Weißlacke Die besten auf Wasserbasis

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Brauchen Fenster oder MöbFael einen neuen Anstrich, sind umweltbelastende Lösemittel passee. Die wasserverdünnbaren Lacke liefern ein „gutes“ Streich­ergebnis. Abstriche zeigen die Naturlacke auf Ölbasis.

Weißlack, Buntlack, Acryllack, Decklack auf Wasserbasis, Kunstharz- oder Naturharzlack – riesige Regale in den Baumärkten bieten eine verwirrende Fülle. Welcher Lack ist der richtige? Wir haben uns für die umweltschonendste Variante entschieden, für lösemittelarme Lacke auf Wasserbasis – und zwar für Weißlacke. Sie eignen sich für innen und außen gleichermaßen – für Türen, Fenster, Regale, Holzläden und Ähnliches. Im Test waren aber auch zwei neuartige wasserverdünnbare Naturharzlacke nur für innen vertreten.

Weiß ist eine Farbe – ob auf den Dosen aber „Weißlack“ oder „weißer Buntlack“ steht, kann dem Verbraucher egal sein. Wichtiger ist es, vor dem Kauf einen Blick auf den Farbfleck des Dosendeckels zu werfen und ihn mit anderen Weißtönen zu vergleichen. Nur so kann er vorab erkennen, ob ihm der Farbton später zusagt. Denn Weiß ist nicht gleich Weiß. Auro, Biopin und Südwest hinterließen einen leicht gelblichen Anstrich, was nicht jedermanns Sache ist.

Selbstverständlich soll der obere Lackanstrich decken; vom Untergrund darf nichts durchscheinen. Sind Farbpigmente und Bindemittel fein in Wasser verteilt, handelt es sich um Lacke auf Wasserbasis. Diese wasserverdünnbaren Produkte sind umweltschonender als klassische lösemittelhaltige Lacke, die während und nach dem Streichen die Luft verunreinigen und im Sommer die Ozonbelastung erhöhen. Die von uns getesteten Lacke auf Acryl-, Polyurethan (PU)- und Ölbasis enthalten zwar teilweise auch noch Lösemittel, aber viel weniger und viel weniger problematische als die traditionellen Lacke der Malerprofis, die Alkydlacke.

Schadstoffarm, nicht schadstofffrei

Alle 15 getesteten Weißlacke und ihre 16 Gleichheiten halten die VOC-DecoPaint-Richtlinie der Europäischen Union locker ein. Danach darf der Gehalt an flüchtigen organischen Verbindungen (englisch: Volatile Organic Compounds, VOC) 150 Gramm pro Liter nicht übersteigen. Ab 2010 dürfen es nur noch höchstens 130 Gramm pro Liter sein. Die meisten Produkte schaffen das heute schon. Den Blauen Umweltengel bekommen nur Lacke mit maximal 10 Prozent (bezogen auf das Gewicht) organischer Lösemittel. Das erreichen alle Produkte im Test. Damit die wasserhaltigen Lacke nicht verderben, werden ihnen außerdem Konservierungsmittel zugesetzt, meist in so geringen Mengen, dass sie den Heimwerker und sein Zuhause nicht belasten.

Werbung dick aufgetragen

Das blauweiße runde Emblem vorn auf der Dose des Histor Endura White Acryl Seidenglanz-Lacks verspricht „umweltbewusste Technologie“ und suggeriert damit ein besonders verträgliches Produkt. Tatsächlich war es im Test nicht umwelt- und gesundheitsverträglicher als die meisten anderen Lacke. Außerdem sieht das Zeichen auf den ersten Blick dem Blauen Engel zum Verwechseln ähnlich.

Dass Anbieter ihre Produkte loben, ist verständlich. Einen Bärendienst erweisen sie sich, wenn der Verbraucher dadurch unrealistisch hohe Erwartungen hegt. Von „extrem strapazierfähig“, wie Histor schreibt, kann jedenfalls keine Rede sein. Der Lack ist weder unempfindlicher gegen Flecken noch kratzfester als andere Produkte. Auch der „kratzfeste PU Seidenglanzlack“ von Sikkens konnte der Diamantnadel in der Prüfvorrichtung wenig entgegensetzen. „Gut“ waren hier nur die Lacke von Relius und Südwest. Doch bei stark beanspruchten Oberflächen wie Fußböden oder Tischplatten sind auch sie überfordert. Dafür sind Speziallacke besser geeignet.

Sind Werbeversprechen oft zu dick auf­ge­tragen, fallen Gefahrenhinweise und Informationen zu den Werkzeugen manchmal recht dünn aus. Für den Verbraucher kann das fatale Folgen haben – sei es, weil er allergisch auf Inhaltsstoffe reagiert, sei es, weil er den falschen Pinsel zur Hand nimmt und der Anstrich dadurch unschöne Runzeln oder Läufer bekommt. Mit den geeigneten Hilfsmitteln und guten Tipps – zum Beispiel zur richtigen Verarbeitungstemperatur – können vor allem Laien die Qualität ihrer Lackanstriche optimieren.

Unsere Prüfer grundierten alle Hölzer und Zinkbleche nach Herstellerangaben und verstrichen den Lack danach mit einem Pinsel aus einer Kunst-und-Naturborsten-Mischung beziehungsweise mit einer kurzflorigen Polyamidrolle. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Fast alle Lacke überzeugten mit „guten“ Anstricheigenschaften, nur die ölhaltigen Naturlacke von Auro und Biopin nicht. Sie deckten schlechter und vergilbten schneller.

Der Lack ist ab

Viele Verbraucher kaufen Weißlacke, um damit Fenster und Türen zu streichen. Doch gerade dafür eignet sich längst nicht jedes Produkt. Das Problem ist die mangelnde „Blockfestigkeit“: Damit bezeichnen Profis die Verklebungsgefahr, wenn die Fenster 24 Stunden nach dem Streichen geschlossen werden. Die Anstriche auf Rahmen und Fensterflügel haften dann mitunter so intensiv aneinander, dass der Lackfilm beim späteren Fensteröffnen abreißt.

Tipp: Wählen Sie für Türen und Fenster geeignete Lacke, die in diesem Punkt „sehr gut“ abgeschnitten haben. Bei Türrahmen ist auch die Abriebfestigkeit wichtig.

Auro und Biopin sind nicht für Außenanstriche vorgesehen. Trotzdem haben wir die damit lackierten Hölzer auch 1 500 Stunden lang einer künstlichen Bewitterung ausgesetzt – ohne Bewertung. Beide hielten sich recht wacker, wenngleich nicht so gut wie die meisten Lacke für außen. Dem Vergleich mit Acryllacken aus Rohstoffen auf Erdölbasis können die lösemittelarmen Lacke aus Naturharzen also noch nicht standhalten; aber sie sind umweltschonender als andere Naturlacke.

Auf Kobaltverbindungen verzichten die neuen Naturlacke nicht. Auro enthält sogar recht viel davon, fast 600 Milligramm Kobalt pro Kilogramm. Kobaltsalze sollen das Trocknen beschleunigen und so verhindern, dass sich Staubkörner auf dem noch klebenden Lackfilm absetzen. Das Schwermetall steht im Verdacht, Krebs zu verursachen, wenn es in die Lunge gelangt. Das kann beim Abschleifen kobalthaltiger Lackschichten passieren.

Tipp: Tragen Sie deshalb eine Atemschutzmaske – besonders, wenn betagte Alkydlackschichten und alte Naturharzlacke abgetragen werden. Auch vor diesem Hintergrund sind kobaltfreie Acryllacke immer noch die bessere Wahl.

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