Trügerische Werbung
In der Werbung wirken börsenabhängige Zertifikate oft wie Zinsprodukte. Eine Aktienanleihe auf Lufthansa wurde zum Beispiel so beworben: „Starten Sie durch mit 6,65 % p. a. Zinsen“. Dass Anleger dabei ein erhebliches Börsenrisiko eingehen, wird nicht sofort deutlich.
Undurchsichtige Konstruktion
Viele Zertifikate sind wahre Kunstwerke der Verschachtelung. Ihre Verzinsung oder Fälligkeit ist an zig Bedingungen geknüpft, die selbst für Finanzkenner schwer durchschaubar sind und die meisten Anleger völlig überfordern. Finanztest hat bereits im Jahr 2009 die Komplexität von Zertifikaten mit einer Maßzahl erfasst. Mehrfach kamen wir auf einige Dutzend, im krassesten Fall auf mehr als 200 Bedingungen, von denen die Entwicklung des Zertifikats abhängt.
Versteckte Kosten
Anleger werden an mehreren Stellen zur Kasse gebeten. Oft zahlen sie beim Kauf einen Ausgabeaufschlag, manchmal gibt es auch jährliche Kosten. Dazu kommen bei bestimmten Produkten zusätzliche Kosten, die allenfalls gut informierte Anleger bemerken. So bleiben Dividenden bei Zertifikaten, die sich auf Aktien oder Börsenindizes beziehen, oft beim Anbieter. Um das zu erkennen, müssten Anleger wissen, dass das Zertifikat nicht einen „Performanceindex“, sondern einen Kursindex abbildet. Selbst bei Dividendenindizes wie dem deutschen DivDax gibt es Zertifikate auf den Kursindex.
Ungewisse Laufzeit
Bei vielen Zertifikaten ist beim Kauf nicht klar, wie lange sie laufen werden. Das betrifft zum Beispiel Expresszertifikate, die vorzeitig fällig werden können, und Zinsprodukte, die an Szenarien geknüpft sind. Auch bei „Endloszertifikaten“, wie den meisten Indexzertifikaten oder themenbezogenen Aktienkörbe, kann es passieren, dass der Herausgeber sie mit einer im Prospekt genannten Frist kündigt. Der Begriff ist daher missverständlich.
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- Es ist die Frage, die sich die meisten Eltern irgendwann stellen: Was ist die beste Geldanlage für Kinder? Die Experten von Finanztest empfehlen eine einfache Mischung.
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- Wer oft aktiv gemanagte Fonds kauft, sollte sich eine günstige Quelle suchen. In Fondsshops werden Sparfüchse fündig.
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Kommentar vom Autor gelöscht.
@PortSaid: Zu Bonus-, Discount- und Knock-out-Zertifikaten finden Sie leicht Informationen zu Funktionsweise und Einsatz im Netz (auch hier ein paar ältere Artikel). Das sind ja Standardprodukte. Aber auch diese Produkte empfehlen wir eher nicht, denn sie sind komplexer und taugen nicht wirklich für den langfristigen Vermögensaufbau. Da es davon außerdem aktuell Hunderttausende (!) gibt und sich deren Attraktivität und Eigenschaft sekündlich ändern kann, haben wir einzelne Produkte nicht getestet - jedes Ergebnis kann nach aller kürzester Zeit schon überholt sein. Aber im Internet gibt es Seiten für Zertifikate, die helfen, Ausstattungsmerkmale und implizite Volatilitäten (ein wichtiger Preisindikator für Produkte mit Options-Komponente) aller Produkte sekundengenau zu vergleichen.
@PortSaid: Der Deutsche Derivate Verband veröffentlicht Statistiken zu Umsatz- und Marktvolumen. Umsatz: Was wird wie stark an der Börse gehandelt; Volumen: Welches Volumen wird zum Stichtag von Anlegern in welchen Produkten gehalten. Trading-Produkte (z.B. Hebel, Turbos Optionsscheine...) sind die Schwergewichte der Umsatzstatistiken, Anlageprodukte (Strukt. Anleihen - 32%, Express-Zertifikate - 28%, Aktienanleihen - knapp 11%...) sind die Schwergewichte bei den gehaltenen Produkten. Darauf haben wir uns bei der Untersuchung 2019 bezogen - denn dort lag (und liegt immer noch) das meiste Vermögen der Zertifikateanleger.
Die ausgewählten vier Zertifikate werden nach Angaben des Deutschen Derivate Verbandes weniger häufig gehandelt, zusammen machen sie weniger als 4% des Umsatzes aller gehandelten Derivate aus. Die restlichen 96% entfallen auf Bonus-, Discount- und Knock-out-Zertifikate, die deutlich häufiger gehandelt werden. Ich würde lieber einen umfassenderen Bericht über die beliebtesten Zertifikate lesen
Wenn ich eine bestimmte Aktie z.B. aus den Dax kaufen möchte, suche ich mir zuerst ein Discount.Zertifikat mit geringer Laufzeit, max. 6 Monate aus, das ich bei meinem Broker (Consors od. Diba) kostenfrei kaufen kann. Den Cap wähle ich so aus, dass er bis zum Fälligkeitstermin des Zertifikats nach meiner Einschätzung mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erreicht wir. Bei Fälligkeit erhalte ich dann die Aktie ins Depot gebucht, die ich seinerzeit gebührenfrei erworben habe. Da das Discount-Zertifikat mit einem Abschlag auf den Aktienpreis gehandelt wird, habe in in zweierlei Hinsicht Kosten gespart. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn in die Laufzeit des Zertifikates die Dividendenzahlung der Aktie fällt.