
Nach Erscheinen einer groß angelegten Studie gerieten Hormone 2002 in die Kritik. Nun ist von einer Renaissance zu hören – ohne dass es eine wissenschaftliche Grundlage gäbe. Wirtschaftliche Interessen gibt es dagegen schon. test sagt Ihnen, wie sie mit einfachen Rezepten leichter durch die Wechseljahre kommen.
Hormone gegen Wechseljahresbeschwerden
„Gebt älteren Frauen Hormone“, lautete lange Zeit die Devise. Die Mittel, meist mit Östrogen und Gestagen, sollten Wechseljahresbeschwerden lindern und zudem Herz-Kreislauf- und anderen Alterserkrankungen vorbeugen. Doch seit 2002 brach der Absatz ein. Damals erschien die Studie der „Women’s Health Initiative“ mit 16 608 Teilnehmerinnen. Jene, die Hormone nahmen, erlitten öfter Herzinfarkt, Schlaganfall, Thrombosen und Brustkrebs als Frauen der Kontrollgruppe. Die Studie hat hohe Beweiskraft, sorgte für enormes Medienecho und ein Umdenken der Ärzte.
Neue Studie fragwürdig
Jetzt werden Hormone wieder auf Kongressen und in der Presse diskutiert – eher positiv. Als Beleg dient vor allem eine dänische Studie im „British Medical Journal“ an 1 006 vergleichsweise jungen Frauen, die zu Beginn 45 bis 58 Jahre alt waren. Die Hälfte bekam zehn Jahre Hormone. Unter ihnen gab es weniger Todesfälle und Klinikeinweisungen wegen Herzinfarkt und Herzschwäche als in der Kontrollgruppe. Aber: Die kleine Studie hat methodische Mängel. Sie diente einer anderen Fragestellung, und die Teilnehmerinnen wussten, ob sie Hormone bekamen.
Alles beim Alten
Für eine Renaissance gibt es womöglich wirtschaftliche Interessen, aber keine wissenschaftliche Grundlage. Nach wie vor gilt: Hormone helfen bei Osteoporose, sollen aber nicht als erste Wahl verordnet werden. Auch gegen belastende körperliche Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen können Ärzte sie verschreiben – aber nur nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung, möglichst niedrig dosiert und allerhöchstens fünf Jahre lang. Ab und zu sollten Ärzte die Mittel bei ihren Patientinnen probe- und schrittweise absetzen. Auch die längsten Wechseljahre dauern nicht ewig.
Tipp: Mit einfachen Rezepten kommen Sie leichter durch die Wechseljahre – Bewegung, vor allem im Freien, Stressabbau, Entspannungsübungen, viel Obst, Gemüse, Milchprodukte, Kaltwasserbehandlungen, Sauna. In der Medikamentendatenbank der Stiftung Warentest finden Sie geeignete Arzneimittel.
-
- Seit März 2020 ist das neue Osteoporosemittel Evenity auf dem Markt, zugelassen für Frauen nach den Wechseljahren. Studien bestätigten in beeindruckender Weise, dass...
-
- Die einen preisen das Dampfen als harmlose Alternative zum Rauchen. Die anderen warnen vor unbekannten Gesundheitsgefahren der E-Zigaretten. Fakt ist: E-Zigaretten...
-
- Wie bildet der Körper Vitamin D? Wem helfen Ersatzpräparate? Und wie steht es mit Wirksamkeitsbeweisen? Hier gibt es Antworten rund um das Sonnenvitamin.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.