
Sie entwickelten Labortests, hakten bei Firmen nach und bauten sogar einen Wärmeschrank, um Pilzkulturen zu züchten – hier sind die Gewinner des 2018er Jahrgangs von Jugend testet. Sie holten sich wertvolle Preise ab und eine Würdigung von Verbraucherschutzministerin Katarina Barley.
Lernapps, Streamingdienste, Tiefkühlpizza
Knapp 2 100 Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland haben sich mit über 500 Tests am Wettbewerb Jugend testet beteiligt. Von Spielzeugautos und Stiften über Lern-Apps und Streamingdienste bis hin zu Tiefkühlpizza und Wein erstreckten sich die Interessen. Eine neunköpfige Jury aus Experten der Stiftung Warentest, Medien und Verbraucherschutz wählte am Ende sechs Gewinnerteams, die sich durch besonders ausgefeilte Testmethoden hervortaten.
Verbraucherschutzministerin Barley würdigt Preisträger

Verbraucherschutzministerin Barley, Stiftungsvorstand Primus – und viele stolze Preisträger.
Bei der Preisverleihung würdigte Bundesverbraucherschutzministerin Katarina Barley (SPD) die jungen Preisträger und deren Themen: „Ihr habt statistisch noch mehr Zukunft vor euch als wir Erwachsenen. Um so wichtiger sind Langlebigkeit von Produkten und der Datenschutz“, so Barley.
„Wir haben uns sehr darüber gefreut, wie vielfältig und ausgefallen die Themen diesmal waren“, sagt Hubertus Primus, Vorstand der Stiftung Warentest und Jury-Vorsitzender. Die Sieger können sich über insgesamt 12 000 Euro Preisgeld freuen. Eine vergleichsweise hohe Gewinnchance hatten dabei jene Schüler, die sich an Prüfungen von Dienstleistungen getraut hatten – die wurden deutlich seltener eingereicht als Produkttests. Jury-Vorsitzender Primus ermuntert: „Wir würden uns sehr freuen, wenn die Teilnehmer im nächsten Jahr wieder mehr Dienstleistungen testen.“
Nach dem Test ist vor dem Test
Der nächste Wettbewerb beginnt im September 2018. Die Teilnahmebedingungen sind unter jugend-testet.de zu finden. Dort finden Sie auch kurze Zusammenfassungen der in diesem Jahr prämierten Arbeiten.
WARENTESTS
1. Platz: Flüssigseife im Kampf gegen Hautbakterien

Stella Hofmann untersuchte Flüssigseifen.
Was steckt hinter Versprechen wie „stark gegen Bakterien“, mit denen Anbieter für Flüssigseifen werben? Das untersuchte Schülerin Stella Hofmann aus Göttingen – unter anderem mit einer Drehvorrichtung: Diese simulierte die Kreisbewegung einer menschlichen Hand beim Einseifen und sorgte für gleichbleibende Prüfbedingungen. Im Brutschrank prüfte sie, ob Seifen gegen Hautbakterien ankommen – zehn von zwölf schafften das gut. Stellas Fazit: „Geld für dieses Werbeversprechen muss man nicht ausgeben.“
2. Platz: Ergonomisch geformte Mäuse

Sebastian Engbert nahm Computermäuse unter die Lupe.
„Ergonomie bedeutet, dass man die Arbeitsbedingungen dem Menschen anpasst und nicht umgekehrt“, erklärt der Schüler Sebastian Engbert aus Künzelsau in Baden Württemberg. Für ihn ist daher nicht nachvollziehbar, warum die klassische Computer-Maus sich durchgesetzt hat. Getestet hat Sebastian, der bei der Arbeit am Computer selbst Verspannungen in Schultern und Nacken bekam, ergonomisch geformte Mäuse – etwa wie gut sie in der Hand liegen und wie robust sie sind. Gefunden hat er vier sehr gute und gute Modelle.
3. Platz: Wandfarbe fürs Klassenzimmer

Das Schülerteam aus Stockach testete Wandfarben.
Die Wände ihres Klassenzimmers mussten gestrichen werden, doch das Geld für die Farbe fehlte. Aus der Not machten Paul Dreyer, Fabian Grabowski, Jannis Kieweg und Niklas Danner, die in Stockach in Baden Württemberg zur Schule gehen, kurzerhand eine Tugend: Sie suchten Sponsoren für Wandfarben und testeten diese unter anderem auf Deckkraft, Trocknungszeit und Widerstandsfähigkeit. Am Ende gab es viermal Gut, dreimal Befriedigend und einmal Ausreichend für die Hersteller – und für die Schüler ein frisch gestrichenes Klassenzimmer.
DIENSTLEISTUNGSTESTS
1. Platz: Viel mehr als Sand – saubere Sandkästen

Die Sieger aus Brandenburg schauten sich Sandkästen ganz genau an.
„Wenn der Sand verschmutzt ist, vergeht die Freude am Spielen schnell“, sagen Frank Wellmer, Konrad Reisinger und Cedric R. aus dem brandenburgischen Falkensee. Die 13-Jährigen untersuchten, wie sauber die Sandspielflächen in ihrer Stadt sind. Das Ergebnis: Die Sandkästen enthielten viel mehr als Sand. Etwa Pilzsporen, die die Jungs in einem selbst gebauten Wärmeschrank kultivierten oder Fäkalbakterien, die sie unter UV-Licht sichtbar machten. Das abgeklärte Fazit der drei lautet dennoch: „Keine Panik!“ Spielen im Sand könne das Immunsystem stärken.
2. Platz: Onlineshops für Manga-Fans

„Team Wolfenbüttel“ nahm Onlineshops unter die Lupe.
Anime und Manga sind japanische Comicfiguren mit großen Augen. Ihre Fans nennen sich Otakus. Tim Loy, Henrike Möhle, Michael Borgmann, Sophie Schmidt und Benjamin Kiel aus Wolfenbüttel in Niedersachsen sind Otakus – und Experten für Onlineshops, die Fanartikel für Anime und Manga verkaufen. Sechs der bekanntesten haben sie getestet: Angebot, Bestellvorgang, Kundenfreundlichkeit. Die Ergebnisse reichten von gut bis mangelhaft. Große Augen bekamen die fünf nach der Antwort eines Anbieters auf ihre Serviceanfrage: „Bitte kaufen Sie das T-Shirt nicht. Vielen Dank!“
3. Platz: Vokabeltrainer-Apps

Fünf Marbacher bewerteten Vokabeltrainer-Apps.
„In der Schule werden Vokabeln immer noch mit Karteikarten gelernt“, berichten Justus Wieland, Daniel Rauser, Carsten Peichl, Simon Cronauer und Ben Häußermann aus Marbach am Neckar. Das finden die fünf Digital Natives „anachronistisch, langwierig und monoton“ und prüften deshalb Vokabeltrainer-Apps – etwa darauf, ob sie wissenschaftlich für wirksam befundene Lernmethoden anwenden. Außerdem bewerteten die fünf die Preisgestaltung: „Schüler sind bekanntlich nicht gewillt, viel Geld für schulische Zwecke auszugeben.“
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