
Wohnhäuser. Eigentümer sollten ihr Zuhause unbedingt gut gegen Brand, Sturm, Leitungswasser und Naturgefahren versichern – auch wenn der Schutz teuer ist. © Getty Images / Westend61
Wohngebäudeversicherungen werden aktuell um bis zu 30 Prozent teurer – wegen massiv höherer Baukosten. Wichtig: Den Altvertrag nicht ohne neuen Vertrag kündigen!
Viel teurer als im Vorjahr
Viele Hauseigentümer erhalten zurzeit die Jahresrechnung für ihre Wohngebäudeversicherung – und sind geschockt. Denn der Versicherungsschutz wird viel teurer als im Vorjahr. Teils gibt es Preissprünge von 20 oder 30 Prozent – deutlich mehr also als die ohnehin schon hohe Inflation. Die Versicherer begründen die starken Erhöhungen mit erheblichen Mehrkosten.
Erst kündigen, wenn neuer Vertrag sicher
Dennoch lautet unser Rat: Kündigen Sie nicht vorschnell. Wer jetzt die Rechnung nicht zahlt oder kündigt, steht am Ende womöglich ohne Versicherung da, denn nicht jeder Versicherer versichert jede Immobilie. Das sollte niemand riskieren, denn ihr eigenes Haus ist für die meisten Menschen das teuerste, was sie besitzen. Guter Versicherungsschutz ist unentbehrlich.
Die Grundregel ist daher: Wer kündigen will, sollte vorher Angebote vergleichen, neben Preisen auch die Leistungen. Welche Leistungen in der Wohngebäudeversicherung in welchem Umfang übernommen werden, ist sehr wichtig, schließlich geht es bei Schäden am Haus meist um viel Geld.
Baupreisindex steigt rasant
Der Grund für die massive Preissteigerung in den bestehenden Verträgen sind nicht einfach nur Preisanhebungen der Versicherer, sondern vor allem die massiv gestiegenen Baukosten. Der Kostenanstieg ist auf die hohe Inflation und die stetig teurer werdenden Baustoffe zurückzuführen.
Die Preise für den Neubau eines konventionellen Hauses lagen im Mai 2022 um 17,6 Prozent über denen des Vorjahresmonats, stellte das Statistische Bundesamt fest. Entsprechend deutlich legte der Baupreisindex zu, den das Bundesamt jährlich erfasst: von 1 668,2 im Jahr 2022 auf voraussichtlich 1 961,4 ab 1. Januar 2023. Die Wohngebäudeversicherer sind verpflichtet, ihre Beiträge jährlich an diese Indexerhöhung anzugleichen. Sie müssen also die Preise anheben.
Anpassungsfaktor knapp 15 Prozent höher
In den Rechnungen verweisen die Versicherer auf den so genannten Anpassungsfaktor. Er steigt von 20,97 im aktuellen Jahr auf 24,06 ab 1. Januar 2023. Das ist ein drastischer Anstieg von knapp 15 Prozent, während die jährlichen Steigerungen in den vergangenen zehn Jahren jeweils nur bei etwa drei Prozent pro Jahr lagen. Der Anpassungsfaktor wird jährlich vom Statistischen Bundesamt errechnet. In den Faktor fließt der Baupreisindex mit 80 Prozent ein, der Tariflohnindex für das Baugewerbe mit 20 Prozent. Er gilt für alle Versicherungsgesellschaften, die eine Wohngebäudeversicherung zum so genannten gleitenden Neuwert anbieten.
Versicherung zum Neuwert
Die gleitende Neuwertversicherung ist in den meisten Verträgen üblich. Dabei wird der Wert des versicherten Hauses laufend den Kosten für einen gleichwertigen Neubau angeglichen. Die Häuser sind also nicht mit einer fest vereinbarten Versicherungssumme versichert, sondern die Summe wird jedes Jahr angepasst. Das ist wichtig, wenn ein Haus zum Beispiel abbrennt und komplett neu errichtet werden muss. Dann muss die Versicherungssumme ausreichen, um einen Neubau in gleicher Art und Qualität zu bezahlen.
Mit der Preisanhebung fürs nächste Jahr ist somit auch eine höhere Leistung im Schadensfall verbunden. So hatte zum Beispiel ein Haus, das im Jahr 2023 einen Versicherungswert von 434 450 Euro hat, im Jahr 2022 nur 369 506 Euro Versicherungswert.
Policen häufig ein Zuschussgeschäft
So ärgerlich diese Preissteigerung für Versicherte ist: Sie spiegelt lediglich das wider, was sich derzeit am Markt abspielt. Dass viele Versicherer ihre Preise noch darüber hinaus anheben, steht auf einem anderen Blatt. Für viele Gesellschaften war die Wohngebäudeversicherung in den letzten Jahren ein Zuschussgeschäft.
Große Unterschiede bei Preisen und Leistungen
Allerdings gibt es bei den Preisen gewaltige Unterschiede, zeigen unsere Untersuchungen. Teure Verträge kosten dreimal soviel wie günstige, teils noch mehr. Doch gerade bei älteren Häusern, die womöglich in den letzten Jahren schon Schäden hatten, gehen viele Versicherer auf Abstand. Da kann es für Eigentümer schwierig werden, eine neue Police zu finden. Deshalb ist es wichtig, erst zu kündigen, wenn man anderswo einen neuen Vertrag sicher hat.
Versicherungsschutz prüfen
Außerdem empfiehlt es sich, bei dieser Gelegenheit den eigenen Versicherungsschutz zu überprüfen. Ungefähr jedes zweite Haus steht ohne eine Versicherung gegen Naturgefahren da, den so genannten Elementarschadenschutz. Er greift bei Starkregen, Überschwemmung, Lawinen, Erdbeben und anderen Naturgefahren.
Vor allem Starkregen ist unberechenbar und kann überall urplötzlich niedergehen – mit verheerenden Folgen. Beispielsweise gingen in Münster 2014 fast 300 Liter pro Quadratmeter in nur sieben Stunden herunter, bei der Katastrophe im Ahrtal, bei der zum Teil komplette Häuser wegschwammen, waren es 115 Liter in drei Tagen. Den Elementarschutz halten wir daher für unverzichtbar.
Tipp: Auch in der Hausratversicherung sollten Sie an Elementarschutz denken, denn Starkregen schädigt nicht nur Gebäude, sondern auch das, was drin steht.
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- Große Unterschiede bei Preis und Leistung zeigen 195 Wohngebäudeversicherungen im Vergleich mit Elementarschadenschutz. Ältere Verträge haben oft gefährliche Lücken.
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- Über 3 000 Leitungswasserschäden gibt es pro Tag, jede Minute zwei. Welche Versicherung zahlt? Wir schildern typische Fälle, sagen, welche wann zuständig ist.
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@ennobur: In diesem Jahr werden wir hierzu keinen neuen Test veröffentlichen. Weiter in die Zukunft hinein kann ich Ihnen leider nicht mit Informationen zu geplanten Testthemen dienen.
Hallo,
haben Sie schon eine Aktualisierung des Versicherungsvergleichs geplant, welche die beschriebenen Entwicklungen in Betracht zieht?
MfG Enno B.