
Die Anbieter werben mit Apfel, Erdbeere oder Orange. Tatsächlich setzen sie meist Fantasiearomen ein. Das täuscht Verbraucher. Drei Produkte enthalten krebserzeugendes Benzol.
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Testergebnisse für 25 Wässer mit Geschmack 05/2013Ein knackiger, grüner Apfel, zarte Wasserperlen auf der Schale und ein Vulkan in der französischen Auvergne, unter dem natürliches Mineralwasser entspringt: Mit dieser Idylle vermarktet Danone Waters sein Erfrischungsgetränk Volvic Apfel. Die Franzosen waren die ersten, die Wasser mit Geschmack auf den Markt brachten. Schon Mitte der 90er Jahre gab es die ersten Sorten Volvic Mineralwasser mit Fruchtgeschmack.
Mittlerweile haben zahlreiche Anbieter solche Wässer in ihr Sortiment aufgenommen. Das Konzept – natürlich und fruchtig – geht auf. Die Deutschen kaufen mehr aromatisierte Wässer denn je: 2012 stieg ihr Absatz um mehr als 20 Prozent.
Aber wie viel Frucht enthalten sie wirklich? Wir haben 25 Wässer mit Fruchtgeschmack in acht beliebten Sorten – von Apfel über Erdbeere bis Zitrone – ins Labor geschickt, darunter Markenprodukte und Eigenmarken des Handels. Das Testergebnis ist ernüchternd. Nur 6 Wässer mit Geschmack schneiden befriedigend ab, 6 sind mangelhaft, der Rest ist ausreichend. Für alle gilt: volle Frucht – Fehlanzeige.
Fruchtabbildungen führen in die Irre

Irreführung: Hier ist nicht drin, was draufsteht (Beispiele)
Der Test zeigt: Jedes der 25 Wässer mit Geschmack enthält nur ein individuelles Kunstaroma, obwohl auf fast jedem Etikett reife, appetitliche Früchte abgebildet sind. Das entspricht nicht den Leitsätzen für Erfrischungsgetränke. „Naturgetreue Abbildungen“, heißt es dort, werden „nur dann verwendet, wenn Fruchtsaft und/oder Fruchtmark enthalten sind“. Leitsätze sind keine Rechtsvorschrift, sie beschreiben aber, was der Verbraucher erwarten kann. Er erwartet Frucht. Ist sie drauf, aber nicht drin, ist das Verbrauchertäuschung. Die Produkte kommen durch zugesetztes Aroma auf den Geschmack. Doch das steht erst im Kleingedruckten in der Zutatenliste.
Gerade große Marken enttäuschen
Auch bei Volvic Apfel täuscht der Apfel auf dem Etikett. Aber nicht nur das. Im Zutatenverzeichnis steht „Apfelaroma“. Das bedeutet: Für den Geschmack dürfte hier nur das authentische Aroma des Apfels sorgen. Doch im Labor entdeckten wir ein aus verschiedenen synthetischen Aromastoffen zusammengesetztes Fantasiearoma, das geschmacklich ein Apfelaroma vortäuscht.
Auch nicht besser ist Bonaqa Pfirsich-Maracuja, ein Produkt aus dem Hause Coca-Cola. Auf dem Etikett sind Früchte abgebildet, und im Zutatenverzeichnis heißt es: Pfirsichsaft aus Pfirsichsaftkonzentrat (1,4 %) und natürliches Maracujaaroma mit anderen natürlichen Aromen. Pfirsichsaftaroma konnten wir gar nicht finden, Maracujaaroma lediglich in Spuren. Stattdessen wurde ein Fantasiearoma aus natürlichen Aromastoffen verwendet, das geschmacklich Pfirsich und Maracuja nur ähnlich ist.
Cassis-Aroma aus einer Arzneipflanze
Um den Geschmack von schwarzer Johannisbeere (Cassis) zu imitieren, setzen Vitrex und Netto Marken-Discount hauptsächlich auf Buccoblätterextrakt, dem weitere natürliche Aromastoffe zugefügt wurden. Das müsste so auch im Zutatenverzeichnis stehen. Die Anbieter deklarieren aber nur „natürliches Aroma“ und verheimlichen den Aromaextrakt der Heilpflanze Bucco. Deren Blätter haben einen cassis-ähnlichen Geschmack und werden auch für Teemischungen verwendet.
Aromatisiert und nur orangenähnlich
Aromabezeichnungen sind eine Herausforderung für Verbraucher. Steht zum Beispiel „natürliches Orangenaroma“ im Zutatenverzeichnis, heißt das nicht, dass es ausschließlich Aromastoffe aus der Orange enthalten muss. Die Aromenverordnung erlaubt sogar bis zu 5 Prozent orangenfremde, aber natürliche Aromastoffe. Auch das vollständige Aroma der Orange muss nicht enthalten sein. Manche Aromastoffe werden von den Anbietern gezielt entfernt, weil sie das Getränk trübe machen würden. Auf die Klarheit des Wassers mit Geschmack legen sie großen Wert – so sieht es aus wie natürliches Mineralwasser.
Bei Real Quality mit Orangengeschmack und Volvic Orange steht im Zutatenverzeichnis „natürliches Orangenaroma“. Wir fanden bei beiden Aromastoffe, die in der Orange vorkommen, aber in völlig anderen Größenordnungen. An den natürlichen Verhältnissen des Fruchtaromas wurde gebastelt. Das hat Folgen für den Geschmack. Beide Produkte schmecken aromatisiert und nur orangenähnlich. Sie schneiden sensorisch nur ausreichend ab. Von einem natürlichen Fruchtaroma kann man einen natürlichen Fruchtgeschmack erwarten.
Gerolsteiner punktet im Geschmack
Dem natürlichen Fruchtgeschmack recht nah kommen die Produkte in den Geschmacksrichtungen Zitrone und Zitrone-Limette. Nur sie riechen und schmecken nicht aromatisiert. Bei Apollinaris und Rheinfels Quelle kommt aber Zitrusschale durch – das gibt Minuspunkte.
Als einziges Produkt im Test kann sensorisch nur ein teures überzeugen: Gerolsteiner Naturell Zitrone Limette. Es riecht und schmeckt nicht aromatisiert, sondern kräftig fruchtig nach Zitrone-Limette. Das volle Aromaspektrum von Zitronen und Limetten bietet aber auch dieses Getränk laut Analyse nicht. Die Aromatüftler, die Flavoristen, haben bei Geruch und Geschmack offenbar ein glückliches Händchen bewiesen.
Benzol über Trinkwasser-Grenzwert
Besorgniserregend: In drei Wässern fanden wir krebserzeugendes und keimzellschädigendes Benzol. Bekannt ist, dass Benzol aus einer Reaktion des Konservierungsstoffes Benzoesäure mit dem Antioxidationsmittel Ascorbinsäure entstehen kann. Da keines der Produkte beide Stoffe enthielt, überraschte der Nachweis von Benzol in drei Getränken mit Kirschgeschmack. In Vitrex Kirsche waren es bis zu 4,6 Mikrogramm Benzol pro Liter – der Trinkwasser- Grenzwert liegt bei 1 Mikrogramm. In Penny/ Elitess aqua plus Kirsch waren es im Schnitt 0,9 und in Volvic Kirsche 0,5 Mikrogramm pro Liter. Benzol hat in Lebensmitteln nichts zu suchen.
Kalorienarm heißt nicht zuckerarm

Viel Zucker. 1,5 Liter Hella Erdbeere und Aqua Culinaris Aqua Plus Erdbeer von Aldi (Süd) enthalten je 70,5 Gramm Zucker. Das entspricht 23,5 Stück Würfelzucker.

Aromen sind nicht alles, was in den Wässern steckt. Fast allen wird Zucker zugesetzt. Am meisten Zucker enthalten die Getränke mit Erdbeergeschmack. Wer die ganze Flasche Hella Erdbeere oder Aqua Culinaris Aqua Plus Erdbeer von Aldi (Süd) trinkt, deckt seinen täglichen Flüssigkeitsbedarf von mindestens 1,5 Litern. Gleichzeitig nimmt er aber auch 70,5 Gramm Zucker auf. Das entspricht 23,5 Stück Würfelzucker. Frauen haben damit schon die tolerierbare tägliche Menge Zucker überschritten – Kinder erst recht. Im Test waren nur Apollinaris Lemon und Rheinfels Quelle Lemon zucker- und kalorienfrei. 16 der 25 Produkte werben damit, kalorienarm zu sein. Das dürfen sie laut EU-Verordnung, so lange sie pro 100 Milliliter nicht mehr als 20 Kilokalorien enthalten. Das trifft bei allen zu. Mineralwasser pur hat übrigens null Kalorien, Wasser mit Geschmack bis zu 200 Kilokalorien pro Liter.
Quelle wird oft nicht genannt
Bis auf Bonaqa enthalten alle Produkte natürliches Mineralwasser. Aus welcher Quelle es kommt, steht selten auf dem Etikett. Nur bei Marken wie Volvic oder Gerolsteiner ist der Name Programm.
Fazit: Wässer mit Geschmack sind teurer als natürliches Mineralwasser und enthalten oft reichlich Zucker. Volle Frucht fanden wir in keinem der Getränke im Test, stattdessen Kunstaromen. Früchte haben auf dem Etikett deshalb nichts zu suchen. Jede Aromatisierung muss richtig und klar erkennbar gekennzeichnet werden.
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- Die Stiftung Warentest hat Frucht- und Wassereis getestet. Viele der 25 Produkte sind aromatisiert, echte Frucht bieten nur wenige. Und wahre Zuckerbomben gibts auch.
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- Wasserwerke liefern das Nass bis vors Haus – meist in Top-Qualität. Im Haus aber können Schadstoffe und Keime hineingeraten. Wie das Wasser sauber bleibt.
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- Wasser trinken und Frucht schmecken – das verspricht Air Up. Funktioniert das? Unser Test zeigt: Die Idee ist einfallsreich. Meist ist aber Fantasie-Aroma im Spiel.
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Wie bitte? Rapp und "regionaler Anbieter"? Nun, deren matrosenblaue Fahrzeuge hab ich im Wohngebiet wo ich in BaWü vor vielen Jahren wohnte, vielfach gesehen obwohl die Firma m. W. aus der Nähe von Würzburg (Kitzingen?) kommt. Ist bei Getränken so etwas wie der "eismann" oder "boFrost".
Hmm, interessant wären auch regionale Anbieter mal zu testen. Bei unserem Wasser mit Geschmack von der Brauerei Rapp steht zumindest Zitronensaft auf Zitronensaftkonzentrat 5%. Das ist doch was. Mal fragen ob ich zwei Flaschen einschicken darf.
Kommentar vom Autor gelöscht.
Auch wenn's "nur" um Wasser geht (unser aller wichtigstes Lebenselixier): Der Nachtest lässt nachdenken und fordern, dass sämtliche neu für den Markt gedachten Getränke(variationen) zuerst von unabhängigen Instituten analysiert werden. Entweder werden sie danach (noch) nicht zum Verzehr freigegeben, oder haben bestanden. Sobald sie dann mit anderen Vergleichsprodukten als "einwandfrei" im Supermarkt zu haben sind, sollte Stiftung Warentest wie bei dem vorliegendem Test ggf. zweimal nachprüfen, ob auch die laufende Produktion der Hersteller noch Ergebnisse wie im ersten Labortest zeigt. Falls Benzol also kein chemisches Reaktionsergebnis aus dem ersten Prüflabor gewesen ist, hat man dort gefuscht, oder es ist z.B. mit einer späteren (Grund-)Wasserressource in die Flasche geraten. Jedenfalls sollte's das dann gewesen sein. . . Was meinen Sie, @Remember_Carthage?
Ich denke es ist offensichtlich so, dass sie noch einiges im Umgang mit Menschen lernen müssen.