Das iPhone 6 (rechts) und sein großer Bruder, das iPhone 6 Plus.
Apple zeigt sich mal wieder anpassungsfähig und folgt mit den beiden neuen iPhone-Modellen nun ebenfalls dem Trend zu größeren Smartphone-Displays. Das iPhone 6, ab 699 Euro erhältlich, ist schon deutlich größer als sein Vorgänger. Das noch gigantischere iPhone 6 Plus (ab 799 Euro) ist Apples erstes „Phablet“ – ein Zwitter aus Smartphone und Tablet. Der Schnelltest zeigt, was die beiden ersten Großhandys von Apple taugen.
[Update 16.10.2014]: Testergebnisse jetzt auch im Produktfinder
Ausführliche Testergebnisse zum iPhone 6 und iPhone 6 Plus sowie neue Tests von 20 weiteren Handys finden Sie jetzt im Produktfinder Handys. [Ende Update]
Neue Größe: Lernen vom Markt
Noch 2012 hatte Apple in einem Werbevideo für das iPhone 5 dessen kompakte Bauform mit dem gesunden Menschenverstand begründet. Das war damals auch als Seitenhieb auf die immer größeren Displays von Android-Smartphones der Oberklasse zu verstehen. Zwei Jahre später folgt nun auch Apple dem Trend zu größeren Smartphones: Die beiden neuen iPhones sind deutlich größer als ihre Vorgänger. Für manche Android-Fans mag dieser Kurswechsel Anlass zur Häme sein. Doch zeigt er auch: Apple ist bereit, seine Design-Linie an die Bedürfnisse der Nutzer anzupassen. Die wollten offenbar größere iPhones. Nun bekommen sie welche.
Neues Design: Groß und flach und rund
Neue Optik: iPhone 6 und 6 Plus schmiegen sich mit runden Ecken in die Hand.
Die neue Größe ist Anlass für Apple, das Design zu überholen. iPhone 6 und iPhone 6 Plus sind im Profil nur noch sieben Millimeter flach, allerdings ragt die Kamera einen weiteren Millimeter aus dem Gehäuse. Die Kanten der neuen iPhones sind abgerundet. Damit liegt zumindest das kleinere iPhone 6 sehr angenehm in der Hand. Mit 13,8 mal 6,7 Zentimeter ist es schon ein ganzes Stück größer als der Vorgänger iPhone 5S, aber immer noch etwas handlicher als das Galaxy S5, das aktuelle Flaggschiff des größten Konkurrenten Samsung.
Geschrumpftes Tablet oder aufgeblasenes Handy?

Das iPhone 6 Plus dagegen ist wirklich gigantisch. Mit knapp 14 Zentimeter Display-Diagonale ist es Apples erstes „Phablet“ – so werden die neuen Riesenhandys genannt, die wie eine Mischung aus Smartphone und Tablet-Rechner wirken. Mit 15,8 Zentimeter ist sein Gehäuse noch einmal sieben Millimeter länger als das riesige Samsung Galaxy Note 3. Damit wirkt das Gerät tatsächlich eher wie ein geschrumpftes Tablet als wie ein aufgeblasenes Smartphone. Dem trägt Apple auch softwareseitig Rechnung: Als erstes iPhone bietet das 6 Plus den Startbildschirm und zum Beispiel die vorinstallierte Mail-App auch im Querformat. Bisher war diese horizontale Darstellung den iPads vorbehalten.
Tipp: Testergebnisse zu ((handys2011_s:Anz_Prod)) Smartphones liefert der Produktfinder Handy und Smartphone, und der Produktfinder Tablets zeigt Testergebnisse für 194 Tablets.
Spitzendisplays für Spitzen-Surfspaß
Von den neuen Displaygrößen profitiert der Nutzer besonders beim Surfen: War die Darstellung von Webseiten auf den bisherigen iPhones eher klein, lassen sich auf den neuen Geräten Links wesentlich besser treffen. Dabei sind die neuen Displays nicht nur groß, sondern auch richtig gut: Die Darstellung ist knackscharf, kontraststark und auch aus seitlichen Blickwinkeln und bei heller Umgebung noch gut ablesbar. Davon profitieren natürlich nicht nur Webseiten, sondern auch Fotos und Videos.
Kamera für gute Fotos und Videos
Die Kamera der ragt bei den neuen iPhones etwa einen Millimeter aus dem Gehäuse.
Auf seine Kosten kommt auch, wer Fotos und Videos nicht nur anzeigen, sondern auch selbst aufnehmen möchte. Die beiden neuen Apple-Modelle liefern bei guter Beleuchtung scharfe, detailreiche Bilder mit einer ausgewogenen Farbdarstellung. Bei geringer Beleuchtung profitiert das größere iPhone 6 Plus von seinem optischen Bildstabilisator. So gelingen ihm in dunkler Umgebung von unbewegten Motiven rauschärmere Fotos als dem iPhone 6, das ohne dieses Feature auskommen muss. Videos geraten beiden Modellen für Smartphone-Verhältnisse angenehm ruckelarm. Der Video-Ton ist zwar nur mono, aber ausgeglichener und weniger verzerrt als bei vielen anderen Handys. Ganz klar: Die Kamerafunktion der neuen iPhones gehört zu den derzeit besten am Markt.
Akkuleistung auf UMTS und LTE optimiert
Wie eh und je sind auch bei den beiden neuen iPhones die Akkus fest verbaut und lassen sich nicht vom Nutzer wechseln. Und wie eh und je ist die Akkuleistung bei den beiden Neuen weder verheerend noch berauschend. Das größere iPhone 6 Plus hat einen deutlich stärkeren Akku als das kleinere iPhone 6. Damit hält es besonders im Standby-Betrieb und beim Telefonieren länger durch als sein kleiner Bruder. Im Surfbetrieb wird dieser Vorteil dagegen vom stromfressenden Riesendisplay neutralisiert: Beim Surfen per LTE schaffen beide rund 4,5 Stunden. Interessantes Detail: Offenbar ist die Funktechnik in Sachen Energieverbrauch inzwischen stärker auf modernere Netze optimiert. Bisher hielten die meisten Smartphones beim Telefonieren per GSM länger durch als per UMTS, und beim Surfen per UMTS länger als per LTE. Bei den beiden neuen iPhones ist es dagegen umgekehrt.
NFC-Chip noch ohne Nutzen
Neben größeren Displays führen die neuen iPhones noch eine weitere technische Neuerung ein, die Android-Nutzer schon länger kennen: Sie sind die ersten iPhones, die die Funkschnittstelle NFC (Near-Field Communication; deutsch: Nahfeldkommunikation) unterstützen. Zumindest für deutsche Kunden ist der verbaute NFC-Chip aber noch ohne Funktion: Die iPhones können ihn bislang ausschließlich für einen neuen Bezahldienst namens Apple Pay nutzen. Und der startet zunächst nur in den USA. Wann Apple Pay auch in Deutschland verfügbar sein wird, und ob iPhone-Apps den NFC-Chip der neuen iPhones in Zukunft auch für andere Anwendungen werden ansprechen können, ist noch unklar.
Auf Biegen und Brechen?
Die Kombination aus großer Displayfläche und dünner Bauform lässt die neuen iPhones im Profil geradezu filigran wirken. Tatsächlich kursierten im Internet schon wenige Tage nach dem Marktstart vereinzelte Berichte in Online-Foren und bald danach öffentlichkeitswirksame Youtube-Videos, nach denen sich das iPhone 6 Plus in der Hosentasche leicht verbiegen könne. Unsere amerikanische Partnerorganisation Consumer Reports ist diesen Berichten im Rahmen eines kleinen Vergleichstests nachgegangen – und gibt Entwarnung: Zwar sind demnach die neuen iPhones tatsächlich leichter zu verbiegen als etwa ein iPhone 5 oder ein Samsung Galaxy Note 3. Doch hielt das iPhone 6 im Biegetest Lasten von über 30 Kilogramm stand, das iPhone 6 Plus schaffte sogar über 40 Kilogramm, bevor es sich dauerhaft verformte. Laut Consumer Reports spricht das gegen ernsthafte Konstruktionsfehler bei den neuen iPhones. Die Stiftung Warentest wird der Sache noch mit eigenen, praxisnahen Prüfungen nachgehen. Unsere standardmäßigen Stabilitätstests haben beide Geräte jedenfalls weitgehend wohlbehalten überstanden: Weder im Falltest noch im Regentest gab es Probleme. Die Displays zeigen sich zudem erfreulich unempfindlich gegen Kratzer. Nur die Rückseite aus Aluminium verkratzt ziemlich leicht.
iPhone 5c und 5s weiterhin erhältlich
Die beiden neuen iPhones ersetzen die bisherigen Modelle nicht komplett. Stattdessen bilden sie die neue Oberklasse in einer mit vier Modellreihen für Apple-Verhältnisse ungekannt breiten Angebotspalette. Das quietschbunte iPhone 5c vermarktet Apple zu Preisen ab 399 Euro weiterhin als Einsteigermodell. Das bisherige Flaggschiff iPhone 5s ist jetzt ab 599 Euro zu haben und bildet die neue iPhone-Mittelklasse für alle, denen die neuen Modelle zu unhandlich sind.
Fazit: Die größte Neuerung ist die Größe
Mit den neuen, größeren iPhones gelingt Apple der Anschluss an den Markt. Beim iPhone 6 wirkt der Größensprung – auch durch das flache und abgerundete Design – sehr organisch. Das riesige 6 Plus ist dagegen sicher nicht jedermanns Sache. Beide Geräte punkten mit hervorragenden Displays und guter Kamera, das iPhone 6 Plus zudem mit langen Telefonier- und Standby-Zeiten. Apple bietet im Netz eine neue Anleitung für den Umstieg von Android auf ein iPhone. Ob die neuen iPhones allerdings viele Android-Fans zum Wechsel verleiten, bleibt abzuwarten. Insgesamt scheint Apple mit den beiden Neuen eher eine erfolgreiche Aufholjagd vorzulegen als einen zukunftsweisenden Technologiesprung.