
Waschnüsse. Acht Stück sollen für eine Wäsche reichen. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Naturprodukte wie Waschnüsse und -kastanien sollen ohne chemische Zusätze sauber waschen. Doch wie gut klappt das in der Praxis? Die Stiftung Warentest hat Waschnussschalen von Cliir Nature und Waschkastanien von Natur Gut gegen ein gutes Flüssigwaschmittel aus unserem letzten Test Colorwaschmittel antreten lassen. Das ernüchternde Resultat: Gegenüber dem Discounter-Produkt Aldi Tandil Color können die alternativen Waschmittel nicht bestehen.
Natur-Waschmittel sollen die Umwelt schonen

Waschnuss. 3,95 Euro, 250 g. © Stiftung Warentest


Rosskastanie. 6,95 Euro, 250 g. © Stiftung Warentest

Einen „Meilenstein in der Waschgeschichte“ feiert Anbieter Cliir Nature. Konkurrent Natur Gut propagiert die „ideale Waschlösung“. Die Rede ist von Baumfrüchten der speziellen Art: der indischen Waschnuss sowie der Rosskastanie aus heimischen Gefilden. Sie sollen Textilien besonders umweltschonend sauber waschen. Naturprodukte ersetzen gängige Waschchemikalien. Die Idee klingt verlockend − und ist prinzipiell nicht abwegig. Die alternativen Mittel enthalten sogenannte Saponine, die in Verbindung mit Wasser seifenähnliche Substanzen freisetzen. Zu kaufen gibt es die Produkte zum Beispiel in Form von Schalen oder Pulvern − sowohl online als auch in Drogerie- und Supermärkten.
Das Ergebnis enttäuscht
Wir haben die Waschnussschalen von Cliir Nature und das Rosskastanien-Granulat von Natur Gut gegen ein flüssiges Colorwaschmittel antreten lassen. Das ernüchternde Resultat: Im Vergleich zum guten Aldi Tandil Color aus test 7/2019 fallen die alternativen Mittel durch. Die Wäsche vergraut derart rasant, dass selbst die Prüfer staunten. Schon nach sechs Wäschen mit Nuss oder Kastanie hat sich das Weiß der Prüftextilien sichtbar eingetrübt − und nach 20 Durchgängen zu einem satten Grau verdunkelt.

Nach 20 Wäschen. Das Color wäscht sauber. Die Naturprodukte vergrauen den Stoff. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Nüsse und Kastanien schaffen es nicht, die im Waschwasser gelösten Schmutzpartikel in der Schwebe zu halten. Stattdessen setzen sich die Partikel nach und nach auf den Textilfasern ab. Das Flüssig-Color hingegen sorgt dafür, dass der Dreck mit dem Spülwasser am Ende abfließt. Die Prüftextilien sehen nach 20 Wäschen immer noch tadellos sauber aus.
Schwach gegen Flecken

Schoko-Dessert. Nur das Colorwaschmittel hat den Fleck nach einer Wäsche verblassen lassen. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Auch an der Fleckentfernung scheitern die Naturprodukte. 20 alltägliche Verschmutzungen wie Tee, Spinat und Schoko-Dessert entfernen sie so gut wie gar nicht. Die Flecken sind nach der 40-Grad-Wäsche noch deutlich zu sehen. Den Mitteln fehlen wirksame Kombinationen an schmutzknackenden Enzymen und fettlösenden Tensiden, die in guten Waschmitteln enthalten sind. Das Aldi-Color lässt damit selbst hartnäckiges Schoko-Dessert sichtlich verblassen.
Das Granulat wäscht extrem teuer

Rosskastanien. Empfohlen sind drei Esslöffel Granulat pro Wäsche. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Gute Colorwaschmittel sind schon für 14 Cent pro Waschgang zu haben, wie unser Test Colorwaschmittel zeigt. Die Waschnüsse kosten etwa 15 Cent, wenn sie einmalig genutzt und wie vom Anbieter empfohlen dosiert werden: Nutzer sollen fünf bis acht der recht unangenehm riechenden Nusshälften in den mitgelieferten Baumwollbeutel füllen und zur Wäsche in die Trommel legen. Bei niedriger Waschtemperatur sei eine mehrfache Nutzung möglich. Ähnlich die Anwendung beim eher geruchsneutralen Kastanien-Granulat: Drei Esslöffel im Beutel reichen laut Anbieter für eine Maschinenladung aus. Das kostet 70 Cent pro Wäsche, also fünf Mal mehr als ein gutes Colorwaschmittel.
Kein Vorteil für die Umwelt
Sind die Waschnüsse und Rosskastanien zumindest ökologisch ein Fortschritt? Obwohl sie Naturprodukte sind, unterm Strich nicht einmal das. Sie waschen derart miserabel, dass Nutzer vermutlich einen zusätzlichen Waschgang durchführen – mit erneutem Strom- und Wasserverbrauch. Bei hartem Wasser kann außerdem die Maschine schnell verkalken, weil die Mittel keine Wasserenthärter enthalten. Außerdem steigt das Risiko, dass vergraute Sachen unnötig schnell entsorgt werden. Die durch die Produktion neuer Textilien verursachten Umweltbelastungen sind höher als die allenfalls geringe Entlastung der Kläranlagen durch Verwenden der Baumfrüchte.
Lieber auf herkömmliche Waschmittel setzen
Unsere Empfehlung: Hände weg von Waschnüssen und -kastanien. Diesen „Meilenstein in der Waschgeschichte“ können Sie getrost überspringen. Greifen Sie lieber zu guten Colorwaschmitteln und Vollwaschmitteln.
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Wenn ich Ihren Test richtig lese, wurden die Kastanien oder Waschnüsse im Säckchen in die Waschtrommel gegeben. Ich habe im Internet gelesen, dass das Waschergebnis besser ist, wenn man Extrakte aus den Kastanien oder Waschnüssen herstellt, weil sonst auch noch beim Spülgang Inhaltsstoffe abgegeben werden, die dann an der Wäsche haften. Für bunte Wäsche sind Waschmittelalternativen wie Kastanien, Efeu oder Wisenschaumkraut dann vielleicht doch brauchbar. Waschnüsse haben den Nachteil, dass sie weite Transportwege hinter sich haben und im Herkunftsland knapp werden. Als Folge verwenden die Menschen dort dann konventionelle Waschmittel, möglicherweise fehlt aber die Kläranlage.
Kommentar vom Autor gelöscht.
Man sollte auch zusätzlich beachten, dass die Menschen, die vorher die Waschnüsse für ihre Wäsche einsetzten und sie jetzt nach Europa verkaufen, nun statt dessen mit konventionellem Waschmittel waschen. Das Wasser wird oft direkt in Flüsse entsorgt ohne geklärt zu werden.
Also eine erhebliche Umweltbelastung in den Herkunftsländern der Waschnüsse.
Zu dem Thema gibt es auch eine wissenschaftliche Publikation, bei der sich ergab, dass Wäsche mit Wasser allein schon recht gut reinigt. Waschnüsse (und andere alternative Mittel) verbessern das Ergebnis darüber hinaus kaum, konventionelles Waschmittel dagegen schon.
"The results showed that the cleaning effect (...) was equal to that of water alone. Conventional compact detergent showed significantly better cleaning effect at all tested soil types. " Laitala, Kirsi & Kjeldsberg, Marit. (2012). Cleaning effect of alternative laundry products. A comparison of soap nuts, laundry balls, washing pellets, laundry magnets, water and regular detergent.
Neben einigen teuren Biowaschmitteln ohne Enzyme finde ich für die Waschmaschine nur noch das enzymfreie Produkt "Fein" von Domal, das kaum noch im Einzelhandel erhältlich ist. Daher verwende ich auch Waschnüsse, trotz ihres hohen Preises. Die Enzyme in den Waschmitteln greifen die Haut von Ekzempatienten und Säuglingen/Kleinkindern an, indem sie sie "andauen" und anschließend als Fremdantigene erkannt werden, d.h. eine Immunreaktion auslösen.