
Die Neuen von Apple: Links das handliche iPhone 6s, rechts das größere iPhone 6s Plus in Roségold.
Apples neue iPhone-Modelle 6s und 6s Plus sind teurer und schwerer als ihre Vorgänger und müssen mit einem kleineren Akku auskommen. Die Preise liegen bei 739 bis 1 069 Euro. Da dürfen Kaufanreize nicht fehlen. Wichtigste Innovation neben dem neuen Betriebssystem iOS 9: ein Feature namens 3D-Touch, mit dem sich das Smartphone bequemer bedienen lässt. Auch die Kamera der neuen iPhones kann mehr als ihre Vorgängerinnen: Sie filmt Videos in 4k-Auflösung und wartet mit einer Überraschung auf.
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Ein Abbild der Vorgänger
Groß sind sie geblieben. Mit den Vorgängermodellen iPhone 6 und 6 Plus hatte Apple im vergangenen Jahr erstmals deutlich größere Smartphones auf den Markt gebracht. Die neuen iPhones sind in ihren Maßen fast identisch mit den alten. Handlicher ist das iPhone 6s mit 13,8 mal 6,7 Zentimetern. Beim zwei Zentimeter längeren 6s Plus ist es etwas umständlicher, das Display einhändig zu bedienen.
Video: iPhone 6s und 6s Plus
Auch wenige Gramm fallen ins Gewicht
Zugelegt haben beide Geräte beim Gewicht: Das 6s wiegt 143 Gramm und damit 14 Gramm mehr als sein Vorgänger; das 6s Plus bringt mit seinen 191 Gramm ganze 17 Gramm zusätzlich auf die Waage. Beide Telefone liegen spürbar schwerer in der Hand. Nicht verändert hat sich das Design der Handys, allerdings kommt eine neue Farbe ins Spiel. Neben Silber, Gold und Grau gibt es die Rückschale nun auch in Roségold, einem metallicfarbenen Rosa.
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Käufer zahlen bis zu 70 Euro drauf
Beim Preis dürften selbst die abgehärteten Apple-Nutzer erst einmal schlucken. Er variiert je nach Speicherkapazität. Das iPhone 6s kostet zwischen 739 und 959 Euro, das 6s Plus zwischen 849 und 1 069 Euro. Je nach Modell müssen Interessenten 40 bis 70 Euro mehr berappen als im vergangenen Jahr.
Einstiegsmodelle haben zu kleinen Speicher
Wer sparen will und das günstigste Modell mit 16 Gigabyte Speicherkapazität wählt, könnte damit im Alltag auf die Nase fallen. Zumindest wenn er häufig 4k-Videos aufnimmt. Wegen ihrer sehr hohen Auflösung beanspruchen diese Videos viel Platz. Im Schnelltest war der freie Speicher von rund 11 Gigabyte nach dem Filmen eines halbstündigen Videos voll. Eine einzige Filmminute verbrauchte rund 375 Megabyte. Erneut filmen konnten die Tester erst nach dem Löschen des Videos. 4k-Videos sind auf den neuen iPhones jedoch kein Muss. Wer Speicherplatz sparen will, nimmt seine Filme in HD auf. In der geringsten HD-Auflösung passt dann Videomaterial für etwa drei Stunden aufs Telefon.
Die spannendste Neuerung: 3D Touch
Sehr gut ist nach wie vor die Displayqualität. Alle Darstellungen sind schön scharf, kontrastreich und selbst von der Seite gut ablesbar. Angetan waren die Tester vom neuen Bedienkonzept des berührungsempfindlichen Displays. 3D Touch heißt die interessanteste Innovation aus dem Hause Apple. Der Touchscreen besteht jetzt aus einer weiteren druckempfindlichen Schicht. Entscheidend ist, wie stark der Nutzer aufs Display drückt.
Wichtige Apps lassen sich schneller bedienen
Die Kamera-App und etliche andere wichtige Programme der neuen iPhones lassen sich dank 3D Touch schneller bedienen. Drückt der Finger fest auf die App, öffnet sich ein Menü für den Schnellzugriff und zeigt die wichtigsten Funktionen. Sie lassen sich dann starten, ohne die App selbst zu öffnen.
Bei 3D Touch reagiert nun ein und dieselbe App unterschiedlich – je nachdem, wie stark ihr Nutzer sie antippt. Hilfreich ist das im Zusammenspiel mit den neuen Schnellzugriffmenüs. Zum Beispiel bei der Kamera-App: Ein leichter Tipp auf die Applikation, und sie öffnet sich wie gewohnt. Drückt der Finger jedoch fest auf die App, ploppt wie beim Klick mit der rechten Maustaste ein kleines Fenster mit den wichtigsten Zugriffsmöglichkeiten auf, etwa Selfie, Video, Slo-Mo oder Foto aufnehmen. Sofort lässt sich die gewünschte Aufnahme starten. Auch in anderen Situationen ist 3D Touch nützlich, etwa um einen kurzen Blick auf eine Internetseite zu werfen, deren Link in einer E-Mail enthalten ist. Ohne gleich ganz in den Browser zu wechseln, ist die Webseite zu sehen. Wird der Finger vom Display genommen, verschwindet die Internetseite wieder – drückt man stärker, öffnet sie sich.
Bilder bei wenig Licht gelingen etwas besser
Neues hält auch die Kamera bereit. Das rückseitige Objektiv löst die Bilder nun mit 12 statt der bisherigen 8 Megapixel auf. Bei der Frontkamera sind es 5 Megapixel. An der ohnehin guten Bildqualität der iPhones ändert das kaum etwas, beim Vergrößern eines Bildes werden lediglich ein paar Details mehr sichtbar als zuvor. Geringfügig besser schnitten diesmal die Fotos ab, die bei wenig Licht aufgenommen wurden – beim 6s Plus dank Bildstabilisator sogar noch etwas besser als beim 6s. Selfies in dunklerer Umgebung werden neuerdings vom Display ausgeleuchtet. Es erzeugt während der Aufnahme die dreifache Helligkeit und wird so zum Blitzersatz. Der Effekt hält sich allerdings in Grenzen.
Bewegte Fotos sind verzichtbar
Und jetzt zur Überraschung: Apple erweckt fotografierte Bilder zum Leben. Live-Foto heißt das neue Feature, das jedoch mehr eine nette Spielerei ist als wirklich nützlich. Beim Fotografieren eines Bildes wird gleichzeitig ein Videoschnipsel mit Ton aufgezeichnet. Verwendet der Nutzer 3D Touch und drückt fest auf das fertige Bild im Display, zeigt es diese wenige Sekunden lange Videosequenz: Das Foto wird lebendig. Bei vielen Motiven ergibt das jedoch wenig Sinn. Originell kann es sein, etwa ein Kinderkichern einzufangen oder den fotografierten Hund bellen zu hören. Allerdings ruckeln die bewegten Sequenzen ziemlich. Ein Minivideo kostet je nach Bildinhalt etwa drei Megabyte mehr Speicherplatz, die Funktion Live-Foto lässt sich aber direkt im Foto-Modus leicht ausschalten. Übrigens: Foto und Video werden separat gespeichert und lassen sich deshalb auch auf anderen Geräten abspielen, etwa auf einem PC.
4k-Videos bringen Vor- und Nachteile
Videos löst die Kamera jetzt viermal höher auf als bei HD-Filmen. Tatsächlich sind beim Zoomen in die 4k-Videos deutlich mehr Details zu sehen. Allerdings fordern die Filme sehr viel Speicherkapazität und lassen sich deshalb sowohl auf als auch außerhalb der Kamera nicht gut verwalten. Die Qualität der ohnehin sehr guten Video-Aufnahmen wird durch 4k nicht entscheidend verbessert. Die Kameras der neuen iPhones sind (auch im Vergleich mit Nicht-Apple-Geräten) die besten von uns bisher getesteten Handykameras.
Flinker Prozessor beschleunigt die Arbeit
Ein schnellerer Prozessor soll laut Apple für mehr Tempo auf den neuen Mobiltelefonen sorgen. Tatsächlich zeigen unsere Messungen, dass die Handys flotter arbeiten. Beim normalen täglichen Gebrauch ist das jedoch kaum zu spüren, denn die iPhones vorheriger Generationen waren auch schon ziemlich auf Zack.
Die Akkus schwächeln beim Dauertelefonieren deutlich früher
Einzige negative Auffälligkeit im Test: Die kleineren Akkus der Neuen schwächeln im Vergleich zu den Vorgängern. Beim Dauertelefonieren im UMTS-Netz hält der Akku des iPhones 6s nur noch rund 9 statt 14 Stunden durch. Das iPhone 6s Plus schafft knapp 15 statt einst 21 Stunden. Zumindest das 6s Plus macht beim Internetsurfen wieder Akkulaufzeit gut, denn dort verbraucht es weniger Energie. Positiv außerdem: Bei dem großen Modell ist die Ladedauer von dreieinhalb auf drei Stunden gesunken.
Stabileres Gehäuse beugt Verbiegen vor
Verbogene iPhones sorgten im vergangenen Jahr für Aufregung. In unserem "Bendgate"-Biegetest hielten die iPhones 6 damals Lasten von bis zu 40 Kilogramm stand. Das Problem war bei normaler Nutzung der Handys keins. Apple hat trotzdem vorgebeugt und das Gehäuse bei den aktuellen Modellen verstärkt. Es ist 0,2 Millimeter dicker und besteht aus einer neuen Aluminium-Legierung.
Neue Funktion WLan Assist mit Tücken
Im neuen Betriebssystem iOS 9 verbirgt sich eine kleine Tücke, die Nutzer kennen sollten. Die neue Funktion WLan Assist sorgt dafür, dass die Handys bei schlechter WLan-Verbindung automatisch ins Mobilfunknetz wechseln. Was als Komfort für den Nutzer gedacht ist, verbraucht jedoch bei der Internetnutzung mehr Datenvolumen. Das gebuchte Kontingent ist schneller alle. Je nach Vertrag wird dann die Surfgeschwindigkeit gedrosselt. Oder schlimmer: Bei einigen Verträgen gilt nach Aufbrauchen des vereinbarten Datenvolumens ein teurerer Tarif.
Funktion lässt sich deaktivieren
Unser Test mit zwei iPhones – eines mit aktiviertem WLan Assist, eines ohne – ergab: Das Gerät mit eingeschalteter WLan-Assist-Funktion nutzte häufig sehr früh die mobilen Daten und erreichte dabei oft nicht einmal eine höhere Geschwindigkeit als das iPhone ohne WLan Assist. WLan Assist ist auf allen neuen iPhones voreingestellt. Wer kein Risiko eingehen will, sollte die Funktion in den Einstellungen unter „Mobiles Netz“ und „WLan Assist“ ganz deaktivieren. Optional lässt sich unter „Mobiles Netz“ und „Mobile Daten verwenden“ festlegen, dass bestimmte Apps nur im WLan laufen dürfen.
Kein heißer Home-Button im Test
In Foren wird derzeit über das Phänomen eines überhitzten Home-Buttons diskutiert. In unseren Tests gab es in dieser Hinsicht keine Auffälligkeiten: Auch bei intensiver Nutzung, dem Drehen eines halbstündigen 4k-Videos, erhitzte sich das iPhone an keiner Stelle des Gehäuses auf mehr als 41 Grad.
Fazit: Imagepflege statt Handy-Revolution
Die neuen iPhones 6s und 6s Plus sind ihren Vorgängern in den meisten Funktionen ebenbürtig, überflügeln sie aber nicht. Einziges Manko: Der schwächere Akku des kompakten Modells. 3D Touch ist die attraktivste Neuerung, es macht die Handynutzung tatsächlich effektiver. Ob das aber den stolzen Preis wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Wer gern das Neuste vom Neusten hat, kann mit den iPhones 6s und 6s Plus nichts falsch machen. Alle anderen fahren mit dem ein Jahr alten iPhone 6 ebenfalls gut – das günstigste Modell gibt es jetzt ab 629 statt bisher 699 Euro.
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