Sie wollen Ihre Heizungsanlage erneuern, aber Ihnen schwirrt der Kopf vor lauter Fachlatein? Hier erklären wir die wichtigsten Begriffe.
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa)
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle fördert das Heizen mit erneuerbaren Energien und gibt Zuschüsse.
Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz (EEWärmeG)
Wer neu baut, muss seinen Wärmebedarf anteilig aus erneuerbaren Energiequellen decken. Dazu können die erneuerbaren Energien mit Ersatzmaßnahmen kombiniert werden.
Energiebedarf
Gibt die rechnerisch mit genormten Methoden ermittelte Energiemenge an, die für Heizung und Warmwasser oder auch Strom benötigt wird. Meist wird die Angabe auf ein Jahr bezogen.
Energieverbrauch
Gibt die gemessene tatsächliche Menge der Energie an, die für Heizung und Warmwasser oder auch Strom in einem bestimmten Zeitraum benötigt wurde. Meist wird die Angabe auf ein Jahr bezogen. Der Energieverbrauch derselben Wohnung kann sich je nach Verhalten der Bewohner stark unterscheiden.
Energieverbrauchs(um)rechnungen
Um den Energieverbrauch bei bei verschiedenen Energieträgern vergleichen zu können, dienen folgende Orientierungswerte: 1 Liter Öl, 2 Kilogramm Holzpellets oder 1 Kubikmeter Erdgas entsprechen ungefähr 10 Kilowattstunden.
Endenergie
Entsteht bei der Umwandlung von Primärenergie in eine direkt verbrauchbare Form, zum Beispiel Erdgas am Wohnungszähler, Holzpellets im Pelletlager, Strom ab Stromzähler. Der Endenergieverbrauch wird am Zähler abgelesen und dient zur Ermittlung der Energiekosten mittels der Preise der einzelnen Energieträger (Beispiel: Gaskosten = Gasverbrauch x Gaspreis).
Energieeinsparverordnung (EnEV)
Soll helfen, die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung einzuhalten. Der Gebäudebestand soll 2050 nahezu klimaneutral sein, Gebäude sollen also nicht mehr verbrauchen, als sie erzeugen.
Gas-Brennwertkessel
Brennwertkessel nutzen neben der Wärme, die beim Verbrennen des Brennstoffs entsteht, auch noch die Wärme, die im heißen Abgas in Form von Wasserdampf enthalten ist. Der Wasserdampf wird durch Kühlung verflüssigt und die entzogene Wärme wird als Nutzwärme verfügbar.
Gesamter Wärmebedarf
Der gesamte Wärmebedarf eines Hauses oder einer Wohnung setzt sich zusammen aus dem Wärmebedarf für Heizung und für die Erwärmung von Trinkwasser. Der Heizwärmebedarf wird durch die Wärmedämmung der beheizten Gebäudehülle bestimmt. Wie viel Endenergie in Form von Öl, Gas, Strom oder Holzpellets zur Deckung des Heizwärmebedarfs benötigt werden, hängt vor allem von Art und Effizienz der Heizungsanlage ab. Beim Trinkwasserwärmebedarf sind Personenzahl und Verbrauchsgewohnheiten wichtig.
Heizstab
Bauteil im Heizungsvorlauf oder im wassergefüllten Wärmespeicher, das elektrischen Strom – vorzugsweise aus der eigenen Photovoltaik-Anlage – direkt in Wärme umwandelt und so speichert. Die so gewonnene Wärme kann lukrativer sein als die Vergütung durch Einspeisung ins Stromnetz. Bei Außenluft-Wärmepumpen kann ein Heizstab zur Abdeckung der Heizlast in den kältesten Stunden des Jahres dienen.
Holzpelletkessel
Heizkessel, der Wärme durch Verbrennung von Holzpellets erzeugt. Das sind kleine zylindrische Presslinge aus Sägemehl und –spänen. Erforderlich ist ein Lagerraum für Pellets, meist im Keller, von dem die Pellets zum Kessel gefördert werden. Geringer nicht erneuerbarer Primärenergiebedarf, jedoch deutlich höhere Staubemissionen im Abgas als Gas- und Ölheizkessel.
Jahresarbeitszahl (JAZ)
Die JAZ gibt an, wie effizient eine Wärmepumpenanlage übers gesamte Jahr betrachtet arbeitet. Je höher die JAZ, desto mehr Umweltwärme gewinnt die Wärmepumpe mit dem zum Betrieb der Anlage nötigen elektrischen Strom. Sole/Wasser-Wärmepumpen müssen eine JAZ von 3,8 oder höher erreichen, um vom Bafa gefördert zu werden. Eine Jahresarbeitszahl von 3 bedeutet, das mit dem Einsatz einer Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Wärme erzeugt werden.
Kumulierter Energieaufwand (KEA)
Verfahren zur (teilweisen) Ökobilanzierung der untersuchten Heizungssysteme. Der KEA stellt den aufsummierten Primärenergieverbrauch aus allen Lebensphasen der Anlage von der Herstellung (Rohstoffgewinnung und Fertigungsprozesse) und deren Transport bis in den Heizungskeller über den Betrieb (Strom, Brennstoffe, Wartung und Reparaturen) bis zur Entsorgung dar. Dabei werden auch die sogenannten Vorketten einbezogen, also Gewinnung, Transport und Aufbereitung von Rohstoffen für die Herstellung der Anlagenteile sowie der Energierohstoffe für den Betrieb mit Strom und Brennstoffen – bis zum Zähler im Haus. Unterschieden wird in einen nicht-erneuerbaren und einen erneuerbaren Anteil. Der nicht-erneuerbare Anteil des Primärenergieverbrauchs (Erdöl, Erdgas, Kohle, Uran) ist ein Indikator für Umweltbelastungen wie zum Beispiel Treibhausgas-Emissionen und Luftverschmutzung.
Photovoltaik (PV)
Photovoltaik-Anlagen gewinnen elektrischen Strom aus Sonnenstrahlung. Zur Stromerzeugung nutzt die Photovoltaik Solarzellen, die in sogenannten Modulen zusammengefasst sind. Der selbst erzeugte PV-Strom kann auf verschiedene Weisen genutzt werden: Eigenverbrauch im Haushalt, Betrieb der Heizungsanlage, Erwärmung des Wassers im Speicher über einen Heizstab oder Einspeisung ins öffentliche Stromnetz.
Primärenergie
Die in der Natur vorkommende Energie. Nicht erneuerbare Primärenergieträger sind z.B. Erdgas, Erdöl, Kohle und Uran. Sie heißen „nicht erneuerbar“, weil sie in sehr langen erdgeschichtlichen Zeiträumen gebildet wurden und nach ihrem Verbrauch endgültig nicht mehr vorhanden sind. Erneuerbare Primärenergieträger sind zum Beispiel Sonnenstrahlung, Erdwärme und Holz. Sie stehen, in der gegebenen Energiedichte, über beliebig lange Zeiträume zur Verfügung.
Primärenergiefaktor
Der Primärenergiefaktor gibt das Verhältnis von eingesetzter Primärenergie zu abgegebener Endenergie am Zähler an. Er zeigt, wie viel Energie von der Gewinnung des Energieträgers über die Aufbereitung und den Transport bis zur Verwendung als Endenergie aufgebracht werden muss. Je kleiner der nicht erneuerbare Primärenergiefaktor, desto weniger Umweltbelastung ist mit der Nutzung verbunden. Holz hat zum Beispiel einen niedrigen Wert von ca. 0,2. In der Energieeinsparverordnung wird für Erdgas ein Wert von 1,1 genannt.
Primärenergiebedarf
Der Primärenergiebedarf wird als das Produkt „Endenergiebedarf x Primärenergiefaktor“ berechnet. Falls der Primärenergiebedarf nicht schon bekannt ist, wird er mittels Ökobilanz-Software aus den eingesetzten Materialien und Prozessschritten errechnet (Kumulierter Energieaufwand KEA). Die Energieeinsparverordnung (EnEV) setzt Obergrenzen für den jährlichen Primärenergiebedarf von Neubauten fest.
Solarthermie
Solarthermie-Anlagen gewinnen Wärme aus Sonnenstrahlung. Zur Wärmeerzeugung nutzt die Solarthermie sogenannte Sonnenkollektoren, durch die ein Wasser-Frostschutzmittel-Gemisch fließt und sich dabei erwärmt.
Wärmepumpen
Heizgeräte, die meist mit Strom betrieben werden und Umweltwärme nutzbar machen. Als Wärmequelle dient für private Einfamilienhäuser meist die Außenluft oder das Erdreich. Die Effizienz einer Wärmepumpenanlage wird durch die Jahresarbeitszahl (JAZ) ausgedrückt.
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@Micael: Sie treffen durchaus einen wahren Kern, wenngleich wir keine Aktualisierung anbieten können. Unsere damals primär auf Basis der Marktanreizprogramme (MAP)-Auswertungen angenommen Daten waren durchaus korrekt, sind jedoch heute primär aufgrund der "Lieferkettenproblematik" nicht mehr repräsentativ. Der aktuellste Evaluierungsbericht für das MAP ist vom Jahr 2019 https://www.erneuerbare-energien.de/EE/Redaktion/DE/Downloads/Berichte/evaluierung-marktanreizprogramm-2019.html
Hallo Stiftung Warentest,
sie geben 20 300 Euro als Investitionssumme für Brennwert+Solarthermie an- darüber lachen hier die erfahrenen Berater- bitte um eine Aktualisierung, wieviel hier im Durchschnitt wirklich anfällt und am besten mit unterschiedlichen Aggregaten und Preisen von Firmen in untersschiedlichen Ballungsräumen- ich glaube davon sind zur Zeit viele Gasverbraucher betroffen- damit könnten sie ne Menge Freunde gewinnen.
MfG
Micael
@wolfgang0815: Die angegebenen Kosten sind ohne Abzug der Förderung. Für die angesprochene Anlage bedeutet das, dass für diese Kosten von 13.700 € angenommen wurden (typischer Wert von in der Vergangenheit tatsächlich abgerechneten Kosten) von denen dann die Förderung (hier 1.300 €) abzuziehen ist. Dabei ist zu beachten, dass die Preise der klassischen heizungstechnischen Komponenten wie Kessel bzw. Thermen, Speicher etc. im vergangenen Jahr teilweise deutlich gestiegen sind. Gegenwärtig steht allerdings in vielen Fällen nicht mehr der Preis im Vordergrund sondern die Frage ob bzw. wann die gewünschten Komponenten überhaupt geliefert werden können.
Die entsprechenden Förderungen wurden seit unserer Veröffentlichung nicht signifikant erhöht. Wie immer bei Preis- und Kostenangaben sollte man sich vor der Beauftragung einer Firma zunächst einen Überblick verschaffen, in dem man mindestens drei vergleichbare Angebote für das individuelle Gebäude einholt.
Hallo,
im Test 7/20 auf Seite 73 wird dargestellt, dass mögliche Förderungen berücksichtigt sind (also offensichtlich anders als im alten Test 2018).
Nur um nicht falsch zu rechnen: Bei der Berechnung Gas-Brennwertkessel/Solarthermie für Warmwasser und Heizung sind Investitionskosten von 13.700 € und mögl. Förderungen von 1.300 € dargestellt.
Bedeutet das, dass sich die Kosten bei entspr. geförderten Anlagen dann bei 13.700 € belaufen und ohne Förderung bei 15.000 € liegen? Habe ich das richtig verstanden?
Es ist etwas verwirrend, wenn im Test 2018 z. B. anders gerechnet wird. Dort ist die Förderung von den Investitionskosten noch abzuziehen.
@kfberlin: Wir sollten maximal so viel Holz einschlagen, wie auch im langjährigen Mittel nachwächst. Die Bilanz muss nicht innerhalb kleiner Regionen ausgeglichen sein: Es ist ein globales Problem von großer Bedeutung, weshalb in Glasgow am 2.11. von 100 Staaten erklärt wurde, dass die globale Entwaldung bis 2030 gestoppt werden soll. Dafür ist die Holzpelletnutzung allerdings kaum verantwortlich: Unser Holzvorrat in Deutschland wächst. Heizen mit Holz hilft gegen den Klimawandel ebenso wie die Nutzung anderer erneuerbarer Energien.
Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) nannte 2020 folgende Zahlen:
Deutschland ist zu 32% bewaldet. Der Holzvorrat (=gesamtes Holzvolumen) beträgt ca. 3,4 Milliarden m³. Bei 10 % der Waldfläche ist Holznutzung untersagt oder stark eingeschränkt. Die Bundeswaldinventur weist für Deutschland jährlich steigende Holzvorräte aus: Jährlicher Zuwachs ca. 120 Mio. m³, davon jährliche Ernte ca. 75 Mio. m³ gemäß amtlicher Holzeinschlagstatistik.
Etwa 75% des eingeschlagenen Holzes werden stofflich genutzt. Etwa 25% des Einschlages (mindere Qualitäten) energetisch. Letzteres überwiegend in Privathaushalten, nur zu einem sehr kleinen Teil in größeren Holzheizwerken. In Deutschland werden rund 20 Mio. m³ Scheitholz verfeuert,, das Volumen für Holzpellets beträgt knapp 3 Mio. m³. Allerdings wächst infolge Trockenheit und Schädlingen der Anteil des Schadholzes am gesamten eingeschlagenen Holz in den letzten Jahren an, 2019 wurden an Schadholz 32 Mio. m³ eingeschlagen (2018: 11 Mio m³, 2017: 6 Mio. m³). Dies ist eine weitere Folge des bereits eingetretenen Klimawandels.
Unterm Strich: Die Nutzung aller erneuerbaren Energieträger mittels Holzkesseln, Solarthermie, Photovoltaik oder Wärmepumpen im Gebäudebereich ist sinnvoll, weil so die Nutzung der fossilen Energieträger Öl und Gas - der Treiber des Klimawandels - beendet werden kann.