Bei der Arzneimitteltherapie älterer Menschen ist unter Umständen mehr zu bedenken als bei der von Erwachsenen mittleren Alters. Mit zunehmendem Alter verringern sich die Aktivität des Stoffwechsels und die Leistung von Organen wie Leber und Nieren. Bei etwa einem Drittel bis der Hälfte der Menschen über 60 Jahre arbeiten Leber und Nieren nur noch eingeschränkt. Das wirkt sich auch auf die Verarbeitung von Arzneistoffen aus. Sie werden langsamer abgebaut und ausgeschieden.
Empfindlichkeit nimmt zu
Mit steigendem Alter werden die Organe, auf die die Arzneiwirkungen zielen, empfindlicher. Außerdem verändert sich altersbedingt die Körperzusammensetzung, die Muskelmasse nimmt ab, der Fettanteil zu. All das kann dazu führen, dass Arzneimittel stärker und länger wirken und dass sie mehr und stärkere unerwünschte Wirkungen auslösen können. Arzneimittel wirken womöglich stärker und länger und können mehr und stärkere unerwünschte Wirkungen auslösen. Wie ausgeprägt das beim Einzelnen ist, lässt sich nicht vorhersagen, denn das „biologische Alter“ der Organe und Funktionen kann von dem Alter, das die Geburtsurkunde ausweist, abweichen.
Wechselwirkungen bei gleichzeitiger Einnahme mehrerer Medikamente
Zudem haben viele ältere Menschen mehrere Gesundheitsprobleme, die dann mit verschiedenen Medikamenten behandelt werden. Diese Arzneimittel können sich gegenseitig beeinflussen. Im Ergebnis erleiden ältere Menschen mehr unerwünschte Arzneimittelereignisse als jüngere. Besonders hoch ist das Risiko für Menschen, die in einem Pflegeheim leben. Studien zufolge werden dort durchschnittlich fünf Medikamente pro Person verschrieben, gar nicht so selten werden sogar zehn Medikamente regelmäßig eingenommen.
Wenn Medikamente unerwünschte Ereignisse hervorrufen
Mitunter haben Medikamente auch schädliche Effekte. Das können beispielsweise neue Krankheitszeichen sein, eine weitere Erkrankung oder aber veränderte Laborwerte. Wenn sich dafür nur ein zeitlicher Zusammenhang ergibt, spricht man von einem unerwünschten Arzneimittelereignis (UAE). Lässt sich darüber hinaus ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Effekt und der Medikamenteneinnahme erkennen, liegt eine unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) vor.
Priscus-Liste
Um die Arzneimitteltherapie älterer Menschen sicherer zu machen, haben Arzneimittelexperten in Deutschland die PRISCUS-Liste veröffentlicht. In ihr sind für derzeit 98 Arzneistoffe die wesentlichen Bedenken genannt, die bei Anwendung bei älteren Menschen bestehen. Darüber hinaus sind mögliche Alternativen aufgelistet und es werden Maßnahmen aufgeführt, die die Anwendung sicherer machen sollen, wenn das jeweilige Arzneimittel doch verwendet wird. Die Auswahl der Arzneistoffe basiert auf einer Literaturrecherche. Deren Ergebnisse wurden dann in einem methodisch festgelegten Prozess von einer Reihe von Experten beurteilt und um ihre Erfahrungen ergänzt. Anders als bei der Bewertung der Wirksamkeit von Medikamenten beruht die Beurteilung der Wirkstoffe der Priscus-Liste also weniger auf Studienbelegen; sie ist viel mehr von der subjektiven Einschätzung und Erfahrung der Experten geprägt.
Dosis und Kontrollen
Die Aussagen in der Rubrik „Für ältere Menschen“ sind mit den Angaben der Priscus-Liste abgeglichen und vervollständigt. Sie weisen darauf hin, wenn ein Wirkstoff bei älteren Menschen besser gar nicht angewendet oder bei bestimmten Begleiterkrankungen vermieden werden sollte oder wenn die gleichzeitige Anwendung mit bestimmten anderen Medikamenten unterbleiben sollte. Eventuell ist auch eine gegenüber jüngeren Personen abweichende Dosierung angegeben oder es wird zu häufigeren Kontrolluntersuchungen durch den Arzt geraten.
Nur geeignete Alternative
Auf einen anderen Wirkstoff als Alternative zu dem Besprochenen wird allerdings nur dann hingewiesen, wenn unsere Medikamentendatenbank einen als geeignet bewerteten aufführt. Dieses Arzneimittel muss zudem in genau dem gleichen Anwendungsgebiet eingesetzt werden wie das kritisch Beurteilte.
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