
Handsichel, Latthammer und Beil von Norma
Seit Mittwoch (8. April) bietet die Handelskette Norma verschiedene Werkzeuge an. Die Stiftung Warentest kaufte exemplarisch ein Beil, einen Latthammer sowie eine Handsichel und prüfte, ob die Griffe Weichmacher oder andere schädliche Stoffe enthalten. test.de liefert die Ergebnisse.
Latthammer und Beil
Für jeweils 4,99 Euro gibts bei Norma derzeit ein Beil und einen Latthammer, ein spezieller Hammer, den Zimmerleute beim Holzbau verwenden. Beide besitzen einen Kopf aus geschmiedetem und gehärtetem Stahl und wiegen etwa 600 Gramm. Die Funktionen der Werkzeuge standen dieses Mal aber nicht zur Debatte. Vielmehr ging es um mögliche Schadstoffe wie Weichmacher oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die sich in den Gummigriffen von Beil und Latthammer befinden können. Tatsächlich wurden die Tester fündig. In den Griffen beider Werkzeuge stecken PAK: im Griff des Latthammers mehr als 12 Milligramm je Kilogramm, im Beilgriff knapp 9 Milligramm je Kilogramm.
Gefährliche Substanzen
PAK sind Substanzgemische aus mehreren Hundert Einzelstoffen, die in minderwertigen Rohstoffen vorkommen und vor allem in schwarzen und weichen Kunststoffen zu finden sind. Viele gelten als Krebs erzeugend, fruchtschädigend, Erbgut verändernd und fortpflanzungsschädigend. Die Substanzen können über die Haut in den Körper gelangen - besonders leicht geht das bei verschwitzten oder mit Öl verschmierten Händen.
Handsichel
Ebenfalls im Angebot: zwei verschieden große Handsicheln für je 7,99 Euro. PAK fand das Testlabor in dem Griff der gekauften Handsichel nicht. Trotzdem gibt es keine Entwarnung. Denn der Sichelgriff enthält etwa 23 Prozent des Weichmachers Diethylhexylphthalat (DEHP). Dieser Weichmacher gilt - zumindest bei Tieren - als krebserzeugend, frucht- und fortpflanzungsschädigend.
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@Histotechnik: In der Regel dampfen die Weichmacher aus, dadurch wird mit der Zeit das Material spröde. Hohe Schadstoffgehalte in Werkzeugen - sowohl Weichmacher als auch PAK - wirken sich negativ auf das test-Qualitätsurteil aus, beispielsweise wie in unserem aktuellen Test der Garten- und Astscheren, test 7/2015.
Der von Ihnen beobachtete Effekt ist sehr ärgerlich und wir haben Ihren Hinweis an das zuständige Untersuchungsteam weitergeleitet. Vielen Dank dafür. (spl)
Die Weichmacher enthalten nicht nur PAK und DEHP, sondern sie verändern nach etwa 24 Monaten die Konsistenz zu einem klebrigen, sich langsam auflösenden Material, das sich nicht entfernen lässt. Man muss die Werkzeuge also entsorgen, obwohl ihre Funktion noch gegeben ist. Diese Entsorgung ist extrem umweltbelastend, weil der Weichmacher nicht vom übrigen Kunststoff trennbar ist, sondern ihn verunreinigt. Ich schlage vor, dass Werkzeuge mit Weichmacher Griffen und Gehäusen in ihren Tests zukünftig um die halbe Punktzahl abgewertet werden, weil sie einerseits umweltschädlich sind und andererseits eine sehr kurze von der Art der Materialien bestimmte Lebensdauer haben. Das ist eine besonders infame Art von Obsolescence.