
Fast alle umweltschonenden Wasserlacke liefern ein gutes Ergebnis im Test. Lacke auf Naturharzbasis können aber immer noch nicht überzeugen.

Weißabgleich: Auch wenn alles Weißlack ist, die Farbtöne der Anbieter unterscheiden sich zum Teil deutlich voneinander.
Weiß, Cremeweiß, Reinweiß – wer im Baumarkt vor dem Regal mit Weißlacken steht, muss sich entscheiden. Denn Weiß ist nicht gleich Weiß. Mal etwas gelblicher, mal etwas grauer – jeder Anbieter hat seine eigene Mischung. Klar ist die Sache nur bei RAL-Farben, etwa RAL-9010-Reinweiß. Hier handelt es sich um definierte Farbtöne, die jeder Anbieter einhalten muss. Aufschluss gibt der Farbpunkt auf dem Deckel der Dose oder auf der Banderole. Er ermöglicht einen Vergleich der Weißtöne untereinander.

Abreibung: Zur Prüfung der Abriebfestigkeit wird lackiertes Holz maschinell kreisförmig angeschliffen. Kreisbahn: Je mehr Umdrehungen die Maschine bis zum Durchrieb braucht, desto abriebfester ist der Lack.
Abreibung: Zur Prüfung der Abriebfestigkeit wird lackiertes Holz maschinell kreisförmig angeschliffen. Kreisbahn: Je mehr Umdrehungen die Maschine bis zum Durchrieb braucht, desto abriebfester ist der Lack.
Vor der Wahl des richtigen Farbtons sollte sich der Heimwerker zunächst aber für die Art des Lackes entscheiden: für den wasserbasierten Acryllack oder den lösemittelbasierten Kunstharzlack (Alkydlack). Wasserlacke sind lösemittelarm und belasten die Umwelt weniger. Für den Heimwerker sind sie zudem leichter zu verarbeiten, weil sie schneller trocknen und das Werkzeug einfach mit Wasser anstatt mit Verdünner zu reinigen ist. Hochglanzflächen lassen sich allerdings mit einem lösemittelbasierten Lack leichter erzielen, weil die Verlaufeigenschaften etwas besser sind.
Wir haben uns für die umweltschonende Variante entschieden und wasserbasierte Weißlacke für den Test ausgewählt – Acryllacke für innen und außen sowie zwei Bio- oder Naturharzlacke für den Innenanstrich. Das Ergebnis freut den Maler: Neun der zehn Acryllacke sind gut, und damit auch ihre Gleichheiten (siehe Tabellen „Weißlacke“ und „Gleichheiten“). Die Biolacke können aber immer noch nicht mithalten: So wie im Vortest (siehe „Weißlacke - die besten auf Wasserbasis“ aus test 07/2008)zeigten die wasserbasierten Biolacke wieder schlechtere Anstrichergebnisse als die meisten Acryllacke. Die Biolacke zeichnen sich darin aus, dass ihre Rohstoffe aus nachwachsenden oder mineralischen Quellen stammen. Acrylate bestehen aus Rohstoffen auf Erdölbasis.
1,39 bis 16,10 Euro pro Quadratmeter
Wir haben für die Prüfung rohe Hölzer und Zinkbleche gemäß den Anbieterangaben lackiert, wenn nötig mit Grundierung und Zwischenanstrich. Die 2in1-Produkte sind oft sowohl als Grund- wie auch als Decklack zu verwenden, ansonsten empfehlen die Anbieter für die Grundierung meist spezielle Produkte aus ihrem Haus. Aus allen erforderlichen Anstrichen haben wir jeweils einen Preis pro Quadratmeter errechnet: Er reicht von sehr günstigen 1,39 Euro für den Weißlack von Sto bis hin zu stolzen 16,10 Euro für den Brillux-Lack.

Härtetest: Zur Prüfung der Kratzfestig-keit wird eine lackierte Glasfläche mit einer Diamantnadel kreisförmig eingeritzt.
Härtetest: Zur Prüfung der Kratzfestig-keit wird eine lackierte Glasfläche mit einer Diamantnadel kreisförmig eingeritzt.
Deutlich geringer sind die Unterschiede bei den Anstricheigenschaften. Alle lackierten Oberflächen sehen gut oder sogar sehr gut aus. Auch die Deckkraft ist meistens gut bis sehr gut. Nur die beiden Naturharzlacke von Auro und bio pin sowie der Acryllack von Sto können hier nicht überzeugen. In der Praxis dürfte aber jede weitere Schicht mit dem jeweiligen Lack das Deckvermögen noch etwas verbessern. Große Unterschiede gibt es indes bei der Kratzfestigkeit. Hier zeigen viele Lacke Schwächen. Nur Alpina, Farbturm und Südwest bieten einen harten, sehr kratzfesten Lack.
Naturharzlacke vergilben stark
Die beiden Naturharzlacke fallen – neben der schlechteren Deckkraft – vor allem dadurch auf, dass sie sehr stark vergilben. Während die synthetischen Acrylate so gut wie gar nicht nachdunkeln, werden die in den Biolacken eingesetzten natürlichen Leinöle mit der Zeit durch Wärmeeinwirkung immer gelblicher. Die Biolacke sind zudem fleckempfindlicher als die Acryllacke. Aber auch die sind schon recht anfällig, vor allem bei stark färbenden Substanzen wie Tee, Kaffee oder Rotwein.
Nicht alle eignen sich gut für Fenster
Wer Türen oder Fenster lackieren will, sollte auf eine sehr gute Blockfestigkeit Wert legen. Dahinter verbirgt sich die Verklebungsgefahr, wenn Fenster 24 Stunden nach dem Lackieren geschlossen werden. Mitunter haften die Anstriche auf Rahmen und Fensterflügeln dann so intensiv aneinander, dass der Lackfilm beim Öffnen des Fensters abreißt. Wichtig ist für Fenster auch eine gute Feuchteregulierung. Fensterlack muss sowohl wasserabweisend als auch dampfdurchlässig sein, da sonst das Holz aufquellen und sich verziehen kann.
Alle Acryllacke sind wetterfest
Gegen Wind und Wetter schützen die Acryllacke allesamt tadellos. Die beiden Naturlacke sind dagegen vom Anbieter nur für Innenräume ausgelobt. Wir haben sie aber aus Interesse in einem Bewitterungsgerät mitgeprüft – ohne es in die Bewertung einfließen zu lassen. Die Ergebnisse sind gar nicht so schlecht: Der bio pin Decklack zeigt eine gute Witterungsbeständigkeit, Auro immerhin eine befriedigende.
Hinweise sind manchmal mau
Alle Lacke lassen sich gut bis sehr gut streichen – wie von wasserbasierten Lacken zu erwarten. Negativ fällt aber auf: Auf einigen Dosen stehen kaum Verarbeitungshinweise. So fehlte bei bio pin, Brillux, Herbol und Sto der für Laien wichtige detaillierte Hinweis auf das richtige Werkzeug. Nicht jeder Heimwerker weiß, welcher Pinsel sich für Wasserlacke eignet (siehe „Pinsel“). Auch die Deklaration ließ zum Teil Sicherheitshinweise vermissen, Sto fiel durch.
Tipp: Allergiker, die auf Konservierungsstoffe reagieren, sollten sich beim Anbieter informieren. Auf der Dose ist oft eine Hotline genannt. Die Anbieterwebsites enthalten zudem meist für jeden Lack technische Merkblätter mit Verarbeitungshinweisen.
Kritisches Kobalt in Biolacken
Alle Lacke halten die EU-Richtlinie ein, wonach ihr Gehalt an flüchtigen organischen Stoffen 130 Gramm pro Liter nicht übersteigen darf. Die Naturharzlacke von Auro und bio pin wie auch die Acrylate von düfa und Poco line bleiben sogar weit darunter. Die Biolacke enthalten allerdings im Unterschied zu den Acryllacken immer noch Kobaltsalze. Die sollen das Trocknen beschleunigen. Die verwendeten Kobaltsalze sind sensibilisierend und können Allergien auslösen. Kobalt steht zudem im Verdacht, beim Einatmen Krebs zu verursachen. Das Abschleifen kobalthaltiger Lacke birgt daher ein Gesundheitsrisiko.
Tipp: Tragen Sie beim Schleifen immer eine Feinstaubmaske, vor allem bei alten Kunstharz- und Naturharzlacken.