
Sie strapazierten Haare mit einem Roboter-Arm, prüften Biofolienbeutel auf ihre Kompostierbarkeit oder überlisteten Kindersicherungen. Auf der Preisverleihung von Jugend testet in Berlin bekamen sechs Schüler-Teams insgesamt 12 000 Euro und ein dickes Lob von Rita Hagl-Kehl, Staatssekretärin im Verbraucherschutzministerium. Hier stellen wir die Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs Jugend testet vor, der 2019 sein 40-jähriges Jubiläum feiert.
Es war einmal in Oldenburg

So warb die Stiftung vor 40 Jahren für den ersten Jugend testet Wettbewerb.
Mit einem Test von Schneidebrettern sicherten sich vier Jugendliche aus Oldenburg den ersten Platz bei der Premiere von Jugend testet. Das war 1979. Seitdem haben an dem Wettbewerb mehr als 45 000 Schüler mit über 11 000 Projekten teilgenommen. Für den Stiftungs-Vorstand und Jury-Vorsitzenden Hubertus Primus ein Grund zur Freude: „Die Jugendlichen zeigen uns Jahr für Jahr, dass Spaß und kritisches Konsumverhalten keine Gegensätze sind.“
Rutschig mit Aussicht auf Fleischsalat
Mit reichlich Kreativität testeten Jugendliche aus ganz Deutschland im Laufe der Zeit alltägliche, aber auch kuriose Waren und Dienstleistungen. 2001 etwa untersuchte ein Team die Beratungsangebote von Teenie-Zeitschriften, indem sie Bravo & Co mit Fragen wie „Hilfe, ich glaub, ich bin schwanger. Was soll ich tun?“ auf den Zahn fühlten. Eine andere Schulkasse prüfte neben Geschmack und Bakterienbelastung auch die Rutschfestigkeit von Fleischsalaten. Im Laufe der Jahre kam auf diese Weise ein erstaunlicher Wissensfundus zusammen: So kann ein guter Textmarker 12 DIN-A4-Seiten von oben bis unten markieren. Und manch ein Kaugummi lässt sich durchgekaut bis zu 3,60 Meter in die Länge ziehen.
Die Gewinner 2019

Die Gewinner-Teams mit Stiftungs-Vorstand Hubertus Primus und Staatssekräterin Hagl-Kehl.
Zum 40. Jubiläum in diesem Jahr prüften sich fast 2 000 Jugendliche in 533 Projekten durch die Landschaft der Waren- und Servicewelt – von Astronauten-Essen bis Damenbinden, von Online-Stilberatung bis hin zu Streaming-Diensten. Das machte die Arbeit der Jury nicht leicht. Die sechs hier abgebildeten Teams waren unter sehr vielen starken Wettbewerbsbeiträgen die besten, entschied die neunköpfige Jury mit Experten der Stiftung Warentest und Vertretern von Medien und Verbraucherschutz. „Wenn ich mir die Tests des diesjährigen Wettbewerbs anschaue, bin ich beeindruckt vom Einfallsreichtum, den Ideen, der Testmethoden und der Bandbreite der ausgewählten Dienstleistungen und Produkte“, sagte Rita Hagl-Kehl, Staatssekräterin der Justiz und für Verbraucherschutz bei der Preisverleihung Anfang Juni in Berlin. Für die Gewinner gab es Geldpreise in Höhe von insgesamt 12 000 Euro.
Dienstleistungstests
1. Platz: Was taugt Kindersicherungs-Software?

Johannes und Sebastian Engbert prüften, wie leicht sich Kindersicherungs-Apps austricksen lassen.
„Heutzutage bekommen Kinder oft früh ihr erstes Smartphone, werden im Umgang damit aber alleingelassen“, sagt Sebastian Engbert. Mit seinem jüngeren Bruder Johannes hat er Kindersicherungssoftware getestet. Die zwei Jungs aus Künzelsau bei Schwäbisch Hall prüften sechs Apps etwa darauf, wie gut sie Inhalte erkennen und wie leicht sie sich austricksen lassen. Überraschend: Eine stark beworbene App mit vielen positiven Nutzerkommentaren schnitt schlecht ab. Sebastian hofft, dass sich „Eltern mehr mit dem Medienkonsum ihrer Kinder beschäftigen.“ Er ist übrigens ein Wiederholungstäter. Bereits zum dritten Mal gewinnt Sebastian einen Preis bei Jugend testet. Er hat bereits Radiergummis und ergonomische Mäuse getestet. Sein Bruder Johannes ist in diesem Jahr zum ersten Mal unter den Preisträgern.
Tipp: Auch die Stiftung Warentest hat sich kürzlich mit dem Thema des kindersicheren Medienkonsums beschäftigt (Wie Sie iPad und Co kindersicher einstellen).
2. Platz: Wer ist deutscher Fußball-App-Meister?

Sebastian Harnoß, Christian Weißert und Luca Großmann kürten den deutschen Fußball-App-Meister.
Welcher Spieler wechselt? Wer ist verletzt? Und vor allem: Wie ist das Spiel am Wochenende ausgegangen? Nach solchen Infos lechzen Fußballfans wie Sebastian Harnoß, Christian Weißert und Luca Großmann. Die drei Ludwigsburger Schüler testeten die Smartphone-Apps sämtlicher Fußball-Bundesligisten. Untersucht haben sie etwa die Qualität der Liveticker und das App-Design. „Die meisten Apps haben unsere Kriterien erfüllt“, erzählt Luca Großmann. Zum deutschen Fußball-App-Meister kürten sie nach ihrem Test aber nicht die Bayern, sondern Hoffenheim.
3. Platz: Wie schnell, zuverlässig und sicher sind Browser?

Jan Klapper und Alexander Kuhn testeten die Zuverlässigkeit von Browsern.
„Wir benutzen und brauchen Internet-Browser jeden Tag, bei Jugend testet wurden sie aber noch nie prämiert.“ Als Jan Klapper und Alexander Kuhn aus Gladbeck das feststellten, stand für die Schüler ihr Testobjekt fest. Sie prüften fünf Browser für Windows zum Beispiel auf Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit und Datenschutz. Überrascht waren die beiden darüber, dass jeder der Browser personenbezogene Daten abspeichert, die nicht notwendig sind. Passend dazu waren die Datenschutzerklärungen der Computerprogramme für sie schwer zu finden und oft unverständlich.
Warentests
1. Platz: Wenn der Robo einen Föhn kriegt – Haartönungen im Test

Jana Siemek, Sofie Jans, Benjamin Volz und Rona Roser strapazierten Haartönungen.
Wie gut halten Haartönungen? Gibt es Unterschiede zwischen einzelnen Produkten? Das wollten Jana Siemek, Sofie Jans, Benjamin Volz und Rona Roser aus Karlsruhe wissen. Systematisch simulierten die Vier die Belastung, der getönte Haare im Laufe eines Tages ausgesetzt sind. Sie programmierten einen Roboter-Arm, mit dem sie getönte Extensions strapazierten. Föhnen, Kämmen, Duschen: „Viele Tönungen haben die Tests gut überstanden. Das war sehr beeindruckend“, so das Fazit der Jugendlichen.
2. Platz: Alles eingetütet – was taugen Biofolienbeutel?

Sandra Schosser, Luisa Doppelhammer, Mariella Emlinger und Laura Hamburger kompostierten Müllbeutel.
Nach einer Übernachtungsparty stieg Sandra Schosser, Luisa Doppelhammer, Mariella Emlinger und Laura Hamburger ein übler Geruch in die Nase. Der Biomüll musste raus. Blöd nur, dass der durchnässte Papierboden der Tüte riss und der Müll den Schülerinnen auf die Füße fiel. „Das war für uns nicht länger tragbar“, sagt Mariella aus Schöllnach bei Deggendorf. Die Schülerinnen entschieden, biologisch abbaubare Biofolienbeutel zu testen, etwa auf ihre Kompostierbarkeit. Ergebnis: Keiner der Beutel hatte sich nach 90 Tagen vollständig zersetzt.
3. Platz: Tabuthema im Chemiesaal – Damenbinden unter der Lupe

Jamie Sophie Postler, Marika Sophie Lütkewitte und Vanessa Sperling untersuchten Damenbinden.
„Wir haben das Gefühl, dass Damenbinden in der Gesellschaft ein Thema sind, das unangenehm ist“, sagt Vanessa Sperling aus Rietberg in Ostwestfalen. Sie wünscht sich, dass Mädchen offener fragen, welche Binde zu ihnen passt. Gemeinsam mit Jamie Sophie Postler und Marika Sophie Lütkewitte untersuchte sie acht verschiedene Monatsbinden im Chemie-Raum ihrer Schule. Sie testeten etwa, wie gut die Binden Flüssigkeiten aufnehmen. Ergebnis: Die teuerste war die beste, die laut Schülerinnen-Umfrage beliebteste Binde schnitt dagegen schlecht ab.
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