Zinsportal Savedo „Fest­geld­PLUS“ soll bis zu 3,15 Prozent bringen

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Das Zinsportal Savedo wirbt mit einem „Fest­geld­PLUS“, das Anlegern eine Rendite­chance von bis zu 3,15 Prozent für ein einjähriges Fest­geld einbringen soll. Angesichts des aktuellen Zins­niveaus ein scheinbar attraktives Angebot. test.de hat das Angebot unter die Lupe genommen.

Das Angebot: Wette auf den Aktienmarkt

Zinsportale wie Savedo vermitteln Tages- und Fest­geld­angebote verschiedener Banken im In- und Ausland. Um die Angebote abschließen zu können, müssen sich Sparer gegen­über Savedo identifizieren und bei der biw Bank ein Verrechnungs­konto eröffnen. Die jetzt angebotenen Fest­geld­PLUS-Varianten „German Values“ und „Auto Luxury“ sollen Sparern die Möglich­keit geben, ihr Geld ein Jahr lang sicher anzu­legen und gleich­zeitig von steigenden Aktien­kursen zu profitieren. Beim Angebot „German Values“ geht es um die Kurs­entwick­lung der Aktien von SAP, Siemens, Bayer und BASF. Für das Fest­geld „Auto Luxury“ zählt die Kurs­entwick­lung von Aktien der Auto­bauer BMW, Ferrari, Porsche und des US-amerikanischen Herstel­lers von Elektro­autos Tesla.

Angebot gilt nur für kurze Zeit

Anleger, die ein solches Fest­geld abschließen wollen, können das ab einer Mindest­anlagesumme von 2 500 Euro und bis zu Höchst­anlagesumme von 100 000 Euro tun. Wer kein Savedo-Kunde ist, muss bis zum 27. März 2017 die Identitäts­prüfung bei Savedo durch­laufen haben. Einzahlungen sind bis zum 4. April 2017 möglich. Der Anlage­zeitraum beginnt am 10. April 2017 und endet am 3. April 2018. Die Börsen­werte werden an diesen beiden Tagen nach den Kursen der Börsen bestimmt, an denen die Aktien primär gelistet sind. Soweit die Rahmendaten. Leider haben die Angebote gleich mehrere Haken.

Haken 1: Sinkt nur ein Kurs, entfällt die Rendite

So ist die in Aussicht gestellte Rendite alles andere als sicher. Denn Zinsen werden nur gezahlt, wenn alle vier von Savedo für das jeweilige Fest­geld­angebot ausgewählten Aktien am Ende des Anlage­jahres keinen Kurs­verlust erlitten haben. Nur wenn die Aktien ihren Kurs halten oder im Wert steigen, beträgt die Rendite für das Fest­geld „German Values“ 2,75 Prozent und für das Angebot „Auto Luxury“ 3,15 Prozent. Liegt der Kurs nur einer der ausgewählten Aktien am 3. April 2018 nied­riger als am 10. April 2017, erhalten Sparer beim Produkt „Auto Luxury“ gar keine Rendite und beim „German Values“ nur eine klägliche Verzinsung von 0,2 Prozent.

Haken 2: Unsichere Einlagensicherung

Ein weiterer Haken bei den Angeboten ist die Einlagensicherung. Anbieter der beiden Fest­gelder von Savedo ist die portugiesische Privatbank Banco de Investimento Global (BiG) aus Lissabon. Dort sollen – wie bei allen Banken mit Sitz in der EU – Spar­guthaben in Höhe von 100 000 Euro pro Anleger und Bank geschützt sein. Da die Einlagensicherung allerdings national organisiert ist, müsste für den Fall, dass die BiG Pleite geht, der portugiesische Staat mit seiner Wirt­schafts­kraft einspringen. Portugal müsste für die Entschädigungen der Anleger sorgen, wenn das Geld der nationalen Einlagensicherung nicht ausreicht. Da die Wirt­schafts­kraft Portugals von den großen Rating­agenturen keine guten Noten erhält, können wir Anlagen bei der BiG nicht empfehlen. Wir haben Bedenken, dass Portugal im Fall einer Bank­pleite alle Anleger zeit­nah entschädigen kann. In unseren Zins-Vergleichen kommen derzeit nur Angebote von Banken aus EU-Ländern, die Bestnoten für ihre Wirtschaftskraft erhalten.

Haken 3: Ärgerliche Quellen­steuer

Gegen die Fest­geld­angebote spricht auch das für Anleger komplizierte Prozedere, das verhindern soll, dass keine Quellen­steuer anfällt. So können Anleger mit Wohn­sitz in Deutsch­land in Portugal einen sofortigen Abzug der Quellen­steuer nicht vermeiden. Sparer ohne Ansässig­keits­bescheinigung werden 28 Prozent von ihren Zins­erträgen abge­zogen. Mit einer Ansässig­keits­bescheinigung ihres Finanz­amtes beträgt der Abzug immer noch 15 Prozent. Zwar können Anleger diese Abzüge in der Steuererklärung geltend machen. Das Finanz­amt rechnet die gezahlten Quellen­steuern aber nicht in jedem Fall voll­ständig an. Im güns­tigsten Fall kommen Sparer über die Einkommens­steuererklärung erst zeit­versetzt an die voll­ständigen Zins­erträge.

Fazit: Wette mit ungewissem Ausgang

Bei dem „Fest­geld­PLUS“ von Savedo und BiG handelt es sich um eine Wette auf steigende Aktien­kurse. Wegen des Risikos bei der portugiesischen Einlagensicherung und den komplizierten Rahmenbedingungen bei der Quellen­steuer können wir das Angebot nicht empfehlen.

Tipp: Sie finden auf test.de ständig aktualisierte Vergleiche von Zinsangeboten. Wir schauen beim Vergleichen und Bewerten auch darauf, dass Anleger im Fall einer Bank­pleite gut abge­sichert sind.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • hyppo am 09.03.2017 um 23:40 Uhr
    Freche Werbung mit "Festgeld" - gute Warnhinweise!

    Im Gegensatz zu meinem Vorkommentator "koschinski" finde ich den Artikel ausgezeichnet und alles andere als Werbung, wenn die Stiftung Warentest von einer "Wette mit unsicherem Ausgang" und von einem Papier mit mehreren "Haken" spricht! Und klipp und klar steht da: "... können wir Anlagen bei der BiG nicht empfehlen".
    Ich frage mich, warum hier nicht die Finanzaufsicht oder Verbraucherschutzverbände einschreiten, dann das ist wirklich frech wie dieses strukturierte Papier vermarktet wird. Festgeldplus" klingt ja nach "Festgeld und weitere Vorteile" und nicht nach "Vielleicht-Festgeld und weitere Risiken".
    Eine Bitte an die Stiftung Warentest: Könntet Ihr das mal auf Wiedervorlage in einem Jahr legen, um mal in einem Rückblick nochmals drauf zu schauen?

  • koschinski am 09.03.2017 um 20:42 Uhr
    Das ist kein Festgeld!

    Bei dieser Anlage handelt es sich nicht um Festgeld. Der Name ist irreführend.
    Warum weisen nicht darauf hin und machen stattdessen „Werbung für ein derartiges Spekulationspapier / Zockerpapier“.
    Die Probleme im Bereich der Einlagensicherung und Quellensteuer sind bei einem derartigen Papier vollkommen belanglos. Das Risiko keine bzw. nur minimalste Zinsen zu bekommen ist das Problem dieses Papiers.