
Wandfarben. Wenn sie gut decken, reicht einmal Streichen. © Getty Images / Stephan Zabel
Braucht eine gute Farbe Konservierungsmittel – oder können Heimwerker darauf verzichten? Unsere Prüfungen zeigen: Ohne malert es sich prima.
Testergebnisse für 33 Wandfarben für Innen
Die besten Partys finden in der Küche statt. Die Rotweinflecken an der Wand hätte es trotzdem nicht gebraucht. Das Kind hat künstlerisches Talent. Auf die Wandmalereien im Wohnzimmer könnten die Eltern aber gut verzichten. Die blaue Wand im Büro war vor Jahren schick, heute ist klassisches Weiß gefragt.
In solchen Fällen lohnt es sich, zu Malerrolle und Farbeimer zu greifen. Mit einem optimal deckenden Weiß sind die Spuren der Vergangenheit oft schon nach dem ersten Anstrich getilgt.
19 von 33 sind gut
Fast alle Anbieter der Farben, die wir geprüft haben, werben mit dem höchsten Deckvermögen der „Klasse 1“. Dieses Versprechen lösen aber nicht alle Anstriche ein. Wir haben 33 weiße Wandfarben getestet – darunter 13 Produkte mit rezepturgleichem Inhalt wie in anderen Eimern, die unter verschiedenen Markennamen vertrieben werden. Das Gesamtergebnis kann sich sehen lassen: Von den 33 Farben im Test erzielen am Ende 19* ein gutes test-Qualitätsurteil – darunter mehrere Produkte mit Rezepturen, die Gesundheit und Umwelt schonen.
Oft ohne Konservierungsstoffe
Weiße Wände in Kinder-, Wohn- und Schlafzimmern sollten nicht nur gut aussehen. Auch die Raumluft nach dem Streichen muss in Ordnung sein. Im Labor analysierten wir daher, ob und in welchen Mengen die Farben Problemstoffe enthalten.
Etliche Anbieter versprechen Käufern, dass ihre Farben ohne Konservierungsstoffe auskommen. Aus gutem Grund: Manche der Chemikalien, die Farbe haltbar machen, weil sie Bakterien und Pilze abtöten, sind auch für Menschen ungesund. Das lange Zeit oft in Wandfarben eingesetzte Formaldehyd zum Beispiel ist mittlerweile als krebserzeugend eingestuft. Erfreulich: Bei unseren Analysen entdeckten wir Formaldehyd gar nicht oder nur in sehr geringen Spuren.
Problem für Allergiker
Statt Formaldehyd mixen viele Anbieter aber Isothiazolinone in ihre Farben. Auf den Eimern findet sich dann der Hinweis: „Kann allergische Reaktionen hervorrufen.“ Experten schätzen, dass in Deutschland etwa ein bis zwei Millionen Menschen auf die Stoffe reagieren. Viele Betroffene sind zum Beispiel durch konservierungsmittelhaltige Kosmetika vorsensibilisiert. Kommen sie in Kontakt mit konservierten Farben, drohen Hautausschläge. Um solche Reaktionen auszulösen, kann es schon reichen, mit der Farbe in Berührung zu kommen oder sich in einem frisch gestrichenen Zimmer aufzuhalten.
Verboten sind Isothiazolinone in Wandfarben nicht. Viele Produkte dürfen sich sogar mit dem Umweltzeichen Blauer Engel schmücken – zumindest derzeit erlaubt es noch bis zu 200 Milligramm Isothiazolinone pro Kilogramm Farbe. Doch die Anforderungen sind in der Diskussion. Unser Test zeigt: Die Konservierungsmittel sind vermeidbar. Daher setzen wir strengere Maßstäbe an. Wiesen die Analysen Gehalte an Isothiazolinonen im Bereich zwischen 50 und 200 Milligramm pro Kilogramm nach, werteten wir die Noten für Gesundheits- und Umwelteigenschaften ab.
Mangelhaft für Pseudo-Bio
Einen erhöhten Gehalt an Isothiazolinonen fanden unsere Tester ausgerechnet in einem Produkt, dessen grünes Etikett „gesundes Wohnempfinden“ verspricht: Pronatur Sonnenblumenweiß. Laut Anbieter basiert das Bindemittel auf Sonnenblumenöl. Noch mehrere Tage nach dem Streichen war die Raumluft stark mit einem Mix aus organischen Chemikalien belastet. Auch die Nase registrierte den Geruch deutlich. Unser Urteil: mangelhaft. Der Anbieter hat mitgeteilt, dass er das Produkt nicht mehr vertreibt.
Organische Verbindungen, die in die Luft entweichen, belasten nicht nur das Raumklima. Sie können auch ins Freie gelangen und die Entstehung von Sommersmog begünstigen. Im Labor kontrollierten wir daher nicht nur die Luftbelastung, sondern auch den gesamten Gehalt flüchtiger Substanzen in der Farbe.
Nach dem Malern gründlich lüften
Alle Wandfarben enthalten nicht nur viel Wasser, sondern auch andere flüchtige Substanzen. Das können zum Beispiel Lösemittel sein. Deshalb sollten Heimwerker während und nach der Arbeit gut lüften – und Farben mit geringer Raumluftbelastung auswählen. Wer auf Produkte mit hoher Deckkraft setzt, erspart sich im Idealfall einen zweiten Anstrich – und damit eine weitere Dosis der Farbausdünstungen.
Unterschiedliche Deckkraft
Wie gut die Farben decken, prüften unsere Tester nicht nur im Praxistest auf Gipskartonplatten, sondern auch mit einem Gerät auf schwarz-weiß karierten Spezialfolien. Es trug mit einem beweglichen Metallbalken die Farbe in der gewünschten Dicke auf: Die Farbschichten waren exakt 150, 200 und 250 Mikrometer dünn. Nach dem Trocknen untersuchten die Prüfer die Kontrastunterschiede zwischen der Farbe auf schwarzem und weißem Untergrund. Die besten Produkte im Test deckten so perfekt ab, dass kein Unterschied mehr erkennbar war.
Durchgefallen ist im Prüfpunkt Deckfähigkeit keines der Produkte. Die Spitzenwerte, die Verbraucher erwarten, wenn auf den Eimern mit „Klasse 1“-Deckkraft geworben wird, erreichten aber nicht alle Farben. Da kann es passieren, dass Kunden nicht wie erhofft mit einmaligem Streichen ans Ziel kommen und womöglich zu wenig eingekauft haben. Mehrere Produkte haben wir daher in puncto „Deklaration“ abgewertet.
Wisch und weg
Erfreulich: Die Oberflächen vieler guter Farben haben sich bei unseren Prüfungen als recht strapazierfähig erwiesen. Vorsichtiges Wischen und Tupfen ist also erlaubt, um kleine Flecken zu entfernen. Und das bedeutet auch: So manches Kinderkunstwerk, aber auch viele Partyspuren lassen sich in Zukunft wohl beseitigen, ohne dafür gleich neu malern zu müssen.
* Korrigiert am 07.03.2018.
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Ja, ist nicht mehr der neuste Test, aber gibt auch keinen, oder? Wollten erst zu Alpina greifen.... dann schöner Wohnen... aber preislich sind die nich mehr weit auseinander... da wir eh erst renovieren und später einziehen, wird es eine Farbe MIT Konservierungsmitteln und zwar die von Tedox. Enttäuscht die... landen wa eh wieder bei der Katze....
Vielleicht wäre noch hilfreich gewesen die "Alpina" Farbe aus den diversen Angeboten zu testen. Sie wissen schon. Wo Wasser im Eimer ist mit Kreidespuren (so deckt die nämlich) und der Eimer im Großformat trotzdem nur 15 € kostet. Die Leute aber glauben, sie kaufen Alpina....
Der Test ist leider veraltet. Daher erschließt es sich mir nicht, warum er nicht frei verfügbar ist.
@syprix: Vielen Dank für den Hinweis. Wir werden das überprüfen. Ihre Anfrage nehmen wir gerne als Testanregung auf. (AG/US)
Na das ist ja herrlich, jetzt habe ich 3€ für einen Test ausgegeben dessen Ergebnisse fast durchgängig im Handel nicht mehr erhältlich sind.
Alpina "unsere Beste" heißt jetzt vielleicht "Das Original" oder eventuell auch nur "Alpinaweiß". Düfa Superweiss K414 könnte jetzt D414 heißen, wer weiß das schon so genau. Prisma Edelweiß kennt nicht mal mehr die Googlesuche.
Kann ich jetzt mein Geld wieder bekommen bitte?!?
@Rubicon: Ein leidiges Thema, welches Sie da ansprechen. Es ist äußerst schwierig, für nikotinbehaftete Wände objektivierbare Kriterien aufzustellen. Denn es kommt entscheidend auf den jeweils vorhandenen Untergrund und den Grad der Verschmutzungen an. Diese dürften in jedem Fall anders sein, so dass sich für alle denkbaren Verschmutzungsgrade keine für alle Fälle gültigen Ergebnisse erzielen lassen. Oftmals deckt nämlich die Dispersionsfarbe das Nikotin nicht dauerhaft ab, da beide wasserlöslich sind. Hier muss dann in hartnäckigen Fällen zunächst eine Nikotinsperre aufgebracht werden, erst dann kann mit Wandfarbe gestrichen werden. In solchen Fällen sollte vielleicht besser erst einmal Rat bei einem Malereifachbetrieb eingeholt werden. (Bee)