Kleine Verletzungen heilen in kürzester Zeit meist von selbst. Pflaster schützen unterdessen die frische Wunde. Wir haben getestet, welche der gängigsten Wundpflaster die besten Dienste leisten.
Radeln, skaten, klettern – manchmal endet der Spaß jäh mit Blut und Tränen. Aufgeschlagene Knie oder abgeschürfte Ellbogen können schmerzhaft und blutig sein, kleine Schnittwunden, Rosendornen im Daumen oder eine Blase an der Ferse aber auch. Ein Wundpflaster spendet da schnell Trost, schützt die Wunde vor weiteren Schäden und die Kleidung vor Blutflecken.
Kaskade von Abwehrreaktionen
Noch ehe ein Pflasterstreifen abgeschnitten oder ein Strip aus der Verpackung gelöst ist, setzt der Organismus eine Kaskade von Abwehrreaktionen in Gang. Denn durch eine Verletzung verliert die Haut ihre schützende Funktion gegenüber der Umwelt, Keime und Krankheitserreger können in den Körper eindringen. Innerhalb von Sekunden signalisieren Botenstoffe den umliegenden Zellen die Gefahr. Erstes Ziel ist die Blutstillung: Die Blutgerinnung wird aktiviert und Blutpfropfen dichten die verletzten Gefäße ab. Gleichzeitig stürzen sich Fresszellen auf eingedrungene Bakterien. Außerdem locken sie weitere Immunzellen ins Wundgebiet.
Der Mensch nimmt den Abwehrkampf als Entzündung wahr – Schmerz, Rötung und Schwellung signalisieren den verstärkten Blutfluss und die erhöhte Immunaktivität. Diese Phase dauert etwa vier Tage. Schon ab dem dritten Tag nach der Verletzung bildet sich neues Gewebe. Blut- und Faserzellen sprießen in das Wundgebiet ein. Auf diesem Polster, das die Wundhöhle ausfüllt, wachsen neue Hautzellen von den Rändern zur Mitte der Wunde hin und verschließen diese mit der Zeit. Oberflächliche Wunden werden täglich ein bis zwei Millimeter kleiner.
Verletzte Haut abdecken
Meist genügt es, die verletzte Haut mit einem Pflaster abzudecken, um sie während der Heilung vor weiteren Reizen zu schützen. Schon in vorgeschichtlicher Zeit wurden Wunden mit Blättern oder Baumbast, später auch mit Leinenfasern bedeckt. Um 1870 kamen in den USA die ersten industriell gefertigten Kautschukpflaster der Firma Seabury & Johnson in den Handel. In Deutschland erhielt der Hamburger Apotheker Carl Paul Beiersdorf 1882 das Patent zur „Herstellung von gestrichenen Pflastern“, 1922 verkaufte sein Unternehmen dann die ersten Pflaster mit Wundauflage – Hansaplast.
Fünf Pflastergruppen im Test
Neben Hansaplast gibt es inzwischen unzählige weitere Pflastermarken und -arten. Wir haben 30 Produkte, Meterware und Einzelpflaster (Strips), aus den fünf gängigsten Gruppen getestet: Standard-, Elastik-, Sensitiv- und Kinderpflaster sowie Wasser abweisende Pflaster (siehe Kurzbeschreibungen: Links in der Tabelle und Tabelle). Standardpflaster eignen sich für alle Bagatellverletzungen. Ansonsten entscheidet die persönliche Vorliebe über die verschiedenen Pflastertypen.
Kinderpflaster verhindern Abdunsten
Bei Wasser abweisenden Pflastern und Kinderpflastern ist eine Besonderheit zu beachten: Ihr Trägermaterial sind meist dünne Kunststofffolien. Sie halten Feuchtigkeit ab, verhindern allerdings auch das Abdunsten der natürlichen Hautfeuchtigkeit. Bei offenen Schürfwunden kann das die Wundheilung zunächst fördern, bei anderen Wunden – kleinen Schnitt- oder Stichwunden zum Beispiel – jedoch eher behindern. Zudem bietet das feuchte Klima Bakterien ideale Lebensbedingungen.
Auch wenn die Kinderpflaster mit bunten Motiven aus der Tierwelt oder mit Comicfiguren vom Schmerz ablenken: Bei längerer Anwendung besser Standard-, Elastik- oder Sensitivpflaster benutzen. Für größere Blessuren ist die Wundauflage der Folienstrips ohnehin zu klein.
Neben den Wasser abweisenden Pflastern gibt es auch wasserfeste Pflaster zum Schutz einer Wunde beim Baden oder Duschen oder für Arbeiten im Wasser.
Qualität vergleichbar
Die Qualität der verschiedenen Pflastertypen ist vergleichbar: In unserem Praxistest schnitten fast alle Produkte „gut“ und „befriedigend“ ab. Dabei prüfte jeder Proband alle in den Test einbezogenen Pflaster – jedes Produkt vier Stunden lang. Während dieser Zeit mussten die Tester ihre mit Pflasterstreifen umwickelten Finger intensiv bewegen: Sie bauten Legosteine zusammen, trainierten mit Federgriffhanteln, ballten regelmäßig die Hände zu Fäusten und gingen ansonsten ihrer normalen Beschäftigung nach, arbeiteten zum Beispiel am Computer oder im Haushalt. Zwischendurch wuschen sie einmal ihre Hände. Am Ende beurteilten sie, wie gut die Pflaster klebten und wie gut sie sich wieder entfernen ließen.
Meist „gute“ Noten
Das Klebeverhalten der Pflaster gewichteten wir bei unserer Bewertung stärker als das Entfernen. In jeder der fünf getesteten Gruppen finden sich „gut“ klebende Pflaster (siehe Tabelle). Je fester sie kleben, um so schwieriger sind sie meist jedoch zu entfernen. Wenn Sie ein Pflaster wünschen, das sich auch leicht entfernen lässt, wählen Sie ein Produkt, das in beiden Prüfungen „gute“ Ergebnisse erzielte.
Auch für die Handhabung gab es meist gute Noten. Die Pflaster ließen sich gut aus Karton oder Einzelverpackung entnehmen und aufkleben. Verbesserungsbedarf gibt es aber bei den Anwendungshinweisen. Hier lautete die Kritik oft: unübersichtlich, extrem kleine Schrift, kaum Hinweise zur Wundversorgung.
Ein Pflaster soll vor allem schnell und gut kleben, der zentrale Vliesteil – die Wundauflage – aber gerade nicht mit der Wundoberfläche verkleben. Die wichtigste Aufgabe des Pflasters ist es, die nach einer Verletzung entstandene Wunde zu schützen, damit die Wundheilung möglichst ungestört ablaufen kann. Banale Wunden bedürfen keiner speziellen Behandlung. Abhängig von der Art der Verletzung sollten die Wunden unterschiedlich versorgt werden. Wir haben die wichtigsten Regeln zusammengestellt.
Schürfwunden
Schürfwunden sind oberflächliche Wunden, die aber sehr weh tun können, weil viele winzige Nerven zerstört werden. Wenn die Wunde verschmutzt ist, sollte sie gereinigt werden: Entweder unter kaltes, fließendes Wasser halten oder mit Desinfektionsmittel säubern. Für oberflächliche Wunden eignen sich beispielsweise Povidon-Jod oder Mittel, die Octenidin enthalten (Octenisept).
Offene, flächige Wunden heilen besser, wenn sie feucht bleiben. Das erleichtert den Hautzellen, von den Wundrändern zur Wundmitte hin zu wandern. Deshalb Schürfwunden vor dem Austrocknen schützen. In den ersten Tagen kann ein Pflaster, unter dem sich eine Art „feuchte Kammer“ bildet, die Wundheilung unterstützen. Ein Wasser abweisendes Pflaster, das auch die Hautfeuchtigkeit zurückhält – aber die Wundflüssigkeit aufnimmt –, wäre beispielsweise geeignet, ebenso ein Gelpflaster. Unter dem Pflaster sollte es allerdings nicht so feucht werden, dass die angrenzende Haut aufquillt. Sobald die Wunde verkrustet ist, sollte sie trocken gehalten werden – jetzt keine luftabschließenden Pflaster mehr benutzen.
Infizierte Wunden
Gelegentlich kommt es trotz korrekter Behandlung einer Wunde zu einer Infektion. Man erkennt sie daran, dass die Wunde sich zunehmend rötet, anschwillt und wieder verstärkt schmerzt. Gefährlich wird es, wenn Fieber auftritt und sich ein roter Streifen von der Wunde in Richtung Lymphknoten ausbildet, zum Beispiel vom Knie zur Leiste hin. Die Entzündung der Lymphbahnen, im Volksmund als Blutvergiftung bezeichnet, muss sofort ärztlich behandelt werden. Das gilt auch für eine eiternde Wunde.
Blasen
Eine Blase, die zum Beispiel bei einer längeren Wanderung an der Ferse entsteht, ist eine sehr oberflächliche Wunde. Sie betrifft meist nur die Oberhaut und blutet deshalb nicht. Meist geht sie von allein auf und das Gewebswasser fließt ab. Ansonsten kann sie nach Desinfektion der Haut mit einer sterilen, ausgeglühten Nadel geöffnet werden. Das Blasendach bildet eine natürliche Wundabdeckung und sollte nicht entfernt werden. Ein schützendes Pflaster polstert die Wunde. Sollte sich das Blasendach abgelöst haben, kann ein Gelpflaster als Polsterung dienen.
Schnittwunden
Kleinere Schnittwunden, die nicht auseinander klaffen, zählen zu den geschlossenen Wunden. Nach einer kurzen Blutungsphase sondern sie keine weitere Flüssigkeit ab. Sie sollten trocken gehalten und mit einem luftdurchlässigen Pflaster abgedeckt werden. Wenn der Heilungsprozess ohne Komplikationen verläuft, ist nach vier bis fünf Tagen kein Pflaster mehr nötig. Nur wenn zum Beispiel bei der Arbeit Schmutz in die Wunde kommen könnte, sollte ein Pflaster sie weiter schützen. Größere oder klaffende Schnittwunden müssen genäht und mit einem fachgerechten Verband versehen werden. Kleinere Stichwunden, die zum Beispiel eine Nadel, ein Nagel oder Pflanzendornen verursacht haben, sollten ebenfalls trockengehalten werden.
Verbrennungen
Brandwunden sofort mit kaltem Wasser übergießen, unter fließendes Wasser halten oder so lange in kaltes Wasser tauchen, bis die Schmerzen nachlassen – mindestens 10 bis 15 Minuten lang. Im Gesicht kann mit feuchten Tüchern gekühlt werden, wobei die Atemwege immer frei sein müssen. Wunden wegen der Infektionsgefahr mit einem sterilen Verbandtuch abdecken (zum Beispiel aus dem Kfz-Verbandkasten). Bei schweren Verletzungen den Rettungsdienst anrufen.
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Wie häufig ist es mir inzwischen schon passiert, dass ich einen Test gesucht habe und dieser dann viele Jahre alt war - so wie auch in diesem Fall beim Thema "Wundpflaster". Dafür kann ich aber sicher sein, jedes Jahr einen Zahnpasta-Test geliefert zu bekommen.
Der Test ist 15 Jahre alt - vielleicht wäre ein neuer sinnvoll?
bin vom Arzt in eine Klinik geschickt worden mit einer 2 Euro großen Wunde die nicht abheilen wollte und kam mit teuren Gelpflastern nach hause . Nach 1 Woche und einigen Verbandswechsen war die Wunde größer und tiefer mit süsslichem mufigem Geruch ...alsoo entzündet. Erst mit Antibackteriellem Puder , Zinksalbe und Silberpflaster war der Spuck vorbei und am Abheilen. Derzeit in der Nacht ohne Pflaster und am Tag mit Pflaster und leichtem Kompresionsstrumpf. Zu meiner Person 56 Jh mit leichtem durchblutungsstörung der Beine.
MfG Günter