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Resistenzen beachten – das richtige Medikament zur richtigen Zeit

Soll eine Infektion behandelt werden, spielen bei der Wahl des richtigen Medikaments mehrere Aspekte eine Rolle. Zunächst einmal muss der Wirk­stoff natürlich wirk­sam gegen den Erreger sein und dabei möglichst verträglich. Aber im Zusammen­spiel von Erregern und Arznei­mittel kann sich die Einschät­zung hierzu ändern.

Keime verändern sich

Wie effektiv ein Arznei­stoff bei einer Infektion ist, ändert sich laufend. Denn die Krank­heits­erreger verändern im Kontakt mit ihrer Umwelt ständig ihre Eigenschaften. Damit wechselt häufig auch ihre Empfindlich­keit gegen­über Arznei­mitteln. So tötet ein Wirk­stoff, der vor 20 Jahren gegen eine Keimart bestens wirkte, heute vielleicht nur noch die Hälfte dieser Keime ab – die anderen sind gegen das Medikament resistent geworden. Ein Mittel, das ursprüng­lich als geeignet bewertet wurde, kann nach ein paar Jahren die Bewertung „Mit Einschränkung geeignet“ erhalten.

Bei Harnwegs­infektionen auf aktuelle Resistenzen achten

Manche Arznei­mittel, die gegen die üblichen Erreger von Harnwegs­infektionen sehr gut wirken, gelten nur als "Mit Einschränkung geeignet". Zu ihnen zählen etwa Cephalosporine und Fosfomycin.

Nur bei schweren Fällen einsetzen. Diese Mittel sollten nicht bei Krankheiten einge­setzt werden, für die auch andere Medikamente genügen. Denn nur so können sie ihre Wirk­samkeit für Problemkeime bewahren.

Resistenzen vermeiden. Werden sie bereits bei Bakterien, die noch mit anderen Mitteln ausreichend zu behandeln sind, häufig einge­setzt, können Resistenzen entstehen. Wie lange sich bakterientötende Substanzen zur Bekämpfung bestimmter Erreger eignen, hängt also auch von ihrem über­legten und kontrollierten Einsatz ab.

Verträglich­keit und Wirk­samkeit gegen­einander abwägen

Nitrofurantoin zum Beispiel, das 2002 noch grund­sätzlich als wenig geeignet angesehen wurde, wird nun seit einigen Jahren bei unkomplizierten Harnwegs­infektionen als geeignet einge­stuft, wenn die Behand­lung nicht länger als drei bis höchs­tens fünf Tage dauert. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass sich bei den für Harnwegs­infektionen typischen Erregern bereits häufig Resistenzen gegen die Arznei­stoffe ausgebildet haben, denen Nitrofurantoin bisher aus Verträglich­keits­gründen unterlegen war. Bei einer maximal fünf­tägigen Anwendung über­wiegen nun aber die Vorteile von Nitrofurantoin das Risiko möglicher unerwünschter Wirkungen.

Trimethoprim – Erreger zunehmend unempfindlich

Die entgegen­gesetzte Entwick­lung bahnt sich zurzeit bei Trimethoprim an. Sowohl die interna­tionale Literatur als auch Kontrollen in einzelnen Regionen Deutsch­lands lassen erkennen, dass die üblichen Erreger von Harnwegs­infektionen gegen diesen Wirk­stoff zunehmend resistent werden. Setzt sich das fort, werden sich die zukünftigen Behand­lungs­empfehlungen verändern. Bei der Entscheidung zum therapeutischen Einsatz spielt daher bei Trimethorprim das individuelle Risiko, eine Infektion mit einem multiresistenten Erreger zu haben, eine Rolle. Das Risiko hierfür ist beispiels­weise erhöht, wenn Sie in den letzten Monaten schon einmal mit Trimethoprim behandelt worden sind oder wenn Sie sich in der letzten Zeit in Ländern mit einer hohen Resistenzrate aufgehalten haben wie Indien, Spanien, Israel, Mexiko.

Eine erste Folge ist bereits, dass Cotrimoxazol, eine Kombination aus Sulfon­amid und Trimethoprim, bei Infektionen der oberen Harnwege und Nieren in der Regel nur noch nach voran­gegangener Erregertestung einge­setzt wird.

Vorsicht bei multiresistenten Erregern

Bei der Antibiotikaaus­wahl spielt das ganz persönliche Risiko, eine Infektion mit einem multiresistenten Erreger zu haben, eine Rolle. Das Risiko hierfür ist beispiels­weise erhöht, wenn Sie in den letzten Monaten schon einmal mit Trimethoprim behandelt worden sind oder wenn Sie in der letzten Zeit in Ländern mit einer hohen Resistenzrate waren wie Indien, Spanien, Israel, Mexiko.