
Luft mit Duft. Wir prüften, wie lange die Aroma-Pods durchhalten und ob die Flasche Schadstoffe enthält. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Wasser trinken und Frucht schmecken – das verspricht Air Up. Funktioniert das? Unser Test zeigt: Die Idee ist einfallsreich. Meist ist aber Fantasie-Aroma im Spiel.
So funktioniert Air Up: Schmecken mit der Nase
Die Air-Up-Trinkflasche mischt Wasser mit aromatisierter Luft. Das funktioniert dank wechselbarer Duftaufsätze, Pods genannt. Beim Trinken wird der Duft im Gehirn als Geschmack wahrgenommen. Air Up nutzt dafür den Prozess des retronasalen Riechens: Aromen nehmen wir Menschen beim Essen und Trinken immer auch retronasal, also über den Mund im Nasen-Rachen-Raum, wahr.
Preis: Eine Air-Up-Flasche aus Kunststoff kostet zusammen mit zwei oder drei Pods rund 35 bis 40 Euro. Die Pods müssen dann immer wieder nachgekauft werden. Den Dreierpack gibt es für 6 bis 9 Euro.
Im Test: Wir haben Pods in drei Geschmacksrichtungen für den Test ausgewählt: Raspberry-Lemon (Himbeere-Zitrone), Orange-Vanilla Swirl (Orange-Vanille) sowie Peach (Pfirsich). Sie wurden von drei sensorisch geschulten Prüfpersonen verkostet und im Labor auf ihre Aromastoffe untersucht. On top haben wir die Air-Up-Flasche in verschiedenen Farben auf kritische Stoffe geprüft.

Im Schnell-Check. Drei Geschmacksrichtungen haben wir probiert und analysiert. Die Air-Up-Flasche kam neben der Farbe Anthrazit auch in den Farben Blau und Weiß ins Prüflabor. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
So benutzen Sie die Air-Up-Flasche
Mit Duftaufsatz. Air Up besteht aus einer Trinkflasche mit Strohhalm und einem Mundstück, auf das ein sogenannter Pod gesetzt wird. Diesen ringförmigen Aroma-Aufsatz gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Den Pod nach oben ziehen, um ihn zu aktivieren.
Andere Trinkweise. Beim Saugen wird durch den Pod auch Luft in den Mund eingesogen. Anders als gewohnt wird die Flasche beim Trinken nicht gekippt. Ist der Pod aktiviert, läuft die Flasche laut Anbieter durch das eingebaute Druckausgleichsventil beim Kippen ein bisschen aus.
Im Geschmackstest überzeugend
Air Up setzt das Prinzip des retronasalen Riechens gut um. Unsere Prüfpersonen beschreiben die Aromen als leicht erkennbar. Die Vanillenote empfanden sie als sehr intensiv.
Air Up funktioniert sowohl mit stillem als auch mit Sprudelwasser. Aber kohlensäurehaltiges Wasser unterstützt den Dufteffekt, das Wasser schmeckt leicht säuerlich und bringt dadurch die Aromen besser zur Geltung als stilles Wasser.
Tipp: Nehmen Sie Leitungswasser. Das ist umweltfreundlich und hat hierzulande eine gute Qualität, wie unser Test von Trinkwasser 2019 gezeigt hat. Mit einem der guten Wassersprudler im Test machen Sie das stille Wasser aus dem Hahn individuell spritzig. Wer sein Wasser lieber im Laden kauft, findet in unserem Test von Mineralwasser die Favoriten mit und ohne Kohlensäure.
Die Aromen kommen meist nicht aus Früchten
Und wie kommen die Pods zu ihrem Duft? Laut Anbieter wird „natürliches Aroma“ verwendet. Für die Pods Himbeere-Zitrone und Pfirsich stimmt das: Wir fanden im Labor keine Hinweise auf nicht-natürliche Aromastoffe.
Aus der Himbeere oder dem Pfirsich stammt hier aber nichts. „Natürliches Aroma“ heißt nur, dass es unter anderem in der Natur vorkommen muss. Die Pods enthalten ein Fantasie-Aroma aus einzelnen natürlichen Aromastoffen, das im Geschmack diesen Früchten ähnelt. Die Abbildung von Himbeere und Pfirsich auf den Pods und der Verpackung verspricht daher zu viel. Nur das Zitrus-Aroma ist authentisch, also aus der Frucht.
Orange-Vanille-Pod mit auffälligem Aroma-Mix
Auch im Pod Orange-Vanille soll nur „natürliches Aroma“ drin sein. In unserer Analyse wiesen wir aber Piperonal nach. Dieser süßlich-vanilleartige Aromastoff ist aus unserer Sicht nicht-natürlich. Uns ist kein industrietechnisches Verfahren bekannt, wie Piperonal im Sinne der EU-Aromenverordnung natürlich gewonnen werden kann.
Außerdem enthalten ist eine große Menge Vanillin. Neben diesem Fantasie-Aroma mit Vanillegeschmack enthält der Pod Aroma aus Zitrus.
Tipp: Sie wollen mehr über Aromastoffe wissen? Wie werden sie hergestellt? Sind sie gesundheitsschädlich? Wofür nutzt die Lebensmittelindustrie Aromen? Antworten auf die wichtigsten Fragen bietet unser FAQ Aroma.
Schadstoffe sind kein Thema
Im Schadstoff-Check läuft es für Air Up: Auffälliges oder gar kritische Stoffe wie Bisphenol A oder Benzol haben wir im Material nicht gefunden. Drei Flaschen in den Farben Blau, Weiß und Anthrazit mit Mundstück und Strohhalm haben wir dafür in einem breiten Screening auf Substanzen untersucht, die aus der Flasche ins Wasser übergehen könnten.
Die Flasche besteht aus Tritan, einem Kunststoff, der auch für Babyflaschen verwendet wird. Wie alle Kunststoffflaschen sollte Air Up nicht lange Sonne oder Hitze ausgesetzt sein, das wirkt sich sonst auf den Geschmack des enthaltenen Wassers aus.
Welche Versprechen die Stiftung Warentest noch geprüft hat
Die Kein-Bullshit-Aussage. „Kein Zucker, kein Bullshit“ steht auf der Homepage von Air Up. Es würden weder Zucker noch Zusatzstoffe verwendet. Das stimmt nicht ganz. In den Pods konnten wir zwar keinen Zucker, aber Trägerstoffe und Lösungsvermittler der Aromen nachweisen. Das ist unkritisch. Rein rechtlich gehören Trägerstoffe aber zu den Zusatzstoffen.
Das Fünf-Liter-Ziel. Ein Pod soll für mindestens fünf Liter Wasser Geschmack liefern, also für acht Flaschen (à 650 ml). Bei den ersten zwei Flaschen ist der Geschmackseindruck recht deutlich, nimmt dann nach und nach ab, hält aber die versprochenen fünf Liter durch. Wichtig: In Trinkpausen den Pod herunterdrücken, um ihn auszuschalten.
Das 99,99-Prozent-Versprechen. „Du trinkst tatsächlich 99,99 % reines Wasser“ erklärt Air Up auf der Homepage. Mit einer eigens konstruierten Absaugeinheit haben wir das überprüft. Die Trinksimulation zeigt, dass Aromastoffe ins Wasser übergehen – aber nicht mehr als 0,01 Prozent. Das Versprechen stimmt. Aber: Gekauftes Wasser mit Geschmack, das nur Aroma und keine Süßungsmittel enthält, kann diese Reinheit auch einhalten.
test-Fazit: Für Wassermuffel eine Option
Wir meinen: Wasser ist der beste Durstlöscher. Es enthält weder Zucker noch Süßstoffe. Für Menschen, die kein oder nur wenig Wasser trinken, kann Air Up einen Versuch wert sein. Von den Fruchtabbildungen auf der Verpackung sollte man allerdings nicht zu viel erwarten. Die Pods enthalten ein Fantasie-Aroma, der Geschmackseindruck passt aber zur angegebenen Sorte.
Kosten und Umwelt: Der Duft fürs Wasser in der Kunststoffflasche ist nicht ganz preiswert. Drei Nachfüllpods kosten je nach Geschmacksrichtung zwischen 6 und 9 Euro – pro Liter Getränk also zirka 40 bis 60 Cent. Durch die Pods und deren Verpackung entsteht Müll.
Alternativen: Infused Water – mit Früchten oder Kräutern aufgegossenes Wasser – lässt sich gut selbst machen. Es braucht etwas Zeit, da die Aromen sich erst entfalten müssen. Drei Ideen bietet unser Rezept für veredeltes Wasser. In unserem Special Richtig trinken geben wir mehr Tipps zum Wassertrinken und zu anderen empfehlenswerten Getränken.
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@TomArnold, @halsbandschnäpper: Unser Schadstoff-Check zeigt: Die drei von uns untersuchten Flaschen in blau, weiß und anthrazit waren in der Schadstoffanalyse unauffällig und enthielten weder den Weichmacher Bisphenol A noch den aromatische Kohlenwasserstoff Benzol.
" Ich habe recherchiert: Weichmacher hat jeder Kunststoff, sonst wäre er nicht weich"
Das ist so falsch. Nicht jeder Kunstoff ist übrigens auch weich.
"Folgende Kunststoffe kommen immer ohne flüchtige Weichmacher aus:
PE (Polyethylen), oft erkennbar am Recyclingcode 02 oder 04,
PP (Polypropylen), oft erkennbar am Recyclingcode 05.
Auch in PET-Getränkeflaschen wird kein Weichmacher eingesetzt."
Zitat aus:
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wohnen/gefahren-fuer-die-gesundheit-durch-plastik-7010
Ich habe mich extra hier angemeldet, weil ich den Test so gar nicht nachvollziehen kann. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass ich so von der Norm abweiche, dass meine negativen Erfahrungen mit Air Up damit erklärt werden könnten. Und ja, ich habe die Flasche korrekt bedient, das heißt neue Pads benutzt, den Pad aufgedreht und nicht am Schlauch gezogen, sondern das Wasser reinlaufen lassen (ist lästig, sie dauernd neu ansetzen zu müssen).
Zuerst einmal: Man glaubt beim Trinken vielleicht für den Bruchteil einer Sekunde, dass das Wasser einen Geschmack hat. Das wars. Es ist auch ein für Getränke sehr untypischer (ich als Laie möchte "chemischer" sagen) Geschmack.
Die Flasche tropft.
Zu der BPA-Sache. Ich habe recherchiert: Weichmacher hat jeder Kunststoff, sonst wäre er nicht weich. Es gibt nur so viele Arten von Kunststoff, dass die nicht alle auf BPA getestet werden. Das wird dann als BPA-frei angeboten.
Da man das Teil nicht zurückschicken kann, habe ich es woanders verhökert.
Was Sie bei Ihrer Anpreisung von Air Up leider mal wieder nicht erwähnen ist, dass die Pods aus Plastik bestehen und einzeln in Plastik verpackt sind. Das ist einfach nur Müllproduktion für viel zu viel Geld.
Man kann Wasser in den - wahrscheinlich in jedem Haushalt massenweise - vorhandenen Trinkflaschen auch billiger und mit SEHR viel weniger Müll aromatisieren.
Kinder können der aufdringlichen Werbung auf allen Kanälen kaum entgehen. Z.Zt. gilt man auf dem Schulhof als besonders cool, wenn man sich (die Eltern) diese eigentlich simple Kunstoff-Flasche für rund 40,- € leisten kann. Das eigene Schulkind nicht ausgeschlossen.
Nun in der neusten Ausgabe von „Test“ einen rundum positiven „Test“ gelesen und auf den ersten Blick (eine mehr oder weniger deutliche) Kaufempfehlung, Überschrift/ Zitat:“Cleverer Anreiz für Wassermuffel“. Beinahe wäre auch ich schwach geworden, was die Anschaffung betrifft. Nun, WAS hat „Test“ nun wirklich getestet? 1. Die Flasche ist schadstofffrei. 2. Die (teuren) Pods enthalten ein Fantasie-Aroma. Das war‘s dann auch schon. Keine Überprüfung auf (Schul-/Sport-) Alltagstauglichkeit, etwa einen simplen Fall- oder Dichtigkeitstest. Auf der Angebotsseite des großen „A“ dann die Ernüchterung: 8% 1-Sterne Bewertungen! Undichte Flaschen, gebrochene Flaschen usw.. Gewährleistung 4 Wochen! Danke „Test“!