Fall 1: Viele unnötige, teure Kronen empfohlen

© Stiftung Warentest
So sieht es im Mund aus. Im Ober- und Unterkiefer fehlen auf jeder Seite jeweils die letzten beiden Backenzähne. Oben ist ein weiterer Zahn weg (B), unten für zwei Schneidezähne künstlicher Ersatz eingeklebt. Einige Zähne tragen Kronen, eine ist bereits brüchig (C).
Das rät unser Gutachter. An fünf Stellen ist ein Implantat mit aufgesetzter Krone sinnvoll: für A, B, D, E und F. Oben ist der Kiefer an einer Stelle (bei B) etwas zurückgebildet. Daher ist ein Knochenaufbau erforderlich. Die gesamte Behandlung mit hochwertigem Material kostet 11 300 Euro. Darin ist auch der Ersatz der brüchigen Krone (C) enthalten, der ebenfalls ansteht. Das übrige Gebiss kann so bleiben.
Das zahlt die Kasse. 645 Euro* – die Hälfte der Kosten für die übliche Versorgung, in diesem Fall eine Prothese.
Das passierte im Test. Ein Arzt weigerte sich, einen Kostenvoranschlag zu erstellen. Der Tester sollte ihn erst mit der Behandlung beauftragen. Patienten haben aber ein Recht auf eine unverbindliche Zweitmeinung. Ein anderer Arzt plante nur für die Stelle B ein Implantat, nicht für die anderen Backenzähne. Das ist laut Gutachter möglich, aber nicht optimal. Als unverhältnismäßig stufte er die Vorschläge zweier weiterer Ärzte ein. Beide planten kein Implantat, sondern mehr als ein Dutzend Teleskopkronen. Dafür müssten intakte Kronen abgerissen und gesunde Zähne abgeschliffen werden. Die Idee spart nicht einmal Geld. Im Gegenteil. Die eine Versorgung sollte 14 700 Euro kosten, die andere 21 000 Euro. Der fünfte Kostenvoranschlag war nach mehr als zehn Wochen noch nicht da.
* Festzuschuss (ohne Bonus), den gesetzliche Krankenkassen zur Zeit des Tests im Sommer 2015 gezahlt hätten (Kosten von Implantaten).
Fall 2: Problem erkannt, aber nur einmal richtig gelöst

© Stiftung Warentest
So sieht es im Mund aus. Im Oberkiefer gibt es drei Lücken (A, B, C). Vier Zähne tragen Kronen, einige enthalten Füllungen.
Das rät unser Gutachter. Kronen und Füllungen sind gut in Schuss und können so bleiben. Die drei Lücken sollen je ein Implantat mit Krone erhalten. Doch der Oberkiefer ist beidseitig enorm zurückgebildet – genau unter den Kieferhöhlen, die zu den Nasennebenhöhlen zählen. Damit Implantate halten, müssen Ärzte den Kiefer aufbauen und die Schleimhaut darüber nach oben schieben. Der Eingriff nennt sich „Sinuslift“. Die Behandlung samt Implantaten und Kronen kostet laut Gutachter 9 750 Euro.
Das zahlt die Krankenkasse. 830 Euro*. Das ist die Hälfte der Kosten für die übliche Versorgung, in diesem Fall Brücken. Für diese Regelversorgung müssten gesunde Zähne abgeschliffen und intakte Kronen abgerissen werden.
Das passierte im Test. Alle fünf geprüften Ärzte rieten zu Implantaten. Sie erkannten anhand der mitgebrachten Röntgenbilder, dass dafür ein Sinuslift nötig ist. In diesem Fall wäre ein externer Sinuslift von der Seite des Kiefers richtig. Ein Mediziner jedoch plante einen internen Sinuslift über das Bohrloch für das Implantat – laut Gutachter riskant, weil der Patient nicht genug Restknochen hat. Dann gerät das Implantat womöglich zu weit nach innen oder heilt nicht ein. Bei drei Ärzten wissen wir nicht, wie sie vorgegangen wären. Einer machte keine näheren Angaben, einer verwies an eine andere Praxis, einer schaffte es in acht Wochen nicht, den Behandlungsplan zu schicken. Der fünfte Zahnarzt empfahl den korrekten, externen Sinuslift. Sein Plan war auch sonst in Ordnung und mit 7 350 Euro der günstigste. Er sah Implantate einer relativ unbekannten Firma vor – das könnte zulasten der Qualität gehen. Der teuerste Plan kalkulierte mit 9 250 Euro.
Fall 3: Alle Behandlungspläne bergen Risiken

© Stiftung Warentest
So sieht es im Mund aus. Oben fehlen alle Zähne. Der Patient trägt eine herausnehmbare Prothese, die beim Kauen Probleme macht. Unten sind die meisten Zähne zerstört.
Das rät unser Gutachter. Sinnvoll sind Prothesen, befestigt an Implantaten. Oben ist vorher sehr viel Knochenaufbau und beidseitig ein Sinuslift notwendig. Implantate werden an den Stellen A, B, C, D gesetzt. Alle bekommen Lokatoren als Aufsatz: Scharniere, um eine Metallschiene mit Kunstzähnen für den Oberkiefer einzuklinken. Unten sollen fast alle Zähne raus. In zwei Lücken (H, I) treten ebenfalls Implantate mit Lokatoren. Auf der anderen Seite können drei Zähne bleiben (E, F, G). Sie erhalten Teleskopkronen, die ebenfalls als Anker für eine Metallschiene mit Kunstzähnen dienen. Beide Prothesen sitzen fest, lassen sich aber aus ihrer Verankerung lösen – gut zum Reinigen. Die Behandlung mit hochwertigem Material kostet 18 100 Euro.
Das zahlt die Kasse. 1 430 Euro* – die Hälfte der üblichen Versorgung. Die sähe so aus: oben eine bessere Prothese als bisher, unten ebenfalls eine Prothese sowie Kronen auf E, F und G.
Das passierte im Test. Alle Ärzte sahen Implantate vor – drei mit unnötigen Risiken. Einmal sollte kein Knochenaufbau erfolgen. So dürfte die OP missglücken, da das Implantat keinen Halt findet. Der zweite Arzt plante eine Spreizung des Kiefers – wodurch Teile des Knochens leicht abbrechen. Der dritte wollte unten nur ein Implantat – zu wenig, schlecht für die Haltbarkeit. Kosten: 12 700 bis 15 100 Euro. Zwei Ärzte verwiesen wegen des komplizierten Knochenaufbaus an eine Zahnklinik.
-
- Krone, Brücke, Implantat: Es ist wichtig, sich über die Kosten für Zahnersatz gut zu informieren. Wir sagen, worauf es ankommt – und wie Sie möglichst wenig draufzahlen.
-
- Zahnersatz ist teuer, eine gute Versicherung kostet nicht viel, wie unser Test von Zahnzusatzversicherungen zeigt – mit individuellem Tarifrechner.
-
- Was bequem klingt, birgt Gefahr: Online-Unternehmen bieten Zahnschienen an, die schiefe Zähne geraderücken sollen. Um die Schienen anpassen oder den Verlauf der...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@ronald.liess: Bei unserem in test 10/2015 veröffentlichten Artikel handelt es sich um einen Test der Beratungsqualität von Zahnärzten anhand von drei Fallbeispielen. Die wenigen untersuchten Fälle zeigen bereits, dass es nicht in jeder Praxis gut läuft und geben Hinweise, worauf man als Patient bei der Implantat-Frage achten sollte. Einen Vergleich der verschiedenen Marken haben wir nicht durchgeführt. (PF)
Kommentar vom Autor gelöscht.
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Spam
@quasi-wutz
Ihr Fall dürfte aber auch ein Sonderfall sein. M.E. nicht nur wegen der Entfernung von gleich 18(!) Zähnen, sondern auch wegen Ihrer Herzerkrankung und den von Ihnen genannten Zahnfleischentzündungen (möglicherweise aufgrund des schlechten Zahnzustandes?).
Eine schnelle grobe Recherche im Internet bei offensichtlich neutralen Quellen ergibt eine Erfolgsaussicht nach 5 Jahren von mindestens 85%; bei durchgeführter Infektionsprophylaxe innerhalb eines Tragezeitraumes von 10 Jahren könnten auch 100% erreicht werden (Quelle: wikipedia).
Die Aussagen Ihrer Behandler
"Zu langwierig, viel zu teuer und auf Dauer nicht optimal. Meist müssen immer wieder mal Implantate ausgetauscht oder vertieft werden (können "rauswachsen")."
kann m.E. offensichtlich nur auf Ihren Sonderfall projeziert werden.