
Banken schicken Kunden Depotauszüge und weitere Berichte, doch über Anlageerfolg und Verlustrisiken informieren sie darin meist nicht.
Ist mein Depot im vergangenen Jahr gut gelaufen? Kann ich meine Wertpapiere so beibehalten? Oder muss ich etwas ändern? Mit ihrem Jahresdepotauszug können Anleger solche Fragen nicht beantworten. Das zeigt unsere Untersuchung der Depotberichte, die uns 62 Banken und Sparkassen geliefert haben.
An das Gesetz halten sich die Institute, soweit wir das beobachten konnten, aber das nützt nicht viel. Ihre jährlichen Depotauszüge beschreiben den Wertpapierbestand, informieren aber weder über die Renditen, die Anleger mit ihren Papieren erzielt haben, noch über Risiken – wesentliche Punkte einer Geldanlage.
Nicht von ungefähr verlangt der Gesetzgeber an anderer Stelle schon viel mehr:
Er verpflichtet Bankberater, nach einem Gespräch über die Anlage in Wertpapieren die Anlageziele und die Risikobereitschaft des Kunden in einem Protokoll festzuhalten. Auch die seit zwei Jahren vorgeschriebenen Produktinformationsblätter für Fonds, Aktien und Anleihen müssen über Risiken und Chancen aufklären.
Hat der Kunde die Wertpapiere jedoch gekauft, erhält er über Rendite und Risiko seines Depots keine Informationen mehr. Hier greift das Gesetz zu kurz. Die Vorgaben der Aufsichtsbehörde Bafin für die Depotauszüge stammen noch aus dem Jahr 1998.
Wir haben 102 Finanzinstitute gefragt, welche Berichte sie ihren Wertpapierkunden regelmäßig und unaufgefordert zur Verfügung stellen. In die Auswertung kamen schließlich 54 Depotauszüge und 22 weitere Berichte. Bei sieben Banken bekommen diese zusätzlichen Berichte alle Kunden, 15 Banken schicken sie nur bestimmten Kunden zu, vor allem ihrer vermögenden Kundschaft.
Selbst Depotwert vom Vorjahr fehlt

Im Depotauszug führen die Banken auf, welche Wertpapiere im Depot liegen und wie viel sie wert sind. Zum Beispiel: Daimler AG, 200 Stück, Kurs 49,50 Euro, Wert 9 900 Euro. Hinzu kommt der Gesamtbestand. Das erfüllt die Vorschriften. Außerdem steht drin, wie viel das Depot kostet, und das wars dann auch meist.
Viele Jahresdepotauszüge zeigen noch nicht einmal den Depotwert vom Vorjahr. Anleger können auf den ersten Blick nicht erkennen, ob sie Gewinn oder Verlust gemacht haben. Dabei wäre das ein Leichtes: Jeder gewöhnliche Girokontoauszug gibt sowohl den aktuellen als auch den vorhergehenden Kontostand an. Wenigstens weisen 31 von 54 Depotauszügen den Anteil der Anlageklassen am Gesamtdepot aus. Das hilft den Anlegern tatsächlich weiter, denn eine sinnvolle Verteilung des Geldes auf Aktien, Anleihen oder Fonds ist langfristig wichtiger für den Anlageerfolg als die Auswahl der Einzeltitel.
Nichts über die Rendite
Selbst im einfachsten Depot tut sich übers Jahr hinweg eine Menge. Die Kurse der Papiere steigen oder fallen und es gibt Zinsen und Dividenden. Klar möchten Anleger wissen, was ihre Anlagen unterm Strich gebracht haben. Doch in den Depotauszügen finden sie dazu nichts.
Auch wenn die Renditeangabe nicht vorgeschrieben ist: Die Banken könnten trotzdem mehr für ihre Kunden tun, wie die Berichte an ihre vermögenden Anleger beweisen. In allen 15 Zusatzberichten an diese Klientel haben sie die Rendite des Depots ausgewiesen.
Bei immerhin drei Banken bekommen sogar alle Kunden eine Renditeangabe: bei der Bank 1 Saar aus Saarbrücken, der Braunschweigischen Landessparkasse und der Direktbank Cortal Consors.
Bei der Einordnung hilft kaum einer
An der Rendite alleine können Anleger jedoch nicht erkennen, ob sich ihre Wertpapiere gut oder schlecht entwickelt haben. Das sehen sie erst, wenn sie das Depot geeigneten Vergleichsgrößen gegenüberstellen. Wenn etwa die Börsen boomen, steigen zum Beispiel die Kurse von Aktienfonds in der Regel auch. Allein deshalb sind sie aber noch lange nicht gut.
In diesem Punkt helfen die Banken ihren Kunden kaum weiter. Nur 5 von 15 Berichten an die vermögende Kundschaft enthalten eine Einordnung der Depotrendite. Bei der Commerzbank zum Beispiel kann ein Kunde sein Depot aus Aktien, Anleihen, Fonds und Zertifikaten an einem Vergleichsmaßstab aus Aktien- und Rentenindizes messen. Ähnlich verfährt etwa die Nassauische Sparkasse.
Die Deutsche Bank hingegen erwähnt in ihren zusätzlichen Berichten lediglich die Entwicklung verschiedener Marktindizes. Das erlaubt zwar eine grobe Einschätzung der Depotleistung, ermöglicht aber keinen echten Vergleich.
Auch die Bank Cortal Consors, die allen Kunden einen zusätzlichen Bericht zur Verfügung stellt, gibt darin Marktindizes an.
Nichts über das Risiko
Um festzustellen, ob ihr Depot einen angemessenen Ertrag gebracht hat, sollten Anleger außerdem wissen, ob das Verlustrisiko, das sie eingegangen sind, in einem vernünftigen Verhältnis zu ihrem Erfolg steht.
Ähnlich verfahren wir in unserer Fondsbewertung: Wenn ein Fonds eine überdurchschnittliche Rendite erwirtschaftet hat, dabei aber enorme Risiken eingegangen ist, finden wir das nicht gut. Nur Fonds mit herausragendem Chance-Risiko-Verhältnis sind empfehlenswert.
Aber leider: Über die Risiken steht nichts in den Jahresdepotauszügen und nicht viel mehr in den zusätzlichen Berichten. Nur 4 der insgesamt 22 Zusatzinformationen enthielten einen Hinweis.
Positiv sticht hier die Hypovereinsbank hervor: Sie liefert ihren Private-Banking-Kunden eine detaillierte Risikoanalyse und stellt zudem dar, ob das Depot zur Risikoeinstufung des Kunden passt.
Lauter einzelne Abrechnungen

Die Depotauszüge und auch einige der zusätzlichen Berichte enthalten keine Übersicht über Käufe und Verkäufe und keine Aufstellung der Erträge. Im Unterschied zu Rendite und Risiko fehlen diese Angaben den Anlegern aber nicht völlig, sie müssen sie nur an anderer Stelle suchen.
Angaben über Käufe und Verkäufe finden Kunden auf den dafür eigens erstellten Abrechnungen. Die Zinsen und Dividenden werden ebenfalls separat abgerechnet.
Die Banken bieten keine Gesamtübersicht an, sondern verweisen auf die jeweiligen Einzelabrechnungen. Schade! Das wäre doch ein schöner Service – zumindest für Anleger, die nicht online unterwegs sind.
Im Internet gibt es einige Zusatzinformationen – insbesondere bei Direktbanken. Comdirect, Cortal Consors, ING-Diba oder Maxblue etwa bieten beispielsweise Echtzeitkurse, tagesaktuelle Depotbewertungen oder Risikoanalysen.
Allerdings muss der Kunde dazu in der Regel selbst Abfragen starten, was gewisse Kenntnisse erfordert. Wir haben solche Onlineangebote daher in unserer Auswertung nicht berücksichtigt.
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Da muss ich meinem Vorredner aber widersprechen. Laut Eigenwerbung ist die Beratung der Eckpfeiler der meisten Banken. Dementsprechend sollten Sie auch genaue Aussagen über die Wertentwicklung des Depot machen, da hat der Kunde alles auf einen Blich und kann sich seine Gedanken machen - aber wahrscheinlich wollen die Banken genau das nicht.
Das Risiko eines Werpapierdepot kann man meiner Meinung nach relativ leicht ausdrücken: Nämlich in der Volatilität des Depots, die kann man nach einem Jahr ziemlich leicht ausdrücken.
Bei einem Depot verwahrt und verwaltet die Bank die Wertpapiere. Eine Analyse aktueller oder vergangener Depotentwicklung und -risiken ist eine davon unabhängige Dienstleistung. Wenn ich die möchte, muss ich mich an einen entsprechenden Spezialisten wenden; oft genügen aber die entsprechenden Funktionen, die fast jede Bank als Teil eines Börseninformationssystems kostenlos anbietet. Einfache halbwegs sinnvolle pauschale Rendite- oder Risikoangabe kann die Bank sowieso nur ermitteln, wenn unterjährig Wertpapiere weder ver- noch zugekauft wurden. Aber selbst dann wären sie fragwürdig: Wer eine Bundesanleihe kauft, um eine nominal festgeschriebene Verbindlichkeit abzusichern, für den sind Kursverluste der Anleihe durch steigende Zinsen kein Risiko; wer sie zur Spekulation auf fallende Zinsen kauft, für den schon. Daher lassen sich sinnvolle Aussagen über das Depotrisiko sowieso nur individuell bei Kenntnis des Hintergrunds treffen.