Wanderschuhe im Test

So haben wir getestet

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Wanderschuhe im Test Alle Testergebnisse für Wan­derschuhe 10/2022

Wanderschuhe im Test - Sicher über Stock und Stein für unter 200 Euro

Labortest. Im Wasser­bad prüften wir die Dicht­heit der Schuhe. Hier im Bild: der Salomon. © Sympathiefilm

Im Test: Zehn Paar Wanderschuhe (jeweils Damen- und Herrenmodell), geeignet für mittel­schwere Wanderungen. Acht mit wasser­dichter, atmungs­aktiver Kunststoff-Membran, zwei ohne Membran. Wir kauf­ten die Schuhe alle im März und April 2022 ein.

Preise: Den mitt­leren Preis für die Print­ausgabe ermittelten wir durch Anbieterbefragung im Juli 2022. Die aktuellen Onlinepreise ermittelt laufend der Online­dienst idealo.de.

Unter­suchungen: Die Stiftung Warentest bewertet Wanderschuhe in den vier Gruppen­urteilen: Praxis­test, Tech­nische Prüfungen, Halt­barkeit und Schad­stoffe. Jedes dieser Urteile erhält eine unterschiedlich starke Gewichtung, die in das test-Qualitäts­urteil (Gesamt­note) einfließt. Ergänzend wirken häufig Abwertungen. Im Folgenden erklären wir, wie die Stiftung Warentest testet und bewertet und welche Unter­suchungen wir durch­geführt haben. Die Angaben beziehen sich auf den Test des Jahres 2022.

Praxis­test: 50 %

Vier Männer und vier Frauen unterschiedlichen Alters trugen jeweils alle Modelle in ihrer geeigneten Größe auf einer ca. drei­stündigen Wanderung im Mai und Juni 2022 durch das Mittel­gebirge mit vielen Anforderungen (Bach­durch­querung, unterschiedlich anspruchs­volle Untergründe). Sie beur­teilten Gebrauchs­anleitung und Pflege (unter anderem Einlaufen, Reinigen) und prüften, wie gut sich die Schuhe an- und ausziehen ließen. Sie bewerteten die Pass­form der Schuhe sowie Trage­komfort und Tritt­sicherheit. Dabei prüften sie unter anderem Stabilität, Dämpfung und Abroll­verhalten, Schuhklima, Rutsch­festig­keit auf trockenem und nassem Unter­grund, und ob Wasser eindrang.

Tech­nische Prüfungen: 20 %

Wir prüften jeweils am Herrenmodell Größe 42. Aus Wasser­aufnahme und -abgabe der Einlegesohle sowie den Mess­werten der Wasser­dampf­durch­lässig­keits­prüfung an den wesentlichen Teilen des Ober- und Futtermaterials ermittelten wir, gestützt auf eine zusätzliche Expertenbe­wertung, die Atmungs­aktivität des Schuhs. Die Wasser­dampf­durch­lässig­keit und Wasser­dampf­aufnahme wurde in Anlehnung an Din EN 13515:2002–03 „Schuhe – Prüf­verfahren für Obermaterialien und Futter – Wasser­dampf­durch­lässig­keit und Wasser­dampf­aufnahme“; Deutsche Fassung EN 13515:2001 gemessen.

Die Wasser­dicht­heit oder Wasser­abweisung der Wanderschuhe stellten wir mithilfe eines Gehsimulators fest, in Anlehnung an die Din SPEC 53264:2017–02 „Schuhe – Prüf­verfahren – Bestimmung des Wasser­durch­tritts“. Vorher wurden die Schuhe entsprechend der Herstel­ler­empfehlung für den Erst­gebrauch behandelt. Schuhe mit Membran, die als wasser­dicht ausgewiesen sind, mussten sechs Stunden im Gehsimulator bei einem Wasser­stand von zwei Zenti­metern über dem Laufsohlenrand über­stehen (siehe Foto). Schuhe ohne Membran, die nur als wasser­fest oder wasser­abweisend bezeichnet werden, brauchten lediglich drei Stunden bei einem Zenti­meter Wasser­stand über dem Laufsohlenrand (der Ablass­kante des Leistens) zu absol­vieren.

Ferner ermittelten wir das Trock­nungs­verhalten. Die Feuchtig­keits­aufnahme der Einlegesohle und die Rück­trock­nung prüften wir in Anlehnung an Din EN ISO 22649:2016–10 „Schuhe – Prüf­verfahren für Brandsohlen und Deck­sohlen – Wasser­aufnahme und Wasser­abgabe“; Deutsche Fassung EN ISO 22649:2016. Die Brandsohle wurde dabei nicht geprüft.

Wanderschuhe im Test Alle Testergebnisse für Wan­derschuhe 10/2022

Halt­barkeit: 25 %

Geprüft wurde an Herrenmodellen der Größe 42.

Schäden nach simulierter Alterung: Wir ließen je einen Schuh eines Paares 21 Tage lang bei 70° C und 95 Prozent Luft­feuchtig­keit im Klima­schrank künst­lich altern. Während der simulierten Alterung und danach verglichen wir sie mit dem neuen Schuh und bewerteten aufgetretene Schäden. Die Haftung der Laufsohle am Schaft ermittelte eine Zugprüf­maschine. Dabei wurde an dem gealterten Modell die Haftung der Laufsohle am Schaft in Anlehnung an die Vornorm Din/TS 53263:2020–05 (D) „Schuhe- Prüf­verfahren – Bestimmung der Sohlenhaftung am ganzen Schuh“ geprüft.

Den Abrieb der Laufsohle ermittelten wir durch Reiben über Schmirgel­papier in Anlehnung an die Norm Din EN 12770:2000–03 „Schuhe – Prüf­verfahren für Laufsohlen – Abrieb­widerstand“.

Das Innenfutter der Ferse wurde in trockenem und im nassen Zustand an einem Prüfgewebe gerieben. Dies erfolgte in Anlehnung an Din EN 13520:2005–03 „Schuhe – Prüf­verfahren für Obermaterialien, Futter und Deck­sohlen – Abrieb­festig­keit“. Folgende Tourenzahlen wurden durch­laufen: trocken: 5 000 bis 100 000 Reibe­zyklen; feucht: 5 000 bis 50 000 Reibe­zyklen.

Die Ausreiß­kraft der Schnür­teile und Ösen ermittelten wir mit einem Zugversuch in einer Zugprüf­maschine.

Verarbeitung: Hier bewerten wir etwa die Sicht­barkeit von Kleb­stoff­resten, Ungenauigkeiten an Nähten, Haken und Ösen.

Schad­stoffe: 5 %

Wir bestimmten per- und poly­fluorierte Alkyl­substanzen (PFAS) in den Obermaterialien ohne die Membran. Dies geschah in Anlehnung an den Norm­entwurf prDin EN 17681:2021–07 : 1+2 Entwurf für Textilien und für Leder in Anlehnung an den Norm­entwurf prDin EN ISO 2370–1:2021–10.

Wir suchten in den Sohlen und in länger berührten Teilen aus Kunststoff nach poly­zyklischen aromatischen Kohlen­wasser­stoffen (PAK) in Anlehnung an die GS-Spezifikation Prüfung und Bewertung von PAK (GS-Spezifikation AfPS GS 2019:01 PAK / 16190) beziehungs­weise an Din EN 16190:2022–02 „Schuhe – Möglicher­weise in Schuhen und Schuh­bestand­teilen vorhandene kritische Substanzen – Prüf­verfahren zur quantitativen Bestimmung poly­zyklischer aromatischer Kohlen­wasser­stoffe (PAK) in Schuh­werk­stoffen“ (ISO 16190:2021).

Wir suchten in den Kunst­stoff­materialien nach Phthalaten. Dies in Anlehnung an die Din EN ISO 16181:2021–07 „Schuhe – Möglicher­weise in Schuhen und Schuh­bestand­teilen vorhandene kritische Substanzen – Teil 1: Bestimmung von Phthalaten mit Löse­mittel­extraktion (ISO 16181–1:2021)“.

Wir bestimmten Chrom VI in allen Leder­teilen inklusive Futter und Lasche in Anlehnung an EN ISO 17075:2017–02 „Leder- Bestimmung des Chrom (VI)-Gehalts in Leder – Teil 2 Ionen­chromato­graphien“.

Wir suchten in Obermaterialien (ohne Membran) und Futtermaterialien nach Organozinn­verbindungen. Bei textilen Materialien und textilen Bestand­teilen orientierten wir uns an den tech­nischen Regeln, die in den beiden folgenden Normen fest­gelegt sind: Din CEN ISO/TS 16179:2012–12 „Schuhe – Möglicher­weise in Schuhen und Schuh­bestand­teilen vorhandene kritische Substanzen – Bestimmung zinn­organischer Verbindungen in Schuh­werk­stoffen“ und Din EN 17353:2005–11 (Analytik Organozinn­verbindungen). Untersucht haben wir die Substanzen, die im Oeko-Tex Stan­dard 100 aufgeführt sind.

Wir suchten nach Form­aldehyd im Leder und im textilen Obermaterial. Bei textilen Bestand­teilen bestimmten wir den Gehalt an freiem und hydrolysiertem Form­aldehyd in Anlehnung an Din EN ISO 14184–1. Wir fanden hier keine Auffälligkeiten. Bei Leder­bestand­teilen suchten wir in Anlehnung an die EN ISO 17226.

Abwertungen

Abwertungen führen dazu, dass sich Produktmängel verstärkt auf das test-Qualitäts­urteil auswirken. Folgende Abwertungen setzten wir ein: War die Tritt­sicherheit ausreichend, werteten wir das Urteil für den Praxis­test um eine halbe Note ab. Fiel der Praxis­test ausreichend aus, konnte das test-Qualitäts­urteil nicht besser sein. Bei ausreichendem Abrieb des Ferseninnen­futters konnte die Halt­barkeit nur eine Note besser sein. Das Urteil Schad­stoffe konnte nicht besser sein als die Note für PFAS oder Form­aldehyd in Leder.

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

reviloilover am 14.01.2023 um 14:30 Uhr
Getesteter LOWA schlechte Qualität und Service

Meinen LOWA Renegade GTX, für 200€ im Nov 2022 gekauft, gingen nach 300 km Gassi die Schuhsohlen aus. Abgelaufen mit 90 kg Körpergewicht nach 40 Tagen Feld und Asphaltwege. Hersteller LOWA reagierte abweisend und zeigte sich uninteressiert.
Der Schuhhändler nahm den Schuh zurück. Eine Bekannte erzählte mir von ähnlicher Erfahrung.
LOWA kommt nicht mehr an meinen Fuß.

Profilbild Stiftung_Warentest am 04.01.2023 um 11:56 Uhr
Bewertung von Litepeak von Meindl

@Ozzy20: In unserem Test war der Litepeak wasserdicht, über Stunden im Wasserbad wie auch beim Wandern in der Natur mit verschiedenen Exemplaren. Eventuell lag bei Ihnen ein Verarbeitungsfehler vor und die Membranen waren nicht sauber verarbeitet.

Ozzy20 am 03.01.2023 um 11:33 Uhr
Litepeak GTX von Meindl nicht wasserdicht

Meine Erfahrung aus Okt. 22 deckt sich leider überhaupt nicht mit dem Test. Bereits nach 4 x Gassi gehen durch teilweise nasses Gras war der Schuh innen nass. Auch der von Meindl gelieferte Ersatzschuh zeigte den gleichen Fehler bereits nach 3 Tagen. Dann hat Meindl aufgegeben und den Schuh für mich als nicht mehr lieferbar ausgegeben. Bei der Recherche im Netz muss man feststellen, das das leider kein Einzelfall ist. Für ein als wasserdicht ausgezeichneter Schuh ist das ganz klar "durchgefallen" und kein "sehr gut". Deshalb ist der gesamte Test für mich fraglich.

WB1450 am 28.10.2022 um 09:59 Uhr
Verwendung der Schuhe je nach Gelände,

meine Erfahrung aus vielen Jahren am Berg und bei der Bergrettung. Das oft in der Presse zitierte Schuhwerk bei den "Geretteten" war nie das große Thema. Eine glatte Sohle kann im Fels das ideale Schuhwerk sein im Schnee oder Eis sicher nicht. Bei Bergungen in steilen Gräben mit Wald oder Schrofen waren meist trittfeste steife Hochttourenschuhe die Schuhe der Wahl. Entscheidend ist auch wie jemand Hinsteigen kann, das kann kein Schuh/Sohle ersetzen, das sind viele Stunden am Berg, Erfahrung und Geschick.

MHeise am 13.10.2022 um 11:42 Uhr
@mboehncke - Hochgebirge/Steigeisenfestigkeit

Ich gebe Ihnen bzgl. Eis & Schnee Recht. Bzgl. (bedingter) Steigeisenfestigkeit liegen Sie falsch. Zumindest der Hanwag Tratra hat diese (nachzulesen). Beim Rest habe ich nicht weiter geschaut.
Nach meiner Erfahrung sind die "normalen" Sohlen des bekannten ital. Herstellers mit dem gelben Logo Spitze, aber nicht im Standard für Nässe geeignet. Alle besseren Schuhe haben nach meiner Beobachtung Sohlen dieses Anbieter (= Monopolist). Sieht man bei einigen Herstellern: Billige Schuhe mit Eigenprodukten, bessere mit denen des ital. Herstellers.
Schuhe die gegen Umknicken sicher schützen sind erst einmal steifer, wirken nicht so komfortabel wie die weichen, bieten aber in Fels-Passagen deutlich mehr Sicherheit und Halt. Häufig sind diese aus einem Blatt gefertigt und müssen sich erst anpassen.
Also: grundsätzlich ja, aber Steigeisenfestigkeit ist so nicht 100% richtig!