
Zinsanlagen gehören zu den sichersten Produkten überhaupt. Vor Verlusten sind Anleger bestens geschützt, nicht jedoch vor bösen Überraschungen. Finanztest entdeckte bei seiner Untersuchung von Produktinformationsblättern trügerische Zinsen, vertrackte Boni und fiese Kündigungsbedingungen. Die Produktinformationsblätter sollen eigentlich vor Reinfällen schützen. Doch sie erfüllen ihren Zweck nur selten.
Alle Testergebnisse für Produktinformationsblätter für Zinsanlagen 08/2013
Liste der 34 getesteten Produkte
- Bausparkasse Mainz maxPluszins
- Bausparkasse Mainz maxSparbrief
- Berliner Volksbank GenoBrief
- Commerzbank Extra-Sparbrief
- Credit Europe Bank Top-Festgeld
- Deutsche Bank Festzinssparen
- DKB Zuwachssparen
- Hanseatic Bank Sparbrief Dynamik
- Hypovereinsbank PlusSparen (fest)
- ING-Diba Sparbrief
- ING-Diba Zinswachstum
- Netbank Sparbrief
- Ostsächsische Sparkasse Dresden Zuwachssparen
- Oyak Anker Bank Wachstumssparen
- Postbank Kapital plus direkt
- PSD Bank Berlin-Brandenburg Wachstumssparen
- Spardabank Berlin SpardaDynamic
- Stadtsparkasse München Extrazinssparen
- Targobank Festgeld
- Volksbank Mittelhessen Wachstumsgeld
- Volkswagen Bank Direct Plus Sparbrief
- Berliner Volksbank Sparplan
- Commerzbank Dynamischer Sparplan
- Deutsche Bank TopZinsSparen
- DKB Sparplan
- Hypovereinsbank KomfortSparen
- Ostsächsische Sparkasse Dresden Prämiensparen Flexibel
- Postbank Sparplan
- PSD Bank Berlin-Brandenburg Sparplan
- Spardabank Berlin Ansparplan
- Stadtsparkasse München PrämiensparenFlexibel
- Targobank Doppelzins-Plan
- Volksbank Mittelhessen Bonussparen
- Volkswagen Bank Direct Direkt-Sparplan
Informationsblätter für 34 Zinsprodukte im Test
Verzinste Einmalanlagen und Sparpläne gehören zu den sichersten Produkten, die deutsche Anleger bekommen können. Sie können damit keinen Euro verlieren und haben – vom niedrigen Zinsniveau abgesehen – kein grundsätzliches Problem damit. Oder etwa doch?
Finanztest hat sich für die Untersuchung von Produktinformationsblättern auch die Bedingungen von 21 Einmalanlagen und 13 Sparplänen genauer angesehen, über die diese Blätter informieren sollen. Was wir in den Informationsblättern und in den Sonderbedingungen entdeckten, ist oft ärgerlich und manchmal sogar haarsträubend.
Anleger sind also schlecht beraten, wenn sie sich bei sicheren Geldanlagen blind darauf verlassen, dass einfache Produkte auch einfachen Regeln folgen. Eine Lektüre der Produktinformationsblätter allein schützt sie nicht vor bösen Überraschungen. Wir zeigen an typischen Beispielen, welche Fallstricke bei Zinsanlagen lauern.
Deutsche Bank Festzinssparen
Einen großen Hammer leistet sich die Deutsche Bank. Ihr Festzinssparen gibt es für Laufzeiten zwischen sechs Monaten und acht Jahren. Der Anleger legt sich auf eine Zeitspanne fest, in der er keinen Zugriff auf sein Geld hat. So weit, so klar.
Nicht gerechnet haben wir mit der Klausel, die eine automatische Verdopplung der Laufzeit vorsieht. Sie greift, wenn der Kunde nicht drei Monate vor Ablauf kündigt und einen Auftrag zur Umbuchung erteilt.
Nicht genug mit der Verdoppelung der Laufzeit: Die Deutsche Bank lässt sich bei der Verzinsung des Anschlussvertrags alle Freiheiten. „Die Bank teilt rechtzeitig vor Ablauf der Festzinsdauer den neuen Zinssatz mit“, steht in der Produktinformation.
Wie fatal diese Regelung vor allem bei langen Laufzeiten ist, zeigt ein kurzer Blick zurück: Mitte 2007 konnten Anleger, die ihr Geld für sechs Jahre festlegten, bei der Deutschen Bank noch eine Rendite von 4 Prozent pro Jahr erzielen. Heute bekommen sie bei der Bank für diese Laufzeit nur noch 1 Prozent. Haben Anleger übersehen, dass sie kündigen mussten, sitzen sie mit diesem Zins weitere sechs Jahre fest.
Die Regelung der Deutschen Bank ist kein Einzelfall. Ähnliche Formulierungen gibt es beim GenoBrief der Berliner Volksbank, beim Top-Festgeld der Credit Europe Bank und beim Sparangebot Kapital Plus Direkt der Postbank.
Viele andere Festzinsanlagen verwandeln sich nach Vertragsende in ein Sparkonto mit dreimonatiger Kündigungsfrist, wenn der Anleger nicht fristgerecht gekündigt hat. Er kann also nicht davon ausgehen, dass sein befristet angelegtes Kapital mit Ablauf der Frist uneingeschränkt zur Verfügung steht. Wir finden: Das ist ein Unding.
Tipp: Wählen Sie Festgeldangebote mit Kündigungsfrist nur dann aus, wenn diese besonders attraktiv sind. Notieren Sie Kündigungstermine in Ihrem Kalender, um eine unerwünschte Laufzeitverlängerung und unnötig niedrige Zinsen zu vermeiden.
Commerzbank Extra-Sparbrief

Was bringt der Extra-Sparbrief wirklich?
Mit „bis zu 3,05 Prozent“ Zinsen wirbt die Commerzbank für ihr Sparbriefangebot mit festen Laufzeiten zwischen drei und sechs Jahren. Das klingt attraktiv, denn mehr als 2 bis 2,5 Prozent sind derzeit für diese Laufzeiten weder bei ausländischen Banken noch bei reinen Internetanbietern zu erzielen (siehe www.test.de/zinsen).
Der Haken: Auch die Commerzbank bietet für mehrjährige Anlagen selbstverständlich keine 3,05 Prozent Rendite. In der Spitze sind es bei sechsjähriger Laufzeit gerade einmal 1,55 Prozent.
Die großspurige Werbung bezieht sich einzig auf den Zinssatz, den die Commerzbank im sechsten Jahr gewährt und der die magere Zinsstaffel in den Jahren zuvor nicht wettmachen kann.
Anders als bei Angeboten mit steigendem Zins üblich, können Anleger aus dem Commerzbank-Sparbrief nicht vorzeitig aussteigen. Die Bank könnte also ebenso gut einen konstanten Zins für die feste Laufzeit bieten. Das ist aber nicht so werbewirksam.
Aus Anlegersicht ist die Werbung mit einem Zins, der nicht einmal im günstigsten Fall erzielbar und meilenweit von der tatsächlichen Rendite entfernt ist, indiskutabel.
Tipp: Wählen Sie bei unkündbaren mehrjährigen Sparbriefen nur Produkte mit konstantem Zins über die gesamte Laufzeit.
Hypovereinsbank PlusSparen (fest)
Die Hypovereinsbank bezeichnet das PlusSparen (fest) in den Produktinformationen als Spareinlage mit einer Kündigungsfrist von drei Monaten. Das ist irreführend. In Wirklichkeit kommen Anleger, die kündigen, nur mit Verlusten vorzeitig aus dem Festzinsprodukt heraus.
Beispiel: Für eine Laufzeit von vier Jahren erhalten Anleger im PlusSparen (fest) regulär je nach Betrag zwischen 0,8 und 1,1 Prozent Rendite. Falls sie innerhalb der ersten drei Jahre aussteigen, zahlt ihnen die Hypovereinsbank für die gesamte Laufzeit rückwirkend nur den Sparbuchzins von aktuell 0,25 Prozent. Zu viel gezahlte Zinsen bucht sie wieder ab.
Bei einer Kündigung im vierten Jahr gilt der Sparbuchzins zwar nur für die Restlaufzeit, aber Anleger müssen ihren Ausstieg mit einer Gebühr in Höhe von 1 Prozent des gesamten Sparguthabens teuer erkaufen.
Tipp: Legen Sie nur so viel Geld längerfristig an, wie Sie auf jeden Fall dauerhaft entbehren können. Den Notgroschen in der Höhe von ungefähr zwei bis drei Monatsgehältern legen Sie am besten auf ein gutverzinstes Tagesgeldkonto.
Hypovereinsbank KomfortSparen
Ein Musterbeispiel für undurchsichtige Bedingungen liefert die Hypovereinsbank mit ihrem KomfortSparen. Offenbar sieht die Bank in dem Wirrwarr kein Problem, stellt sie doch die „Gesamtverzinsung nach dem Baukastenprinzip“ sogar werblich heraus.
Wir kritisieren, dass es für Normalsterbliche fast unmöglich ist, die Rendite zu berechnen. Es gibt eine variable Grundverzinsung, die auf komplizierte Weise angepasst wird und sich an einem Referenzzins, dem sogenannten 6-Monats-Euribor, orientiert. Dazu kommen Zinsaufschläge, die von mehreren Voraussetzungen abhängen, etwa der Höhe des Sparguthabens, der Existenz eines monatlichen Dauerauftrags oder dem Abschluss eines teuren „Betreuungspakets“ bei der Hypovereinsbank.
Die Verzinsung ist undurchsichtig und nicht attraktiv. Zudem kommen Anleger in den ersten drei Jahren nicht ohne Strafzins an ihr Geld heran. Warum sollten sie sich auf ein so komplexes Angebot einlassen?
Allgemein ist bei Bonussparverträgen Vorsicht angebracht. Kunden können kaum kaum durchschauen, welche Rendite am Ende herauskommt. Das gilt auch für das PrämiensparenFlexibel der Stadtsparkasse München. Sie gewährt laufzeitabhängige Prämien von bis zu 40 Prozent. Der Haken: Den maximalen Aufschlag gibt es auf die Einzahlungen des 22. Laufzeitjahres, in den Jahren davor ist es weniger.
Es ist ein gängiger Trick, hohe Boni nur auf einen Teil der Sparleistungen, nicht aber auf die bereits angesparte Gesamtsumme zu gewähren. Dass der Anleger dies möglicherweise nicht erkennt, wird billigend in Kauf genommen oder sogar beabsichtigt.
Tipp: Wenn Sie das Regelwerk eines Sparplans nicht verstehen, sollten Sie die Finger von dem Produkt lassen. Es gibt genügend Alternativen mit verständlichen, anlegerfreundlichen Bedingungen.
Deutsche Bank TopZinsSparen
Auch mit dem TopZinsSparen der Deutschen Bank werden Sparer keine Reichtümer anhäufen. Es handelt sich um einen Sparplan, der für verschiedene Laufzeiten angeboten wird – beginnend mit 0,5 Prozent Rendite für vier Jahre. Maximal können Sparer nach aktuellem Stand 2,25 Prozent pro Jahr erreichen, wenn sie sich für 15 bis 18 Jahre festlegen.
Finanztest hält Sparpläne durchaus für sinnvoll. Das Problem liegt in diesem Fall woanders: Was passiert bei diesem Sparplan, wenn ein Kunde die vereinbarten Raten nicht mehr zahlen kann?
Die Deutsche Bank beantwortet diese Frage erfreulich klar in ihrem Produktinformationsblatt, aber die Antwort dürfte Sparern nicht schmecken. Wenn sie die Einzahlungen stoppen, verzinst sich das bereits angesparte Guthaben ab diesem Zeitpunkt nur noch mit dem Basiszins für Deutsche-Bank-Sparprodukte – und der liegt aktuell bei kümmerlichen 0,15 Prozent.
Die Anleger sind dann sogar schlechter dran als Sparbuchbesitzer. Denn die haben immerhin die Möglichkeit, ihr Geld mit dreimonatiger Kündigungsfrist vollständig abzuheben. Topzinssparer kommen dagegen nicht einmal an Teilbeträge vorzeitig heran und müssen die Mickerzinsen für ihr Guthaben womöglich über viele Jahre hinnehmen.
Tipp: In der aktuellen Zinssituation ist es heikel, sich sehr langfristig zu binden. Sollte es in den kommenden Jahren doch zu einer kräftigen Zinserhöhung kommen, wären Sie in einem unattraktiven Produkt gefangen.
Es gibt viele Sparpläne auf dem Markt, aus denen Sie mit dreimonatiger Kündigungsfrist herauskommen. Wenn Sie dennoch einen Festzinssparplan für zehn oder noch mehr Jahre abschließen wollen, sollten Sie zumindest eine so geringe monatliche Sparrate wählen, dass Sie den Vertrag bis zum Ende durchhalten können.
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- Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen erhöht. Überraschend ist die Höhe: 0,5 Prozentpunkte. Wir erläutern, was das für Anleger und Verbraucher bedeutet.
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- Als Sicherheitsbaustein für das Pantoffel-Portfolio brauchen Anlegende sichere Zinsanlagen. Lange Zeit kam nur Tagesgeld infrage. Nun sind auch Renten-ETF wieder möglich.
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- Sparpläne liegen auf Jahressicht im Minus, Einmalanlagen trotz Ukrainekrise im Plus. Mittel- und langfristig verzeichnen alle Pantoffel-Portfolios ein deutliches Plus.
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Es geht nicht um persönliche "böse" Erfahrungen mit Geldgeschäften;- es geht um das Prinzip des derzeitigen Geldsystems per se. Wer verstanden hat, daß der Zins grundsätzlich (nie bezahlbare!!) Schulden und dazu Inflation erzwingt -siehe nur idie Verhältnisse überall auf der Welt!- der mache einfach nicht mehr mit! Es ist doch offensichtlich! Was soll noch alles passieren? Ich empfehe das Video: "Was ist Geld? Der 10-Punkte-Plan zur effizienten Ausbeutung eines Planeten mit halbwegs intelligenten Lebensformen" auf youtube. Das beantwortet alle Fragen.
Leider erzählt @UKF nicht, was er selbst mit Geldgeschäften so Böses erlebt hat, dass er heute mittelalterlich bzw. wie z.B.ein Salafist redet. - Mit der Credit Europe hatte ich auch schon beides: frühe gute und späte schlechte Kundenführung, u.U. je nach Sachbearbeiter. - Grundsätzlich habe ich an der StiWa -Darstellung nicht verstanden, wofür in gegenwärtiger Zeit ein Banksparplan gut sein sollte. Allein die erwähnten Fallstricke zeigen, dass man sich (zunächst oft noch unbewusst) früher oder später viel Frust und Ärger eingehandelt hat. Das ist bei gut ausgewähltem Tagesgeld bzw. Festgeld-Kurzläufern auf wenige Banken-Details beschränkt. Sich selbst kann man nur selten ein Bein stellen: zum Beispiel, wenn man sein sauer verdientes Geld gar nicht schätzt und nicht mal die Zinsentwicklungen im monatlichen FinTest oder in werktäglichen Web-Foren verfolgt.
Keinerlei Kulanz seitens CreditEurope. Email-Kündigungen blieben unbeantwortet.
Wer das Geldsystem durchschsut und begriffen hat, daß jeder Zins eine Beteiligung an Betrug ist, kann daran nicht mehr teilnehmen, egal welches Etikett das "Finanzprodukt" hat.
Vor zwei Jahren hatte ich ein Top-Festgeld der Credit Europe Bank und vergaß eine rechtzeitige Kündigung. Es wurde dann wieder angelegt und mir dieser Vorgang 2 Tage später per Brief mitgeteilt.
Telefonisch teilte ich mit, dass ich das nicht wollte und die Wiederanlage wurde rückgängig gemacht. Vollkommen problemlos.
Ein Jahr später teilte ich bei einem weiteren Top-Festgeld schriftlich mit, dass ich keine Wiederanlage wünsche, allerdings nur einige Tage vor Ablauf der Laufzeit. Ich bin mir nicht sicher, ob bei der Credit Europe Bank eine Kündigungsfrist von 3 Monaten gilt, sie wäre zumindest nicht verpflichtend gewesen.