Gegen die Augenkrankheit „feuchte Makula-Degeneration“ werden verschiedene Wirkstoffe eingesetzt. Dabei gibt es eine Besonderheit: Obwohl zwei ähnlich wirkende Mittel zur Verfügung stehen, hat nur eines davon die offizielle Zulassung zur Behandlung der Makula-Degeneration durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
Ranibizumab (Lucentis) wurde im Januar 2007 zur Behandlung der feuchten Makula-Degeneration zugelassen. Ein ähnlicher Wirkstoff, Bevacizumab (Avastin), war schon vorher als Arzneimittel zur Behandlung von Darm-, Lungen-, Brust- und Nierenkrebs im Handel.
Lucentis und Avastin: Zwei Wirkstoffe mit ähnlichen Effekten
Beide Substanzen sind aus dem gleichen Antikörper entwickelt worden und wirken ähnlich. Sie verhindern, dass sich neue Blutgefäße bilden. Bei Krebserkrankungen führt das dazu, dass die Krebszellen nicht an den Blutkreislauf angeschlossen werden und nicht mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden. Wenn sich bei der feuchten altersbedingten Makula-Degeneration (AMD) keine neuen Blutgefäße bilden, können diese keine Schäden an der Netzhaut hervorrufen. Bevacizumab und Ranibizumab unterscheiden sich im Wesentlichen nur hinsichtlich ihrer Molekülgröße.
Avastin fehlt die Zulassung
Bis Ranibizumab verfügbar war, wurde die feuchte Makula-Degeneration erfolgreich mit Bevacizumab behandelt – ohne dass das Mittel dafür zugelassen war. Als dann Ranibizumab (Lucentis) zugelassen wurde, zeigte sich, dass die Injektion von Bevacizumab ganz erheblich preiswerter ist als die von Lucentis. Allerdings: Avastin war und ist zur Behandlung der Makula-Degeneration nicht zugelassen. Die geringeren Kosten, die anfallen, wenn Avastin trotz der fehlenden Zulassung für Makula-Degeneration (Off-Label-Use) eingesetzt wird, verringern die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen. Das kann sich auch vorteilhaft auf die Versicherungsbeiträge auswirken. Nachteilig ist, dass der Hersteller von Avastin nicht haftet, wenn es bei der Anwendung des Mittels im Auge zu Zwischenfällen kommt.
Vergleichbare Wirkung. Mittlerweile haben Forscher die beiden Substanzen zur Behandlung der feuchten Makula-Degeneration in mehreren klinischen Studien direkt miteinander verglichen. Die Auswertung der Studien bestätigt, dass beide Medikamente gleichwertig sind. In vergleichbarem Maß stabilisieren sie die Sehstärke und verbessern die Sehschärfe. Auch hinsichtlich ihrer Verträglichkeit ist keines dem anderen überlegen.
Ranibizumab ist weiterhin deutlich teurer
Der enorme Preisunterschied bleibt jedoch bestehen. Eine Behandlung mit Ranibizumab ist deutlich teurer als eine mit Bevacizumab. Trotz der ermutigenden Ergebnisse zur Wirksamkeit von Bevacizumab wird weiterhin empfohlen, das Mittel nur in Zentren zur Behandlung der feuchten Makula-Degeneration einzusetzen und die auftretenden unerwünschten Wirkungen sorgfältig zu dokumentieren