Welt­sparen, Savedo & Co Wieso Angebote auf Zinsportalen oft riskant sind

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Die besten Zinsen für Tages- und Fest­geld finden Sparer häufig auf Zinsportalen wie Welt­sparen, Savedo oder Zinspilot. Doch Vorsicht: Viele vermeintlich sichere Angebote sind riskant. Die Geld­anlage-Experten der Stiftung Warentest erklären, warum. Angebote ohne Haken finden Sie über unsere Zinsvergleiche.

Wie aus 1,55 Prozent plötzlich 1,2 Prozent werden

Wer durch die Zins­wüste zieht, stößt schon mal auf selt­same Blüten, zum Beispiel beim Vergleichs­portal Check24. Aktuell verspricht es Kunden fett gedruckt 1,55 Prozent effektive Zinsen für zwölf Monate, wenn sie 7 500 Euro bei der Rietumu Bank in Lett­land anlegen. Ein in kleiner Schrift veröffent­lichter Zins von 1,22 Prozent ist durch­gestrichen. Tatsäch­lich beträgt der Zins der Anlage nominal nur 1,20 Prozent. Wie der Superzins von 1,55 Prozent errechnet wird, erfahren Nutzer des Portals nur, wenn sie auf das kleine „i“ für Information neben der Zins­angabe klicken. Dort steht, dass sich der Zins­satz unter Berück­sichtigung des Bonus von 25 Euro sowie des gewählten Anla­gebetrags ergibt. Dass Kunden nur ein einziges Mal Anspruch auf die 25 Euro haben, merken sie nur, wenn sie „Bonus“ ankli­cken.

Stabile Einlagensicherung ist wichtig

Das Angebot der Rietumu Bank ist zwar auch ohne Bonus gut verzinst. Trotzdem empfehlen wir es nicht, weil wir Zweifel an der Stabilität der lettischen Einlagensicherung haben.

Zinsportale: Bequem für Anleger

Es gibt aber auch Zins­anlagen von Auslands­banken, die wir empfehlen. Einige sind für Sparer aus Deutsch­land ausschließ­lich über Zinsportale erreich­bar. Seit Sparer bei Filial­banken so gut wie gar keine Zinsen mehr erhalten, strömen Kunden zu Zinsportalen. Sparer, die sich dort anmelden, eröffnen ein Verrechnungs­konto bei der deutschen Part­nerbank des jeweiligen Portals. Anschließend können sie alle Angebote online abschließen und verwalten. Bei Fälligkeit können sie leicht bei anderen Banken des Portals anlegen. Das ist viel einfacher, als sein Geld nach Laufzeit­ende zu einer neuen Bank mit besseren Konditionen schaffen zu müssen.

Unser Rat

Zinsportale.
Viele Zins­schnäpp­chen ausländischer Banken werden über Zinsportale im Internet vermittelt. Wenn Sie sich dafür interes­sieren, müssen Sie sich dort anmelden und ein Konto bei der Part­nerbank des Portals eröffnen. Doch Vorsicht: Nehmen Sie nur Angebote, die alle Finanztest-Sicher­heits­kriterien erfüllen. Viele ausländische Banken, deren Verträge die Portale vermitteln, tun das nicht. Warum sie bei uns scheitern, erläutern wir weiter unten und in der Tabelle Nicht empfehlenswerte Banken unseres Zins­vergleichs.
Zins­vergleiche der Stiftung Warentest.
In unseren Zins-Datenbanken können Sie bequem die besten Zins­konditionen für unterschiedliche Lauf­zeiten und Anla­gebeträge sortieren. Bei den Tagesgeldangeboten erfahren Sie zudem, welche Bank­häuser dauer­haft gute Zinsen bieten. Für längerfristig angelegtes Spargeld gibt es für jede Lauf­zeit zwischen einem Monat und zehn Jahren eine Top-5-Rangliste. Die Daten­banken enthalten Konditionen von allen besten über­regionalen und bundes­weiten Anbietern. In unsere Zins­vergleiche kommen derzeit nur Angebote von Banken aus EU-Ländern und Ländern des Europäischen Wirt­schafts­raumes (EWR), die von allen drei großen Rating­agenturen Bestnoten für ihre Wirtschaftskraft erhalten.

Keine gemein­same europäische Einlagensicherung

Zinsportale machen es Sparern vermeintlich leicht, auch in der Zins­wüste noch ein Schnäpp­chen zu finden. Gerne betonen die Portale, dass alle Angebote gleich sicher sind. Diese Ansicht teilt Finanztest nicht. Zwar schreibt eine Richt­linie der Europäischen Union (EU) in den EU-Ländern nach einer Insolvenz 100 000 Euro Entschädigung pro Bank und Anleger vor. Doch bisher gibt es keine gemein­same europäische Einlagensicherung und viele nationale Sicherungs­systeme befinden sich erst im Aufbau. Wir zweifeln daran, dass in den heimischen Sicherungs­töpfen von Ländern wie Lett­land, Bulgarien, Malta oder Rumänien genügend Geld steckt, um alle Sparer bei einer Bank­pleite zeit­nah zu entschädigen.

Entschädigung erst nach Monaten

In diesem Fall müsste der Staat einspringen. Ist der jedoch wirt­schaftlich schwach, kann Sparern eine lang­wierige Zitter­partie bevor­stehen. Als die Corporate Commercial Bank in Bulgarien im Juni 2014 geschlossen wurde, begann die Entschädigung erst sechs Monate später im Dezember 2014 – nachdem die EU-Kommis­sion ein Vertrags­verletzungs­verfahren gegen das Land ange­strengt hatte. Nach damaligem EU-Recht hätte das Geld spätestens nach 21 Arbeits­tagen zurück­gezahlt werden müssen.

Finanztest empfiehlt nur sichere Anlagen. Vom Test ausgeschlossen werden Angebote, die unter unsere K.-o.-Kriterien A bis D fallen.

A: Kein Toprating für Wirt­schafts­kraft

In unseren Test aufgenommen werden nur Banken aus Ländern der EU oder des Europäischen Wirt­schafts­raumes, deren Wirt­schafts­kraft von den großen Agenturen Fitch, Moody‘s und Stan­dard & Poor‘s als „sicher“ oder „sehr sicher“ einge­stuft werden. Bei insgesamt 43 ausländischen Banken, deren Angebote über Welt­sparen, Zinspilot, Savedo und Check24 angeboten werden, ist das nicht der Fall (Tabelle Diese Banken empfehlen wir nicht).

B: Kein Zinseszins

Wir schließen Angebote aus, bei denen Banken mit dem Zinseszins tricksen. Dabei sammelt eine Bank bei mehr­jähriger Anlage alle Zinsen ohne Zinseszins an und zahlt sie erst zum Laufzeit­ende aus. Das schmälert die Rendite. Fair wäre es, die Zins­erträge entweder jähr­lich auszuzahlen oder auf das Spar­kapital aufzuschlagen und in den Folge­jahren mit zu verzinsen. Da dies bei deutschen Banken üblich ist, fallen viele Sparer leicht auf diesen Trick herein.

C: Steuerschädliche Auszahlungen

Tabu für unseren Test sind auch mehr­jährige Fest­gelder, bei denen alle Zinsen erst am Ende versteuert werden. Sparer, die hohe Summen anlegen, stoßen bei solchen Zins­produkten leicht an die Grenzen des Sparerfrei­betrags von 801 Euro pro Jahr. Meist ist es güns­tiger, die Zinsen jähr­lich zu versteuern.

D: Quellen­steuer nicht vermeid­bar

Aus dem Test fliegen auch alle ausländischen Angebote, bei denen auf Zins­zahlungen Quellen­steuer erhoben wird. Das trifft etwa bei Angeboten von Banken aus Portugal, Bulgarien und Polen zu, die allerdings ohnehin wegen zu schwacher Wirt­schafts­kraft nicht in unsere Zinstabellen kommen.

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Profilbild Stiftung_Warentest am 21.02.2023 um 15:06 Uhr
Insolvenz Sutor Bank

@markus_aus_d: Meldet die Sutor Bank Insolvenz an und ist Ihr Geld schon bei der ausländischen Bank (treunhändisch) angelegt, gilt der Einlagensicherungsschutz der ausländischen Bank. Das angelegte Geld ist in diesem Fall vor dem Zugriff der Gläubiger der Sutor Bank geschützt.

markus_aus_d am 02.02.2023 um 19:35 Uhr
Was passiert bei Rückzahlung?

Hallo, bzgl. Ihres Beitrags vom 9.3.2021 (Was bedeutet Treuhänder?) habe ich eine Ergänzende Frage. Sie haben dargestellt, wie das Geld beim Transfer vom Sutor-Verrechnungskonto zur jeweiligen Anlagebank geschützt ist. Dieser Zeitraum ist üblicherweise recht kurz. Was passiert aber, wenn die Sutor-Bank insolvent wird, während mein Geld bei der Anlagebank angelegt ist? Irgendwann ist dann ja die Rückzahlung fällig - und dann fließt das Geld ja zunächst wieder auf das Sutor-Konto. Wird das Geld in dem Moment zur "Insolvenzmasse" (mit greifender Einlagensicherung Sutor-Bank) oder ist mein Geld von der Insolvenz unberührt? Vielen Dank!

Profilbild Stiftung_Warentest am 09.03.2021 um 09:38 Uhr
Was bedeutet Treuhänder?

@HotDog: Bitte vergegenwärtigen Sie sich, dass es für die Frage des Einlagensicherungsschutzes einen Unterschied macht, ob das Geld durch den Treuhänder (hier der Sutor Bank) schon für den Kunden angelegt ist oder ob es vor der Überweisung an die Bank noch bei der Sutor Bank befindet.
Zinspilot ist ein Tages- und Festgeldvermittler. Um das Geld bei den verschiedenen Anlagebanken platzieren zu können, brauchen Anleger ein zentrales Verrechnungskonto bei der Sutor Bank. Sucht sich ein Anleger bei Zinspilot ein Festgeld aus, erhält er eine Überweisungsaufforderung mit den Zieldaten und überweist den Anlagebetrag an die Sutor Bank. Von dort wird das Geld entsprechend der Angabe im Verwendungszweck zum nächsten Starttermin angelegt. Bis das Geld bei der ausländischen Bank ist, befindet es sich noch bei der Sutor Bank. Sollte in diesem Moment die Sutor Bank Insolvenz anmelden, wäre neben der Entschädigungseinrichtung (EdB) der Einlagensicherungsfonds der Banken (BdB) zuständig. Bei der Sutor Bank haben Sparer laut BdB einen Schutz von 100 000 Euro durch die EdB und zusätzlich mindestens 750 000 Euro durch den Einlagensicherungsfonds des BdB. Dort ist die Sicherungsgrenze 15% des haftenden Eigenkapitals der Bank, mindestens 1 Million Euro. Würde in diesem Zeitpunkt die ausländische Bank Insolvenz anmelden, ist das Geld des Kunden davon noch nicht betroffen.
Nachdem die Sutor Bank den Anlagebetrag auftragsgemäß der ausländischen Bank überwiesen hat, greift das Einlagensicherungssystem der ausländischen Bank. Die Beschränkungen der nationalen Einlagensicherungen der ausländischen Banken stellen wir in der Tabelle dar. Jeder Anleger ist bei jeder einzelnen ausländischen Bank bis zur angegebenen Höchstgrenze geschützt. Man kann durch die Verteilung eines sehr hohen Vermögens also weitaus mehr als 100 000 € bei ausländischen Banken anlegen.
Jeder einzelne Anleger ist bei einer treuhänderischen Anlage als Treugeber und wirtschaftlich Berechtigter einer Einlage genauso geschützt, als würde er eine direkte Einzelkontobeziehung zu dem (ausländischen) Kreditinstitut eingehen. Deswegen steht jedem Anleger ein eigener Entschädigungsanspruch gegenüber der Einlagensicherungseinrichtung zu. Die Anlagebank im Ausland ist dazu verpflichtet, jeden einzelnen Treugeber (Einzelanleger) im entsprechenden Reporting an die nationalen Entschädigungseinrichtungen zu melden. Wird vom FSCS der Entschädigungsfall einer britischen Bank offiziell festgestellt, werden sämtliche Bankkunden informiert, so dass diese ihre Ansprüche gegenüber der FSCS geltend machen können. (maa)

HotDog am 05.03.2021 um 18:00 Uhr
Was bedeutet Treuhänder - Teil 2

Hallo,
wäre es möglich, wenn Sie die Antworten, die Sie per Mail an M_h_B gesendet haben, auch hier veröffentlichen?
Mich interessieren die gleichen Fragestellungen:
a)
Wie läuft das dann zum Beispiel in Entschädigungsfall ab. Leistet dann die Britische Einlagensicherung an die Sutorbank oder an mich?
b)
Wenn an die Sutorbank geleistet wird, wer garantiert mir dann, dass diese den Betrag an mich weiterleitet (wenn sie vielleicht selbst zahlungsunfähig wird).
c)
Was ist, wenn ich im Fall der Pleite der Sutorbank mehrere Anlagen dort habe, die insgesamt 100.000 Euro überschreiten?
Vorab schon mal vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.
Gruß
HotDog

Angelo50 am 05.06.2020 um 14:23 Uhr
WELTSPAREN führt Steuer trotz Freistellungsauftrag

Habe ein Festgeldkonto für 12 Monate bei Weltsparen (SIGNAL IDUNA) angelegt.
Bei der Zinsauszahlung nach 12 Monaten wurden nun, trotz vorliegendem Freistellungsauftrag, die Kapitalertragssteuer abgeführt. Die Freude auf die geringe Zinszahlung ist nun komplett dahin.
Die Kommunikation zwischen Weltsparen und Partnerbank hat nicht funktioniert,
sodass der Kunde nun das leittragender Opfer ist !!
NIE WIEDER WELTSPAREN !!! Das ist unakzeptabel !!!