
Faustgroße Frucht. Zitronen gibt es das ganze Jahr zu kaufen. Ursprünglich stammen sie aus Asien. Heute sind sie auch im Mittelmeerraum verbreitet.
Zitrusfrüchte werden häufig mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Wie viel landet davon beim Verbraucher? 38 Zitronen und Limetten im Test.
Alle Testergebnisse für Pestizidrückstände in Zitrusfrüchten 03/2014
Sie sind Künstler in der Küche. Zitronen und Limetten verfeinern Fischgerichte und Salat, aromatisieren Desserts und Gebäck, verleihen Getränken Pfiff – vom Glas Wasser bis zum Cocktail. Die sauren Früchtchen sind aber sehr empfindlich und anfällig für Schädlinge und Schimmel. Die Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln vor und nach der Ernte soll dem vorbeugen. Wie belastet sind die Zitrusfrüchte?
Um das herauszufinden, haben wir bei Discountern, in Supermärkten und Bioläden 38 abgepackte sowie lose Zitronen und Limetten gekauft. Ungewaschen und ungeschält wurden sie auf etwa 450 Pestizide untersucht. Das Ergebnis ist erfreulich: Nur eine Probe war deutlich belastet, 24 Proben gering bis sehr gering. 13 Früchte waren frei von Rückständen. Zusätzlich haben wir alle auf zwei weitere Stoffe überprüft – und in einigen Proben sehr geringe Mengen Perchlorat gefunden.
Mit Bio auf Nummer sicher
Bei allen pestizidfreien Zitronen und Limetten handelte es sich um Biofrüchte. Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind beim ökologischen Anbau tabu. Nur die Biozitronen von Alnatura waren sehr gering belastet: mit Spuren eines Pestizids. Auf eine Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln deutet das nicht hin. Die Spuren können etwa durch den Kontakt mit behandelten Früchten während der Lagerung oder des Transports übertragen worden sein. Für Bio- und herkömmliche Ware gelten in der EU dieselben Rückstandshöchstgehalte. Der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) hat für Bioware einen einheitlichen, niedrigeren Pestizidorientierungswert festgelegt. Den halten auch die Zitronen von Alnatura ein.
Die Pestizidfunde sind unbedenklich
Im konventionellen Anbau ist es erlaubt, Zitrusfrüchte vor und nach der Ernte zu behandeln. Am Strauch oder Baum eingesetzte Pestizide haben meist Zeit, sich ganz oder bis auf Spuren abzubauen. Anders bei denen, die nach der Ernte auf der Schale landen. Der Labortest ergab: 23 der 24 konventionellen Zitrusfrüchte im Test waren sehr gering oder gering belastet. Sie liegen damit weit unter den gesetzlichen Höchstmengen. Diese schließen eine gesundheitliche Gefährdung aus.
Nicht einheitlich gekennzeichnet

Kleine, grüne Schwester. Die Limette ist kälteempfindlicher als die Zitrone. Sie bevorzugt frostfreies, (sub-)tropisches Klima.
Jede Behandlung nach der Ernte muss bei Zitronen angegeben werden, bei Limetten besteht diese Pflicht nicht immer (siehe Das steht drauf). Sieben der acht konventionellen Limetten im Test waren mit Hinweisen zur Behandlung gekennzeichnet. Nur bei den losen Limetten von Mitte Meer fanden wir bei unserem Einkauf keine Angaben.
Von den konventionellen Früchten waren die lose verkauften Zitronen von Karstadt sowie die abgepackten Limetten von Real als unbehandelt gekennzeichnet. In beiden Proben fanden die Prüfer nur sehr geringe Rückstände von Pestiziden. Diese unauffälligen Werte weisen nicht darauf hin, dass die Früchte behandelt wurden.
Ein Produkt ist deutlich belastet
In den Zitronen Sol de Espana Marca, die wir bei Edeka-Reichelt gekauft haben, wiesen die Tester vom Fungizid Imazalil etwa die Hälfte des zulässigen Höchstgehalts nach. Als Konservierungsmittel schützt es Zitrusfrüchte nach der Ernte vor Schimmelbefall. Gefährlich für die Gesundheit sind diese Zitronen nicht, wenn sie in üblichen Mengen verzehrt werden. Ein 70 Kilo schwerer Erwachsener könnte 0,6 Kilogramm von ihnen – das sind etwa 4,5 Stück samt Schale – täglich gefahrlos essen, ein Leben lang. Wie viel vom Schalenbehandlungsmittel findet sich aber im Fruchtfleisch? Da müssen sich Verbraucher keine Sorgen machen. Analysen deutscher Untersuchungsämter von Zitrusfrüchten zeigen: Die meisten Wirkstoffe gehen kaum oder nur gering ins Fruchtfleisch über. Das gilt auch für das Mittel Imazalil, das oberflächlich mitunter groß aufgetragen wird.
Auch zwei neue Stoffe im Visier
Zusätzlich zu den etwa 450 Pestiziden überprüften wir die Zitrusfrüchte auch auf zwei Stoffe, die bei Kontrollen von exotischem Obst in jüngster Zeit aufgefallen sind: Morpholin und Perchlorat. In einigen Ländern wird Morpholin als Emulgator in Wachsen zur Oberflächenbehandlung eingesetzt. In der EU ist dieser Zusatzstoff nicht zugelassen, auch nicht bei importierten Früchten. Auf den Zitronen und Limetten im Test fanden wir kein Morpholin.
Bei Perchlorat hingegen wurden wir fündig. Der Stoff taucht neuerdings in pflanzlichen Lebensmitteln auf, häufig auch in Zitrusfrüchten. Perchlorate sind Salze der Perchlorsäure. Wie sie in Obst und Gemüse kommen, ist bisher nicht geklärt. Sie könnten mit industriellen Abwässern in die Bewässerung gelangen und so Pflanzen verunreinigen. Sie könnten aber auch aus Düngemitteln übergehen.
Problematisch: Eine erhöhte Perchlorataufnahme kann die Jodaufnahme in die Schilddrüse hemmen. Gesetzlich festgelegte Höchstgehalte gibt es nicht. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) arbeitet an einer Risikobewertung. Bis dahin gilt für Zitrusfrüchte der Referenzwert von 0,2 Milligramm pro Kilogramm. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) spricht sich für einen strengeren Wert aus: 0,05 Milligramm Perchlorat pro Kilogramm für alle Obst- und Gemüsesorten. In sechs Zitronen- und einer Limettenprobe konnten wir Rückstände nachweisen. Die Gehalte lagen weit unter dem Referenzwert sowie deutlich unter der strengeren Bewertungsgrenze des BfR.
Bis zu vier Pestizide in einer Frucht
In 10 der 25 belasteten Früchte fanden wir übrigens nicht nur ein Pestizid, sondern Mehrfachrückstände – bis zu vier Pflanzenschutzmittel in einer Frucht. Produzenten kombinieren gezielt kleinere Mengen verschiedener Mittel, um unterschiedliche Pflanzenschädlinge wie Pilze und Insekten effektiver zu bekämpfen. Durch den Einsatz verschiedener Pestizide können sie auch leichter verhindern, dass die Schädlinge Resistenzen entwickeln.
Wie Mehrfachrückstände im Körper wirken, ist noch nicht geklärt. Für ein ungetrübt saures Vergnügen gilt deshalb: je weniger Pestizide, desto besser.
Zitrusfrüchte als Erkältungsmittel
Viele schätzen gerade an Zitronen den hohen Vitamin-C-Gehalt. Das wohl bekannteste Vitamin ist für ein starkes Immunsystem unverzichtbar. Den Tagesbedarf an Vitamin C decken zum Beispiel zwei bis drei ausgepresste Zitronen.
Einen wahren Vitamin-C-Kick bietet unser Rezept: Fenchelsalat mit Zitrusfrüchten.
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