
Wer wissen will, wie die Welt funktioniert, muss sie austesten. Beim Wettbewerb „Jugend testet 2015” prämierte die Stiftung Warentest sechs Schüler-Teams für ihre besonders raffinierten Ideen, den Dingen auf den Grund zu gehen. Besonders beliebt: Tests rund um die Pizza. Gewonnen haben aber andere Test-Projekte.
Kameras, Zopfgummis und Wetter-Apps auf dem Prüfstand
Über 2 000 Schülerinnen und Schüler haben in diesem Jahr insgesamt mehr als 550 Tests beim Wettbewerb „Jugend testet” eingereicht. Gymnasiasten, Haupt- und Realschüler, Berufsschüler und Förderschüler tüftelten wochenlang um die Wette – darunter wieder erfreulich viele Mädchen. In selbst entwickelten Tests untersuchten sie Produkte von A wie Action-Kameras bis Z wie Zopfgummis. Andere beschäftigten sich mit Dienstleistungen wie Wetter-Apps, Musikportalen und Fitness-Angeboten.
Lego in der Mikrowelle, Blasen an den Füßen
Manche Ideen, mit denen die Schüler die Produkte an ihre Grenzen brachten, waren kurios: Legosteine schmolzen in Mikrowellen dahin. Regenschirme mussten ihre Stabilität beweisen – gegenüber fallenden Eiswürfeln und Hochdruckreinigern. Und bei einem Blasenpflaster-Test wurden sogar die eigenen Füße in High-Heels so lange geschunden, bis auch tatsächlich Blasen entstanden.
Sechs Sieger-Tests in Berlin ausgezeichnet
Aber nicht nur Originalität und Ideenreichtum bewertete die Jury, sondern auch Systematik und Genauigkeit der Untersuchungen – und den Informations- und Erkenntniswert der Ergebnisse. Als besonders herausragende Schülertests prämierte die Stiftung Warentest zusammen mit Ulrich Kelber, dem Parlamentarischen Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium, sechs Arbeiten. In seiner Rede an die Preisträger bezeichnete Ulrich Kelber den Wettbewerb als Klassiker. „Jugend testet ist im Warenkorb der Stiftung Warentest etwas ganz Besonderes.“ Beeindruckt zeigte er sich von der Bandbreite der Testprojekte. „Die Tests reichen von Alltagsgegenständen bis zu Produkten der digitalen Welt“. Gerade in der digitalen Welt sei das Testen besonders wichtig.
Fahrrad-Klingeln im Dauerregen

Die beiden Schülerinnen Alina Räther und Mareike Töbeck aus Schleswig-Holstein wollten wissen, wie verlässlich Fahrradklingeln wirklich sind. Stürze wurden ebenso simuliert wie Dauerregen. Auch die Rostbeständigkeit haben die beiden getestet. Und sie fanden heraus, wie unterschiedlich laut die Klingeln tönen. Das brachte den beiden 2 000 Euro Preisgeld und den ersten Preis in der Kategorie „Produkttests“ mehr zu diesem Test.
Einweggeschirr und Besteck im Funktions- und Ökotest

Der zweite Preis, dotiert mit 1 500 Euro, ging an Claudia Gabel, Tobias Gabel, Tim Loy, Henrike Möhle, Marie Orban und Selina Rosenthal. Das sechsköpfige Schüler-Team aus Niedersachsen setzte sich mit Einweggeschirr und Einwegbesteck auseinander. Die Nachwuchs-Tester stellten sich beispielsweise folgende Fragen: Wie stabil ist so ein Pappteller, wenn eine schwere Wurst drauf liegt? Und wie ökologisch ist kompostierbares Geschirr aus Zuckerrohr noch, wenn der Müll in der Region gar nicht kompostiert, sondern verbrannt wird? Mehr zu diesem Test.
Härtetest: Scheren in der Salzlösung

1 000 Euro und den dritten Preis holten sich Katharina Essow, Merle Hemmelskamp und Milena Weiershausen. Das Mädchen-Trio aus Bremen lies Scherenklingen an dicken Papierstapeln scheitern, legte sie zum Rosten in Salzlösungen und maß die Kraft, die beim Schneiden aufgewendet werden muss mehr zu diesem Test.
Was taugen kostenlose Sprachlern-Angebote?

Zahlreiche kostenlose Sprachlernseiten gibt es im Netz. Annika Werner aus Nordrhein-Westfalen widmete sich dem breiten Spektrum der Angebote: Nicht bei allen Anbietern werden zum Beispiel die zu lernenden Wörter vorgelesen. Pluspunkte bekamen Seiten, die es als App gibt. Auch die Datensicherheit spielte bei ihrem Test eine wichtige Rolle. Dafür gab es den ersten Preis in der Kategorie „Dienstleistungstests“ und 2 000 Euro mehr zu diesem Test.
Apps zur Bildbearbeitung im Test

In aller Schnelle ein Foto bearbeiten zu können, ist in Zeiten von Instagram, Twitter und Co nicht nur Spaß an der Sache, sondern auch zunehmend wichtig im Alltag. Johanna Weigel und Hanna Feulner aus Bayern haben deshalb Bildbearbeitungs-Apps verglichen. Sie forschten unter anderem nach versteckten Kosten, Offline-Fähigkeit und sie prüften die Qualität der Bilder nach dem Bearbeitungsprozess. Das brachte ihnen 1 500 Euro und den zweiten Preis mehr zu diesem Test.
Wie geil ist Geiz? Rabatt-Apps auf dem Prüfstand

Rami Arouri, Moritz Kafurke und Justin Weinhut aus Bayern setzten sich mit dem Zeitgeist „Geiz ist geil” auseinander und verglichen verschiedene Rabatt-Apps. Dabei stellten sie fest, dass schnelle Billig-Angebote auch ihre Kehrseite haben können, wenn bei der Registrierung beispielsweise Daten nicht verschlüsselt werden. Das brachte ihnen 1 000 Euro und den dritten Preis mehr zu diesem Test.
Am beliebtesten: Tests rund um die Pizza
In den mittlerweile mehr als 35 Jahren, in denen es den Wettbewerb bereits gibt, haben fast 40 000 Jugendliche ihre Tests eingereicht. Die Liste der Lieblings-Testprodukte führt dieses Jahr die Schokolade mit 16 eingereichten Wettbewerbsbeiträgen an. Dicht dahinter folgen mit 15 Tests von Nagellack. Und auch Tiefkühl-Pizzen überprüften die Schülerinnen und Schüler mit 14 Arbeiten besonders gern. Würde man die elf Tests von Pizza-Lieferdiensten noch dazurechnen, sind Pizzen sogar das eigentliche Nummer-Eins-Thema. Die weiteren Top-Themen in der Wettbewerbskategorie “Dienstleistungstests” waren in diesem Jahr außerdem fünf Kino-Tests und fünf Tests von Fastfoodketten. Für die Jugendlichen sind Apps zum festen digitalen Bestandteil bei den eingereichten Programmen geworden: Dieses Jahr wurden unter anderem Applikationen zu Fitness, zu Rabatten, zum Wetter und zum Fußball untersucht.
Nach dem Test ist vor dem Test
Schon im September 2015 startet die nächste Runde von „Jugend testet“. Nachwuchstester zwischen 12 und 19 Jahren können sich dann anmelden unter www.jugend-testet.de.