Wer kein Problem damit hat, sein Haus oder seine Wohnung mit wildfremden Menschen irgendwo auf der Welt für ein paar Wochen zu tauschen, kann auf diese Weise einen preiswerten Urlaub verbringen und hautnah in eine fremde Alltagskultur eintauchen. Wir haben Urlauber befragt, die seit Jahren auf diese Art verreisen, und stellen vier Haustauschportale vor: GuestToGuest, Haustauschferien, HomeLink und Intervac. Ein Tausch-Profi verrät, worauf man beim Wohnungstausch achten sollte.
Offen für Gäste
Der spannendste Moment sei immer das erste Öffnen der fremden Wohnungstür, sagt Sonja Fiedler. „Ist alles so, wie wir es uns vorgestellt haben?“ Meist stimmt alles. Und doch gäbe es stets auch einen Überraschungseffekt. Das spezielle Flair einer Wohnung vermittelt eben selbst die beste Darstellung nicht.
Fiedlers sind erfahrene Tauschurlauber. 22 Mal haben sie ihr Reihenhaus in Neu-Ulm schon Reisenden aus ganz Europa überlassen und sind im Gegenzug in deren Zuhause gezogen. Ihr Fazit: „Wenn alles stimmt, Wetter, Gegend und Wohnung, fragen wir uns immer, warum nicht alle Leute auf diese Weise verreisen.“
Tauschen statt mieten
Das Konzept des Wohnungstauschs erfanden in den 1950er Jahren ein paar junge Lehrer. „Warum teuer mieten“, fragten sie sich, „wenn man die leerstehenden Wohnungen auch tauschen kann?“ Aus ihren privaten Initiativen wurden schnell professionelle Tauschorganisationen, die bis heute Menschen aus aller Welt zusammenbringen (Haustauschportale im Porträt).
Wer individuelle Reisen schätzt, kann per Haustausch in ein anderes Leben und eine andere Alltagskultur eintauchen. Weiterer Vorteil: Tauscher sparen die Kosten für die Unterkunft im Urlaub. Mieten oder Nebenkosten fallen nicht an. Das Internet macht es zudem einfach, einen solchen Urlaub zu organisieren: Mussten die Mitglieder von Tauschbörsen ihre Partner früher aus dicken Wälzern mit Fotos im Briefmarkenformat auswählen und per Brief in Kontakt treten, kann heute jeder sein Heim im Netz präsentieren und über E-Mails oder Internettelefonie kommunizieren.
Vier Anbieter, zwei Geschäftsmodelle
Weltweit bieten etliche Haustauschportale ihre Dienste an. Wir stellen vier Anbieter vor, die eine deutschsprachige Homepage betreiben und unseren Fragebogen ausgefüllt haben: Haustauschferien, HomeLink, Intervac sowie GuestToGuest.
Die drei Erstgenannten haben ähnliche Geschäftsmodelle: Interessenten registrieren sich, zahlen eine Jahresgebühr und können beliebig viele Tauschpartner unter den anderen Mitgliedern suchen.
GuestToGuest dagegen präsentiert sich eher als soziales Netzwerk. Gebühren erhebt es nicht. Stattdessen erhält jedes Mitglied ein Startguthaben von 750 „GuestPoints“ – eine Art virtuelle Währung für Aufenthalte in fremden Häusern. Wer Mitglieder aufnimmt, erhält Punkte gutgeschrieben, wer selbst Quartier bezieht, büßt Punkte ein. Sicherheitsbewusste können über das Portal zudem Versicherungen buchen. Laut GuestToGuest wählen die meisten das Basispaket für 4 Euro pro Tag. Wer Wert auf eine Kaution legt, muss dafür zusätzlich zahlen (Haustauschportale im Porträt).
Durch Zufall nach Hawaii

Heidrun und Martin Ketels aus Hamburg sind seit 1991 ein Teil der Tauschgemeinde. Ihren Einstieg verdanken sie dem Zufall. Freunde hatten über HomeLink ein Angebot auf Hawaii, das sie nicht wahrnehmen konnten. Ketels sprangen ein – und waren so begeistert, dass sie seitdem fast nur noch Tauschurlaub machen.
Interessenten für ihre Wohnung gibt es mehr als genug. „Man muss sich natürlich ein bisschen verkaufen“, sagt Martin Ketels. „Wir stellen Hamburg zum Beispiel als idealen Ausgangspunkt für Europareisen vor. Paris, Berlin, Kopenhagen oder aber London: Für Leute aus Übersee sind das keine Entfernungen.“
Service-Hotline fehlt
Daniela Schöll aus Kempten ist seit 2015 bei GuestToGuest angemeldet. Zweimal hat sie ihre Ferienwohnung bisher getauscht und ist sehr zufrieden (Das haben test-Leser erlebt). Ihr einziger Kritikpunkt: GuestToGuest bietet – im Unterschied übrigens zu den anderen Portalen – keine Hotline in Deutschland.
Durchweg positiv ist das Feedback von Florian Leithner aus Berlin. Er ist bei Haustauschferien angemeldet. „Die Einsparungen für eine vierköpfige Familie mit schulpflichtigen Kindern sind enorm“, schildert der Tauschurlauber seine Erfahrungen. „Für zwei Wochen Sommerurlaub in der Normandie hätten wir für eine gute Ferienwohnung mit Pool etwa 2 000 Euro zahlen müssen. Durch den Tausch hatten wir keine Kosten für die Unterkunft. Und statt einer beengten Ferienwohnung konnten wir ein ganzes Haus mit Garten, Pool und Spielsachen für die Kinder nutzen.“
Abenteuerlust gehört dazu
Die ideale Lösung für jedermann bietet ein Haustausch allerdings nicht. Fremde Leute in der eigenen Wohnung – das können sich viele nicht vorstellen. „Für ängstliche Zeitgenossen und Juristen ist Haustausch eher nichts“, schreibt der Journalist und passionierte Tauscher Martin Spiewak in der „Zeit“. „Man geht ein Risiko ein und hat nur eine Sicherheit: die Wohnung der anderen.“
Was passiert, wenn etwas kaputtgeht oder gestohlen wird? So lautet eine häufige Frage der Bedenkenträger. Martin Ketels aus Hamburg muss weit zurückgehen, um einen solchen Fall aus seinem mehr als 25-jährigen Erfahrungsschatz hervorzukramen. „Wir kamen aus Indianapolis zurück und fanden auf dem Küchentisch 20 Mark und einen Brief. Ein Trinkglas sei kaputtgegangen, schrieben die Gäste, und trotz langer Suche hätten sie keinen passenden Ersatz gefunden. „Uns war das peinlich“, sagt Martin Ketels, „denn es handelte sich um ein altes Senfglas. Wir haben das Geld dann für bessere Gläser ausgegeben.“
Haustausch-Urlauber sind eine spezielle Spezies. Laut einer Studie der Universität im italienischen Bergamo halten 75 Prozent von ihnen „die meisten Menschen für vertrauenswürdig“. Befragt wurden 7 000 Mitglieder von Homeexchange – so lautet der internationale Name von Haustauschferien.com. Martin Ketels bestätigt die Aussage: „Früher haben wir persönliche Sachen ins Büro verfrachtet mit dem Hinweis: ‘This is private‘. Aber das machen wir schon lange nicht mehr.“
Viel Vertrauen – und etwas Kontrolle
Wer so entspannt sein will, sollte im Vorfeld genau hinsehen. Christian A. Rumpke, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Brandenburg, selbst passionierter Tauschurlauber, rät dazu, eine schriftliche Tauschvereinbarung aufzusetzen, die beide Partner unterschreiben. Die Portale bieten auf ihren Seiten Formulare zum Download an. Wichtig ist es zudem, dass alle Beteiligten ausreichend versichert sind (Das empfiehlt ein Profi).
Kleiner Tausch-Knigge
Ist der Papierkram erledigt, folgt die vielleicht wichtigste Aufgabe vor jedem Tausch: aufräumen und putzen. Außerdem sollten Einsteiger eine Mappe mit Instruktionen für die Wohnung und Tipps für die Umgebung erstellen.
Am Ende des Urlaubs bringen die Gäste die Wohnung wieder in den Urzustand. Sonja Fiedler legt auch Wert auf eine nette Geste: „Wir stellen unseren Gastgebern immer ein kleines Dankeschön hin – Schokolade oder Ähnliches – und einen Brief, in dem wir uns für das Vertrauen und die Gastfreundschaft bedanken.“
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