
Breite Palette: Hier zeigen wir Beispiele für Antibiotika aus mehreren Wirkstoffgruppen. Sie bekämpfen krankmachende Bakterien über verschiedene Mechanismen. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Sie bekämpfen Bakterien, können schnell heilen, verursachen aber auch Nebenwirkungen. Wir haben 85 Antibiotika bewertet und informieren darüber, wie sie wirken.
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Lebensretter mit NebenwirkungenWie wichtig Antibiotika sind, rückte besonders stark ins Bewusstsein, als sie im Herbst 2022 knapp wurden. Insbesondere bei Antibiotika-Säften für Kinder gab und gibt es Lieferengpässe. Darauf reagierte die Bundesregierung im Juni 2023 mit gesetzlichen Neu-Regelungen. Ob und wie schnell sie den Mangel abstellen, bleibt abzuwarten. Was Eltern tun können, wenn in der Apotheke das verschriebene Antibiotikum nicht erhältlich ist, ist in unserem Ratgeber Nicht lieferbar - was tun? zusammengefasst.
Auf diesen Seiten bieten wir zudem einen umfassenden Überblick über Antibiotika – inklusive Bewertung der Stiftung Warentest. Wichtigstes Ergebnis: Viele häufig verordnete Präparate sind zum Einsatz bei entsprechenden bakteriellen Infektionen geeignet. Doch von manchen raten wir eher ab – zumal es meist Alternativen gibt.
Warum sich der Antibiotika-Test für Sie lohnt
Testergebnisse
Die Stiftung Warentest hat 85 häufig verordnete Antibiotika zum Einnehmen bewertet. Viele, aber längst nicht alle, sind demnach geeignet. Nach dem Freischalten erhalten Sie sämtliche Bewertungen im Detail.
Antibiotika im Überblick
Unsere Tabelle listet 29 Wirkstoffe auf − und dazu die häufig verordneten Präparate. Zu allen erhalten Sie Infos, bei welchen Erkrankungen sie geeignet sind (etwa bei Mandelentzündung, Mittelohrentzündung, Nebenhöhlenentzündung, Lungenentzündung, Blasenentzündung oder weiteren Infektionskrankheiten).
Tipps und Hintergrund
Wir informieren zu den grundsätzlichen Wirkungen und Nebenwirkungen von Antibiotika und erklären, was Patienten und Patientinnen bei der Einnahme beachten sollten.
Heftartikel als PDF
Nach dem Freischalten erhalten Sie den Heftartikel aus test 8/23 zum Download.
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Lebensretter mit NebenwirkungenAntibiotika: 85 rezeptpflichtige Medikamente im Test
Folgende Wirkstoffe beziehungsweise Wirkstoff-Kombinationen sind in den bewerteten Mitteln enthalten:
- Beta-Lactam-Antibiotika/Penicilline: Phenoxymethylpenicillin (Penicillin V), Pivmecillinam, Flucloxacillin
- Beta-Lactam-Antibiotika/Aminopenicilline: Amoxicillin, Amoxicillin + Clavulansäure, Sultamicillin
- Cephalosporine: Cefaclor, Cefuroxim, Cefpodoxim, Cefadroxil, Cefalexin, Cefixim
- Tetracycline: Doxycyclin, Minocyclin
- Makrolide: Azithromycin, Clarithromycin, Roxithromycin, Erythromycin
- Fluorchinolone: Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin, Ofloxacin
- Weitere antibakterielle Wirkstoffe: Clindamycin, Fosfomycin, Metronidazol, Nitrofurantoin, Trimethoprim, Trimethoprim + Sulfamethoxazol
Wichtig: Antibiotika sind in Deutschland verschreibungspflichtig. Händler, die etwa online „rezeptfreie Antibiotika“ anbieten, verkaufen mit hoher Wahrscheinlichkeit gefälschte oder verunreinigte Produkte, die bestenfalls wirkungslos sind. Kaufen Sie daher keinesfalls als rezeptfreie Antibiotika deklarierte Medikamente!
Wirkung von Antibiotika
Grundsätzlich helfen Antibiotika, indem sie schädliche Bakterien bekämpfen und dadurch verursachte Infektionserkrankungen heilen. Bei der Auswahl berücksichtigen Ärztinnen und Ärzte, was für eine Infektion genau vorliegt. Das tun auch wir auch in unserer Test-Tabelle und nennen dort unter anderem:
- Geeignete Antibiotika bei Scharlach
- Geeignete Antibiotika bei Mandelentzündung
- Geeignete Antibiotika bei Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
- Geeignete Antibiotika bei Mittelohrentzündung
- Geeignete Antibiotika bei Lungenentzündung
- Geeignete Antibiotika bei Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien-Infektionen
Antibiotika mit teils ernsten Nebenwirkungen
Wie alle Arzneien können Antibiotika auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Sie unterscheiden sich je nach Wirkstoff. So sind bei Penicillinen Allergien möglich – wobei die laut Studiendaten weitaus seltener auftreten als vermutet (mehr dazu in unserem Beitrag zur Penicillin-Allergie).
Insgesamt häufig kommt es zu Magen-Darmbeschwerden wie Übelkeit und Durchfall. Denn viele Antibiotika bekämpfen auch nützliche Bakterien, etwa im Darm. Nach der Behandlung erholt sich die Besiedelung in aller Regel wieder. Allerdings deuten Studien darauf hin, dass Antibiotika das Risiko für chronische Darmentzündungen wie Morbus Crohn erhöhen – besonders wenn sie häufig verordnet werden und als sogenannte Breitbandantibiotika gegen viele Bakterienarten wirken.
Einnahme eines Antibiotikums nicht immer nötig
Daher sollten Behandelnde sorgfältig abwägen: Oft ist die Verordnung wirklich notwendig, aber manchmal eben auch nicht. Bei viralen Infekten wie Erkältung, Bronchitis, Grippe oder Covid-19 nützen Antibiotika meist ohnehin nichts, weil sie nur gegen Bakterien helfen. Selbst Mandel-, Mittelohr-, Nebenhöhlen- und Blasenentzündung heilen oft von allein – wobei Ärztinnen und Ärzte hier die Gesamtverfassung der Betroffenen berücksichtigen.
Ein achtsamer Einsatz von Antibiotika beugt zudem zwei weiteren Problemen vor: Lieferengpässen und Resistenzen. Sprich: Häufige Antibiotika-Einnahme kann aufgrund erhöhter Nachfrage die Verfügbarkeit einschränken und außerdem bewirken, dass Bakterien unempfindlich gegen die Wirkstoffe werden. Das wiederum kann dazu führen, dass Antibiotika nicht mehr helfen.
Tipp: Haben Sie Fragen zum Thema Antibiotika? Zum Beispiel: Kann ich Antibiotika nur drei Tage lang nehmen? Vertragen sich Antibiotika mit Milch? Beeinträchtigen Antibiotika die Verhütung per Pille? Antworten finden Sie in unserem Online-Special 7 Mythen über Antibiotika.
So haben wir die Antibiotika bewertet
Expertinnen und Experten habe für die Stiftung Warentest die Studienlage zu häufig verordneten Antibiotika ausgewertet. Sie prüften, ob zu den jeweiligen Medikamenten aussagekräftige Untersuchungen vorliegen, wie hoch demnach die Wirksamkeit ist und ob der Nutzen die Risiken überwiegt. Anhand dieser Zusammenschau bekommen die Mittel Bewertungen von „geeignet“ bis „wenig geeignet“. Das Vorgehen orientiert sich an den Regeln der evidenzbasierten Medizin. Hier erfahren Sie im Detail, wie die Stiftung Warentest Medikamente bewertet.
Tipp: Weitere Arzneimitteltests der Stiftung Warentest finden Sie auf unserer Themenseite Medikamente.
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Kommentarliste
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@wittelchen: Leider können wir keine über unsere Testarbeit hinausgehenden speziellen Recherchen durchführen und hoffen auf Ihr Verständnis.
Ich hatte bei einer Rippenfellentzündung Amoxicillin nicht vollständig eingenommen und einen Rückfall bekommen. Die Amoxicillin hatte ich sehr gut vertragen, trotzdem wollte mir mein Hausarzt nicht hintereinander den gleichen Wirkstoff verschreiben und hat alternativ Cefpodoxim verschrieben, das ich nicht gut vertragen habe.
Was sagen medizinische Studien dazu, im Abstand von 10 Tagen das gleiche Antibiotika nochmal einzunehmen?
Nachdem ich E.Mai 2019 unnötiger weise Cipro 500 - 14 Tabletten bekommen habe (Antibiogramm hat auch andere Antibiotika ausgewiesen) wegen Zahnentzündung, muss ich mit permanenten Schmerzen im ganzen Körper leben. Die Details möchte ich mir ersparen. Wäre fast ausgesteuert, und kann nur noch 4 Stunden täglich im Homeoffice arbeiten. Aber auch hier mit immer wieder Krankschreibungen. Ohne meinen Partner wäre ich jetzt nach 40 Arbeitsjahren zum Sozialfall geworden. Das Leben hat sich auch im Privaten komplett geändert.NIEMALS wieder würde ich ein Fluorchinolon nehmen.
Informiert Euch gut, falls Ihr es verschrieben bekommt.
Viele Grüße Bettsi
Hallo,
nachdem ich selbst seit 7 Jahren schwerste Schädigungen durch Levofloxacin habe, kann ich nur noch warnen. Verlangt grundsätzlich eine Aufklärung zu möglichen NW. Nehmt es nicht hin, Fluorchinolone gegen eine Blasenentzündung oder eine Bronchitis zu bekommen. Dafür sind sie nicht mehr indiziert, es gibt etliche "Rote Hand Briefe", der letzte davon beinhaltet eine Erinnerung an die vorherigen, weil sie nicht von jedem Arzt beachtet werden. Ich denke, auch das ist eine Aussage. Ein weiterer RHD Brief, weil diese nicht beachtet werden. Never change a NOT running system?? Die Aufsichtsbehörden dürften gerne verantwortungsvoller mit unserer Gesundheit umgehen, wir haben leider nur diese eine. Andere EU Länder, wie z.B. die Schweiz, haben bessere Vorkehrungen getroffen. Die treffen die Ärzte da wo es weh tut, nämlich beim Geld.
Wenn euch euer Leben lieb ist und auch wenn ihr eurem Arzt seit 25 vertraut: lehnt diese AB ab, wenn für eure Erkrankung keine Indikation besteht. Traut euch!
Moin Leute,
ich bin nach der Einnahme von Fluorchinolonen Erwerbsminderungsrentner geworden. Mit 39 Jahren.
Ich habe einen YouTube Kanal gegründet um über die Problematik aufzuklären. Schaut doch mal rein und lasst ein Abo da, um den Kampf gegen den Missbrauch des eigentlich lebensrettenden Medikamentes zu stoppen.
https://www.youtube.com/channel/UCqJ32_TLcAUipjjFhXr-quw
Danke
LG
Michael