
Der digitale Vermögensverwalter Scalable betätigt sich seit kurzem auch als Onlinebroker. Bei seinem Abomodell für knapp 36 Euro pro Jahr können Anleger ohne weitere Kosten unbegrenzt mit Wertpapieren handeln. Die Wertpapier-Experten der Stiftung Warentest haben das Angebot unter die Lupe genommen und sagen, was davon zu halten ist.
Drei Preismodelle stehen zur Wahl
Scalable ist als Robo-Advisor bekannt geworden. Nun bietet er unabhängig davon auch Dienstleistungen für Depotkunden an. Scalable ist sowohl über Desktop als auch über eine App nutzbar. Anleger können zwischen drei Modellen wählen.
Prime Broker. Bei diesem Modell zahlen Anleger 35,88 Euro pro Jahr und können unbegrenzt kostenlos handeln. Sämtliche Ausführungen von ETF-Sparplänen sind im Preis enthalten.
Prime Broker Flex. Diese Variante unterscheidet sich von der ersten nur hinsichtlich der monatlichen Zahlungsweise. Dafür ist sie mit 4,99 Euro pro Monat auch deutlich teurer.
Free Broker. Bei diesem Modell fällt keine Grundgebühr an. Hier kostet jeder Kauf und Verkauf von Wertpapieren 0,99 Euro, inklusive einer kostenlosen Ausführung eines ETF-Sparplans. Ab dem zweiten ETF-Sparplan fallen pro monatlicher Ausführung 0,99 Euro an.
Ein Wechsel zwischen den drei Depotmodellen ist jederzeit möglich.
Depotführung bei der Baader Bank
Die Wertpapiere sind Sondervermögen und blieben auch dann im Eigentum des Kunden, falls Scalable insolvent würde. Das Guthaben auf dem Verrechnungskonto ist durch die gesetzliche Einlagensicherung bis 100 000 Euro geschützt. Darüber hinaus besteht Schutz durch den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken (BdB). Kunden erhalten für Guthaben zurzeit keine Zinsen, müssen aber auch keinen Negativzins hinnehmen.
Nur ein Börsenplatz im Angebot
Die Mindestordergröße für den Wertpapierkauf liegt bei 500 Euro, beim vollständigen Verkauf einer Position gibt es keinen Mindestbetrag. Mit der Börse Gettex, einem Handelsmodell der Börse München, wird nur ein Handelsplatz angeboten. Der Handel ist wochentags von 8 bis 22 Uhr möglich. Wer allerdings Wert darauf legt, dass sich die Kurse am Xetra-Handel der Deutschen Börse orientieren, sollte nur zu dessen Öffnungszeiten, also zwischen 9 und 17.30 Uhr, handeln. Außerhalb der Xetra-Zeiten sollten Kunden die Kursstellung genau beobachten, da die Handelsspanne (Spread) bei vielen Wertpapieren deutlich größer ausfallen kann. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Anleger bei ihren Orders ein Limit mit dem gewünschten Kauf- oder Verkaufskurs hinterlegen.
Eingeschränktes Produktangebot
Insgesamt sind rund 1 300 ETF, 4 000 Aktien und 3 000 aktiv gemanagte Fonds handelbar. Bei ETF ist damit der größte Teil des Marktes abgedeckt, auch alle gängigen Aktien können gekauft werden. Allerdings ist das Angebot längst nicht so groß wie bei Banken, die zahlreiche Handelsplätze abdecken. Anleger mit Spezialinteressen finden bei Scalable möglicherweise nicht alle gewünschten Wertpapiere. Derzeit sind sogar einige bekannte Produkte wie die Gold-ETC Xetra-Gold und Euwax Gold II nicht handelbar.
Interessant für ETF-Sparer
ETF-Sparpläne werden ab 25 Euro pro Monat angeboten. Die Auswahl ist mit etwa 1 300 ETF sehr groß, noch mehr Sparpläne finden Anleger bei keinem anderen Broker. Wer ein breites ETF-Sparplan-Portfolio zusammenstellen möchte, liegt bei Scalable richtig. Die Abwicklung ist problemlos, beim Verkauf lassen sich selbst ETF-Bruchstücke mit einer Order im Direkthandel veräußern.
Depotübertrag noch nicht möglich
Scalable bietet verschiedene Limitorders an. Anleger, die bereits ein Wertpapierdepot haben, können es zurzeit noch nicht zu Scalable übertragen. Der Anbieter hatte uns ursprünglich mitgeteilt, dass ein Übertrag zumindest für viele Wertpapiere möglich sei. Bei Zusatzleistungen können Kosten entstehen. Beispielsweise müssen Aktionäre 25 Euro zahlen, wenn sie eine Hauptversammlung besuchen wollen. Die Eintragung von Namensaktien ist hingegen kostenlos.
Fazit: Attraktiv für Vieltrader
Scalable gehört zu den günstigsten Onlinebrokern. Unter den Smartphone-Brokern gibt es noch billigere Anbieter, teilweise haben sie aber noch kein Sparplanangebot. Für Anleger, die sehr oft handeln, ist insbesondere das Prime-Broker-Depot von Scalable attraktiv. Wer es mit dem neuen Broker probieren möchte und nicht genau weiß, wie viele Orders er jährlich abwickelt, kann mit dem Free-Broker-Depot starten und bei Bedarf später auf den Prime Broker umsteigen.
Dieser Schnelltest ist erstmals am 14. August 2020 auf test.de erschienen. Er wurde am 10. September 2020 aktualisiert.