
Wirkstoffpflaster – hier kommt es wirklich auf die korrekte Anwendung an.
Kleben statt schlucken – Wirkstoffpflaster gibt es beispielsweise gegen starke Schmerzen, zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden, Demenz oder rezeptfrei als Nikotinpflaster. Es ist wichtig, sie korrekt anzuwenden. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass in den Packungsbeilagen von Wirkstoffpflastern häufig Hinweise fehlen. Die Gesundheitsexperten der Stiftung Warentest erklären, was Sie bei der Anwendung unbedingt beachten sollten.
Die Untersuchung von 81 Packungsbeilagen
Wirkstoffpflaster sind keine normalen Pflaster. Sie wirken ganz anders als „Wärmepflaster“, die durch Scharfstoffe auf der Haut ein warm-brennendes Gefühl erzeugen und dadurch Rückenschmerzen lindern und bei Verspannungen helfen sollen. Bei den Klebe-Arzneien geht der Wirkstoff hingegen direkt ins Blut. Die Pflaster gehören deshalb zu den erklärungsbedürftigen Medikamenten. Beim Aufbewahren, Anwenden und Entsorgen müssen Patienten viel beachten. Wichtige Informationen zur korrekten Anwendung finden Patienten in der Packungsbeilage.
Packungsbeilagen mit lückenhaften Informationen
Die ist aber bei Wirkstoffpflastern lückenhaft. Das zeigt die Untersuchung eines Forscherteams der Kooperationseinheit Klinische Pharmazie am Universitätsklinikum Heidelberg. Es hat die Packungsbeilagen von allen Klebe-Arzneien auf dem deutschen Markt überprüft – insgesamt 81 Beipackzettel. Das Ergebnis: Keiner enthielt alle notwendigen Hinweise. Auch wird nur selten erklärt, warum ein bestimmter Hinweis wichtig ist.
Schmerzpflaster – Testergebnisse der Stiftung Warentest
In unserer Datenbank Medikamente im Test finden sie Bewertungen von Schmerzpflastern mit den Opioiden Buprenorphin und Fentanyl.
Tipps zur Anwendung
Insgesamt 28 Gebrauchshinweise hat das Forscherteam erteilt (Details unten). Sie stellen sicher, dass die Mittel zuverlässig wirken und keine Nebenwirkungen durch fehlerhaftes Anwenden auftreten. Um Verwechslungen zu vermeiden, sollten Wirkstoffpflaster etwa getrennt von Verbandsmaterialien und Pflastern zur Wundversorgung gelagert werden. Dieser Hinweis stand in keiner Packungsbeilage. Nur in rund jeder zweiten wurde darauf hingewiesen, dass die Pflaster nicht zerschnitten werden dürfen. Sonst könnte nämlich die gesamte Wirkstoffmenge auf einmal statt gleichmäßig austreten. Bei Schmerzpflastern mit Opioiden kann das lebensbedrohlich sein.
Bessere Standards sind nötig
Obwohl die untersuchten Packungsbeilagen formal alle Anforderungen der europäischen Zulassungsbehörde erfüllten, werden Patienten durch das Lesen der Beipackzettel nicht umfassend informiert. Daher seien aus Sicht der Forscher bessere Standards und behördliche Vorgaben nötig. Ärzte und Apotheker sollten Patienten im Beratungsgespräch ausführlich über die Fallstricke bei Wirkstoffpflastern aufklären.
Wirkstoffpflaster richtig anwenden
Arzneipflaster haben es in sich. Damit bei der Anwendung keine Fehler passieren, müssen Patienten ausreichend informiert sein. Mit diesen Tipps sind Sie auf der sicheren Seite. Insgesamt 28 Gebrauchshinweise sollten beim Anwenden von Wirkstoffpflastern berücksichtigt werden. Das Universitätsklinikum Heidelberg hat die richtige Anwendung auch in einer Broschüre zusammengefasst. Folgende Punkte sind für Patienten wichtig:
Lagerung von Wirkstoffpflastern
- Für Kinder unzugänglich aufbewahren.
- Getrennt von Verbandsmaterialien aufbewahren, um Verwechslungen zu vermeiden.
Entnahme aus der Verpackung
- Das wirkstoffhaltige Pflaster aus der Verpackung nehmen. Nach Abziehen der Schutzfolie Klebestelle nicht berühren. Das Pflaster nicht zerschneiden. Bei Membranpflastern besteht dann die Gefahr, dass die gesamte Wirkstoffmenge auf einmal ins Blut gelangt. Dies kann bei Opioiden lebensbedrohlich sein (es droht Atemstillstand). Matrixpflaster haften dann schlechter und auch bei diesen kann die gleichmäßige Freisetzung des Wirkstoffs beeinträchtigt sein.
- Beschädigte Pflaster nicht verwenden. Die Wirkstofffreisetzung kann beeinträchtigt sein.
- Bei manchen Folien ist die Schutzfolie in der Mitte geteilt. Erst die eine Hälfte abziehen und aufkleben, dann die zweite Hälfte vorsichtig abziehen. Ist die Verpackung, Umhüllung oder Schutzfolie einmal geöffnet beziehungsweise entfernt, das Pflaster umgehend aufkleben.
Auswahl und Vorbereitung einer geeigneten Hautstelle
- Eine geeignete Hautstelle wählen. Typischerweise werden die Pflaster auf die obere Rückenpartie, auf den Oberkörper unterhalb des Schlüsselbeins, auf den Oberarm, die Hüfte oder den Oberschenkel geklebt. Es sollte bedacht werden, dass das Pflaster möglicherweise auch durch engen Kontakt mit einem anderen Menschen auf diesen übergehen kann. Das darf keinesfalls passieren. Besprechen Sie mit einem Arzt oder Apotheker, welche Klebestelle in Ihrem Fall am besten geeignet ist.
- Die Haut soll unbehaart sein.
- Die Haut nicht rasieren, sondern Haare mit einer Schere entfernen. Nass- und Trockenrasierer können die Haut reizen.
- Die Haut soll unverletzt sein.
- Die Haut soll nicht gereizt sein.
- Die Haut soll sauber sein.
- Die Haut nur mit Wasser reinigen und trocken tupfen.
- Keine Seife oder Pflegeprodukte an der ausgewählten Stelle benutzen, da sonst die Wirkstoffaufnahme über die Haut verändert werden kann.
- Die selbe Stelle frühestens nach 7 Tagen erneut verwenden.
- Pflaster decken die Haut ab. Diese quillt auf, da Wasser weniger gut abdunsten kann. Zudem enthalten die Pflaster auch Klebe- und Zusatzstoffe, die die Haut reizen können. Daher die Klebestellen regelmäßig wechseln, damit sich die Haut erholen kann.
Aufkleben von Wirkstoffpflastern
- In den meisten Fällen sollte nicht mehr als ein Wirkstoffpflaster gleichzeitig aufgebracht werden. Es dürfen keinesfalls entgegen der Anwendungsempfehlung mehrere Pflaster gleichzeitig zur Anwendung kommen, da dann eine zu hohe Arzneistoffmenge in das Blut übertritt. Das ist besonders bei starken Schmerzmitteln zu bedenken.
- Wichtig zu wissen: Die Wirkung setzt nicht sofort ein. Beispielsweise kann bei Fentanyl-Schmerzpflastern die Wirksamkeit erst nach 24 Stunden beurteilet werden.
- Pflaster mit leichtem Druck aufkleben.
- Pflaster zirka 30 Sekunden mit der flachen Hand andrücken. Danach die Hände mit Seife und Wasser waschen.
Während der Anwendung von Wirkstoffpflastern
- Die Umgebungstemperatur hat Einfluss darauf, wie viel Wirkstoff aus dem Pflaster ins Blut freigesetzt wird. Bei Wärme tritt mehr Arzneistoff in kürzerer Zeit in das Blut über, bei Kälte ist es weniger. Daher sind Extreme zu vermeiden. Aus diesem Grund muss direkte Wärmeeinwirkung zum Beispiel durch Sonnenbäder, Sommerhitze, Heizkissen oder Sauna vermieden werden. Auch bei Fieber kann vermehrt Wirkstoff aus dem Pflaster in die Blutbahn übertreten. Wenn Sie ein Pflaster tragen, darf aus diesem Grund die Stelle auch nicht mit einem Föhn, Infrarotlicht, einer Wärmflasche oder einer Wärmedecke erhitzt werden.
- Bei starkem Schwitzen kleben die Pflaster nicht zuverlässig. Dann kann die Wirksamkeit beeinträchtigt sein. Schwimmen, Duschen und Baden ist möglich, wenn die Wassertemperatur nicht über 37° Celsius beträgt.
Nach der Anwendung
- Bevor Sie ein neues Pflaster anwenden, muss das alte Pflaster entfernt werden.
- Beachten Sie die angegebene Anwendungsdauer.
- Notieren Sie Datum und Uhrzeit des Pflasterwechsels auf der Verpackung oder auf einem „normalen“ Heftpflaster, welches neben dem wirkstoffhaltigen Pflaster auf die Haut geklebt werden kann.
Entsorgung der Pflaster
- Nach der Entfernung die Klebeseiten nach Innen falten und zusammenkleben, damit ein Missbrauch oder versehentlicher Kontakt ausgeschlossen ist. Auch nach mehrtägiger Anwendung enthält das Pflaster noch eine erhebliche Wirkstoffmenge.
- Mit dem Hausmüll und für Kinder oder Haustiere unzugänglich in einem geschlossenen Behälter entsorgen.
- Danach Hände mit Seife und Wasser waschen.
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