Spezielle Welt-ETF: Eigene Ideen verfolgen
Ökologische Kriterien, Dividenden, Scharia, Währungsabsicherung – mit globalen ETF lassen sich zahlreiche Strategien oder Ideen umsetzen.
Marktbreite globale Aktien-ETF sind für Anleger „1. Wahl“, aber sie können nicht alle Wünsche abdecken. Spezielle Welt-ETF oder gemanagte Fonds dagegen wenden sich zum Beispiel an ethisch-ökologisch orientierte Anleger oder an Dividendenjäger.
Unser Rat
Ethisch-ökologische ETF. Wenn für Sie ethisch-ökologische Kriterien unverzichtbar sind, ist der UBS MSCI World Socially Responsible die beste Wahl. Dank seiner großen Nähe zum globalen Aktienmarkt kann er einen herkömmlichen Welt-ETF weitgehend ersetzen. Mehr ethisch-ökologische Fonds, auch zahlreiche aktiv gemangte, finden Sie in unserer Untersuchung Wo Waffen, AKWs und Kinderarbeit tabu sind.
Kombination. Welt-ETF für spezielle Strategien eignen sich nicht als alleinige Basisanlage. Das gilt auch für ETF mit Währungssicherung (Euro hedged). Aus Gründen der Risikostreuung sollten Sie möglichst gegensätzliche ETF kombinieren. Zum Beispiel hat der Index Global Select Dividend 100 eine völlig andere Titel- und Ländermischung als der MSCI World.
Kontrolle. Spezielle Aktien-ETF sind nicht so pflegeleicht wie klassische globale ETF. Auch wenn Sie von einer Anlageidee oder Strategie überzeugt sind, ist es ratsam, die Entwicklung des Fonds im Auge zu behalten und ihn zu verkaufen, falls er Ihre Erwartungen langfristig nicht erfüllt.
Ethisch-ökologisch anlegen
Finanztest hat im Jahr 2017 ethisch-ökologische Fonds nach insgesamt neun Kriterien untersucht, von denen wir drei besonders wichtig finden. Demnach sollen die Indizes Aktiengesellschaften ausschließen, die ihr Geld mit Atomkraft oder geächteten Waffen verdienen. Auch Konzerne, die Menschen- oder Arbeitsrechtsverletzungen zulassen, sollen draußen bleiben. Der weltweit investierende UBS MSCI World Socially Responsible hält alle drei Kriterien ein.
Nur eingeschränkt empfehlenswert ist der iShares Dow Jones Global Sustainability Screened ETF. Der zugrunde liegende Index schließt zwar Geschäfte mit Waffen, Rüstung und Atomkraft aus, aber der Verstoß gegen Menschen- und Arbeitsrechte steht nicht auf der Tabuliste. Mit mehr als 500 Unternehmen aus 34 Ländern hat der ETF jedoch eine breite Streuung und ein überdurchschnittliches Chance-Risiko-Verhältnis.
MSCI World Socially Responsible
Die beste Wahl für Anleger mit ethisch-ökologischem Anspruch. Der Index enthält mehr als 400 Aktien und ist nah am breiten Markt.

Währungsschwankungen absichern
Wer in globale Aktien-ETF investiert, begibt sich zu fast 90 Prozent in Fremdwährungen. Vor allem die Entwicklung des US-Dollar zum Euro hat erheblichen Einfluss auf die Wertentwicklung. Im Jahr 2017 zum Beispiel ist der MSCI World in seinen Originalwährungen um fast 20 Prozent gestiegen, Euro-Anlegern blieb davon aber nur ein Wertzuwachs von gut 8 Prozent.
Mit dem iShares MSCI World EUR Hedged ETF können sie sich gegen künftige Wechselkurskapriolen versichern. Der Fonds hat dieselbe Zusammensetzung wie der normale MSCI World, mit 0,55 Prozent pro Jahr hat er aber höhere Kosten als die ETF ohne Währungsabsicherung.
Auf lange Sicht ist Währungsabsicherung unnötig
Vor allem für langfristig orientierte Anleger sind aus unserer Sicht die herkömmlichen Indexfonds sinnvoller. Das Wechselspiel zwischen Euro, US-Dollar und anderen Währungen geht mal in die eine, mal in die andere Richtung.
Ob man durch die Währungssicherung nach vielen Jahren ein besseres oder sogar schlechteres Ergebnis erzielt, ist ungewiss. Der ETF ist deshalb keine Basisempfehlung. Alle, die weltweit mit Währungssicherung anlegen wollen, finden in ihm aber eine vernünftige Möglichkeit, ihr Ziel zu erreichen.
Auf Dividendenjagd gehen
Auch eine der beliebtesten Anlagestrategien überhaupt, die Auswahl dividendenstarker Unternehmen, eignet sich nicht als alleiniges Aktieninvestment. Anleger setzen dabei auf Unternehmen mit besonders attraktiver und zuverlässiger, am besten jedes Jahr steigender Dividende. Das bedeutet umgekehrt den Verzicht auf zahllose Konzerne, die sehr erfolgreich sind, obwohl sie nur geringe oder gar keine Dividenden ausschütten.
In den vergangenen fünf Jahren liefen die meisten Dividenden-ETF dem breiten Markt hinterher. Das gilt auch für die beiden Fonds, die den Index Stoxx Global Select Dividend 100 nachzeichnen. Vor nicht allzu langer Zeit hatten sie in unserem Fondstest noch die Topbewertung.
Stoxx Global Select Dividend 100
Der Index bündelt Unternehmen mit hoher und verlässlicher Dividende und unterscheidet sich sehr stark vom breiten Markt.

Dividendenstars haben nicht immer Konjunktur
Es gibt immer wieder Börsenphasen, in denen dividendenstarke Aktien besonders gut laufen. Anleger setzen zum Beispiel in unsicheren Zeit mit Vorliebe auf solche Titel. In Zeiten boomender Märkte ist dagegen in der Regel mit anderen Aktien mehr zu holen. Unter den fünf aktuellen Top-Positionen im MSCI World sind zurzeit mit Alphabet, Amazon und Facebook drei Konzerne, die noch nie eine Dividende ausgeschüttet haben. Wegen seiner stark von herkömmlichen Weltindizes abweichenden Länder- und Branchenmischung ist der Stoxx Global Select Dividend 100 kein Ersatz für marktbreite Welt-ETF, aber eine interessante Ergänzung für Anleger, die ETF kombinieren wollen.
Risiko senken
Weltweit anlegen und dabei möglichst geringe Risiken eingehen: Dieses Ziel verfolgt der Index MSCI World Minimum Volatility. Er schöpft aus demselben Anlageuniversum wie der herkömmliche Weltindex, kombiniert die Aktien aber so, dass die Mischung möglichst schwankungsarm ist. Ob das dauerhaft erfolgreich sein wird, lässt sich nicht sagen, denn die Aktienauswahl bezieht sich stets auf die Entwicklung in der Vergangenheit. In den vergangenen fünf Jahren ist die Strategie aufgegangen. Der ETF von iShares auf den Volatilitätsindex gehört zu den Top-Fonds mit den geringsten Verlusten. Sein Fokus auf defensive Aktien führt zu einer Branchenzusammensetzung, die stark von der normaler Weltindizes abweicht. Das stärkste Gewicht hat der Gesundheitssektor, während Finanzunternehmen nur mit knapp 13 Prozent vertreten sind. In puncto Streuung bleibt der ETF aber hinter den 1.-Wahl-Fonds seiner Gruppe zurück. Der Anteil US-amerikanischer Konzerne ist noch deutlich höher als in den klassischen Weltindizes.
MSCI World Minimum Volatility (USD)
Der Index strebt ein geringeres Risiko als der Gesamtmarkt an, indem er auf eine schwankungsarme Aktienmischung setzt.

Auf bekannte Namen setzen
Ein anderer Weltindex, der Dow Jones Global Titans 50, besteht sogar zu gut drei Viertel aus US-Unternehmen. Der ETF iShares Dow Jones Global Titans 50 wurde bereits im Jahre 2001 aufgelegt und ist damit schon viel länger am deutschen Markt als die anderen globalen ETF. Die im Global Titans enthaltenen Aktien sind zum großen Teil dieselben wie die größten Positionen im MSCI World. Im Detail gibt es aber durchaus Unterschiede. So ist der Smartphone- und Elektronikhersteller Samsung einer der 50 Titanen, aber er ist nicht im MSCI World vertreten, weil Südkorea dort als „Emerging Market“ eingestuft ist.
Groß, aber nicht breit genug
Die Tatsache, dass der Global-Titans-Index neben dem Börsenwert Umsatz und Gewinn als Kriterium heranzieht, führt gegenüber dem MSCI World zu Verschiebungen, aber nicht zu großen Umwälzungen. Trotz einer Top-Bewertung ist der ETF kein Ersatz für einen globalen 1.-Wahl-ETF, weil die Streuung mit 50 Aktien zu gering ist.
Exotisches probieren
Ein ETF, der trotz seines Namens auch für Anleger ohne religiösen Hintergrund interessant sein kann, ist der iShares MSCI World Islamic, der den Anlagegrundsätzen der Scharia folgt. Der größte Unterschied im Vergleich zu normalen Welt-Fonds liegt im fast vollständigen Verzicht auf Finanzunternehmen. Auch Konzerne, die ihr Geld mit Alkohol, Glücksspiel oder Pornografie verdienen, sind nicht erlaubt. Wer einen Fonds ohne Banken will, kann sich näher mit dem Fonds beschäftigen. Alle anderen bleiben besser bei den breiter aufgestellten Alternativen.
Rafi: Unternehmenskennzahlen statt Börsenwert
Einen sehr hohen Anteil an Finanzunternehmen hat dagegen der Invesco FTSE Rafi All-World 3000. Zurzeit sind es mehr als 27 Prozent. Die Rafi-Strategie, die es auch für andere Märkte gibt, wählt Aktien anhand von Unternehmenskennzahlen wie Umsatz, Geldfluss, Buchwert und Dividendenrendite aus. Der Börsenwert ist kein Auswahlkriterium, sondern dient nur der Einordnung in verschiedene Kategorien.
Obwohl die Zusammensetzung des ETF stark von der des MSCI World abweicht, hat er eine beachtliche Marktnähe von 91 Prozent. Er entwickelte sich in den vergangenen fünf Jahren ähnlich wie der breite Markt – aber ein Stück schwächer. Anders als der MSCI World enthält der ETF auch Aktien mit geringem Börsenwert, sogenannte Small Caps. Für Anleger, die dieses Segment spannend finden und die keine Scheu vor dem aktuell hohen Anteil an Finanzwerten haben, ist er eine attraktive Depotbeimischung.