Zahnpasta im Test

Sind Fluorid, Zink und Titan­dioxid gefähr­lich?

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Zahnpasta im Test - Gute Zahn­cremes – auch ohne Titan­dioxid

Weiße Zahn­creme. Sie enthält oft Titan­dioxid, doch der kritische Farb­stoff kann auch in anders gefärbten Zahnpasten stecken. © Getty Images

Zahnpasten enthalten oft Fluorid, Zink und Titan­dioxid. Sind diese Stoffe für die Zahn­pflege nötig? Können sie schaden? Wir sagen, was es zu beachten gilt.

Zahnpasta im Test Testergebnisse für 45 Universal-Zahnpasten

Ist Fluorid giftig?

Nein, nicht in den Mengen, die wir üblicher­weise aufnehmen. Das Risiko, sich durch Zahnpasta mit Fluorid zu vergiften, ist gleich null. Für einen 75 Kilo schweren Erwachsenen liegt die tödliche Dosis bei etwa 3 500 Milligramm. Um die zu erreichen, müsste die Person den Inhalt von ungefähr 23 Tuben Zahnpasta à 100 Milliliter verschlu­cken.

Dass manche Menschen sich wegen Fluorid Sorgen machen, dürfte unter anderem daher rühren, dass es oft mit Fluor verwechselt wird – einem giftigen Gas. Fluoride sind die Salze des Fluors, sie haben andere Eigenschaften und sind in der Natur weit verbreitet. Auch der menschliche Körper enthält Fluorid, vor allem in Knochen und Zähnen.

Fluorid ist der wichtigste Wirk­stoff in Zahnpasta

Mit fluoridhaltiger Zahnpasta lässt sich Karies am besten entgegen­wirken. Diese häufige Zahn­erkrankung entsteht durch bakterielle Zahnbeläge, die Plaque: Plaque-Bakterien bilden Säuren, die Mineralien aus dem Zahn­schmelz lösen und ihn schädigen.

Die Wirk­samkeit von Fluoriden ist klar belegt: Sie helfen, der Zahn­oberfläche Mineralien zurück­zugeben. Und sie machen die Zähne widerstands­fähiger gegen Säuren – so beugen sie Karies vor. Dass andere Substanzen vergleich­bar effektiv vor Karies schützen, ist bisher nicht ausreichend nachgewiesen. Fluoride haben zudem antimikrobielle Eigenschaften, wirken also plaque- und entzündungs­hemmend.

Tipp: Wichtig für gesunde Zähne ist auch die Zahnbürste. In unserem Zahnbürsten-Test finden Sie gute elektrische Zahnbürsten für weniger als 20 Euro.

Auch unsere Nahrung enthält Fluorid

Fluorid wird nur durch Verschlu­cken vom Körper aufgenommen. Sich ohne Fluorid zu ernähren, ist nicht möglich. Es steckt zum Beispiel in schwarzem Tee, grünem Tee und in Fisch, als Spuren­element auch in Mineralwässern und Trinkwasser.

Die tägliche Aufnahme­menge in Deutsch­land ist gering: Erwachsene nehmen über Lebens­mittel geschätzt 0,4 bis 0,6 Milligramm Fluorid am Tag auf. Damit wird der Richtwert der Deutschen Gesellschaft für Ernährung im Durch­schnitt nicht erreicht. Er liegt bei 3,8 Milligramm pro Tag für Männer und 3,1 Milligramm pro Tag für Frauen.

Keine Gefahr für eine Über­dosierung

Lokal angewandte, fluoridhaltige Produkte wie Zahnpasta werden wieder ausgespuckt. Deshalb spielen sie für die Gesamt­aufnahme von Fluorid so gut wie keine Rolle. Ein Risiko der Über­dosierung durch fluoridierte Zahnpasten besteht bei sachgemäßem Gebrauch nicht – nicht einmal durch versehentliches Verschlu­cken.

Bei kleinen Kindern kann viel Fluorid zu Fluorose führen

Zu einer hohen Fluorid-Aufnahme kann es kommen, wenn Menschen den Stoff über einen längeren Zeitraum aus zu vielen Quellen zu sich nehmen – zum Beispiel wenn Kinder gleich­zeitig Fluoridsalz, Fluorid­tabletten sowie fluoridhaltige Zahnpasta bekommen und Trink­wasser mit erhöhtem Fluorid­gehalt trinken.

Regel­mäßig über­höhte Mengen an Fluorid während der Zahn­entwick­lung können weiße bis gräuliche Flecken am Zahn­schmelz verursachen. Zahn­ärzte sprechen von Fluorose. Die Verfärbungen sind erst ab dem Durch­bruch der bleibenden Zähne sicht­bar und meist nur ein ästhetisches Problem. Sprich: Es sieht nicht schön aus, ist aber in der Regel harmlos.

Tipp: Ob Eltern Babys und kleinen Kindern Fluorid­tabletten geben sollten, beant­worten wir in unserem FAQ Zahnpflege.

Fluorid ist nicht krebs­er­regend

Nach derzeitigem wissenschaftlichen Stand gibt es keine Hinweise dafür, dass Fluorid Krebs auslösen kann. In den USA gab es in der Vergangenheit Unter­suchungen zu dieser Frage. Man verglich etwa, ob Menschen in Gebieten, die mit fluoridiertem Trink­wasser versorgt werden, häufiger an Krebs sterben als anderswo. Es war kein Zusammen­hang fest­stell­bar.

Auch Schwangere können mit Fluorid putzen

Das US-amerikanische National Health Institute hat gemein­sam mit verschiedenen Gesund­heits- und Umwelt­behörden sowie Universitäten Unter­suchungen an schwangeren Frauen in Mexiko durch­geführt. Die Wissenschaftler wollten unter anderem heraus­finden, welchen Einfluss die Fluorid­aufnahme auf noch ungeborene Kinder hat. Das Ergebnis: Offen­bar kann eine deutlich erhöhte Aufnahme in der Schwangerschaft die Intelligenz des Kindes lang­fristig mindern.

Für Deutsch­land liefert das Studien­ergebnis aber keinen Grund zur Sorge. Die Gegebenheiten in Mexiko unterscheiden sich stark von unseren: Die Menschen dort nehmen deutlich größere Mengen Fluorid aus verschiedenen Quellen auf. Deshalb ist nicht davon auszugehen, dass hier­zulande ein Zusammen­hang zwischen der Fluorid­aufnahme bei Schwangeren und dem Intelligenzquotienten ihrer Kinder besteht.

Lieber ohne Titan­dioxid putzen?

Titan­dioxid galt lange als unbe­denk­lich für Menschen. Es kam etwa in Back­waren, Brot­aufstrichen oder Kaugummis vor. Im Mai 2021 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) den Zusatz­stoff als „nicht mehr sicher“ einge­stuft. Sie konnte den Verdacht einer erbgutschädigenden Wirkung nicht entkräften (Details siehe FAQ Titandioxid).

Das könnte auch für Zahn­creme mit Titan­dioxid relevant sein, denn geschätzt werden etwa zehn Prozent beim Putzen verschluckt. Für die Zahn­pflege ist Titan­dioxid unnötig, es färbt nur die Zahn­creme weiß. Die Stiftung Warentest rät aus Gründen des vorbeugenden Verbraucher­schutzes zu Pasten ohne das Pigment.

Zahnpasta enthält nur wenig Titan­dioxid

Zahn­cremes enthalten üblicher­weise bis zu ein Prozent Titan­dioxid. Damit tragen sie zur Gesamt­aufnahme­menge nur wenig bei: Erwachsene, die täglich rund zwei Gramm Zahnpasta verwenden, könnten im Jahr etwa 0,73 Gramm Titan­dioxid aufnehmen. Durch abge­leckten Lippenstift sind es bis zu 3,5 Mal mehr.

Über Lebens­mittel nehmen wir übrigens noch deutlich mehr Titan­dioxid auf: Bei Personen mit einem Gewicht von 60 Kilo sind es im Mittel jähr­lich 44 Gramm.

Anbieter stellen Rezepturen um

Anders als in Lebens­mitteln ist Titan­dioxid in Kosmetika weiterhin erlaubt. Das könnte sich allerdings ändern. Die EU-Kommis­sion beauftragte im Juni 2022 ihren Ausschuss für Verbrauchersicherheit (Scientific Committee on Consumer Safety, kurz SCCS), die Sicherheit von Titan­dioxid in Kosmetika, neu zu bewerten – also beispiels­weise in Zahn­cremes, Lippen­stiften und Haar­sprays. Die Stellung­nahme soll im Laufe dieses Jahres vorliegen. Sie wurde ursprüng­lich spätestens im März erwartet, verzögert sich allerdings. Grund: Der Ausschuss hat für die komplexe Prüfung zusätzliche Daten von der Industrie ange­fordert.
Es bleibt abzu­warten, zu welcher Einschät­zung der SCCS gelangt und welche Konsequenzen die EU-Kommis­sion daraus zieht. Ein Teil der Branche handelt bereits und entfernt Titan­dioxid aus ihren Rezepturen. Von den aktuell von uns getesteten Zahnpasten enthält keine den Farb­stoff, und auch im Vortest kamen schon viele ohne Titan­dioxid aus. Welche davon noch erhältlich sind, zeigt ebenfalls unsere Zahnpasta-Datenbank.

Wann ist Zink in Zahnpasta sinn­voll?

In Pasten für Erwachsene hält die Stiftung Warentest Zink in handels­üblicher Konzentration für sinn­voll. Es gilt als wissenschaftlich erwiesen, dass das Spuren­element gegen Bakterien wirkt und damit vor Plaque, Zahn­stein, Zahn­fleisch­entzündungen und Mund­geruch schützt.

Zink in Zahnpasta – nicht für Kinder und Jugend­liche

Bei Kindern und Jugend­lichen ist die Gefahr für ein Zuviel an Zink höher als bei Erwachsenen, denn ihr Bedarf wird in der Regel bereits über die Nahrung gedeckt. Ein Über­maß an Zink könnte lang­fristig negative Effekte haben, etwa das Immun­system schwächen und zu Blut­armut sowie nervenbe­dingten Bewegungs­störungen führen. Deshalb erwarten wir auf zinkhaltigen Pasten einen Hinweis, dass Minderjäh­rige sie nicht verwenden sollten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung teilt diese Auffassung.

Wir prüfen Zahnpasten auch auf ihren Zink­gehalt und die entsprechende Kenn­zeichnung der Tuben. Bei den Ergeb­nissen im Zahnpasta-Test der Stiftung Warentest können Sie gezielt nach zinkfreien und zinkhaltigen Pasten filtern.

Tipp: Grund­sätzlich können Kinder etwa ab dem Schul­alter Erwachsenen-Zahn­cremes nutzen, sofern diese kein Zink enthalten. Der Vorteil: Sie kosten oft weniger als Junior-Zahn­cremes. Gute Zahn­creme für Kinder bis zu sechs Jahren finden Sie im Kinderzahnpasta-Test der Stiftung Warentest.

Zahnpasta im Test Testergebnisse für 45 Universal-Zahnpasten

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Profilbild Stiftung_Warentest am 28.07.2023 um 11:30 Uhr
Sensodyne und Elmex

@WhiteRabbit91: In unserer Datenbank www.test.de/Zahnpasta-im-Test-4607097-tabelle/ finden Sie jeweils eine von uns bewerte Zahnpasta von Sensodyne und Elmex.

WhiteRabbit91 am 28.07.2023 um 10:08 Uhr
Was ist mit Pasten von Sensodyne?

Liebes Test-Team,
hat es einen Grund, warum höherpreisige Zahnpasten, wie die von Sensodyne oder Elmex nicht getestet werden? Diese würden mich mehr interessieren!

Profilbild Stiftung_Warentest am 25.07.2023 um 13:25 Uhr
Testsieger

@Schumi110: Warum die Zahnpasta „Rossmann Prokudent“ mit der Note „Sehr gut (1,4)“ abgeschnitten hat können Sie hier nachlesen: www.test.de/Zahnpasta-im-Test-4607097-tabelle/ Das von uns untersuchte Produkt hat im Prüfpunkt Verpackung ein Gut (1,6) erhalten. Eine unnötige Faltschachtel hatte die Zahnpasta nicht. Wir empfehlen Ihnen, dass Sie sich mit Ihrem behandelnden Zahnarzt über die für Sie geeignete Zahnpasta beraten.
Und Sie haben recht: Natriumlaurylsulfat wird bereits seit den 30er Jahren in Zahnpasten eingesetzt und ist daher einer der am besten untersuchten Stoffe der Lebensmittel- und Kosmetikchemie. Die heute übliche Konzentration von 0,5 bis höchstens 2 Prozent gilt nicht nur als unschädlich, sondern sogar als sinnvoll. Die schaumbildenden Eigenschaften helfen beim Putzen, die Inhaltsstoffe der Zahnpasta auch an schwer zugänglichen Stellen gleichmäßig zu verteilen. Außerdem fördert Natriumlaurylsulfat das Entfernen des Zahnbelags.

Schumi110 am 24.07.2023 um 12:41 Uhr
Testsiege furchtbar- ätzt die Mundschleimhäute weg

Ich habe nach Veröffentlichung des Tests den Testsieger gekauft und musste die Zahnpasta wieder wegschmeißen. Keine Ahnung, warum ausgerechnet diese Zahnpaste auf Platz 1 ist.
Die Zahnpasta ist sehr stark und nach kurzer Zeit ist die Munschleimhaut gereizt, rau und schmerzt. Vermutlich durch die Sodium Lauryl Sulfate? Mag sein, dass wissenschaftlich nichts dagegen spricht, aber es gibt genügend Zahnpasten, die ohne auskommen und trotzdem besser schäumen.
Noch dazu die überflüssige Umverpackung im Karton, die offensichtlich auch nicht zu einer Abwertung geführt hat

Test-Lesender am 19.07.2023 um 19:37 Uhr

Kommentar vom Autor gelöscht.