Wärmebild­kamera Heiße Fotos mit dem Smartphone

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Wärmebild­kamera - Heiße Fotos mit dem Smartphone

© Stiftung Warentest

Wärmebilder machen Verborgenes sicht­bar: Lieb­haber der heimischen Fauna können nacht­aktiven Tieren nach­spüren, Häuslebauer decken Pfusch am Bau auf. Wärmebild­kameras kosten deutlich mehr als 1 000 Euro. Nun wird diese Technik mit der Kamera Flir One für 299 Euro erschwing­lich. Der Schnell­test klärt, ob die Temperatur­angaben genau genug für Profis sind.

Varianten für Android und iOS

Die One-Kamera gibt es zum gleichen Preis und mit identischer Funk­tion für Android und iPhone. Die Apple-Variante der Kamera hat den ab iPhone 5 üblichen Light­ning-Anschluss. Die Android-Variante hat einen Stecker für Micro-USB, unterstützt nach Angabe des Anbieters aber nur die Samsung-Smartphones Galaxy S5, S6, S7 und S7 plus ohne Einschränkung. Allerdings sollte sie mit jedem Smartphone funk­tionieren, das die Funk­tion USB-OTG bietet und auf dem Android in der Version 4.4 (KitKat) läuft.

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So wird angedockt

Die Kamera wird über ihren Micro-USB- beziehungs­weise Light­ning-Stecker mit dem Smartphone verbunden. Der Anschluss gibt der Kamera mecha­nischen Halt und über­trägt die Daten zur kostenlos im App- oder Play-Store erhältlichen App Flir One, mit der die Kamera bedient wird. Eine zusätzliche mecha­nische Verbindung für mehr Halt gibt es nicht. Ihre Energie bezieht die Kamera aus ihrem internen Akku. Das schont den Smartphone-Akku. Aufgeladen wird sie über eine Micro-USB-Buchse. Das gilt auch für die Apple-Variante. Hier ist neben dem Ladegerät mit Light­ning-Anschluss fürs Smartphone ein separates Ladegrät oder -Kabel mit Micro-USB für die Kamera erforderlich.

So wird die Kamera bedient

Die Oberfläche orientiert sich an üblichen Kamera-Apps. Auf der rechten beziehungs­weise unteren Seite befinden sich Auslöse-Knopf, Zugriff auf die zuletzt aufgenom­menen Bilder sowie Umschalt­möglich­keiten für Farb­skala und Modi (Foto, Video, Panorama, Zeitraffer). In der eng­lisch­sprachigen App können Nutzer zum Beispiel die Einheiten (Grad Celsius oder Fahrenheit) einstellen und die Selbst­kalibrierung starten. Optional speichert die Kamera GPS-Daten in den Bild­informationen.

Zwei Kameramodule im Einsatz

Wärmebild­kamera - Heiße Fotos mit dem Smartphone

Über­raschung im Wärmebild: Das Bürotelefon ist wärmer (hell, rot-gelb) als die Umge­bung (blau-schwarz). © Stiftung Warentest

In der Flir One stecken zwei Kameramodule: Eine optische Kamera mit der VGA-Auflösung 640 x 480 sowie eine Wärmebild­kamera mit 160 x 120 Pixeln. Die mit dem VGA-Bild erfassten Konturen werden hervorgehoben und über das gleich­zeitig aufgenom­mene Infrarot­bild gelegt. So lassen sich etwas mehr Details als nur mit der Wärmebild­kamera darstellen. Eine Wischbewegung über das aufgenom­mene Bild zieht das Wärmebild hoch. Darunter kommt das VGA-Bild zum Vorschein. Die zwei neben­einander liegenden Objektive erzeugen bei kurzen Objekt-Distanzen allerdings einen Parallaxe-Effekt. Das heißt: Durch den unterschiedlichen Blick­winkel der beiden Objektive wirken Objekte verschoben. Dieser Effekt kann über die App manuell ausgeglichen werden.

Wärmebild­kamera - Heiße Fotos mit dem Smartphone

Ein Fingerwisch über den Touchs­creen öffnet den Blick auf die untere Ebene, auf das im normalen Licht­spektrum aufgenom­mene Bild. © Stiftung Warentest

Thermies statt Selfies

Dank des beidseitig steck­baren Light­ning-Anschlusses kann die Flir One beim iPhone sowohl nach vorne für Selfies (vom Hersteller als Thermies bezeichnet) als auch regulär nach hinten ausgerichtet werden. Bei Android-Telefonen ist die reguläre Verwendung nur mit normgerechten USB-Buchsen möglich, beispiels­weise mit Samsung-Smartphones. Geräte etwa von HTC haben bisweilen eine entgegen­gesetzt einge­baute USB-Buchse: Ohne ein gesondertes Mirco-USB-Verlängerungs­kabel nehmen sie lediglich Thermies auf.

Flir One im Vergleich mit professionellen Wärmebild­kameras

Wir verglichen die Flir One mit einer professionellen Wärmebild­kamera, die einen fünf­stel­ligen Betrag kostet. Die One kann nicht auf die Umge­bungs­temperatur und nur grob auf den Emissions­grad des zu messenden Objekts einge­stellt werden. Der Emissions­grad drückt vereinfacht aus, wie viel Umge­bungs­temperatur von der Oberfläche reflektiert wird. So hat eine matte Wand beispiels­weise einen hohen Emissions­grad, während Glas einen sehr nied­rigen hat. Ein weiterer Unterschied ist die beim Profimodell ungleich höhere Auflösung, der weniger Details entgehen.

Fazit: Nützlich – aber nicht so genau wie Profigeräte

Die Flir One ist weitest­gehend selbst­erklärend. Solange das Umge­bungs­licht hell genug ist, hat sie eine ansprechende Bild­qualität mit ausreichend Details. Die Temperatur­angaben sind plausibel. Die Kamera genügt spielerischen Zwecken wie der Tier­beob­achtung und zum Erkennen von Problemen wie undichten Fens­tern. Eine genaue Messung ist mit Hilfe der Flir One aber nicht möglich, hierfür fehlen die manuellen Einstellungs­möglich­keiten und Ausstattungs­merkmale der professionellen Geräte. Beweise, etwa bei Bauschäden, muss ein Sach­verständiger mit seiner Profikamera erbringen.

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