
Neues für ihren Job lernen wollten die Testpersonen der Stiftung Warentest und führten fast 80 Gespräche zur Weiterbildung. Das Ergebnis ist enttäuschend: Zu wenige haben sich gelohnt.
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Alle Testergebnisse für WeiterbildungsberatungZwölf Beratungsstellen im Test
Gute Beratung ist Glückssache. So lautet das traurige Fazit dieses Tests. Zum dritten Mal hat die Stiftung Warentest geprüft, wie gut in Deutschland Menschen beraten werden, die Neues für ihren Job lernen oder sich einfach beruflich weiterentwickeln wollen.
Im Test: Arbeitsagenturen, Industrie- und Handels- sowie Handwerkskammern, kommunale Beratungsstellen und solche für Frauen. Anbieter also, die laut eigenen Aussagen bei der Karriereplanung helfen wollen und dabei, den richtigen Kurs auf dem intransparenten Seminarmarkt zu finden. Und das kostenlos und unabhängig, auch wenn einige Anbieter, die Kammern etwa, selbst Seminare offerieren. Neutral sollen die Beratungsstellen deshalb sein, weil ja Ratsuchende auf verlässliche Informationen und Unterstützung angewiesen sind – und zwar von objektiver Seite.
Verbessert hat sich nichts
Der Test zeigt: Verbessert hat sich seit unserer letzten Untersuchung von vor drei Jahren nichts. Auch nicht bei den Arbeitsagenturen, die ja nicht nur Arbeitslosen bei der Jobsuche helfen sollen, sondern auch Berufstätigen bei der Suche nach einer passenden beruflichen Weiterbildung. Wie schon 2008 lautet das Qualitätsurteil auch diesmal hier nur ausreichend. Zum Teil große Schwächen stellten wir aber auch bei den übrigen Anbietern fest.
Am besten schnitten die Walter-Kolb-Stiftung in Frankfurt am Main und die Frauenberatungsstelle Beff in Stuttgart ab. Doch auch hier waren der Service besser als die Gespräche selber. Die Qualität des Beratungsgesprächs war nirgendwo besser als befriedigend.
Kaum Interesse an Lebensläufen
Jede Beratungsstelle haben sieben Testpersonen mit unterschiedlichen Anliegen besucht – von der Hotelfachfrau mit zwei Kindern, die zurück in den Beruf möchte, über den Zimmermann, der zwischen Meisterschule und Walz schwankt, bis zur Psychologin, die über eine Qualifizierung zum Coach nachdenkt. Alle hofften auf Orientierungs- und Entscheidungshilfen. Viele wurden enttäuscht.
Unsere Hauptkritik: Die Berater informierten zwar, aber die Beratung selbst blieb auf der Strecke. Meist setzten sich die Frauen und Männer in den besuchten Stellen viel zu wenig mit den Anliegen und Biografien der Ratsuchenden auseinander.
Vorabinformationen wie Lebensläufe wurden kaum eingefordert, zum Teil sogar abgelehnt. Kein Wunder, dass das Entwickeln von Lösungswegen nirgends gut gelang, wenn die Bestandsaufnahme nur so dürftig erfolgte.
Falsche Infos bei der Arbeitsagentur
Besonders entmutigt kamen unsere Tester von den Gesprächen bei den Arbeitsagenturen zurück. Diese sind per Gesetz zur Beratung in Sachen Weiterbildung verpflichtet. Doch scheinen die Berater dort vor allem auf die Vermittlung von Arbeitslosen und Personen, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, gepolt zu sein. Für die Weiterbildungsberatung fühlen sie sich offenbar nicht zuständig.
Der Berater einer jungen Marketingfachfrau suchte schnell ein paar Jobangebote heraus und drückte ihr dann ein Bewerbungstraining auf CD-Rom in die Hand. Dabei hatte sie mehrfach betont, über Weiterbildungswege sprechen zu wollen.
Eine kaufmännische Angestellte, Ende 40, musste sich anhören, wie schwer sie – in ihrem Alter – bei Arbeitslosigkeit zu vermitteln sei. Lieber hätte sie erfahren, welche Weiterbildungen ihr helfen könnten, sich dagegen zu wappnen. Aber davon war keine Rede. Sollten nicht die Agenturen am besten wissen, welche Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind? Besonders ärgerlich: Drei Testpersonen mussten sich für die Beratung „arbeitsuchend“ melden. Die Nachfrage bei der Bundesagentur für Arbeit ergab: Das ist nicht notwendig.
Tipp: Wenn Sie berufstätig sind, ist eine Weiterbildungsberatung bei der Arbeitsagentur zurzeit wenig hilfreich. Sollten Sie arbeitslos oder von Arbeitslosigkeit bedroht sein, sind die Agenturen aber erster Ansprechpartner, wenn es um Weiterbildung und ihre Finanzierung geht.
Abgewimmelt bei der IHK Berlin
Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin enttäuschte. Sie war – wie schon 2008 – mit im Test, fehlt aber in der Tabelle. Der Grund: Nur zwei Tester bekamen dort einen Termin. Fünf andere wurden bereits am Telefon abgewimmelt, nachdem sie ihr Anliegen vorgetragen hatten. Beraten würden nur Personen, die einen anerkannten Kammerabschluss hätten, hieß es da zum Beispiel oder auch: „Wir machen hier keine Lebensberatung.“
Die Industrie- und Handelskammern, die es in den meisten größeren Städten gibt, sind in erster Linie etwas für aufstiegsorientierte Fachkräfte. Bei den zwei Kammern im Test, in Dresden und Hamburg, klappte die Beratung umso besser, je genauer unsere Tester wussten, in welche Richtung es beruflich weitergehen soll.
Ein ähnliches Bild bot sich bei den Handwerkskammern (HWK). Testpersonen mit relativ klaren Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft hatten eindeutig mehr von dem Gespräch als jene mit vagen Ideen auf der Suche nach Orientierung.
Fachlich sind die Berater, ob bei der IHK oder HWK, meist auf der Höhe. Sie kennen sich aus mit den verschiedenen Karrierewegen. Leider beraten sie häufig zu sehr mit Blick auf ihr eigenes Kursangebot.
Tipp: Der Weg zu den Kammern lohnt sich, wenn Sie eine Ausbildung mit Kammerabschluss mitbringen und relativ genau wissen, was sie suchen.
Gute Ansätze bei den Kommunen
Eine Beratung, die Orientierung, Überblick sowie Strategien und Perspektiven für den beruflichen Werdegang bietet, bekommen Ratsuchende zurzeit am ehesten bei kommunalen und Frauenberatungsstellen. Dort gab es einige gute Ansätze. Leider sind diese von den Kommunen finanzierten Einrichtungen rar gesät und werden wegen knapper Haushaltskassen immer mehr abgebaut.
Tipp: Eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe finden Sie beim Infoweb Weiterbildung. Gehen Sie in der Linkliste auf der linken Bildschirmseite auf „Beratungssuche“ und geben Sie in die Suchmaske Ihr Bundesland ein.
Geprüft hat die Stiftung Warentest auch, wie gut unterschiedliche Stellen zur Bildungsprämie (siehe Auch im Test: Prämienberatung) beraten. Dafür haben unsere Testpersonen 34 Gespräche geführt. Kleiner Lichtblick: Dort fiel das Fazit insgesamt positiv aus.
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Ich bekam eine mündliche Zusicherung einer Arbeitsvermittlerin der A.f.A für einen Bildungsgutscheines. Wenn ich eine Stellenzusage vorlegen könne,würde Sie mich förden......ect,immer wieder hatte Sie dieses beteuert. Ich legte eine Stellenzusage vor und wurde sogar noch aufgefordert mich um eine in der Nähe meines Wohnortest gelegende Ausbildungstätte zu kümmern.Auch dieses erfüllte ich und fand eine geeignete Ausbildungstelle.Nach dem ich alles Erfüllt hatte wurde mir dann mitgeteilt das die Agfa dieses nicht fördere,Grund ich habe eine Ausbildung und wäre zu vermitteln.
Nach dieser herben Enttäuschung ist mein Vertrauen in die Agfa echt gleich null.