
© Zoom North America
Rundum-Sound für den schmalen Geldbeutel: Die Produktreihe von Zoom-Rekordern bekommt mit dem Zoom H3-VR für 349 Euro zukunftsträchtigen Zuwachs. VR steht für virtuelle Realität, vier über Kreuz angeordnete Mikrofone und eine kostenlose Software vertonen VR-Aufnahmen, also 360°-Videos. Stärken und Schwächen des innovativen Audiorekorders ging test.de auf den Grund.
Vollausstattung für 900 Euro
Nicht nur machbar, sondern auch bezahlbar sind VR-Videos inzwischen. Die dafür nötigen 360-Grad-Kameras gibt es bereits für weniger als 200 Euro, auch wenn nur die GoPro Fusion für rund 550 Euro bei uns ein gutes Testurteil erhielt: Test 360°-Kameras. Der nun geprüfte Audiorekorder kostet rund 350 Euro. Der Preis ist absolut gesehen hoch und dennoch attraktiv: Vor zehn Jahren kosteten Videokamera und Audiorekorder für VR-Projekte mehr als so mancher Kleinwagen. Auch heute noch ist ein professionelles VR-Mikrofon allein teurer als ein Paket aus dem Zoom-Rekorder und einer 360°-Kamera. Der Preispunkt spricht also klar für die aktuelle Technik.
Komplexes Produkt
Im Schnelltest prüften wir, wie gut der VR-Effekt eingefangen wird, wie sich der Audiorekorder bedienen lässt und ob er beim Ton mit seinen Vorgängern mithalten kann. Schon 2012 lieferte der Zoom H2n eine überzeugende Leistung ab. Gute Ergebnisse mit dem H3-VR sind kein Kinderspiel: Erst das Zusammenspiel der Tasten am H3-Rekorder selbst, einer empfehlenswerten Smartphone-App (angeboten für iOS) und der Software zur Nachbearbeitung lotet das Potenzial des Audiorekorders aus. Leistung und Funktionsumfang adressieren zumindest engagierte Amateure und auch Profis.
Voller Effekt mit Nachbearbeitung
Mittels der auf der Zoom-Webseite kostenfrei für Mac und Windows erhältlichen Software (Ambisonics Player) haben Nutzer alle Audioeffekte im Griff. Der Funktionsumfang ist groß: Sie können etwa die Ausrichtung des Schallfeldes justieren, Aufnahmen in 5.1 Surround, binaurales Stereo (Stichwort Kunstkopfstereofonie) oder ganz normales Stereo für die Wiedergabe über Lautsprecher umwandeln. Als Aufzeichnungsformat nutzt der Zoom-Rekorder Ambisonics, ein offenes Audioformat. Der Ambisonics-Player liefert technisch einwandfreie Ergebnisse, könnte aber – etwa beim Trimmen von Tracks – komfortabler sein. Doch auf die Eigenheiten der Software können Nutzer sich einstellen.
Mit eingebauter Zielverfolgung
Hilfreich ist der Trackingmodus mittels eingebautem Gyrosensor, der, wie aus Smartphones bekannt, permanent die Lage des Rekorders erfasst. Damit lassen sich Schallereignisse genauer orten. Versuchsweise montierten wir den H3-VR auf einen Kopfhörer. Beim Bewegen des Kopfes hörten wir die Schallquellen genau an ihrer Position im Raum, auch wenn wir den Kopf bewegten – wir konnten mit dem H3-VR-Rekorder Schallquellen genauso orten wie mit bloßen Ohren. Bei zu schnellen Bewegungen zog der Effekt speziell bei horizontalen Schwenks aber etwas nach.
Bedienen besser via App
Der Zoom H3-VR hat Tasten für alle Funktionen. Doch sie sind schwergängig (Rutschgefahr) und nicht gut vom Gehäuse entkoppelt. Jeder Tastendruck stört die Aufnahme. Das ist ein guter Grund, auf die H3-Control-App auszuweichen, die es im App-Store für iOS-Geräte gibt. Sie ist intuitiver als das Tastenfeld am Rekorder, übersichtlicher dazu und bietet vollen Zugriff auf alle Funktionen. Nur ein- und ausschalten müssen die Nutzer den Audio-Rekorder noch direkt per Taste am Gerät. Nicht zu vergessen: akustisch stört die App nicht. Sie funktioniert aber nur mit dem Bluetoothadapter BTA-1 von Zoom, der extra gekauft werden muss und knapp 40 Euro kostet. Fast schon eine Sensation: Die Fernbedienungs-App sendet keinerlei Daten, das ist nicht selbstverständlich. Wir prüften sie auf das Datensendeverhalten und stießen auf keinerlei Netzwerkkommunikation und erst recht kein Tracking.
Ton OK, aber etwas schlank
Im Hörtest vergleichen wir eine Stereoaufnahme des Zoom H3-VR mit der eines guten Stereomikrofons. Der H3 hörte sich im Vergleich etwas spitz und schlank im Bass an. Dieser subjektive Eindruck bestätigte sich bei der Messung mit rosa Rauschen. Der Vergleich zu einem Messmikrofon zeigte bei der H3-Aufnahme eine Anhebung bei 8–10 kHz und einen deutlichen Abfall unter 100 Hz. Bei Stimmen ist das womöglich willkommen, bei Musik fehlt der Basskeller jedoch. Wichtig: Das mit dem H3-VR aufgezeichnete Schallereignis sollte nicht all zu leise sein, denn beim Einstellen eines hohen Mic-Gains (hohe Verstärkung des Mikrofon-Eingangs) ist Rauschen deutlich hörbar.
Fazit
Im Test zeigte sich der Zoom nicht als Effekthascher, sondern als solides Aufzeichnungsgerät. Wer mit den wenigen Schwächen wie etwa der mageren Basswiedergabe leben kann, erhält für den Preis von knapp 350 Euro einen handlichen und vielseitigen Audiorekorder, der ohne Zusatzgeräte 360°-Aufnahmen macht.
-
- CD und Schallplatte war gestern. Heute kommt Musik vom Streamingdienst, der Netzwerkfestplatte, vom Handy. Hier lesen Sie, wie Sie Ihr Sound-Netzwerk ideal gestalten.
-
- Schallplatten boomen. In unserem ersten Plattenspieler-Test seit 36 Jahren überzeugen viele Modelle. Bei Preis, Ausstattung und Bedienung gibt es aber große Unterschiede.
-
- Kinder lieben Hörbücher und Lieder. Aber wie kindgerecht sind die Abspielgeräte? Die Stiftung Warentest hat 13 Musikspieler für Kinder geprüft, darunter klassische...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.