Einige Wechselwirkungen sind vor allem in bestimmten Wirkstoffgruppen zu berücksichtigen. Die nachfolgend aufgeführten detaillierten Angaben zu einzelnen Wirkstoffen oder Wirkstoffgruppen beschränken sich auf die beiden Problembereiche einer verstärkten oder verringerten Wirkung. Die hier dargestellten Wechselwirkungen müssen unbedingt beachtet werden. Sie beziehen sich auf Behandlungen, bei denen eine veränderte Wirksamkeit, weitreichende Folgen haben kann.
Antibiotika/Virustatika: verringerte Wirkung
Antibiotika töten Bakterien ab oder hemmen ihre Vermehrung. Werden sie durch andere Medikamente in ihrer Wirkung beeinträchtigt, können sich die krankmachenden Erreger weiterhin vermehren. Damit verschlimmert sich die Krankheit, schlimmstenfalls kann es zur Blutvergiftung kommen. Während einer Behandlung mit Antibiotika sollten Sie deshalb keine Mittel einnehmen, die die bakterientötende Wirkung beeinträchtigen.
Mit Virustatika werden Infektionen behandelt, die durch Viren ausgelöst wurden (zum Beispiel Hepatitis). Wirken diese Mittel unzureichend, können sich die Viren weiterhin vermehren und die Infektion kann sich verschlimmern. Zudem können die Viren gegen diese Wirkstoffe schneller resistent werden. Eine Kombination mit Medikamenten, die die Wirkung von Virustatika schwächen, sollte vermieden werden.
Mittel bei Epilepsien: verringerte Wirkung
Medikamente gegen Epilepsien sollen Krampfanfälle verhindern. Wenn eine Zusatzmedikation die Konzentration der Antiepileptika verringert, können erneut Krampfanfälle auftreten. Dann sollte der Arzt die Konzentration der Epilepsiemittel im Blut bestimmen und die Therapie entsprechend anpassen.
Mittel bei Herzrhythmusstörungen: verringerte Wirkung
Damit Medikamente den Herzrhythmus stabilisieren können, müssen sie in ausreichender Menge ins Blut gelangen. Nehmen Sie gleichzeitig Arzneimittel wie beispielsweise Antazida (bei Sodbrennen) oder Kohletabletten (bei Durchfall) ein, ist das nicht gewährleistet. Diese Mittel sollten Sie deshalb nicht gleichzeitig verwenden. Zwischen der Einnahme dieser Mittel und der Einnahme der herzwirksamen Medikamente sollen mindestens zwei Stunden liegen.
Kontrolle mit EKG. Außerdem muss die Herzfunktion regelmäßig mittels EKG überwacht werden. Zeigen sich dabei Rhythmusstörungen, muss der Arzt die Dosierung der Arzneimittel anpassen.
Mittel bei Herzrhythmusstörungen: verstärkte Wirkung
Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen sollen den Herzschlag stabilisieren. Wird ihre Wirkung durch andere Arzneimittel verstärkt (etwa durch Betablocker wie Atenolol oder Metoprolol bei hohem Blutdruck), kann sich der Herzschlag verlangsamen (Bradykardie) oder das Herz arbeitet unkoordiniert (Tachyarrhythmie). Akut sind solche Veränderungen meist nicht zu bemerken, halten sie aber an, können Bewusstseinsstörungen bis hin zur Ohnmacht vorkommen.
EKG-Überwachung. Bei einer solchen Behandlung muss die Herzfunktion mittels EKG überwacht werden. Sind Rhythmusstörungen erkennbar, muss der Arzt die Dosierung anpassen. Ist das nicht möglich oder lassen sich die Rhythmusstörungen dadurch nicht beheben, muss unter Umständen ein Herzschrittmacher eingepflanzt werden.
Rhythmus durch Medikamente gestört. Darüber hinaus gibt es Medikamente, die ihrerseits Herzrhythmusstörungen auslösen können. Meist kommt das aber erst zum Tragen, wenn sie relativ hoch dosiert werden. Werden jedoch zwei dieser Wirkstoffe gemeinsam eingenommen, verstärken sich die rhythmusstörenden Effekte gegenseitig und es können unter Umständen lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen, die sogenannten Torsade des pointes, auftreten. Diese Wirkstoffe dürfen daher nicht miteinander kombiniert werden. Arzneistoffe mit diesen Eigenschaften sind beispielsweise Flecainid und Amiodaron (bei Herzrhythmusstörungen), Moxifloxacin (bei bakteriellen Infektionen), Terfenadin (bei Allergien), Diphenhydramin (bei Schlafstörungen), Pimozid (bei Schizophrenien und anderen Psychosen).
Mittel bei Herzschwäche: verringerte Wirkung
Digitaliswirkstoffe unterstützen die Funktion eines schwachen Herzens. Wird ihre Wirkung durch andere Medikamente beeinträchtigt, reicht die Schlagkraft des Herzens unter Umständen nicht mehr aus, um den Körper ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. In der Folge können Herzrhythmusstörungen auftreten. Dann sollte der Arzt die Konzentration der Digitaliswirkstoffe und des Mineralstoffs Kalium im Blut bestimmen, denn Kalium beeinflusst die Wirkung der Digitaliswirkstoffe. Gegebenenfalls muss dann die Dosis der Digitaliswirkstoffe angepasst werden.
Mittel bei Herzschwäche: verstärkte Wirkung
Eine Herzschwäche wird gegebenenfalls mit Digitaliswirkstoffen (Herzglycosiden) behandelt. Dazu gehören die Wirkstoffe Digitoxin, Digoxin und andere. Wenn andere Medikamente (etwa Abführmittel) die Wirkung der Herzglycoside verstärken, können Herzrhythmusstörungen auftreten. Diese Veränderungen bahnen sich über längere Zeit an und können dann akut zu Ohnmachtsanfällen führen. Sogar Vergiftungen durch Digitalis sind möglich. Warnzeichen dafür sind Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, aber auch Sehstörungen (gelbe Flecken oder blinde Stellen im Gesichtsfeld), Schwindel und Müdigkeit.
Auf Symptome achten
Vor allem in den ersten Wochen einer solchen kombinierten Medikamentengabe – bei Amiodaron (bei Herzrhythmusstörungen) sogar noch länger – müssen Sie sorgfältig auf die oben genannten Symptome achten. Unter Umständen ist es notwendig, dass der Arzt die Konzentration der Digitaliswirkstoffe im Blut bestimmt und deren Dosierung anpasst. Lässt sich das Ganze nicht zufriedenstellend regeln, muss eines der beiden Mittel abgesetzt werden.
Mittel zur Blutverdünnung: verstärkte Wirkung
Menschen mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Blutgerinnseln (etwa bei Herzrhythmusstörungen, bei künstlichen Herzklappen) müssen meist Medikamente einnehmen, die die Gerinnungsneigung des Blutes herabsetzen (beispielsweise Cumarine wie Phenprocoumon und Warfarin, Präparate sind zum Beispiel Falithrom, Marcumar, Coumadin). Damit keine unerwünschten Wirkungen auftreten, muss die Dosierung sehr genau eingestellt und dann beibehalten werden. Ist die Dosis zu niedrig, bleibt das Thromboserisiko erhöht. Wirkt das gerinnungshemmende Mittel zu stark, kann es zu inneren Blutungen kommen, die lebensbedrohlich sein können. Problematisch sind diese vor allem im Gehirn, in den Nieren und im Magen-Darm-Trakt.
Wie kommt es zur Verstärkung?
Diese Arzneimittel können die Wirkung der Cumarine auf unterschiedliche Art und Weise verstärken:
- Bestimmte Substanzen beeinträchtigen die Produktion von arzneimittelabbauenden Enzymen in der Leber. Fehlt es an solchen Enzymen, bleiben die gerinnungshemmenden Wirkstoffe länger im Blut und können länger und stärker wirken.
- Andere Arzneistoffe verdrängen die gerinnungshemmenden Wirkstoffe aus einer Bindung an jene Eiweißstoffe, mit denen sie im Blut transportiert werden. In dieser Form sind die Wirkstoffe noch unwirksam. Wird die Bindung aber durch andere Medikamente früher gelöst oder wird mehr abgelöst, wirken die gerinnungshemmenden Mittel rascher und stärker.
- Antibiotika können Darmbakterien, die Vitamin K bilden, schädigen. Vitamin K ist an der Blutgerinnung maßgeblich beteiligt. Die Wirkung gerinnungshemmender Mittel ist darauf ausgerichtet, die Bildung von Vitamin K zu behindern. Ist aufgrund der Antibiotika weniger Vitamin K vorhanden, genügt eine geringere Menge Cumarine, um die Blutgerinnung zu hemmen.
- Acetylsalicylsäure (unter anderem in vielen rezeptfreien Schmerzmitteln, bei arteriellen Durchblutungsstörungen, koronarer Herzkrankheit) sowie Clopidogrel und Ticlopidin (bei arteriellen Durchblutungsstörungen) setzen die Gerinnungsfähigkeit des Blutes ebenfalls herab, allerdings auf andere Weise als Cumarine. Dies gilt auch für Vertreter der direkten oralen Antikoagulanzien (DOAKS) wie Apixaban, Dabigatran, Edoxaban und Rivaroxaban. Die Mittel verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung.
Selbstkontrolle
Wenn Sie zusätzlich zu gerinnungshemmenden Mitteln Medikamente einnehmen müssen, die zu Wechselwirkungen mit diesen führen können, müssen Sie sowohl zu Beginn der Behandlung als auch danach die Gerinnungszeit des Blutes mehrfach entweder selbst kontrollieren oder ärztlich überprüfen lassen. Eventuell muss die Dosierung der gerinnungshemmenden Mittel den Bedingungen angepasst werden.
Mittel zur Blutzuckersenkung: verstärkte Wirkung
Typ-2-Diabetes wird oft mit blutzuckersenkenden Tabletten behandelt. Wird die Wirkung dieser Mittel durch andere Medikamente verstärkt, kann der Zuckergehalt des Blutes übermäßig absinken und es entsteht eine Unterzuckerung (Hypoglykämie). Anzeichen dafür sind unter anderem Schweißausbrüche, Herzrasen, Verhaltensauffälligkeiten (zum Beispiel Aggressivität, grundlose Heiterkeit), Sprech- und Gangstörungen ähnlich denen von Betrunkenen (zum Beispiel Lallen, Stolpern, Torkeln) sowie Taubheitsgefühle an Mund, Händen und Beinen.
Gegen Unterzuckerung
Wird die Unterzuckerung nicht sofort behoben, droht Bewusstseinsverlust bis hin zum Koma. Besonders problematisch können Unterzuckerungen werden, wenn gleichzeitig Betablocker (bei hohem Blutdruck, zur Vorbeugung gegen Migräne) eingenommen werden, da diese die Symptome der Unterzuckerung verschleiern können. Wenn Sie Medikamente einnehmen müssen, die die Wirkung von blutzuckersenkenden Tabletten verstärken, sollte der Arzt deren Dosis gegebenenfalls verringern. Besonders zu Beginn einer Kombinationsbehandlung sollten Sie den Blutzucker häufiger als sonst kontrollieren oder in der Praxis überprüfen lassen.
Mittel zur Empfängnisverhütung: verringerte Wirkung
Wenn Frauen Medikamente einnehmen, die die Wirkung von hormonellen Verhütungsmitteln verringern, kann dies eine ungewollte Schwangerschaft nach sich ziehen. Gefährlich wird das, wenn eine Schwangerschaft für eine Frau aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation ein Risiko darstellt. Müssen Sie die Mittel nur vorübergehend kombinieren, sollten Sie in dieser Zeit andere Verhütungsmittel wie Kondom, Diaphragma, spermientötende Cremes oder Scheidenzäpfchen anwenden. Handelt es sich um eine länger dauernde Therapie, kommen auch hormonhaltige Verhütungsmittel mit mehr als 30 Mikrogramm Östrogen (0,03 Milligramm) oder die Spirale infrage.
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