Welche Heizung sich für wen rechnet
Im Vergleich: Gas-, Holzpellet- und Wärmepumpen-Systeme in beispielhaften Varianten (meist kombiniert mit Solartechnik, einmal mit zusätzlichen Wärmeschutzmaßnahmen), die als Ersatz für alte Heizkessel dienen können. Als Ausgangszustand haben wir einen alten Öl- und einen alten Gaskessel mit Nutzungsgrad von 70 beziehungsweise 80 Prozent gewählt.
Untersuchungen: Betrachtet haben wir ein Einfamilienhaus (gebaut 1975 bis 1980, 145 Quadratmeter Nutzfläche, 4 Bewohner, mäßiger Wärmeschutz, in Würzburg). Der jährliche Wärmebedarf fürs Heizen beträgt – bei 21 Grad Celsius Innenraumtemperatur – 18 000 kWh, für die Trinkwassererwärmung 2 000 kWh. Das Haus besitzt ein Satteldach mit Dachneigung von 45 Grad und eine nach Süden ausgerichtete Dachfläche von 55 m².
Neue Heizungsanlage: Der Hauptwärmeerzeuger ist entweder ein Gas-Brennwertkessel, eine Außenluft-Wärmepumpe oder ein Holzpellet-Brennwertkessel mit Partikelabscheider. Ergänzend ist teils eine Solarthermieanlage daran gekoppelt, so dass die Sonne einen Teil des Warmwasser- oder auch des Heizwärmebedarfs liefert.
Wärmeschutz des Hauses: In einer Variante ermittelten wir die Kosten und Umweltwirkung für den Fall, dass zusätzlich zum neuen Gas-Brennwertkessel mit Solaranlage auch der Wärmeschutz des Hauses verbessert wird: Dämmung der Außenwand, der untersten und obersten Geschossdecke sowie Fenstertausch mit Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung.
Kosten
Wir berechneten jährliche Gesamtkosten für den Wärmebedarf nach der Annuitätenmethode gemäß VDI 2067 als Summe von Verbrauchskosten (Brenn- und Betriebsstoffe), Betriebskosten (Wartung, Instandhaltung,Reparatur) und kapitalgebundenen Kosten (jährliche Abschreibung bei typischer Nutzungsdauer). Die Investitionskosten entsprechen den in der Vergangenheit gemäß Marktanreizprogramm im Rahmen der Förderung tatsächlich abgerechneten Kosten für Kauf und Installation der Heizungsanlagen. Für einen Betrachtungszeitraum von 15 Jahren wurden obendrein Preissteigerungen geschätzt, etwa für Strom und Brennstoffe. Wir berücksichtigten neben den Investitionskosten (inklusive Installation) die mögliche Förderung (Bafa-Förderung). Zusätzlich bestimmten wir die jährlichen laufenden Ausgaben für Verbrauch und Betrieb (also inklusive Wartung und Reparatur, aber ohne kapitalgebundene Kosten).
Klima- und Umweltbelastung
Basis für unsere Berechnungen ist der jährliche Primärenergieaufwand für den Wärmebedarf (Kumulierter Energieaufwand KEA): Er berücksichtigt alle nicht-erneuerbaren energetischen Aufwendungen, die zur Herstellung, Nutzung (bis 2035) und Entsorgung der Heizsysteme notwendig sind – inklusive Gewinnung, Transport und Aufbereitung der Energieträger. Der Betrachtungszeitraum betrug auch hier 15 Jahre. Bei den Berechnungen mit der Software „ecoinvent“ wurde – unter Berücksichtigung des Aufwands für den Bau der Infrastruktur, die größtenteils mit nicht erneuerbarer Energie hergestellt wird – für Erdgas ein Primärenergiefaktor von zirka 1,2 (Mittelwert 2020 bis 2035) angenommen. Der Primärenergiefaktor von Strom hängt stark davon ab, wie schnell in den nächsten Jahren und Jahrzehnten der Kohleanteil im Strommix abnimmt. Wir rechneten – ebenfalls mit Berücksichtigung der baulichen Infrastruktur – mit einem Mittelwert von etwa 1,14 für unseren Betrachtungszeitraum von 2020 bis 2035.
Zusätzlich geben wir die jeweilige Primärenergie-Einsparung im Vergleich zu alten Kesseln an, bezogen auf einen alten Öl- und einen alten Gasheizkessel. Ergänzend haben wir den Anteil erneuerbarer Energien an der Deckung des Wärmebedarfs ermittelt.
Welche Heizung sich für wen rechnet
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- Gas- und Ölheizungen, die mehr als 30 Jahre alt sind, müssen ausgetauscht werden. So will es das Gebäudeenergiegesetz. Welche Regeln Hauseigentümer noch kennen sollten.
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- Der Staat fördert die energetische Sanierung mit Krediten und Zuschüssen. Auch für Bau oder Hauskauf gibt es Fördermittel. Unser Rechner zeigt die aktuellen Konditionen.
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- Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern sollten den Herbst zum Anlass für einen kleinen Heizungs-Check nehmen: Arbeitet der Kessel noch mit einer alten Pumpe? Erwärmen...
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@Louizz: Ihren Kommentar nehmen wir gerne als Testanregung auf und leiten sie an das zuständige Untersuchungsteam weiter. Wann eine entsprechende Untersuchung durchgeführt wird, lässt sich momentan allerdings noch nicht übersehen. Die Vorschau auf das jeweils kommende Heft finden Sie unter https://www.test.de/shop/test-hefte/vorschau/
Schade, dass Sie trotz des sicher aufgrund der aktuellen Entwicklung bei zahlreichen Hausbesitzerinnen und Hausbesitzern bestehenden Interesses an einem Test von Wärmepumpen nicht konkreter in den monatlichen Ausgaben auf dieses Thema eingehen und stattdessen auf eine kostenpflichtige und dazu noch recht teure Sonderausgabe verweisen. Ich würde mir wünschen, dass diesem wichtigen Thema deutlich mehr Raum in den monatlichen Ausgaben eingeräumt wird.
Die auf Test.de recherchierten Beiträge sind teilweise so alt, dass sie keinen Mehrwert generieren.
@Merrill: Wir freuen uns über Ihre Wertschätzung und die Testanregungen. Allerdings sind die von Ihnen genannten Untersuchungen der Wärmepumpen, Solarthermie- und Photovoltaikanlagen sehr zeitaufwendig, so dass eine kurzfristige Umsetzung hier leider schwierig ist.
In diesem Fall sind die individuellen Beratungen durch Energieberater der Verbraucherzentralen zielführender.
Bitte beachten Sie auch, dass im November ein Ratgeber der Stiftung Warentest zum Thema Wärmepumpen erscheint, in dem die wichtigsten Aspekte für die Anschaffung von Wärmepumpen ausführlich behandelt werden. Das Buch bietet Bauherren und Sanierern konkrete Entscheidungshilfen zur Auswahl des passenden Wärmepumpensystems. Darüber hinaus finden Leser genaue Informationen zur richtigen Auslegung der Anlage und praktische Hinweise, wie der Ertrag einer Wärmepumpe auf die eigene Situation angepasst und optimiert werden kann.
https://www.test.de/shop/eigenheim-miete/waermepumpen-fuer-heizung-und-warmwasser-sp0659/
Wärmepumpen haben im Wohnungsneubau bereits über 50% Marktanteil, davon über 80% Luftwasser-Wärmepumpen. Der Austauch von über 10 Millionen (!) Altheizungen gegen Wärmepumpen ist zudem eines der wichtigsten Politikaufgaben des kommenden Jahrzehnts, um die CO2-Einsparungsziele zu erreichen.
Einen TEST zu Wärmepumpen gibt es jedoch von Stiftung Warentest unverändert nicht. Wann gibt es diesen endlich?
Und bei der Gelegenheit auch: Wann gibt es mal wieder Tests zu Solarthermie- und Photovoltaik-Anlagen sowie zu Pelletsheizungen. Die Tests hierzu sind 10-15 Jahre alt und die damals getesteten Produkte nicht mehr am Markt erhältlich.
@alle: Wir möchten nochmals darauf hinweisen, dass wir keine Bewertungen zu Internetseiten geben können, die nicht vergleichsweise in einem Test stehen.