
Die Kurzinformationen der Banken sollen einen Schnellvergleich von Zinsangeboten ermöglichen. Oft stiften sie eher Verwirrung.
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Alle Testergebnisse für Produktinformationsblätter für Zinsanlagen 08/2013Alle wichtigen Informationen auf höchstens drei Seiten: Eigentlich ist das Produktinformationsblatt eine feine Sache. Seit dem 1. Juli 2011 ist es für viele Geldanlagen wie Aktien, Anleihen und Zertifikate Vorschrift. Dahinter steckt die Absicht des Gesetzgebers, den unübersichtlichen Finanzmarkt für Anleger transparenter zu machen.
Zinsanlagen gehören zu den wenigen Finanzprodukten, für die keine Informationsblätter vorgeschrieben sind. Offenbar hielt der Gesetzgeber diese Anlageform für so einfach und unproblematisch, dass er sie von der Verpflichtung ausnahm.
Doch gut ein Drittel der Banken in unserem Test hat erfreulicherweise freiwillig das Blatt zusammengestellt. Allerdings zeigt sich bei der Lektüre: Wie so oft scheitert die gute Idee zumindest teilweise an der praktischen Umsetzung. In den 34 Produktinformationsblättern für Zinsanlagen, die wir untersucht haben, finden Anleger auf entscheidende Fragen oft keine oder nur missverständliche Antworten.
Produktinformation dringend nötig
Zinsanlagen sind gar nicht so einfach. In den 34 Angeboten im Test gibt es viele Tücken. Anleger benötigen ausführliche und exakte Informationen, um Fehlentscheidungen zu vermeiden. Das gilt erst recht, da sich die Banken mit Zinsanlagen ja auch an Anleger ohne Vorwissen wenden.
Daher lautet unsere Forderung: Produktinformationsblätter sollten auch für Zinsanlagen zur Pflicht werden – und sie müssen deutlich besser werden.
Auf den ersten Blick wirken manche Infoblätter überzeugend. Doch der vermeintlich übersichtliche Aufbau und eine lesefreundliche Gestaltung täuschen allzu oft über inhaltliche Mängel hinweg.
Oft fehlt sogar der Zinssatz
Was nützt eine schöne Optik, wenn der Anleger entscheidende Fakten nicht findet? Selbst der im Moment gültige Zinssatz ist in vielen Blättern nicht enthalten. Das mag aus Sicht der Anbieter verständlich sein, denn so müssen sie die Informationen nicht ständig aktualisieren. Wir erwarten aber zumindest im Internet eine Version, die immer auf dem neuesten Stand ist und den Kunden vollständig informiert.
Selbstverständlich sollte darin auch die Gesamtrendite der Zinsanlage stehen. Sie ist nur bei Festzinsprodukten mit konstanter jährlicher Zinszahlung mit dem Zinssatz identisch.
Wenn dagegen innerhalb der Laufzeit unterschiedliche Zinssätze vorkommen oder sich der Ertrag aus mehreren Zinsbestandteilen zusammensetzt, hilft nur eine Renditeangabe, um den Vertrag mit anderen vergleichen zu können. Gesetzlich vorgeschrieben ist das leider nicht, aber aus unserer Sicht unverzichtbar.
Um ein Produkt beurteilen zu können, muss der Kunde außerdem wissen, wie die Zinsen gutgeschrieben und steuerlich behandelt werden. Viele Blätter enthalten keine präzisen Informationen, ob die Zinsen jährlich auf ein anderes Konto überwiesen oder der Sparanlage gutgeschrieben und anschließend mitverzinst werden.
Steuerlich wichtig ist die Frage, ob die Zinsen dem Sparer jährlich oder in einem Betrag am Ende einer mehrjährigen Laufzeit zufließen. Das beantwortet kaum eine Bank im Informationsblatt.
Risikoklasse ist nicht überflüssig
Die Angabe einer Risikoklasse suchten wir in fast allen Produktinformationsblättern vergeblich. Bei riskanten Anlagen wie Aktienfonds ist sie Pflicht, bei sicheren Zinsprodukten halten sie die Banken offenbar für unnötig.
Finanztest ist da anderer Meinung. Aus unserer Sicht sollen Anleger bei jedem Investment eine Risikoeinstufung finden. Schließlich sind viele in der Vergangenheit mit vermeintlich sicheren Zertifikaten hereingefallen. Die Risikoklasse ist für die Einordnung einer Geldanlage und den Vergleich mit anderen Finanzprodukten wichtig. Allein die Targobank bringt eine Risikoeinstufung in Form einer Ampel, aber sie ist für Normalanleger zu kompliziert.
Außerdem: Bei gewöhnlichen Zinsanlagen handelt es sich zwar um Angebote, mit denen Anleger keinen Euro einbüßen können. Aber was ist mit dem Risiko, an einem Zinsanstieg nicht teilzuhaben, weil man sich sehr langfristig gebunden hat?

Beim TopZinsSparen der Deutschen Bank liegt diese Befürchtung nahe. Schließlich legt sich der Sparer damit für bis zu 18 Jahre fest. In ihrem Informationsblatt (siehe Grafik) spricht die Bank das Thema nicht an.
Gering ist bei den Banken auch die Bereitschaft, auf unvorhergesehene Ereignisse einzugehen. Was passiert, wenn ein Kunde die Sparraten nicht mehr zahlen kann? Gibt es die Möglichkeit, aus einem Festzinsvertrag vorzeitig auszusteigen? Wenn ja, mit welchen Konsequenzen?
Eine Produktinformation sollte diese Fragen beantworten, aber wenige tun dies überzeugend. Stattdessen gibt es viel Kauderwelsch und jede Menge Fachchinesisch.
Ein Produktinformationsblatt für jede Variante der Sparanlage – nicht einmal diese Minimalforderung wird erfüllt. Bei Produkten mit unterschiedlichen Ausführungen gibt es bei den meisten Banken nur ein Exemplar für alle. Der Leser muss herauspicken, welche Bedingungen für ihn gelten.
Auch wenn es für die Banken Mehrarbeit bedeutet, sollte es für jede Laufzeit ein Blatt geben. Nur dann ist eine klare Zuordnung der Rendite möglich. Bei einer weiten Spanne an Laufzeiten ist auch an anderer Stelle Differenzierung nötig: Es ist ein Riesenunterschied, ob der Anleger sein Geld für 4 oder für 18 Jahre festlegt. Je weiter er in die Zukunft blicken muss, desto unsicherer ist die Zinsentwicklung und desto wichtiger die Frage der vorzeitigen Verfügbarkeit.
Kaum Information zu variablem Zins

Bei Sparplänen mit variabler Verzinsung informieren die Blätter nicht oder kaum über den Richtzins. Manche Banken erwähnen nicht einmal, dass die Zinsanpassung Regeln folgt. Das erfährt der Sparer vielleicht aus den Sonderbedingungen oder aus einem weiteren Dokument, das sich „Verfahren der Zinsanpassung“ nennt.
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- Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen erhöht. Überraschend ist die Höhe: 0,5 Prozentpunkte. Wir erläutern, was das für Anleger und Verbraucher bedeutet.
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- Sparpläne liegen auf Jahressicht im Minus, Einmalanlagen trotz Ukrainekrise im Plus. Mittel- und langfristig verzeichnen alle Pantoffel-Portfolios ein deutliches Plus.
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- Statt Tagesgeld: Scalable und Weltsparen bieten Portfolios mit Anleihen-ETF an. Das könnte sich lohnen – wenn die Kosten nicht so hoch wären. Unsere Analyse.
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Es geht nicht um persönliche "böse" Erfahrungen mit Geldgeschäften;- es geht um das Prinzip des derzeitigen Geldsystems per se. Wer verstanden hat, daß der Zins grundsätzlich (nie bezahlbare!!) Schulden und dazu Inflation erzwingt -siehe nur idie Verhältnisse überall auf der Welt!- der mache einfach nicht mehr mit! Es ist doch offensichtlich! Was soll noch alles passieren? Ich empfehe das Video: "Was ist Geld? Der 10-Punkte-Plan zur effizienten Ausbeutung eines Planeten mit halbwegs intelligenten Lebensformen" auf youtube. Das beantwortet alle Fragen.
Leider erzählt @UKF nicht, was er selbst mit Geldgeschäften so Böses erlebt hat, dass er heute mittelalterlich bzw. wie z.B.ein Salafist redet. - Mit der Credit Europe hatte ich auch schon beides: frühe gute und späte schlechte Kundenführung, u.U. je nach Sachbearbeiter. - Grundsätzlich habe ich an der StiWa -Darstellung nicht verstanden, wofür in gegenwärtiger Zeit ein Banksparplan gut sein sollte. Allein die erwähnten Fallstricke zeigen, dass man sich (zunächst oft noch unbewusst) früher oder später viel Frust und Ärger eingehandelt hat. Das ist bei gut ausgewähltem Tagesgeld bzw. Festgeld-Kurzläufern auf wenige Banken-Details beschränkt. Sich selbst kann man nur selten ein Bein stellen: zum Beispiel, wenn man sein sauer verdientes Geld gar nicht schätzt und nicht mal die Zinsentwicklungen im monatlichen FinTest oder in werktäglichen Web-Foren verfolgt.
Keinerlei Kulanz seitens CreditEurope. Email-Kündigungen blieben unbeantwortet.
Wer das Geldsystem durchschsut und begriffen hat, daß jeder Zins eine Beteiligung an Betrug ist, kann daran nicht mehr teilnehmen, egal welches Etikett das "Finanzprodukt" hat.
Vor zwei Jahren hatte ich ein Top-Festgeld der Credit Europe Bank und vergaß eine rechtzeitige Kündigung. Es wurde dann wieder angelegt und mir dieser Vorgang 2 Tage später per Brief mitgeteilt.
Telefonisch teilte ich mit, dass ich das nicht wollte und die Wiederanlage wurde rückgängig gemacht. Vollkommen problemlos.
Ein Jahr später teilte ich bei einem weiteren Top-Festgeld schriftlich mit, dass ich keine Wiederanlage wünsche, allerdings nur einige Tage vor Ablauf der Laufzeit. Ich bin mir nicht sicher, ob bei der Credit Europe Bank eine Kündigungsfrist von 3 Monaten gilt, sie wäre zumindest nicht verpflichtend gewesen.