Interview: Deutschlernen ist der erste Schritt

Constanze Janda
Constanze Janda ist Professorin für Arbeits- und Sozialrecht an der SRH-Hochschule Heidelberg. Sie erforscht die Schnittstellen zwischen Sozialrecht und Migrationsrecht und beschäftigt sich mit den Bleibeperspektiven von Flüchtlingen. Ihr Schwerpunkt liegt im Recht der Existenzsicherung.
Rund 69 000 Kinder und Jugendliche sind in den vergangenen Jahren aus ihren Heimatländern geflohen und leben in Deutschland. Welches sind die Fluchtgründe?
Janda: Viele werden von ihren Familien allein nach Europa geschickt, andere haben ihre Angehörigen verloren. Gründe für die Flucht sind Kriege, bewaffnete Konflikte und wirtschaftliche Not. Teils droht auch der Einsatz als Kindersoldat, Zwangsheirat oder Genitalverstümmelung bei Mädchen.
Welche Schritte helfen, Minderjährige zu integrieren?
Janda: Zunächst ist es wichtig, dass die jungen Menschen Deutsch lernen und einen Schulabschluss machen. Danach geht es um einen Studienplatz, eine Ausbildung oder ein Beschäftigungsverhältnis, das es ermöglicht, finanziell auf eigenen Füßen zu stehen. Außerdem sollte den Jugendlichen Zeit eingeräumt werden, die deutsche Kultur und ihre Werte kennenzulernen. Dann kann Integration gelingen.
Was halten Sie von der ehrenamtlichen Vormundschaft?
Janda: Wegen der hohen Belastung der Jugendämter ist dieses zivilgesellschaftliche Engagement zu begrüßen. Jeder, der eine Vormundschaft übernimmt, sollte sich jedoch über die Verantwortung im Klaren sein. Von Vorteil sind Rechtskenntnisse, denn ein Vormund begleitet den Minderjährigen bei der Anhörung im Asylverfahren und ist vor Ort dabei. Er kann als Beistand in dem Verfahren viel bewirken.