kann den Kathetereingriff zunächst abwarten, ohne dass in den Folgejahren ein erhöhtes Risiko für ein schwerwiegendes Herzereignis entsteht. Verstärken sich die Beschwerden, kann der Eingriff jederzeit vorgenommen werden. Falls der Eingriff während der Pandemie verschoben werden musste, muss keiner befürchten, dass sich dadurch der Verlauf der Erkrankung verschlechtert hat.
Tipp: Um das kranke Herz zu schützen, müssen auch der Blutdruck, die Blutfettwerte und – bei Diabetikern – die Blutzuckerwerte optimal eingestellt sein. Rauchen schädigt die Gefäße, daher ist ein Rauchstopp sehr zu empfehlen (So werden Sie Nichtraucher). Dadurch verringern sich nachweislich Folgeerkrankungen und das Risiko, an einem Herzereignis zu versterben.