Investitionen in Bäume sind schlecht für den Geldbeutel. Im Test waren alle Angebote mangelhaft.
Alle Testergebnisse für Wald-Direktinvestments 01/2018
Die Werbung auf der Internetseite von Forest Finance lässt die Herzen grüner Anleger höher schlagen. „Wir machen Wald – machen Sie mit“, heißt es dort. Direktinvestitionen in Wälder seien gut für die Natur, schafften langfristige Arbeitsplätze für Waldarbeiter und brächten den Investoren auch noch eine Rendite von 6 Prozent pro Jahr „bei normalen Verlauf“, erklärt Harry Assenmacher, überzeugter Umweltschützer und Chef der Forest Finance in Bonn, den potenziellen Anlegern.
Trotz der Pleiten der Frankfurter Green Planet AG vor vier Jahren oder der Lignum Sachwert Edelholz AG vor einem Jahr scheinen Waldinvestments gut anzukommen. 18 000 Anleger haben bei Forest Finance Waldanteile in Vietnam, Panama und Kolumbien, weitere knapp 800 Anleger, darunter viele Unternehmen, bei der bayerischen Firma Miller Forest in Paraguay gepachtet oder gekauft.
Ob Kauf oder Pacht, bei beiden Anbietern schließen Anleger einen Dienstleistungsvertrag ab. Er umfasst die Aufforstung des Waldgrundstücks und die spätere Holzernte. Bei Miller Forest soll der Wald nach 6, 12 oder 18 Jahren, bei Forest Finance nach 12 oder 25 Jahren gerodet werden.
Die Beteiligungssumme von mindestens 396 Euro bei Forest Finance und 968 Euro bei Miller Forest muss zu Vertragsbeginn gezahlt werden. Wachsen die Bäume wie geplant, erhalten Anleger vielleicht ihr Kapital zurück plus eine Rendite, die laut Anbieter zwischen 4,3 und knapp 7 Prozent betragen soll. Dafür muss die Schlussernte jedoch gut und der Holzpreis so hoch wie kalkuliert ausfallen.
Unser Rat
- Angebote.
- Im Test schnitten alle untersuchten Waldinvestments mangelhaft ab. Die Prospektangaben sind in wesentlichen Punkten nicht nachvollziehbar. Erwartete Holzpreise wurden ohne belastbare Marktdaten angegeben. Ob nach vielen Jahren die in Aussicht gestellte Rendite erwirtschaftet wird, ist höchst ungewiss.
- Engagement.
- Sie wollen in Waldinvestments anlegen, weil Sie der Natur helfen wollen? Wegen der Risiken der Anlage sollten Sie nur Geld anlegen, wenn Sie auch bereit wären, den Betrag zu spenden.
- Vorsicht.
- Finger weg von Anbietern, die keinen Verkaufsprospekt und kein Vermögensanlagen-Informationsblatt vorlegen (VIB). Bei Anbietern, die beides vorlegen, sollten Sie die Risiken studieren, damit Sie wissen, worauf Sie sich einlassen. Der Sparvertrag von Forest Finance, der mit Monatsraten bespart wird, eignet sich wegen der hohen Kosten nicht für Kleinanleger.
Alle Angebote sind mangelhaft
Sicher ist das nicht, wie unser Test der Wald-Direktinvestments zeigt. Selbst Anbieter wie Miller Forest und Forest Finance, die aus unserer Sicht zu den Seriösen zählen, ist es nicht gelungen, ihre Projekte nachvollziehbar darzustellen. Alle Angebote schnitten in fast allen Prüfbereichen mangelhaft ab.
Immerhin haben Miller Forest und Forest Finance – anders als zahllose dubiose Anbieter von Bauminvestments im Internet – die seit Januar 2017 vorgeschriebenen Verkaufsprospekte und Vermögensanlagen-Informationsblätter (VIB) vorgelegt. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat die Geldanlageangebote gestattet.
Leider prüft die Bafin nur, ob die Angaben der Anbieter in sich schlüssig sind. Ob sie richtig sind, prüft sie nicht. Anleger müssen darauf vertrauen, dass die Annahmen stimmen.
Aus Sicht von Finanztest sind die Prospekte jedoch in vielen Punkten intransparent. Auch sind die Risiken deutlich höher als die Renditechancen. Im schlimmsten Fall können Investoren ihr gesamtes Geld verlieren.
Weder Miller Forest noch Forest Finance veröffentlichen Markteinschätzungen und Wertgutachten zu den Grundstückspreisen in den Anbauländern. Anleger wissen deshalb nicht, ob sie vielleicht zu viel für ein Grundstück oder dessen Pacht zahlen.
Kaum Gutachten
Auch gibt es in den Prospekten keine Gutachten zu den verschiedenen Baumsorten und deren Marktpreisen. Anleger können also nicht beurteilen, was Eukalyptus, Kiefern und Akazien wert sind.
Dabei entscheidet die Höhe der Holzpreise zum Zeitpunkt der Schlussernte über den Erfolg eines Waldinvestments. Und die schwanken im Laufe der Jahre extrem, wie selbst eine Grafik in dem Prospekt von Miller Forest zeigt. Renditeangaben sind bei Holzinvestments deshalb nur vage Prognosen.
Für Holz und Ernte angegebene Kosten sind nur Momentaufnahmen. Im Prospekt von Miller Forest werden zum Beispiel kalkulierte Erntekosten noch mit 48 US-Dollar pro Festmeter angegeben. Tatsächlich wird aber laut Anbieter nur noch mit 36 US-Dollar kalkuliert. Das Beispiel macht deutlich, dass sich Anleger auf Preisangaben im Prospekt nicht verlassen können.
Selbst die niedrigeren Erntekosten von 36 US-Dollar sind noch ziemlich hoch und machen im Moment satte 60 Prozent des Bruttoholzpreises aus. Für die Schlusszahlung bei Vertragsende können, je nach Marktlage, böse Überraschungen auf die Anleger zukommen.
Die Ertragsrechnungen des Miller-Konkurrenten Forest Finance sind mathematisch für Anleger exakt nachvollziehbar. Ob die Theorie allerdings die Praxis abbildet, steht in den Sternen. Woher der Anbieter die Zahlen nimmt, erfahren Anleger nicht.
Irritierend fanden wir angesichts der weltweit immer häufiger auftretenden Naturkatastrophen, dass Miller Forest keine Versicherungen hat. Forest Finance hat wenigstens drei Projekte gegen Feuer versichert.
Das reicht jedoch nicht. Denn auch Stürme, Überschwemmungen und Schädlingsbefall können große Schäden in Wäldern anrichten und zu Ernteeinbußen führen.
Verflechtungen mit Auslandsfirmen
Negativ auf Direktinvestments können sich Verflechtungen mit ausländischen Firmen auswirken. Bei den Vermögensanlagen 1 und 2 pachten Anleger ein Waldstück bei der Miller Forest Investment AG. Der Grund gehört aber einer Estancia Laguna Kare in Paraguay, die das Grundstück an die Felber Forestal S.A. in Paraguay verpachtet. Diese wiederum verpachtet den Grund an Miller.
Bei Forest Finance gehört der Grund und Boden, auf dem der Kakaowald wächst, einer Sustainable Forest Project Development S.A.C. in Peru, an der die Forest Finance Service GmbH zu 90 Prozent beteiligt ist. Laut Anbieter verkürzt der Umweg über die peruanische Firma die Prozesse für Immobilienkäufe in Peru. Später würden die Flächen an die Forest Finance Panama S.A. übertragen.
Zwar schließen Anleger ihre Verträge nach deutschem Recht ab. Doch was nützt ihnen das, wenn sie ihre Ansprüche in Paraguay, Panama, Kolumbien oder Peru durchsetzen müssen? Das dürfte ein extrem teures, wahrscheinlich aussichtsloses Unterfangen sein.
Konflikte könnten auch durch Veränderungen in den jeweiligen Staaten entstehen. So ist Kolumbien politisch instabil – und damit auch die Rahmenbedingungen für Baumplantagen. Oder was passiert, wenn ein südamerikanischer Staat entscheidet, dass der Wald keinem Ausländer gehören darf? Paraguay kann Waldbesitzer zum Beispiel unter bestimmten Voraussetzungen enteignen.
Anleger haben nichts zu sagen
Auch bei den Anbietern selbst haben Anleger keinerlei Mitbestimmungs- oder Kontrollrechte, obwohl sie unternehmerische Risiken tragen. Bei Vertragsende dürfen sie nicht mitentscheiden, ob ihre Bäume gefällt und vermarktet werden. Wachsen die Bäume etwa langsamer als gedacht oder findet ein Anbieter andere Gründe, warum mit der Ernte noch gewartet werden muss, können Anleger nichts machen.
Der Verein Waldrat von Miller Forest ist da fast schon ein kleines Highlight. Wer 20 Euro Beitrag pro Jahr plus 5 bis 10 Euro pro Hektar zahlt, kann Mitglied im Waldrat werden. Der schickt dann ab und an jemanden nach Südamerika, um zu schauen, ob der Wald wächst und gedeiht. Ist das nicht der Fall, kann der Waldrat meckern, Eingriffsrechte hat er allerdings nicht.
Tipp: Nachhaltig orientierte Fonds finden Sie in unserem Test Ethisch-ökologische Fonds.
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- Die Solvium-Gruppe leiht sich Geld von Investoren, um Container zu kaufen. Dafür zahlt sie Zinsen. Das klingt gut, birgt aber hohe Risiken. Einige sind beunruhigend.
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- Ein vermeintlicher Anlegerschutzverein empfiehlt riskante Beteiligungen – an denen der Vereinsvorsitzende mittelbar beteiligt ist.
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- Anleger sollen bei vermeintlich lukrativen Angeboten Zugang zur digitalen Währung Chinas oder einer neuen Kryptowährungen haben. Tatsächlich kommen sie um ihr Geld.
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Hier gibt es auch jede Menge Artikel zu ForestFinance und anderen ökologischen und nicht ökologischen Geldanlagen:
https://www.diebewertung.de/category/verbraucherschutzinformationen/
FoFi steht auch auf deren Warnliste.
Überhaupt sollte man bei Bedarf auch mit anderen Suchmaschinen als Google suchen. Ich habe jetzt z.B. mit yahoo! alte Seiten gefunden, die mich 2010 vor dem finanziellen Desaster mit ForestFinance bewahrt hätten.
Die 2 Projekte Green Acacia in Vietnam wurden endabgerechnet. Ergebnis für beide: Von 100% Investition haben sie über 11 bzw. 9 Jahre nur ca. 50% zurück bekommen.
Weitere negative Erfahrungen zu Forest Finance:
https://erfahrungenscout.de/vermogen/forest-finance-erfahrungen-bewertungen-beurteilungen-reviews
Eine ganz aktuelle Warnung vor ForestFinance:
https://www.gomopa.net/Pressemitteilungen.html?id=3222&meldung=Forest-Finest-Oase-2-Marokko-Mandelbaum-Invest-trotz-Diplomatenkrise-und-Duerre-Braenden
In letzter Zeit haben sich gehäuft ebenso frustrierte ForestFinance-Anleger bei mir gemeldet. Einige davon haben in das 2. Projekt in Vietnam investiert. Ebenso um Jahre verzögerte Endabwicklung und massive Verluste. Auch hier verweigert ForestFinance die vertraglich verpflichtenden detaillierten Abrechnungen, trotz mehrmaligem Ersuchen um deren Übermittlung.