
Zurücklehnen und andere machen lassen. Das können Kundinnen und Kunden, wenn sie einen Gas- oder Stromwechsel-Service nutzen. © Frederik Jurk / SEPIA
Ohne Aufwand in einen günstigeren Strom- oder Gastarif wechseln? Das kann ein Wechselservice übernehmen. Wie gut das klappt, zeigen Recherchen der Stiftung Warentest.
Haben Sie bisher regelmäßig Ihren Energieanbieter gewechselt? Wer auf diese Frage mit „Nein“ antwortet, weil er die Kündigungsfrist verpasst hat oder Tarifauswahl und Versorgerwechsel zu anstrengend findet, braucht Unterstützung von einem Profi. Das gilt auch in der aktuellen Energiekrise weiterhin.
Ein Wechselservice – ideal für Bequeme
Wechseldienste – auch Tarifaufpasser oder Wechselservice genannt – sind solche Profis. Sie suchen jedes Jahr einen günstigen Tarif, wechseln den Anbieter und vermitteln zwischen Versorger und Kunden. Sollte sich ein Wechsel nicht lohnen, sagen sie auch dies ehrlich ihren Kunden. Mit ihrer Hilfe können auch bequeme Menschen ihre Energiekosten senken, sofern es günstigere Tarife am Markt gibt. Die meisten Wechseldienste verlangen für ihren Service eine Provision von 20 bis 30 Prozent der Ersparnis, die der Kunde durch den Wechsel realisieren konnte. Der erste Wechselservice kam 2014 auf den Markt.
Langzeittest für Gastarife von fast zwei Jahren
Wir wollten wissen, wie zuverlässig arbeiten diese Helfer für den Wechsel von Gastarifen? Welche Aufgaben nehmen sie Kundinnen und Kunden ab? Deswegen haben wir uns in einem Langzeittest – fast zwei Jahre lang – sieben Wechselservice angesehen. Mit ihrer Hilfe haben Testhaushalte zweimal zu einem neuen Gasanbieter gewechselt. Alle Dienste schnitten mit mindestens „empfehlenswert“ ab. Diese Ergebnisse beziehen sich aber auf die Zeit vor der Energiekrise, als Haushalte durch einen Tarifwechsel ordentlich sparen konnten und Anbieter mit hohen Neukundenboni lockten. Deswegen gelten unsere detaillierten Testergebnisse für einzelne Anbieter nicht mehr. Wir haben aber in einem kleinen Nachklapp festgestellt, dass wir bequemen Kunden die Nutzung eines Wechseldienste grundsätzlich weiterhin empfehlen können.
Unser Rat
Auswahl. Wenn Sie Energiekosten sparen wollen, aber keine Lust haben, sich selbst um einen Wechsel Ihres Strom- oder Gasanbieters zu kümmern, ist ein Wechselservice eine erste Wahl. Ihr Vorteil: Die Kommunikation mit Ihrem Versorger läuft ebenfalls über den Service – meist richtet er dafür einen E-Mail-Account für Sie ein. Wie sie am einfachsten zum Vertrag kommen, zeigt unsere Anleitung (So nutzen Sie einen Wechseldienst). Sollen Sie sich lieber selbst um Tarifauswahl und Anbieterwechsel kümmern, sind Vergleichsportale für Strom und Gas besser für Sie geeignet.
Vermieter. Alle Wechseldienste sind auch für Vermieter von Mietshäusern mit Gaszentralheizung nutzbar. Auch hier prüft der Wechselservice regelmäßig, ob der Abschluss eines neuen Vertrags für den Hausverwalter oder Vermieter sinnvoll ist.
Aufgaben. Der Wechselservice erledigt zwar die ganze Arbeit. Sie müssen aber per E-Mail erreichbar sein und Ihr Postfach regelmäßig checken. Sollte Ihr Versorger Ihnen Briefe schreiben – etwa wegen einer Preiserhöhung –, müssen Sie diese an den Wechseldienst weiterleiten.
Ratgeber. Weitere Informationen zum Stromanbieter wechseln oder Gasanbieter wechseln finden Sie kostenfrei in unseren Spezials.
Nachklapp des Langzeittests
Wir haben den Langzeittest fortgesetzt und uns angesehen, welche Tarifvorschläge unsere Tester für das dritte Vertragsjahr erhalten haben. Das war bei 14 Testhaushalten möglich. Ihr Angebot stammt aus diesem Jahr.
Die gute Nachricht: Zehn Tester davon erhielten den Tipp, im aktuellen Tarif zu bleiben, weil es für sie derzeit am Markt kein günstigeres Angebot gibt. Dieses Vorgehen ist seriös. Schließlich leben die Dienste von Provisionen, die aber nur beim Vertragswechsel fließt. Obwohl sie nichts verdienen, haben die Wechselhelfer eine Empfehlung im Sinne der Kunden ausgesprochen. Vier Tester erhielten eine Wechselempfehlung, bei der sie entweder sparen konnten oder bei gleichen Kosten eine neue Preisgarantie für zwölf Monate bekamen.
Unsere Nachprüfung zeigte aber auch: Die Dienste wurden erneut tätig, wenn später eine Preiserhöhung ins Haus kam. Sie prüften dann den neuen Preis und informierten den Haushalt, ob es ein günstigeres Angebot gab. Kommt die Preiserhöhung auf dem Postweg, muss der Kunde sie allerdings zum Wechseldienst weiterleiten. Alles in allem können wir Wechseldienste weiterhin für bequeme Kunden empfehlen.
Leser machten schlechte Erfahrungen bei Remind.me
Bei unseren 14 Testhaushalten fanden wir keine Auffälligkeiten. Zwei Leser ärgerten sich allerdings über den Anbieter Remind.me. Walter K.* hatte die Firma mit dem Stromanbieterwechsel beauftragt. Im ersten Jahr sank sein Jahrespreis um stattliche 841 Euro.
Im September 2022 fädelte Remind.me – fünf Monate vor Vertragsende – den Wechsel zu Hanwha Q Cells ein. Walter K.* sollte jetzt knapp 1 000 Euro pro Jahr mehr zahlen. Künftig soll die Kilowattstunde 77,85 Cent kosten. Auch in der aktuellen Situation handelt es sich um ein ziemlich teures Angebot.
Das sagt Remind.me
Wir haben Remind.me konfrontiert. Sie teilten uns mit, dass ihnen Preissicherheit am wichtigsten sei. Sie gehen davon aus, dass der Preis bei Vattenfall im Februar 2023 höher ist als 77,85 Cent. „Lieber einen Tarif für 12–24 Monate mit einer entsprechenden Preisgarantie ... anstatt nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit ... eine dann noch stärkere Preiserhöhung zu erhalten.“
Walter K.* hat sich jetzt selbst ein Angebot mit Preisgarantie beim örtlichen Versorger Eins Energie gesucht. Es ist 647 Euro günstiger als der Vorschlag von Remind.me.
* Name der Redaktion bekannt.
Wechsel trotz Preisgarantie
Bei einem anderen Kunden von Remind.me wurde ebenfalls ein Wechsel in den Tarif von Q Cells durchgeführt, obwohl er noch eine laufende Preisgarantie für 12 Monate bei Vattenfall hatte. In diesem Fall war die Preisgarantie länger als die Erstvertragslaufzeit. Deswegen konnte der Wechsel stattfinden. Auf Nachfrage von uns räumte Remind.me den Fehler ein und kümmerte sich darum, dass der Kunde weiterhin in seinem alten Vertrag bleiben konnte.
Dieser Wechsel war möglich, weil Remind.me eine Besonderheiten hat: Der Kunde wechselt automatisch, das heißt er erfährt erst von dem Tarifwechsel, nachdem er durchgeführt wurde. Sollte ihm der neue Tarif nicht zusagen, muss er sein 14-tägiges Widerrufsrecht direkt beim Anbieter nutzen. Der alte Vertrag ist dann aber bereits gekündigt.
Keine Empfehlung mehr für Remind.de*
In der Dezemberausgabe 2021 von Finanztest bewerteten wir die Remind.me GmbH noch mit „Empfehlenswert“. Inzwischen haben wir dem Wechselservice untersagt, mit dem Logo der Stiftung-Warentest zu werben. Denn eine Nachprüfung hat ergeben, dass Remind.me sein Angebot in zwei Punkten gravierend verändert hat:
- Remind.me schließt jetzt Haushalte von der weiteren Betreuung aus, die einen vorgenommenen Tarifwechsel ablehnen und ihr Widerrufsrecht nutzen.
- Remind.me hat die „richtige Bezugsgröße bei der Ersparnisberechnung“ geändert und nutzt dafür seit kurzem eine Preisprognose und nicht mehr den tatsächlichen Preis des neuen Tarifs.
Wegen dieser Änderungen raten wir jetzt von Remind.me ab. Die Firma darf aber unsere Empfehlung weiter zitieren. Dies muss korrekt sein und die Finanztestausgabe 12/2021 muss als Quelle genannt werden.
*Passage ergänzt am 3. Januar 2023.
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- Nur Vergleichsportale listen aktuelle Preise für Strom- und Gastarife. Die Stiftung Warentest hat acht untersucht und zeigt, wie Sie mit ihnen günstige Tarife finden.
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- Versorger lehnen neuerdings öfter ohne Begründung Kunden ab, die jährlich ihre Anbieter für Strom und Gas wechseln. Versorger-Kunden können dem vorbeugen. Hier lesen Sie...
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- Die Preise am Strommarkt fallen. Inzwischen gibt es viele Neukundentarife, die günstiger sind als die Preisbremse von 40 Cent. test.de gibt Tipps zum Tarifwechsel.
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Wechselpilot als Vermittler ausprobiert im Herbst 23:
1. Angebot (E.on) sollte erst im Mai 24 starten; sofort widerrufen
2. Angebot (E.on Tochter ewie einfach): Teuer - Tarif im 1. Jahr optisch pseudoverbilligt; hohe Vorauszahlungen mit Aussicht auf Teilrückerstattung via Riesenrabatt am Ende des 1. Jahres
Sofort widerrufen (Pseudohindernisse waren eingebaut: "falsche Mailadrese d. Absenders", Telefonat mit "Fallensteller-Mitarbeiter" fruchtlos entgegen Zusage )etc.; alle Vollmachten entzogen; Protestmail an Leitung.
Sie kündigten ungerührt altem Versorger. Proteste zwecklos.
Spielten das bekannte Lied von Nötigung, Untreue + Betrug: "Wer die Zählernummer hat, macht was er will". Kundenwille ausgehebelt.
Wo bleiben Staatsanwaltschaft + Verbraucherschützer ?
Gesetzgeber wäre auch gefragt. Denn er hat solche Machenschaften ermöglicht.
1) Switchup finanziert sich ja über Wechselprovisionen der Anbieter. Konnte der Test zeigen, ob die Tarifempfehlungen der Wechseldienstleister unabhängig von diesen Provisionen sind?
2) In den AGB von Switchup heißt es: "5.2. (b)Im Rahmen eines Anbieterwechsels sind Sie verantwortlich, die [...] Auftragsbestätigung sowie Vertragsunterlagen [...] auf Korrektheit zu überprüfen. [...] Sollte es [..] zu Fehlern bzw. Änderungen gekommen sein, liegt es in Ihrer Verantwortung, uns [...] zu informieren"
Auf mich wirkt dies, als ob Switchup eine Dienstleistung anbietet und für den Fall, dass etwas schiefläuft, die Arbeit und Verantwortung schwammig-pauschal abwälzt. Davon abgesehen, dass dies im Kontrast zu den Werbeversprechen steht: Im Test hieß es, die AGB seien auf juristische Zulässigkeit überprüft worden (bei Switchup ohne Befund). Bedeutet dies, dass diese Klausel juristisch zulässig aber Verbraucher_innenunfreundlich ist? Haben die anderen Anbieter ähnlich problematische Klauseln?
Ich hatte sowie Gas als auch Strom via Wechselpilot abwickeln lassen. Offenbar verliert man mit dem Dienst auch den Zugriff auf das Onlinekonto beim Versorger. Bei Montana habe ich noch immer keinen Zugriff, seit 6 Wochen keine Antwort auf meine E-Mail, telefonisch geht ohnehin nichts. Bei Vattenfall seit 2 Tagen wieder, Preiserhöhung vom 16.02.23 nicht erhalten, wurde auch weder auf dem Postweg noch per E-Mail verschickt (zumindest nicht an mich). Die Frist für die ordentliche Kündigung ist mittlerweile abgelaufen ...
Moin moin.
Versuch mit Gastarif ging voll in die Hose. Nach der Empfehlung habe ich gekündigt. Kurze Zeit später wurde zurückgerudert. Aber ich kam nicht mehr in meinen gute Gastarif beim lokalen Versorger.
Mit Strom ähnliche Erfahrung. Angebot klang verlockend. Habe ich genommen. Versorger war im Nachhinein sehr dubiös, kein seriöser Vertrag. Undurchsichtige Kosten und das böse Ende bei der Jahresrechnung. 15 Produktbestandteile ergaben einen Arbeitspreis von 45,51 ct/kWh. Das war für 2022 spitzenmäßig.
Bei einer Rückfrage meldete sich ein Berater eines großen Vergleichsportals.
Das lässt nur einen Schluss für mich zu: die abgeführten Spenden sind auch nur Provisionen.
Im Übrigen krankt das Ganze an einer entscheidenden Stelle: lokale Großversorger haben viele spezielle Tarife für ihre Kunden, die nicht den Weg in die Vergleichsportale finden.
Moin,
leider ist eine telefonische Kontaktaufnahme nicht mehr möglich und auf Emails wird, wenn überhaupt, nur noch spät geantwortet. Ich habe deshalb meine drei Verträge gekündigt, obwohl ich einige Jahre Kunde war. Wechselpilot ist derzeit für mich nicht empfehlenswert!
Ich werde wieder klassische Vergleichsportale nutzen. Dies hat auch den Vorteil, dass man sich selbst auf den Kundenportalen der ausgewählten Lieferanten registrieren kann, um digital zu kommunizieren. Dadurch lassen sich Zählerstände auch unterjährig unkompliziert und schnell übermitteln. Als Wechselpilotkunde geben Sie diese Möglichkeit aus der Hand, da sich Wechselpilot quasi in ihrem Namen registriert und sie selbst damit blockiert sind. Zählerstände werden aber von Wechselpilot nicht an die Lieferanten gemeldet.
Zusammenfassend: Warum soll ich eine Servicegebühr bezahlen, wenn es gar keinen
Service gibt, denn die Strompreisangebote von Wechselpilot waren nicht besser als die der Vergleichsportale.