Die Finanzkrise hat ein Schlaglicht auf die Probleme der Beratung geworfen. Wir haben mit Christian Ahlers vom Verbraucherzentrale Bundesverband darüber gesprochen, was sich für den Verbraucher geändert hat – oder auch nicht.
Herr Ahlers, sind Anleger bei der nächsten Finanzkrise besser geschützt?
Ein klares Jein. Wichtig ist, die Finanzkrise und die Tatsache, dass Verbraucher Probleme im Finanzmarkt haben, zu unterscheiden. Das eine hat nur mittelbar etwas mit dem anderen zu tun. Das Grundproblem für Verbraucher ist das Informationsgefälle gegenüber Anbietern.
Was heißt das konkret?
Beispiel Lehman-Zertifikate. Die Bank Lehman Brothers ist pleitegegangen und dadurch haben viele Verbraucher in Deutschland Geld verloren. Das eigentliche Problem dahinter ist aber die Tatsache, dass sie Papiere im Portfolio hatten, von denen sie nicht wussten, welche Risiken dahintersteckten, und die nicht zu ihrem Risikoprofil passten. Es ist für den Verbraucher schwer, Geldanlageprodukte zu verstehen und die Qualität einzuschätzen. Das Problem ist bis heute nicht gelöst.
Zahlreiche Regulierungen sollen doch aber Verbraucher nun besser schützen.
Ja, die gibt es, etwa das Kapitalanlagegesetzbuch, das beispielsweise geschlossene Fonds stärker reguliert und besseren Anlegerschutz enthält als vorher. Außerdem ist die Einlagensicherung leistungsfähiger als früher. Geld auf normalen Bankkonten ist im Fall einer Bankpleite also besser geschützt. Es hat nach der Krise auch eine internationale Übereinkunft gegeben, dass Finanzaufsichtsbehörden sich um den Verbraucherschutz kümmern müssen. Seit 2015 achtet auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin stärker auf den Verbraucherschutz im Finanzmarkt. Das ist ein Fortschritt.
Die Kunden bekommen doch viel mehr Informationen, helfen diese nicht?
Ja, in der Beratung bekomme ich heute viel Papier. Ich kann mich aber immer noch nicht darauf verlassen, dass mein Gesprächspartner in meinem Sinne handelt. Der Anlageberater ist meistens immer noch Verkäufer, auch wenn er strenger reguliert ist als vorher. Insofern geht es Verbrauchern an der Stelle kaum besser als vor der Finanzkrise. Wir haben zwar viele Regelungen, aber das eigentliche Ziel, eine gute Beratung für den Kunden zu erreichen, das hat man nicht geschafft. Es wäre für Verbraucher besser, wenn es unabhängige Berater gäbe, die nicht von Provisionen abhängig sind.
Aber so eine Beratung gegen Honorar vom Kunden statt Provision vom Anbieter ist noch kein Garant für Qualität.
Stimmt. Aber der Anreiz des Beraters ist ein anderer. Er muss mir kein Produkt verkaufen, um Geld zu verdienen. Zusätzlich dazu ist es notwendig, dass der Gesetzgeber Beratungsqualität genauer definiert als heute.
Man könnte ja auch an den Angeboten ansetzen. Wenn es keine schlechten Geldanlagen gäbe, gäbe es auch nicht mehr so viel schlechte Beratung, oder?
Das kommt darauf an. Es gibt zum Beispiel den Grauen Kapitalmarkt mit nur schwach regulierten Produkten, die üblicherweise nicht von der Bafin im Detail beaufsichtigt werden. Sie sind häufig hoch intransparent, hoch riskant und meist sind auch hohe Provisionen beim Vertrieb im Spiel. Hier wäre es sinnvoll, den aktiven Vertrieb an Privatkunden grundsätzlich zu verbieten.
Und was ist mit dem klassischen Markt?
Auch im klassischen weißen Markt – mit Investmentfonds, Aktien, Anleihen – gibt es eine große Produktfülle, und sicher ist nicht jedes davon sinnvoll. Bei Zertifikaten und anderen sogenannten strukturierten Produkten würde ich sogar ein großes Fragezeichen daran machen. Grundsätzlich sind Verbraucher aber sehr individuell und die Lebenssituation ist jeweils eine ganz spezielle. Es ist also relativ schwierig, im Vorfeld zu entscheiden, welche Produkte Verbraucher grundsätzlich brauchen könnten und welche nicht.
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- Wer oft aktiv gemanagte Fonds kauft, sollte sich eine günstige Quelle suchen. In Fondsshops werden Sparfüchse fündig.
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- Monat für Monat in den breiten Aktienmarkt zu sparen, ist sehr sinnvoll. Unser ETF-Sparplan-Vergleich zeigt, bei welchen Banken und Brokern das besonders günstig geht.
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- Unser Robo-Advisor-Vergleich zeigt große Unterschiede bei Kosten und Qualität der Anlagevorschläge. Erstmals haben wir auch den Anlageerfolg der Robo-Portfolios bewertet.
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Wer redet schon gern über seine Finanzen?
Die gestiegene Sparleistung hat wohl auch seinen Grund im Fachkräftemangel (und immer vollen Auftragsbüchern). Es wird immer schwieriger, angespartes Geld in Leistung (Pflege-, Handwerker-, Bauleistungen etc.) umzusetzen. So bleibt das Geld auf dem Konto.
Kommentar vom Autor gelöscht.
Ich habe mein Geld auf dem Sparbuch schon zu DM-Zeiten abgehoben und
in Aktien von VW angelegt.Damals habe ich die VW-Aktie für 50.-- DM er-
worben,-heute steht die Aktie bei 206.35€. Pro Aktie wurden in diesem Jahr
6.75 € ausgeschüttet. Selbst nach Abzug der 25% Quellensteuer habe ich bei
635 Aktien immer noch mehr Rendite,als wenn ich mein Geld als Fest-oder
Tagesgeld angelegt hätte.