
GSW System Classic. Der runde blaue Knopf regelt den Druck und sorgt dafür, dass Dampf entweichen kann. Der blaue Schieber am Griff soll verhindern, dass der Topf unter Druck aufgeht. Im Test ließ sich der Schieber auch bei zu hohem Druck nach vorne bewegen. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Die Stiftung Warentest hat Schnellkochtöpfe getestet (zum Topf-Test). Dabei fiel den Testern ein gravierendes Sicherheitsproblem auf: Der preisgünstige Schnellkochtopf des deutschen Anbieters GSW lässt sich bereits öffnen, wenn er noch unter Druck steht. Verletzungen können die Folge sein. Mit dem Testbefund konfrontiert, zeigt der Anbieter bislang jedoch wenig Einsicht.
Deckel lässt sich trotz zu hohen Drucks bewegen
Schnellkochtöpfe haben mehrere Sicherheitssysteme. Eines davon betrifft das Öffnen nach dem Kochen. Der Druck im Topf muss dabei soweit gesunken sein, dass der Deckel nicht weggeschleudert wird und kein heißer Dampf auf die öffnende Person trifft. Die Norm DIN EN 12778:2005 regelt, dass der Druck beim Öffnen maximal 4 Kilopascal (kPa) betragen darf. Nur unterhalb dieser Grenze darf der Deckel zu bewegen sein. Ist der Druck höher, muss der Griff blockieren. Beim GSW System Classic ließen sich einige Testexemplare öffnen, obwohl der Druck den Normwert überstieg.
Verstoß gegen Din-Norm
Im Test ließ sich der Sicherheits-Schieber (siehe Abbildung) trotz zu hohem Druck nach vorne bewegen. Folge: Die beiden Griffe gehen auseinander, der Topf ist offen. Dieses Verhalten verstößt nicht nur gegen die Din-Norm, es widerspricht auch der Gebrauchsanweisung des GSW System Classic. Dort steht, dass der Topf-Nutzer mithilfe des Knopf-Druckreglers (siehe Abbildung) erst vollständig den Dampf ablassen muss. In der Praxis kann es aber vorkommen, dass sich der Nutzer nicht an die Bedienungsanleitung hält. Vor allem wenn es schnell gehen soll, könnte er versucht sein, den Topf verfrüht zu öffnen. Dies zu verhindern, ist ja gerade der Zweck der Norm.
Gefahr: Schwere Verbrennungen und Prellungen
Die Prüfer der Stiftung Warentest haben analysiert, welches Verletzungsrisiko bei einer falschen Bedienung des GSW-Dampfdrucktopfes besteht. Fazit: Lebensgefahr besteht nicht, doch es sind erhebliche Verletzungen möglich. Zwei Szenarien sind am wahrscheinlichsten:
Szenario 1: Heißer Dampf tritt aus, es kann zu Verbrennungen zweiten Grades kommen. Solche Verbrennungen sind nicht tödlich, können aber wochenlang Beschwerden verursachen.
Szenario 2: Der Topfdeckel wird durch den Druck weggeschleudert und trifft den Körper. Eine Prellung kann die Folge sein.
Der Hersteller zeigt sich uneinsichtig
Den Anbieter des Schnellkochtopfs GSW System Classic, Gäns Stahlwaren, ficht das nicht an. Weder eine Rückgabemöglichkeit noch eine Nachbesserung kommt für ihn in Frage. Das Modell würde seit Jahren verkauft, heißt es in einem Schreiben an die Stiftung Warentest. Es habe noch nie Reklamationen, Beanstandungen oder Berichte über entsprechende Vorfälle gegeben, so die GSW. Bei einer Nutzung gemäß Gebrauchsanleitung werde über die Verriegelung am Deckel „ein eventueller minimaler Restdruck abgebaut.“ Und weiter: „Eine suggerierte Gefahr besteht zu keinem Zeitpunkt.“ Die Prüfer der Stiftung Warentest kommen zu einer ganz anderen Einschätzung: Sie sehen durchaus ein Sicherheitsrisiko.
Diese Meldung ist am 8. November 2019 erschienen und wurde am 18. Dezember 2019 um den Link auf den dann veröffentlichen Test von 10 Schnellkochtöpfen ergänzt.
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@EM-Ty: Wir haben keine Versuchsreihe durchgeführt, bis zu welchen Drücken eventuell die Sicherung des Topfdeckels versagt. Wir haben geprüft, ob der Schnellkochtopf die Norm einhält.
Wie es im Artikel heißt: "Die Norm DIN EN 12778:2005 regelt, dass der Druck beim Öffnen maximal 4 Kilopascal (kPa) betragen darf. Nur unterhalb dieser Grenze darf der Deckel zu bewegen sein. Ist der Druck höher, muss der Griff blockieren. Beim GSW System Classic ließen sich einige Testexemplare öffnen, obwohl der Druck den Normwert überstieg."
Bei einer anhand der Ergebnisse durchgeführten Risikoanalyse waren das Risiko für Verbrühungen oder Prellungen als mittel eingeschätzt, Verletzung am Auge oder eine Fraktur von Kiefer oder Nase als gering.
Es wäre schon hilfreich zu wissen wie hoch der Druck im Topf sein kann wenn man ihn versehentlich (entgegen der Bedienungsanleitung) öffnet. Ohne Daten ist das ganze schon schwierig zu beurteilen und eigentlich nicht im Stil der sonstigen Berichterstattung.
@maxjoe: Die Untersuchung der Schnellkochtöpfe wird in test 1/20 veröffentlicht. Satzungsgemäß ist es uns nicht möglich Vorabinformationen mitzuteilen. Das Januarheft ist ab dem 19. Dezember im Handel erhältlich. (Se)
Welche Marken wurden noch getestet ? Viele Hersteller verwenden dasselbe SYSTEM,
so müsste der Warnhinweis auch für andere Inverkehrbringer gelten.
@Baldrius: Das genaue VÖ-Datum können wir zurzeit noch nicht nennen. (Bee)