Wirtschaftsenglisch Auf hohem Niveau

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Wirtschaftsenglisch - Auf hohem Niveau

Ein Zertifikat in Wirtschaftsenglisch von der Londoner Handelskammer macht sich gut im Job. Am besten lernt man für die Prüfung in einem Kurs. Der Markt ist unübersichtlich.

London ist am Telefon, New York wartet auf die E-Mail. Bei den 11 400 Beschäftigten von ABB in Deutschland sitzt das Englisch – in jeder Situation. Der internationale Elektronikkonzern ist in rund 100 Ländern vertreten. Weltweit hat er über 100 000 Mitarbeiter. Seit Mitte der 80er Jahre ist Englisch Unternehmenssprache. Telefonkonferenzen mit Nordeuropa und Südamerika gehören zum Tagesgeschäft. „Touristenenglisch reicht da nicht“, sagt Marcus Braunert, Geschäftsführer des Ausbildungszentrums von ABB in Mannheim. „Unsere Mitarbeiter sind die Visitenkarte des Unternehmens – in jedem Geschäftsbrief, den sie schreiben, und in jeder Verhandlung, die sie führen.“ Seinen Nachwuchs zieht sich ABB selbst heran. Standard für alle Beschäftigten der Firma sind Englischkenntnisse auf den Stufen B2/C1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens, kurz GER. „Auszubildende, die das nicht schaffen, haben wenig Chancen, übernommen zu werden“, sagt Horst Trodler, bei ABB für die Fremdsprachenausbildung zuständig.

Gleich im ersten Ausbildungsjahr absolvieren die künftigen Kaufleute eine Zertifikatsprüfung vor der London Chamber of Commerce und Industry (LCCI), der größten Industrie- und Handelskammer Großbritanniens: „English for Business“, abgekürzt EFB. Vor der Prüfung steht intern zwölf Wochen lang „Business English“ auf dem Stundenplan. Marcus Braunert hält viel von diesem Abschluss: „Er ist berufsbezogen und international anerkannt.“

Nachfrage nach Prüfungen steigt

Zertifkatsprüfungen in Wirtschaftsenglisch gibt es nicht nur bei der Londoner Kammer. Die Universität Cambridge bietet das „Business English Certificate“ (BEC) an, der Sprachtest-Anbieter Telc das „Certificate in English for Business“ und zehn der 81 deutschen Industrie- und Handelskammern die Prüfung „Fremdsprachen im Beruf“. Die Nachfrage nach diesen Prüfungen steigt seit Jahren. Eine Vorbereitung ist in Kursen möglich und auch sinnvoll, aber keine Voraussetzung für die Anmeldung zur Prüfung.

Die Stiftung Warentest hat sich den Markt der Vorbereitungskurse genau angeschaut. Wir wollten wissen, welches die gängigsten Zertifikatskurse sind und wo Interessierte sie belegen können. Am häufigsten haben wir Vorbereitungskurse auf das EFB-Zertifikat der Londoner Industrie- und Handelskammer gefunden. In Deutschland absolvierten diese Prüfung 2006 knapp 14 000 Kandidaten.

Wir haben die Anbieter von EFB-Vorbereitungskursen schriftlich befragt und eine bundesweite Marktübersicht erstellt (siehe Tabelle). Auch die Fernunterrichtsangebote haben wir ermittelt (siehe Tabelle „Fernkurse“).

Unterschiede im Sprachniveau

Die EFB-Prüfung wird auf fünf Niveaustufen mit steigendem Schwierigkeitsgrad angeboten. Die Vorstufe ist für Sprachanfänger (A1/A2) gedacht. Für die höchste Stufe 4 (C1/C2) ist fast muttersprachliches Wirtschaftsenglisch gefragt. Beim Elektronikkonzern ABB müssen die Auszubildenden die Stufe 3 schaffen und in der Prüfung zum Beispiel aus Gesprächsprotokollen, Tabellen und Diagrammen einen internen Bericht verfassen. Der Schwerpunkt der EFB-Prüfung liegt auf dem schriftlichen Ausdruck. Eine mündliche Prüfung ist auf Wunsch möglich. Für die ABB-Auszubildenden ist sie Pflicht.

Tipp: In unserer Befragung gaben einige Anbieter an, dass sie die Teilnehmer innerhalb eines Kurses auf verschiedene EFB-Stufen vorbereiten. Fragen Sie daher vor der Kursbuchung nach, wie der Anbieter sicherstellen will, dass Kursteilnehmer mit unterschiedlichen Sprachniveaus und Prüfungszielen erfolgreich zusammen lernen.

Unterschiede in Dauer und Kosten

Was Dauer und Kosten betrifft, unterscheiden sich die Präsenzkurse in unserer Marktübersicht ganz erheblich. Die Vorbereitung auf die EFB-Stufe 1 ist bei der Akademie Sprachschule Siegerland in Siegen für 141 Euro im zweieinhalbmonatigen Abendkurs zu haben. Beim Kolping-Bildungswerk in Augsburg kostet sie 2 070 Euro – dafür wird dreieinhalb Monate in Vollzeit gebüffelt.

Deutlich wurde auch, dass viele der teuren Vollzeitkurse vor allem von Teilnehmern mit Bildungsgutschein gebucht werden. Das heißt: Sie bekommen die Weiterbildung von den Arbeitsagenturen finanziert. „Wir stellen immer wieder fest, dass Sprachdefizite ein Vermittlungshemmnis sind, deshalb fördern wir im Rahmen von Weiterbildungen insbesondere auch berufsbezogene Fremdsprachenkompetenz“, heißt es bei der Bundesagentur für Arbeit. Das betrifft vor allem arbeitslose Kaufleute und Ingenieure.

180 Prüfzentren in Deutschland

Wer die EFB-Prüfung ablegen will, muss nicht nach London fahren. In Deutschland existieren über 180 Prüfungszentren. Der Sprachtest kann auch bei vielen Anbietern von Vorbereitungskursen absolviert werden. In unserer Tabelle haben wir diese Möglichkeit ausgewiesen. Die Prüfungen finden viermal jährlich zu festen Terminen statt. Die Prüfgebühren liegen zwischen 95 und 130 Euro.

Eine Zertifikatsprüfung in Wirtschaftsenglisch ist auch für Studenten interessant. Als Nachweis genügender Englischkenntnisse für ein Studium gelten an vielen englischsprachigen Hochschulen das EFB-Zertifkat der Stufe 3 und das Business English Certificate (Higher) der Universität Cambridge. Für diesen Abschluss machen unter anderen die Volkshochschulen fit.

Unter www.weiterbildungstests.de finden Sie außerdem eine ergänzende Marktübersicht mit BEC-Vorbereitungskursen.

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  • ial am 24.08.2011 um 19:30 Uhr

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