
130 Euro Provision soll Verivox für jeden Neukunden vom Stromanbieter Teldafax bekommen haben. Doppelt so viel wie in der Branche üblich. Das berichtet das Handelsblatt. Teldafax ist inzwischen pleite. Hunderttausende Kunden bangen um ihre Vorauszahlungen. Sie fragen, wie die Stiftung Warentest Verivox mit sehr gut beurteilen konnte. test.de klärt auf.
Beste Datenbank im Test
Im September 2008 untersuchte die Stiftung Warentest elf Stromtarifrechner im Internet. Wichtigstes Prüfkriterium: Zeigen die Stromportale alle verfügbaren Tarife? Ergebnis: Verivox hat als einziges Portal fast immer die verfügbaren Tarife gefunden. Dem Verbraucher ging hier nur selten ein Angebot durch die Lappen.
Verivox verkauft Analysen aus Kundendaten
Im Test aus dem Jahr 2008 steht weiterhin: Wie die meisten Tarifrechner finanziert sich auch Verivox durch Werbeeinnahmen, Provisionen und Branchendienste. Auf der Internetseite wirbt Verivox ganz offen: „Durchschnittlich greifen Verbraucher monatlich über 6,5 Millionen Mal auf den Verivox-Tarifrechner zu. Die Analyse der direkt am Point of Sale generierten Energieverbraucherdaten lässt Rückschlüsse auf Kundenverhalten, Kundenwünsche und Präferenzen des Kunden bei der Auswahl des Energieanbieters zu. Der Vorteil für Sie als Energieversorgungsunternehmen ist, dass Sie Ihre Produkte exakt auf dieses Kundensegment ausrichten können.“
Billigste Angebote mit Haken
Mit diesem Wissen können Energieversorger ihre Tarife so gestalten, dass sie in den Preissuchmaschinen weit vorn erscheinen. Das schaffen sie zum Beispiel mit hohen Neukundenboni, die für das erste Vertragsjahr große Ersparnisse suggerieren. Oder mit Vorauskassetarifen, Kautionen und Sonderabschlägen wie im Fall von Teldafax. Die Stiftung Warentest warnt seit Jahren vor solchen Tarifen.
Tipps
- Deaktivieren Sie im Tarifrechner die voreingestellten Häkchen für Vorauskasse, Kaution und Neukundenbonus.
- Wenn Sie die Vergleichsportale nicht mit Provisionen unterstützen möchten, dann können Sie sich auch direkt beim neuen Stromversorger anmelden.
[Update: 27.09.2011] Beitrag bei Wiso
test-Chefredakteur Hubertus Primus war zum Thema gestern Abend Gast beim ZDF-Wirtschaftsmagazin Wiso. Im Interview forderte er Mindeststandards für Vergleichsportale und eine Überwachung durch die Bundesnetzagentur:
zum Beitrag von Wiso [Ende Update]
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- Nur Vergleichsportale listen aktuelle Preise für Strom- und Gastarife. Die Stiftung Warentest hat acht untersucht und zeigt, wie Sie mit ihnen günstige Tarife finden.
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- Ob sich eine Wärmepumpe rechnet, hängt stark davon ab, wie teuer der Strom für ihren Betrieb ist. Wir nennen günstige Tarife, auch für Nachtspeicherheizungen.
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- Dubiose Rechtsanwälte werben dafür, Geld von Strom- und Gasversorgern zurückzufordern. Sie gehen dabei forsch vor. Energiekunden sollten aber vorsichtig sein:...
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Ich bin seit einigen Jahren "Kunde" bei Verivox. In all der Zeit hat sich Verivox zu einem Betrieb entwickelt, der dem Grundatz der Gewinnmaximierung, nicht aber der seriösen Kundenberatung entspricht.
Diesem Vergleichsportal sollte man mit der höchsten Vorsicht begegnen.
Sie empfehlen bis dato u.a. Stromunternehmen mit mafiosen Geschäftsmethoden, wie beispielsweise ExtraEnergie.
Also, in einem Dialog mit Verivox und eKomi hat sich ergeben dass Verivox natürlich Provisionen mit den Stromversorgern erhält, aber in welcher Höhe - darüber wurden Geheimhaltungsklauseln in den Verträgen vereinbart und das ist schon mal sehr anrüchig! Wer Geheimhaltung vereinbart hat etwas zu verbergen was andere nicht wissen sollen und das auf Kosten der Klientel ist ein großer, offensichtlicher Schmu. Diese Kosten werden nämlich letztendlich beim Stromanbieter für den Kunden mit einkalkuliert und verteuern den Strom unnötig und vor allem unbekannt hoch (weil mutwillig geheim gehalten)! Verivox hat meinen Eingangsvorwurf, der sehr scharf ist veröffentlicht, Hut ab davor, aber die relevanten Dinge des Dialogs natürlich nicht! Das Geheimhaltung bei den Vertragsverhandlungen vereinbart wurde, darauf hatte Verivox angeblich keinen Einfluss!? Aber Hallo, wie geht das denn? Das riecht alles nach sehr unseriös und deshalb wäre ein großer Bogen um Verivox empfehlenswert.
Den Hinweis "Wenn Sie die Vergleichsportale nicht mit Provisionen unterstützen möchten, dann können Sie sich auch direkt beim neuen Stromversorger anmelden." finde ich ziemlich daneben, denn eine solche Plattform, die ja auch enorme Kosten durch Server und Personal hat, muss auch etwas verdienen. Das kann nur entweder durch Provisionen geschehen (dann ist der Service für den Verbraucher kostenlos), oder durch Beiträge der Nutzer, und das will die große Mehrheit ja nicht.
Obiger Hinweis kommt aber dem Verhalten "Ware im Ladengeschäft angucken und günstiger im Internet bestellen" gleich, was langfristig Ladengeschäfte kaputt machen wird. Ich kaufe auch sehr viel im Internet, aber wenn ich mir etwas im Laden anschaue, dann kaufe ich es auch dort.
Und wer Vergleichsportale kostenlos nutzt, sollte ihnen auch die Provision gönnen.
Sofern sich die Vorwürfe über das derzeit umstrittene Wechselportal Vervox bestätigen sollten, wäre Verivox auf das Niveau einer Drückerkolonne geschrumpft. Ohnehin steht schon heute fest, das Verivox hunderttausende Verbraucher zu Teldafax gelotst hat, auch wenn diese "mit den Verivox-Richtlinien" nicht übereinstimmende Tarifbedingungen einforderten. Ohnehin stellt sich mir die Geschmäckle-Frage, passen Provision und Neutralität überhaupt zusammen? Die Tester sind aufgefordert, zukünftig nach provisionsbelasteten und provisionsfreien Vergleichern zu testen. Aber nur wie bisher nach der Tarifmenge zu prüfen, wäre dann allerdings doch zu dürftig.
Gemeint war @Paule75 und nicht, sorry, @kullerkeks.