
Ein, zwei Tassen am Tag. Studien untersuchen die Wirkungen von grünem Tee. © Getty Images
Ist grüner Tee so gesund, wie immer behauptet wird? Oder verursacht sein Genuss Nebenwirkungen? Stiftung Warentest hat acht Mythen auf ihren Wahrheitsgehalt gecheckt.
1. Gut fürs Herz?
Möglich. Es deuten Epidemiologische und Tierstudien an, dass Polyphenole aus grünem Tee das Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden senken. „Dadurch könnte das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck etwas sinken“, sagt Professor Hans Hauner, Ernährungsmediziner an der Technischen Universität München. Er empfiehlt Menschen, die gern Tee trinken, täglich ein, zwei Tassen grünen Tee.
Eine Studie aus China von 2020 im European Journal of Preventive Cardiology bestätigt, dass regelmäßiger Konsum von Tee die Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkt und Schlaganfälle um etwa 20 Prozent verringern kann. An der Studie nahmen mehr als 100 000 Menschen teil. Eine Gruppe von ihnen trank selten oder nie Tee, die anderen mindestens dreimal pro Woche. Diejenigen, die regelmäßig Tee tranken, wählten dabei häufiger grünen als schwarzen Tee.
2. Vorbeugend gegen Krebs?
Studien ergeben kein einheitliches Bild. Seit Langem haben die Katechine im grünen Tee den Ruf, vor Krebs zu schützen. Das Forschungsnetzwerk Cochrane hat dazu 2020 eine Metastudie auf Basis von gut 140 Studien zu mehreren Krebsarten publiziert. Dazu das Deutsche Krebsforschungszentrum: Es sei „nicht ausgeschlossen, dass grüner Tee vor Krebs schützt“ – aber auch nicht erwiesen.
3. Mit Anti-Aging-Effekt?
Nur im Experiment. Forschende der ETH Zürich und Uni Jena fütterten Fadenwürmer mit isolierten Katechinen. Das führte bei den Würmern erst zu einer Zunahme schädlicher Sauerstoffradikale, dann reagierte die Abwehr und verbesserte sich dauerhaft. Die Würmer lebten länger als andere.
4. Muntermacher?
Ja, aber die Wirkung kommt gemächlich. Das Koffein im Tee ist an die Gerbstoffe gebunden. Der Körper nimmt es langsamer auf als aus Kaffee, es wirkt aber länger. Je nach Sorte und Zubereitung enthält Grüntee unterschiedlich viel Koffein. Eine Tasse von 0,25 Liter hat etwa 38 Milligramm Koffein. Bis zu 400 Milligramm – über den Tag verteilt – gelten für gesunde Erwachsene nach Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit als unbedenklich.
5. Zur Abwehr von Karies?
Ja, grüner Tee kann etwas dazu beitragen. Er gehört – wie auch schwarzer Tee – zu den wenigen Lebensmitteln, die recht viel Fluorid liefern. Es kann Zähne nachweislich vor Karies bewahren. Ein Liter grüner Tee enthält je nach Ziehzeit und Sorte 1 bis 2 Milligramm Fluorid. Für eine erwachsene Frau gelten nach den Richtwerten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 3,1 Milligramm Fluorid am Tag als angemessen, für einen Mann 3,8 Milligramm.
Tipp: Auch die meisten Zahnpasten enthalten Fluorid. Wie viel gut ist und warum es so wichtig ist, klärt unser Zahnpasta-Test.
6. Zum Abnehmen?
Dafür liegen bis heute keine überzeugende Belege vor. Eine der bislang wichtigsten Untersuchungen dazu stammt aus dem Jahr 2012. Damals wertete das Forschungsnetzwerk Cochrane 18 Studien aus, die sich mit Effekten von Grüntee-Extrakten auf das Körpergewicht von Menschen befassten. Dahinter stand die Annahme, dass Katechine und Koffein aus grünem Tee den Energiestoffwechseln steigern und so zu Gewichtsverlusten führen könnten. Doch aus den Studien ergab sich kein Gewichtsverlust, der statistisch signifikant gewesen wäre. Warum auch Pillen und Pulver zum Abnehmen keine Wundermittel sind, zeigt unser Test von Schlankheitsmitteln.
7. Mit Nebenwirkungen?
Bei Grüntee-Extrakten sind Nebenwirkungen möglich. 2018 warnte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, dass sehr hohe Gehalte an Katechinen – mehr als 800 Milligramm pro Tag – aus Nahrungsergänzungsmitteln Leberschäden hervorrufen könnten. Ob niedriger dosierte Präparate weniger kritisch sind, galt als unklar. Die Efsa betont, dass Katechine aus Grünteeaufgüssen und ähnlichen Getränken in Bezug auf die Leber sicher seien.
8. Mit Schadstoffen?
Häufig ja. Wir haben aktuell 24 grüne Tees zum Aufbrühen und 3 Matcha-Tees auf Aluminium, Anthrachinon, Chlorat und Perchlorat, Pestizide und Pyrrolizindalkaloide untersucht. Nur wenige konnten überzeugen.
Tipp: In unserem Special So gelingt die Teestunde erfahren Sie, wie sie grünen Tee richtig zubereiten.
-
- Wie sich der Genuss von Kaffee auf die Gesundheit auswirkt, ist umfangreich erforscht. Wir haben neun Behauptungen geprüft.
-
- Die Fettweg-Spritze Wegovy mit dem Wirkstoff Semaglutid ist nun in Deutschland verfügbar – aber längst nicht für jeden geeignet. Ähnliches gilt für das Mittel Ozempic.
-
- Eistee liegt im Trend – und schmeckt oft süß. Wie viel Zucker steckt drin? Bis zu 22 Gramm pro Glas, zeigt unser Check von 20 Tees, darunter Marken wie Lipton und Nestea.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.